Die deutsche Biotechnologie-Branche 2014
Das Jahr 2013 war aus wirtschaftlicher Perspektive ein durchwachsenes Jahr für die Biotechnologie-Branche. Trotz verbesserter Finanzierungen an der Börse gingen die Umsatz- und Mitarbeiterzahlen zurück. Das belegen die Ergebnisse der aktuellen Biotechnologie-Firmenumfrage, die biotechnologie.de im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung Anfang dieses Jahres durchgeführt hat. Diesmal wurden auch die Zahlen der Forschungslandschaft zur Biotechnologie in einer eigenen Erhebung erfasst.
Entwicklung der Umsätze und F&E-Aufwendungen
Anders als in den Jahren zuvor zeigte sich im 2013 beim Umsatz eine Stagnation – zum ersten Mal seit 2009. Die Zielmarke von drei Mrd. Euro Umsatz im Jahr ist mit einer Summe von 2,86 Mrd. Euro damit wieder etwas weiter in die Ferne gerückt (2012: 2,94 Mrd. Euro). Die in die Statistik eingeflossenen Erlöse stammen sowohl aus dem Verkauf von Produkten und Dienstleistungen als auch aus Vorab- und Meilensteinzahlungen, die durch Lizenzverträge in die Firmen flossen. Anders der Trend bei den Ausgaben für Forschung und Entwicklung (F&E): Hier setzten sich die rückläufigen Investitionen fort. 2013 wurden 899 Mio. Euro für F&E-Projekte ausgegeben, gegenüber dem Vorjahr ein Minus von knapp 4 % (2012: 937 Mio. Euro).
"Rote" Biotechnologie bleibt Umsatzstark
Innerhalb der unterschiedlichen Anwendungsfelder der Biotechnologie gibt es dabei zum Teil entgegengesetzte Entwicklungen. Die „rote“ Biotechnologie ist mit einem Anteil von zwei Dritteln und einer Gesamtsumme von 1,94 Mrd. Euro weiterhin der bedeutendste Umsatzbringer. Dennoch ging die Zahl um 4 % zurück. Im Jahr zuvor wurde noch ein Plus von knapp 11 % vermerkt. Ein Umsatzwachstum konnte indes erneut die industrielle Biotechnologie vorweisen. Hier stiegen die Zahlen um 6 % auf 206 Mio. Euro (2012: 193 Mio. Euro). Ähnlich positiv entwickelt sich offenbar weiterhin der Markt für Firmen mit nicht-spezifischen Dienstleistungen (661 Mio. Euro) oder Bioinformatik-Anwendungen (28 Mio. Euro). Zwar sind die Wachstumsraten im Vergleich zum Vorjahr geringer ausgefallen, aber immer noch da. Aufgrund der sinkenden Unternehmenszahlen ist der Umsatz der in der Pflanzenbiotechnologie aktiven Firmen rückläufig: Nach 44 Mio. Euro im Jahr 2012 betrug er 2013 nur noch 31 Mio. Euro (-29 %). Die wirtschaftliche Bedeutung der Biotechnologie ist allerdings wesentlich größer, als aus dem Umsatz der dedizierten Firmen hervorgeht. Ein weitaus größerer Teil der mit Hilfe biotechnologischer Verfahren erzielten Umsätze – etwa mit Biopharmaka, Diagnostika oder Reagienzien – wird in den 130 sonstigen biotechnologisch aktiven Unternehmen erwirtschaftet. Dieser wird im Rahmen dieser Umfrage aber nicht erfasst. Insbesondere in der Medizin gehören Biotech-Medikamente zu den umsatzstärksten Arzneimitteln, aber auch in der Chemie und in anderen Sektoren wie der Kosmetikindustrie erzielen Biotech-Produkte bereits hohe Summen an Umsatz.
Weniger Geld für F&E
Weiterhin rückläufig entwickelt sich hingegen der F&E-Bereich. Im Jahr 2008 hatten die dedizierten Biotech-Unternehmen zuletzt mehr Geld in F&E gesteckt. Seitdem stagnieren bzw. sinken die Zahlen – in diesem Jahr um rund 4 %. Mit 720 Mio. Euro trugen Unternehmen der medizinischen Biotechnologie den Großteil der F&E-Kosten (2012: 748,9 Mio. Euro), im Vergleich zum Vorjahr ein Minus von 3,9 %. Ein ähnlich hohes F&E-Budget wie im Vorjahr (2012: 47 Mio. Euro) hatten die Unternehmen der industriellen Biotechnologie (48 Mio. Euro). Im Bereich Pflanzenbiotechnologie machte sich der insgesamt negative Trend bemerkbar: Statt 25 Mio. Euro (2012) wurden nur noch 16 Mio. Euro investiert (-36,5 %). Lediglich die F&E-Aufwendungen bei den Unternehmen im Bereich nicht-spezifischer Dienstleistungen lagen 2013 etwas höher (106 Mio. Euro). 2012 wurden hier 103 Mio. Euro investiert.
Insgesamt belegen die Zahlen eine schwierige Finanzierungssituation, die sich deutlich auf die F&E-Ausgaben auswirkt. Wo nicht an neuen Produkten geforscht wird, kann langfristig kein Mehrwert erzielt werden. Nur ein Wandel in den Rahmenbedingungen von Innovationsfinanzierungen wird hier zu signifikanten Veränderungen führen.