Die deutsche Biotechnologie-Branche 2014
Das Jahr 2013 war aus wirtschaftlicher Perspektive ein durchwachsenes Jahr für die Biotechnologie-Branche. Trotz verbesserter Finanzierungen an der Börse gingen die Umsatz- und Mitarbeiterzahlen zurück. Das belegen die Ergebnisse der aktuellen Biotechnologie-Firmenumfrage, die biotechnologie.de im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung Anfang dieses Jahres durchgeführt hat. Diesmal wurden auch die Zahlen der Forschungslandschaft zur Biotechnologie in einer eigenen Erhebung erfasst.
Tätigkeitsfelder
Als Querschnittstechnologie ist die Biotechnologie für eine große Vielfalt von Fachdisziplinen von Bedeutung. Etliche der befragten Einrichtungen und Institute sind daher in unterschiedlichsten Tätigkeitsfeldern aktiv. Im Rahmen der Umfrage konnten sie sich deshalb mehreren Gebieten gleichzeitig zuordnen.
Eines der größten Forschungsthemen innerhalb der Biowissenschaften stellen Fragestellungen zu Medizin und Gesundheit dar. Ob Krebs- und Herzforschung, Infektionsbiologie, Zellbiologie oder Immunologie, Stammzellforschung, Regenerative Medizin oder Tiergesundheit – die Bandbreite möglicher Themen ist immens, fast jeder universitäre Hochschulstandort hat zu irgendeinem Gesundheitsaspekt Forschungsaktivitäten vorzuweisen und oftmals spielen biotechnologische Methoden und Verfahren hierbei eine entscheidende Rolle. 85 % der befragten Institute hat sich daher der „roten“ Biotechnologie zugeordnet. Die Gesundheitsforschung ist bei den außeruniversitären Einrichtungen ebenfalls von großer Bedeutung, mehr als zwei Drittel der Einrichtungen sind hier aktiv. Dies gilt insbesondere für die Helmholtz-Gemeinschaft, die im Rahmen der sechs neu geschaffenen Nationalen Zentren der Gesundheitsforschung eine tragende Rolle spielt. Und auch bei sieben von elf Instituten der Ressortforschung ist die medizinische Biotechnologie einer der Schwerpunkte.
Auf dem Gebiet der industriellen Biotechnologie wird in Deutschland an rund 50 Universitäten geforscht. Das mag überraschen, da dieses Gebiet, das Forschungsdisziplinen wie die Bioverfahrens- oder Prozesstechnik, die mikrobielle Genomforschung oder die Lebensmitteltechnologie umfasst, in der öffentlichen Wahrnehmung eher unterrepräsentiert ist. Dennoch kann Deutschland hier mit seiner starken ingenieurwissenschaftlichen Tradition vor allem an Technischen Universitäten punkten. Als kleine Hochburgen der „weißen“ Biotechnologie erweisen sich auch die Fachhochschulen, mit ihren erwartungsgemäß guten Verbindungen zur Industrie: An zwei Dritteln der biotechnologisch aktiven Fachhochschulen ist die industrielle Biotechnologie ein Thema.
Auch die Pflanzenbiotechnologie spielt in der deutschen Forschungslandschaft eine wichtige Rolle. Diese verteilt sich auf ganz unterschiedliche Wissensgebiete, darunter die Pflanzengenom- und Agrarforschung, die Ernährungswissenschaft sowie Teile der Bioenergieforschung. Ebenso zerstreut gestaltet sich die Forschungslandschaft. An knapp 40 Universitäten und 13 außeruniversitären Forschungseinrichtungen wird auf dem Feld der „grünen“ Biotechnologie geforscht. Von besonderer Bedeutung ist hier etwa das Leibniz-Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK) in Gatersleben bei Magdeburg. Außerdem sind die meisten Einrichtungen der Ressortforschung in der Pflanzenbiotechnologie aktiv, so etwa das Julius-Kühn-Institut, das Johann Heinrich von Thünen-Institut oder das Max-Rubner-Institut.