Die deutsche Biotechnologie-Branche 2014
Das Jahr 2013 war aus wirtschaftlicher Perspektive ein durchwachsenes Jahr für die Biotechnologie-Branche. Trotz verbesserter Finanzierungen an der Börse gingen die Umsatz- und Mitarbeiterzahlen zurück. Das belegen die Ergebnisse der aktuellen Biotechnologie-Firmenumfrage, die biotechnologie.de im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung Anfang dieses Jahres durchgeführt hat. Diesmal wurden auch die Zahlen der Forschungslandschaft zur Biotechnologie in einer eigenen Erhebung erfasst.
Budget
Im Jahr 2012 standen den Einrichtungen, die sich mit biotechnologischen Fragestellungen beschäftigen, insgesamt 3,7 Milliarden Euro zur Verfügung. Dieser Betrag repräsentiert das Gesamtbudget aller befragten 739 Institute. Das Geld wurde daher nur zum Teil und nicht ausschließlich für die biotechnologische Forschung ausgegeben. Zum Betrag gehören auch Drittmittel in Höhe von 1,5 Milliarden Euro, die für einzelne Projekte eingeworben wurden.
Die 128 außeruniversitären Forschungsinstitute, die biotechnologisch tätig sind, machen davon den Löwenanteil aus. Sie haben im Jahr 2012 über 2,37 Milliarden Euro verfügt und 756 Millionen Euro an Drittmitteln eingeworben. Durchschnittlich konnte jede Einrichtung also mit 24,5 Millionen Euro rechnen. Demgegenüber hatten die Universitäten und ihre jeweiligen Institute für ihre biotechnologischen Aktivitäten ein deutlich schmaleres Budget von jährlich knapp 900 Millionen Euro, die Drittmittel beliefen sich auf rund 677 Milionen Euro.
Außeruniversitäre Forschungseinrichtungen
Ein detaillierterer Blick auf die außeruniversitären Forschungseinrichtungen zeigt, dass die Lebenswissenschaften, und damit auch die Biotechnologie, einen bedeutenden Posten im Budget einnehmen. Innerhalb der 18 Forschungszentren der Helmholtz-Gemeinschaft, die sich auf sechs Forschungsbereiche verteilen, werden biotechnologische Themen hauptsächlich in den Forschungsbereichen Gesundheit und Energie bearbeitet. Die 34 befragten Institute verfügten 2012 über ein Budget von 907 Millionen Euro, darunter 223 Millionen an Drittmitteln.
Max-Planck-Gesellschaft
Mit 29 biotechnologisch aktiven Instituten ist die Max-Planck-Gesellschaft ein weiterer wichtiger Akteur in der biotechnologischen Forschung in Deutschland. 510 Millionen Euro (davon Drittmittel: 142 Millionen Euro) und damit ein Viertel des Gesamtbudgets wurden 2012 aufgewendet, um biotechnologische Fragestellungen anzugehen.
Leibniz-Gemeinschaft
Mit einem Budget von 362 Millionen Euro (Drittmittel: 88,5 Millionen Euro) im Jahr 2012 ist die Leibniz-Gemeinschaft ein drittes Schwergewicht der außeruniversitären biotechnologischen Forschung in Deutschland. Die Forschungseinrichtungen der Leibniz-Gemeinschaft sind in fünf verschiedene Sektionen unterteilt, darunter befindet sich eine Sektion mit dem Fokus Lebenswissenschaften. Aber auch außerhalb dieses Schwerpunkts sind verschiedene Leibniz-Institute biotechnologisch aktiv.
Fraunhofer-Gesellschaft
In der Fraunhofer-Gesellschaft gibt es seit 2001 den Fraunhofer-Verbund Life Sciences, zu dem sich sechs Fraunhofer-Institute und eine Fraunhofer-Einrichtung zusammengeschlossen haben, um die biologischen, biomedizinischen, pharmakologischen und toxikologischen Kompetenzen zu bündeln. Darüber hinaus hat sich 2011 das Konsortium „Biomoleküle vom Band“ gegründet, um mit Unterstützung des BMBF die nächste Generation an Bioreaktoren zu entwickeln. Die 15 in der Umfrage erfassten Fraunhofer-Institute hatten im Jahr 2012 insgesamt 224 Millionen Euro zur Verfügung. Aufgrund des prinzipiell starken Fokus der Fraunhofer-Gesellschaft auf anwendungsbezogene Forschungsarbeiten ist der Drittmittelanteil mit 157 Millionen Euro vergleichsweise hoch.
Kleine Forschungszentren
29 Institute wiederum sind keiner der großen Forschungsgemeinschaften zuzurechnen und oft auf gesonderte Initiativen zurückzuführen. Ein Beispiel dafür ist das Forschungszentrum Caesar in Bonn, das auf dem Gebiet der Neurowissenschaften tätig ist. Als Folge des Berlin-Bonn- Gesetzes zur Förderung des Wissenschaftsstandortes Bonn wurde das „Center of Advanced European Studies“ im Jahr 1995 vom Bund zusammen mit dem Bundesland Nordrhein-Westfalen gegründet. Seit 2006 hat die Max-Planck-Gesellschaft die Verantwortung übernommen und das Caesar an die MPG assoziiert. Derartige außeruniversitäre Forschungsinstitute sind ein weiterer wichtiger Baustein der biotechnologischen Forschungslandschaft. Im Jahr 2012 hatten sie mehr als 367 Millionen Euro (Drittmittel: 146 Millionen Euro) an Forschungsmitteln zur Verfügung.
DFG größter Drittmittelgeber
Viele Forschungsprojekte in der Biotechnologie werden über Drittmittel finanziert. Zu den größten Drittmittelgebern in Deutschland gehört die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG). Hier zählen die Lebenswissenschaften, inklusive der Biotechnologie, zu den größten Posten. Laut dem Förderatlas 2012 investierte die DFG im Zeitraum von 2008 bis 2010 für die Lebenswissenschaften Fördergelder von insgesamt weit mehr als zwei Milliarden Euro.