Die deutsche Biotechnologie-Branche 2011
Die Biotech-Branche ist weiter auf Wachstumskurs. Dies belegen die Ergebnisse der aktuellen Biotechnologie-Firmenumfrage 2011, die biotechnologie.de im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) durchgeführt hat.
Inhaltliche Schwerpunkte der Unternehmen
Ein Großteil der Biotech-Unternehmen in Deutschland widmet sich der Entwicklung von Medikamenten oder neue Methoden in der Diagnostik.
250 Firmen (46,5 %) sind dem Feld der „roten“ Biotechnologie zuzurechnen. Die Suche nach neuen Therapien, Impfstoffen oder Biomarkern stellt nicht nur in Deutschland, sondern auch weltweit den wichtigsten Anwendungsbereich der Biotechnologie dar.Die vielen Facetten der Biotechnologie werden bei der Betrachtung der zweitgrößten Gruppe deutlich.
187 Unternehmen (34,8%) sind in keinem speziellen Feld, sondern für mehrere Anwenderbranchen aktiv. Das heißt nicht, dass hier weniger Biotechnologie betrieben würde. Auch Deutschlands größtes Biotech-Unternehmen Qiagen wird in die von der OECD definierte Kategorie der nicht-spezifischen Anwendungen eingeordnet. Hierzu gehören alle Unternehmen, die ausschließlich oder überwiegend Dienstleistungen für andere Biotech-Firmen erbringen oder als Zulieferer für diese tätig sind. Auch reine Auftragsproduzenten von biologischen Molekülen ohne eigene Entwicklungsaktivitäten werden zu dieser Kategorie gezählt. Damit ist dieses Segment das zweitwichtigste der Branche und erreicht eine fast ebenso große Bedeutung wie die medizinische Biotechnologie.
Die Trennung zwischen den Segmenten ist aber fließend und nicht irreversibel. So wird beispielsweise Qiagen bei einer Fortführung der derzeitigen Entwicklung bald der medizinischen Biotechnologie zugeschlagen werden können – durch Zukäufe und Fusionen mit anderen Biotechnologie-Unternehmen erwirtschaften die Hildener immer mehr Umsätze mit medizinischen Diagnostiklösungen.
Industrielle Biotechnologie im Aufwind
Zunehmende Bedeutung erfährt die industrielle oder „weiße“ Biotechnologie. Schon seit Jahren wächst dieses Geschäftsfeld überproportional. 2010 gaben 56 Unternehmen an (2009:51), sich auf die Entwicklung von technischen Enzymen, neuen Biomaterialien oder biotechnologischen Produktionsprozessen zu konzentrieren. Zwar ist der Anteil der industriellen Biotechnologie an der Gesamtzahl der Unternehmen mit mittlerweile 10% immer noch relativ gering.
Diese Zahl alleine täuscht aber über die wahre Bedeutung des Sektors hinweg. Da die „weiße“ Biotechnologie insbesondere für die chemische Industrie interessant ist, findet ein großer Teil der Aktivitäten nicht unbedingt in den dedizierten
Biotechnologie-Unternehmen statt, sondern direkt in der biotechnologisch aktiven Großindustrie. Der Pflanzenbiotechnologie sind insgesamt 24 Firmen zuzurechnen. Dieser Sektor ist im Vergleich zum Vorjahr konstant geblieben. Ähnlich wie bei der industriellen Biotechnologie wird das Feld von Großunternehmen dominiert, die langwierige Entwicklungen und Zulassungsprozesse schultern können, in der Statistik aber bei den biotechnologisch-aktiven Unternehmen auftauchen. Die kleinste Gruppe (4%) stellen die 21 Unternehmen dar, die der Bioinformatik zuzurechnen sind.Ob rot, weiß oder grün: Sämtliche Spielarten der Biotechnologie gelten als wichtige Impulsgeber auf dem Weg hin zu einer biobasierten Wirtschaft, die auf natürliche Ressourcen setzt, um innovative Produkte zu entwickeln. Die Biotechnologie ist damit nicht nur ein wichtiger Eckpfeiler in der Gesundheitswirtschaft, sondern auch in der Bioökonomie.