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Die deutsche Biotechnologie-Branche 2011

Biotechnologie Firmenumfrage 2011 <ic:message key='Bild vergrößern' />

Die Biotech-Branche ist weiter auf Wachstumskurs. Dies belegen die Ergebnisse der aktuellen Biotechnologie-Firmenumfrage 2011, die biotechnologie.de im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) durchgeführt hat.

Klinische Pipeline und Kooperationen

Ein Blick auf die klinische Pipeline der Biotech-Unternehmen ist ein Blick in die Zukunft der medizinischen Biotechnologie in Deutschland. Demnach wird unvermindert in neue Therapien investiert.

Medikamenten-Kandidaten der dedizierten Biotechnologie-UnternehmenLightbox-Link
Medikamenten-Kandidaten der dedizierten Biotechnologie-UnternehmenQuelle: biotechnologie.de
Die Zahl der Medikamentenkandidaten, die in den Labors entwickelt werden, ist auch über die wirtschaftlichen Turbulenzen der vergangenen Jahre hinweg stabil geblieben – für Nachschub an F&E-Kandidaten ist in den Unternehmen gesorgt. Insgesamt befanden sich im vergangenen Jahr 100 biologisch aktive Substanzen in einer der drei Phasen der klinischen Entwicklung oder im Zulassungsverfahren.

Von dedizierten Biotechnologie-Unternehmen zur Zulassung gebrachte TherapeutikaLightbox-Link
Von dedizierten Biotechnologie-Unternehmen zur Zulassung gebrachte TherapeutikaQuelle: biotechnologie.de
 Dabei wurden 88 Kandidaten in einer der früheren Phasen I und II getestet, weitere elf Präparate waren in der finalen Phase III und ein Medikament war im Zulassungsverfahren. Die Produktkandidaten wurden dabei jeweils nur einmal gezählt, auch wenn Zulassungen in mehreren Märkten angestrebt oder Studien in mehreren Indikationen durchgeführt werden. Zudem wurden nur Projekte aufgenommen, bei denen ein großer Teil der Entwicklungsarbeiten auch  in Deutschland stattfindet. Die meisten Medikamentenkandidaten von ausländischen Firmen, die in Deutschland eine Niederlassung betreiben, wurden nicht aufgeführt. Ein solches Beispiel ist unter anderem der Krebsspezialist Aeterna Zentaris. Zwar beschäftigen die Kanadier 80 Mitarbeiter am Standort Frankfurt, der Großteil der Therapieentwicklung findet aber im heimischen Quebec statt. Die klinische Pipeline der Aeterna Zentaris wird deshalb in dieser Studie nicht eingerechnet. Anders ist dies beim Impfstoffhersteller Bavarian Nordic, dessen  offizieller Hauptsitz  sich in Dänemark befindet. Als ehemalige Ausgründung aus dem Helmholtz-Zentrum München (damals GSF) liegt hier der Schwerpunkt der Forschungs- und Entwicklungsarbeiten nach wie vor in Deutschland. Aus diesem Grund sind die fünf Kandidaten von Bavarian Nordic in der Liste vertreten.

Nach wie vor acht Wirkstoffe deutscher Biotech-Unternehmen zugelassen

Keine Änderung im Vergleich zum Vorjahr gab es 2010 bei den Neuzulassungen.

Medikamentenkandidaten dedizierter Biotechnologie-Unternehmen in der klinischen Phase IIILightbox-Link
Medikamentenkandidaten dedizierter Biotechnologie-Unternehmen in der klinischen Phase IIIQuelle: biotechnologie.de
  Nach wie vor sind acht Wirkstoffe, die von dedizierten deutschen Biotech-Unternehmen entwickelt wurden, als Medikamente zugelassen (vgl. Tab. 4).  2009 konnte mit Removab von Trion Pharma, der als erster hierzulande entwickelte Antikörper auf den Markt kam, ein größerer Fortschritt berichtet werden. Bald könnte sich die Auswahl an zugelassenen Biotech-Präparaten wieder erweitern. Die  Biofrontera AG hat 2010 bei der europäischen Zulassungsbehörde EMA einen Antrag für die Nano-Hautcreme BF-200 ALA eingereicht. Das in Leverkusen ansässige biopharmazeutische Unternehmen rechnet mit einer Entscheidung im dritten Quartal 2011. BF-200 ALA ist eine Emulsion aus feinsten Öltröpfchen und einem Wirkstoff. Aktiviert durch Lichtstrahlen, soll die Creme die Haut von Patienten mit aktinischer Keratose ohne Narbenbildung behandeln. Für 2011 werden außerdem wichtige Studienergebnisse für das Krebsmedikament Rencarex der Münchner Biotech-Firma Wilex erwartet. Der Antikörper soll zur Behandlung des kleinzelligen Nierenkrebses eingesetzt werden und befindet sich seit 2004 in der finalen klinischen Phase III. Der therapeutische Antikörper macht den Tumor für das körpereigene Immunsystem sichtbar und rekrutiert natürliche Killerzellen, die die vorhandenen Krebszellen zerstören sollen. Große Erwartungen liegen auch auf einem anderem Medikamentenkandidaten eines deutschen Biotech-Unternehmens. Talactoferrin, eine von der Agennix AG in München entwickelte Therapie gegen Sepsis, wird in einer 2011 gestarteten Phase-III-Studie untersucht. Erste Ergebnisse sind für 2012 angekündigt. Dass gerade auf den letzten Metern noch viel schief gehen kann, ist den Münchnern nicht unbekannt. Das Unternehmen ist aus der früheren GPC Biotech hervorgegangen, die  2007 mit der Zulassung des Prostatakrebs-Medikaments Satraplatin an der US-Gesundheitsbehörde FDA gescheitert war und durch die Fusion mit der US-amerikanischen Agennix 2009 einen Neuanfang wagte.

