Biotechnologie in Brasilien
Brasilien boomt – und strebt nach der Weltspitze. In einer nahezu beispiellosen Aufholjagd hat sich das Land am Amazonas in den vergangenen 15 Jahren zu einer wirtschaftlichen Großmacht entwickelt. Die Biotechnologie wurde dabei mit massiver staatlicher Förderung vorangetrieben. Ökonomisch den größten Anteil hat die Bioethanol-Fermentation aus Zuckerrohr, hier ist Brasilien nach den USA weltweit führend. Aber auch die Genomforschung, vor allem in der Grünen Gentechnik. Für die noch junge und staatlich finanzierte Branche stellt der Sprung auf den internationalen Markt noch eine Herausforderung dar, wird aber nicht mehr lange auf sich warten lassen. Historisch gewachsen bestehen besondere Forschungs- und Wirtschaftsbeziehungen zu Deutschland.
Biotech-Verband BrBIOTEC
BrBIOTEC, der brasilianische Biotechnologieverband, wurde mit dem Ziel gegründet, Netzwerke des Biotechnologiesektors mit der Industrie zu etablieren und auszubauen. Ein kleinerer, aber traditionsreicher Verband ist die Brasilianische Industrievereinigung Biotechnologie. 1986 gegründet, verzeichnet die Organisation derzeit rund 20 Mitglieder aus so diversen Bereichen wie Diagnostik, Saatgut oder Tierprodukte.
Strukturelle Probleme
Ausländische Beobachter bescheinigen der brasilianischen Biotechnologiebranche ein großes Entwicklungspotenzial, monieren aber auch gravierende strukturelle Probleme, welche die Entwicklung der Branche bisher behindert haben. So war es Universitätsangestellten bis vor wenigen Jahren verboten, in der privaten Industrie zu arbeiten – ein Hemmnis für Spin-Offs und Ausgründungen von Universitäten. Die brasilianische Patentordnung sei überarbeitungsbedürftig, stellt zum Beispiel die Investitionsagentur Germany Trade&Invest fest. Ausrüstung, technisches Know-How sowie Kontakte und Vertriebswege seien bisher wenig ausgeprägt. Teilweise wird auch die Ausbildung bemängelt, sie sei praxisfern und zuwenig auf die privatwirtschaftlichen Bedürfnisse abgestimmt. In den vergangenen Jahren sind die meisten Biotech-Unternehmen als Spin-Off von Wissenschaftlern an Universitäten entstanden. In Forschung und Entwicklung konzentriere sich die brasilianische Biotechnologie nach Meinung der Berater von Biominas zufolge noch immer zu sehr auf den einheimischen Markt, und entwickle dort zu häufig an den Marktbedürfnissen vorbei.
Partnerschaftliche Forschung
Deutschland und Brasilien pflegen in gute Kontakte in Wirtschaft und Forschung. Im Jahr 2007 wurde auf der Messe Biotechnica in Hannover zum ersten Mal ein deutsch-brasilianisches Biotechnologieforum abgehalten. Das „Deutsch-Brasilianische Jahr der Wissenschaft, Technologie und Innovation 2010/2011“ bot die Gelegenheit, das Forum zu wiederholen. Wissenschaftler beider Länder diskutierten dort über laufende Projekte. Für die Gebiete Toxikologie, klinische Tests, Ökotoxikologie, Nahrungsmitteltechnologie, Bioethanol und Umweltbiologie wurde eine stärkere wissenschaftliche Zusammenarbeit vereinbart.