Die deutsche Biotechnologie-Branche 2012
Die Biotechnologie ist für viele Wirtschaftszweige zu einem wesentlichen Innovationstreiber geworden. 2011 hat die Branche in Deutschland erneut zugelegt - sowohl was den Umsatz, die Zahl der Mitarbeiter und die Zahl der Unternehmen angeht. Dies belegen die Ergebnisse der Biotechnologie-Firmenumfrage 2012, die biotechnologie.de im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung durchgeführt hat. Außerordentlich schwierig war es indes für die meisten Biotechnologie-Unternehmen, ihre Finanzierung sicherzustellen. Mit 142 Millionen Euro wurde von privater Seite nur wenig Kapital in die Branche investiert.
Inhaltliche Schwerpunkte der Unternehmen
Die Entwicklung von Medikamenten oder von neuen diagnostischen Methoden steht nach wie vor im Fokus der meisten Biotech-Unternehmen in Deutschland.
Rote Biotechnologie: Diesmal Qiagen mit eingerechnet
264 Firmen (47,8 %) sind dem Feld der „roten“ Biotechnologie zuzurechnen. Die Suche nach neuen Wirkstoffen, Vakzinen oder Biomarkern stellt nicht nur in Deutschland, sondern auch weltweit den wichtigsten Anwendungsbereich der Biotechnologie dar. Erstmals in der Geschichte dieser Erhebung ist auch Deutschlands größtes Biotech-Unternehmen Qiagen in der Kategorie medizinische Biotechnologie erfasst. Der Grund: Inzwischen generiert das Hildener Unternehmen mehr als die Hälfte seines Umsatzes mit Produkten und Verfahren für die molekulare Diagnostik und nicht mehr vorrangig als Zulieferer für die Biotechnologie-Branche. Denn sonst wäre das Unternehmen wie bislang in der zweitgrößten Gruppe gezählt worden.
Ein Drittel der Unternehmen erbringt nicht-spezifische Dienstleistungen
183 Unternehmen (33,2 %) sind in keinem speziellen Feld, sondern für mehrere Anwenderbranchen aktiv. Hierzu gehören alle Unternehmen, die ausschließlich oder überwiegend Dienstleistungen für andere Biotech-Firmen erbringen oder als Zulieferer für diese tätig sind. In die von der OECD definierte Kategorie der nicht-spezifischen Anwendungen gehören auch reine Auftragsproduzenten von biologischen Molekülen ohne eigene Entwicklungsaktivitäten. Damit ist dieses Segment das zweitwichtigste der Branche und erreicht eine ähnlich große Bedeutung wie die medizinische Biotechnologie.
Weiße Biotechnologie immer bedeutender
Zunehmende Bedeutung erfährt die industrielle oder „weiße“ Biotechnologie. 2011 waren 58 Unternehmen in diesem Geschäftsfeld tätig (2010: 56). Sie konzentrieren sich auf die Entwicklung von technischen Enzymen, neue Biomasse-Verwertungsstrategien oder biotechnologische Produktionsprozesse.
Da die „weiße“ Biotechnologie zunehmend in Prozessabläufe der chemischen Industrie integriert wird, findet ein großer Teil der Aktivitäten in der Großindustrie statt.
Grüne Biotechnologie konstant
Einen wichtigen Rohstoff für das biobasierte Wirtschaften liefert pflanzliche Biomasse. Ertragreichere und robustere Nutzpflanzen stehen im Fokus der „grünen“ Biotechnologie. Diesem Anwendungsgebiet sind in Deutschland insgesamt 23 Firmen zuzurechnen. Dieser Sektor ist im Vergleich zum Vorjahr nahezu konstant geblieben (2010: 24). Ähnlich wie bei der industriellen Biotechnologie wird das Feld von Großunternehmen dominiert, die langwierige Entwicklungen und Zulassungsprozesse schultern können, in der Statistik aber bei den sonstigen biotechnologisch-aktiven Unternehmen auftauchen. Weiße und grüne Biotechnologie lassen sich unter dem Begriff „Bioökonomie“ zusammenfassen, ihre geografische Verteilung wird daher in der Abb. 5 gemeinsam dargestellt.
Mit 24 Unternehmen (4,3 %) gibt es zudem in Deutschland eine stetig wachsende Gruppe, die sich vorrangig mit Bio-informatik beschäftigt.
Ob rot, weiß oder grün: Sämtliche Spielarten der Biotechnologie gelten als wichtige Impulsgeber auf dem Weg hin zu einer biobasierten Wirtschaft, die auf natürliche Ressourcen setzt, um innovative Produkte zu entwickeln. Die Biotechnologie ist damit nicht nur ein wichtiger Eckpfeiler in der Gesundheitswirtschaft, sondern auch in der Bioökonomie.