Die deutsche Biotechnologie-Branche 2012
Die Biotechnologie ist für viele Wirtschaftszweige zu einem wesentlichen Innovationstreiber geworden. 2011 hat die Branche in Deutschland erneut zugelegt - sowohl was den Umsatz, die Zahl der Mitarbeiter und die Zahl der Unternehmen angeht. Dies belegen die Ergebnisse der Biotechnologie-Firmenumfrage 2012, die biotechnologie.de im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung durchgeführt hat. Außerordentlich schwierig war es indes für die meisten Biotechnologie-Unternehmen, ihre Finanzierung sicherzustellen. Mit 142 Millionen Euro wurde von privater Seite nur wenig Kapital in die Branche investiert.
Tätigkeitsfelder
Es liegt im Wesen einer Querschnittstechnologie wie der Biotechnologie, dass sie oft mehrere Disziplinen überspannt. Viele Einrichtungen sind deshalb nicht „einfarbig“, sondern gleichzeitig in mehreren Anwendungsfeldern der Biotechnologie aktiv. Im Rahmen der Umfrage konnten sich die befragten Einrichtungen und Institute deshalb mehreren Tätigkeitsfeldern zuordnen.
Fokus auf rote Biotechnologie auch in der Forschung
Wie auch bei den Unternehmen beschäftigt sich ein Großteil der biowissenschaftlich ausgerichteten Institute mit Fragestellungen aus Medizin und Gesundheit. Dazu zählen zum Beispiel die Immunologie, die Regenerationsbiologie, Krebs- und Herzforschung, aber auch die Infektionsforschung, die Zellbiologie, die Tiergesundheit oder die medizinische Genomforschung. Fast alle deutschen Universitäten (84 %) sind demnach in der „roten“ Biotechnologie tätig. Auch bei den außeruniversitären Einrichtungen spielen Forschungsfragen rund um das Thema Gesundheit eine überragende Rolle. Mehr als die Hälfte der Befragten sieht hier eine ihrer Hauptaufgaben. Dies gilt insbesondere für die Helmholtz-Gemeinschaft, die für die Gesundheit einen eigenen Forschungsbereich eingerichtet hat. Bei sieben von elf Instituten der Ressortforschung ist die „rote“ Biotechnologie einer der Schwerpunkte.
Weiße Biotechnologie stark
Auf dem Gebiet der industriellen Biotechnologie wird in Deutschland an rund fünfzig Universitäten geforscht. Das mag überraschen, da dieses Gebiet, das Forschungsdisziplinen wie die Bioverfahrens- oder Prozesstechnik, die mikrobielle Genomforschung oder die Lebensmitteltechnologie umfasst, in der öffentlichen Wahrnehmung eher unterrepräsentiert ist. Dennoch kann Deutschland hier mit seiner starken ingenieurwissenschaftlichen Tradition vor allem an Technischen Universitäten punkten. Als kleine Hochburgen der „weißen“ Biotechnologie erweisen sich auch die Fachhochschulen, mit ihren erwartungsgemäß guten Verbindungen zur Industrie: An zwei Dritteln der biotechnologisch aktiven Fachhochschulen ist die industrielle Biotechnologie ein Thema.
Breite Forschung in der grünen Biotechnologie
Auch die Pflanzenbiotechnologie spielt in der deutschen Forschungslandschaft eine wichtige Rolle. Diese verteilt sich auf ganz unterschiedliche Wissensgebiete, darunter die Pflanzengenom- und Agrarforschung, die Ernährungswissenschaft, die Umwelt- und Prozesstechnik sowie Teile der Bioenergieforschung. Ebenso dispers gestaltet sich die Forschungslandschaft. An knapp 40 Universitäten und 17 außeruniversitären Forschungseinrichtungen wird auf dem Feld der „grünen“ Biotechnologie geforscht. Von besonderer Bedeutung ist hier etwa das Leibniz-Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK) in Gatersleben bei Magdeburg. Darüber hinaus sind die meisten Einrichtungen der Ressortforschung in der Pflanzenbiotechnologie aktiv, zu nennen wären etwa das Julius-Kühn-Institut, das Johann Heinrich von Thünen-Institut oder das Max-Rubner-Institut.