Kooperationen

Seit Jahren macht in der Pharmaindustrie das Wort vom „Innovation Gap“ die Runde. Um den Mangel an guten Ideen zu kompensieren, steigen die Großunternehmen deshalb immer mehr und immer früher in Entwicklungsprojekte von kleineren Biotechnologie-Unternehmen ein. Das ist nur eine Facette des vielfältigen Netzwerks an Kooperationen und Partnerschaften, das sich durch die gesamte Branche zieht.

Kooperationen dedizierter Biotechnologie-Unternehmen entlang der WertschöpfungsketteLightbox-Link
Kooperationen dedizierter Biotechnologie-Unternehmen entlang der WertschöpfungsketteQuelle: biotechnologie.de
 Auch die Chemie- und Nahrungsmittelindustrie interessiert sich zunehmend für biotechnologische Innovationen. Die Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen, Forschungseinrichtungen oder Organisationen gehört für viele Firmen mittlerweile zum Standardrepertoire. Manche haben sich ganz auf die Auftragsforschung für andere Unternehmen spezialisiert. Insgesamt unterhielten die 256 Firmen, die in der aktuellen Umfrage Angaben dazu gemacht haben, im Jahr 2010 knapp 2.500 Partnerprojekte.Die meisten davon (1.112) beziehen sich auf Vorhaben mit Forschungseinrichtungen, um Fragen der Grundlagenforschung zu klären. Auch mit der Industrie gibt es vielfältige Verknüpfungen (732). Die berücksichtigten Biotechnologie-Unternehmen selbst unterhalten untereinander 551 Partnerschaften. Kooperationen finden dabei über die gesamte Wertschöpfungskette verteilt statt – mit einem erwartungsgemäß starken Fokus auf Forschung und Entwicklung. Gerade die Zusammenarbeit innerhalb der Wirtschaft verharrt dabei nicht in nationaler Perspektive. Beinahe jede zweite industrielle Kooperation erstreckt sich über Ländergrenzen hinweg.

 

Hintergrund

Die Biotechnologie-Firmenumfrage wurde von biotechnologie.de bereits zum sechsten Mal durchgeführt. Der Erhebungszeitraum lag zwischen Januar und März 2011. Von insgesamt 757 angeschriebenen Unternehmen nahmen 616 Unternehmen an der Umfrage teil. Die Rücklaufquote liegt damit bei 81%. Der Stichtag der für die Erhebung berücksichtigten Daten ist der 31.12.2010.

Als Biotechnologie-Unternehmen werden Firmen angesehen, deren Unternehmensziel wesentlich oder ausschließlich in der Biotechnologie liegt. Im Rahmen der hier vorgelegten Zahlen werden sie als "dedizierte Biotech-Unternehmen" bezeichnet. Es wurden auch solche Unternehmen berücksichtigt, die sich im Mehrheitsbesitz eines nicht-deutschen Mutterkonzerns befinden, aber in Deutschland einen Firmensitz mit F&E-Aktivitäten haben.

Diese Vorgehensweise orientiert sich an statistischen Leitlinien der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), die im Jahr 2004 verabschiedet wurden.

Die kostenfreie Nutzung sämtlicher Inhalte ist unter Angabe der Quelle (biotechnologie.de) ausdrücklich gestattet.

Downloads

Die deutsche Biotechnologie-Branche 2011 

biotechnologie.de, April 2011. Deutsch/Englisch  Download PDF (2,8 MB) PDF online ansehen

Die deutsche Biotechnologie-Branche 2010

biotechnologie.de, April 2010. Deutsch/Englisch Download PDF (3,2 MB) PDF online ansehen

Biotechnologie-Firmenumfrage 2009

biotechnologie.de, Mai 2009. Deutsch/Englisch Download PDF (3,8 MB) PDF online ansehen