Die deutsche Biotechnologie-Branche 2014
Das Jahr 2013 war aus wirtschaftlicher Perspektive ein durchwachsenes Jahr für die Biotechnologie-Branche. Trotz verbesserter Finanzierungen an der Börse gingen die Umsatz- und Mitarbeiterzahlen zurück. Das belegen die Ergebnisse der aktuellen Biotechnologie-Firmenumfrage, die biotechnologie.de im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung Anfang dieses Jahres durchgeführt hat. Diesmal wurden auch die Zahlen der Forschungslandschaft zur Biotechnologie in einer eigenen Erhebung erfasst.
Mitarbeiterstruktur
Mit Blick auf die Mitarbeiterzahlen ist die Biotechnologie-Branche ein dynamischer Arbeitsmarkt. Für leichtes Wachstum sorgten die 130 sonstigen biotechnologisch aktiven Firmen. Dazu gehören unter anderem Konzerne aus der Pharma-, Chemie- und Lebensmittelindustrie. In den biotechnologisch ausgerichteten Bereichen dieser Unternehmen waren im Jahr 2013 insgesamt 18.450 Mitarbeiter tätig. Gegenüber dem Vorjahr (2012: 17.760) entspricht dies einem Plus von knapp 4 %. Bei den dedizierten Biotechnologie-Unternehmen wiederum ging die Anzahl der Mitarbeiter zurück, obwohl die absolute Zahl an Unternehmen leicht gestiegen ist. Im Jahr 2013 waren insgesamt 16.950 Mitarbeiter in den 570 dedizierten Biotech-Unternehmen Deutschlands beschäftigt. Das Minus zum Vorjahr beziffert sich auf 2,7 %. 2013 ergibt sich damit eine minimal gestiegene Zahl von 35.400 Menschen (+1 %), die aktuell in der kommerziellen Biotechnologie arbeiten (2012: 35.190).
Die geografische Verteilung der Arbeitsplätze in der Biotechnologie lässt sich anhand der Anzahl der Unternehmen in den einzelnen Bundesländern ableiten (vgl. Abb.). So sind die meisten Arbeitnehmer von dedizierten Biotechnologie-Unternehmen in Nordrhein-Westfalen (3.680) angesiedelt, wobei hier die größten deutschen Biotech-Unternehmen Qiagen und Miltenyi für die Masse an Beschäftigten verantwortlich sind. An zweiter und dritter Stelle folgen Bayern (3.380) und Baden-Württemberg (2.580). Im Vergleich zum Vorjahr haben sich die Zahlen in diesen Bundesländern allerdings leicht rückläufig entwickelt. Gleiches gilt für Schleswig-Holstein (200) und Sachsen-Anhalt (300). Anders in Hessen: Mit 1.480 Arbeitsplätzen zog das Bundesland an Berlin (1.430) vorbei auf Rang 4. Auch Hamburg (800) konnte im Vergleich zum Vorjahr zulegen.
Ein Blick auf die durchschnittliche Größe der dedizierten Firmen zeigt, dass die Mehrheit immer noch sehr klein ist. Fast jede zweite Firma (46,0 %) zählt weniger als zehn Mitarbeiter. Ähnlich viele Unternehmen (41,0%) beschäftigen zwischen zehn und fünfzig Mitarbeiter. Unternehmen mit mehr als 100 Mitarbeitern sind die Ausnahme. Nur 30 Firmen gehören zu dieser Spitzengruppe. Acht davon zählen mehr als 250 Beschäftigte und sind damit dem Status der kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) entwachsen. Qiagen ist mit deutschlandweit 1.300 Mitarbeitern das größte Unternehmen. Rang zwei belegt die auf medizinische Zelltechnologien fokussierte Firma Miltenyi Biotec (980 Mitarbeiter). Der Biopharmaka-Auftragshersteller Rentschler Biotechnologie aus Baden-Württemberg rangiert mit 600 Mitarbeitern weiterhin auf Platz drei.
Für den spürbaren rückläufigen Trend an Mitarbeitern war eine Reihe von Rückschlägen verantwortlich. Dies gilt für die Angestellten nunmehr insolventer Firmen wie TRION Pharma und SIRS-Lab GmbH, aber auch für Unternehmen wie Wilex in München oder der als Antisense Pharma bekannten Isarna Therapeutics GmbH, die sich im Jahr 2013 umstrukturiert haben. Den deutlichsten Einschnitt unter den dedizierten Biotechnologie-Unternehmen musste der Bereich „grüne“ Biotechnologie hinnehmen. Aufgrund der Gentechnik-kritischen Öffentlichkeit hat sich bereits seit Jahren ein Trend abgezeichnet, dass Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten in diesem Feld zunehmend aus Deutschland abwandern – vor allem was die angewandte Forschung der Pflanzenzüchtung betrifft. So zeigen forschungsstarke Unternehmen wie die KWS Saat seit Jahren rückläufige Tendenzen. Bereits 2012 wurde die KWS Landwirtschaft GmbH geschlossen. Auch der Großkonzern BASF sorgte im Jahr 2012 mit der Ankündigung für Wirbel, die Zentrale seiner Pflanzenbiotechnologie-Sparte Plant Sciences von Deutschland in die USA zu verlegen. Im Jahr 2013 wurde dieser Schritt nun umgesetzt. Des Weiteren hat BASF 2013 auch das in Gatersleben ansässige Tochterunternehmen Sungene GmbH abgewickelt. Am Standort Deutschland wird nun nur noch bei der Konzerntochter Metanomics Grundlagenforschung betrieben. Zusammen mit anderen, kleineren Konsolidierungsmaßnahmen gingen im Jahr 2013 in der „grünen“ Biotechnologie insgesamt 200 Arbeitsplätze bei dedizierten Firmen verloren.