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Biotechnologie in Brasilien

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Die Flagge von Brasilien Quelle: wikipedia.de

Brasilien boomt – und strebt nach der Weltspitze. In einer nahezu beispiellosen Aufholjagd hat sich das Land am Amazonas in den vergangenen 15 Jahren zu einer wirtschaftlichen Großmacht entwickelt. Die Biotechnologie wurde dabei mit massiver staatlicher Förderung vorangetrieben. Ökonomisch den größten Anteil hat die Bioethanol-Fermentation aus Zuckerrohr, hier ist Brasilien nach den USA weltweit führend. Aber auch die Genomforschung, vor allem in der Grünen Gentechnik. Für die noch junge und staatlich finanzierte Branche stellt der Sprung auf den internationalen Markt noch eine Herausforderung dar, wird aber nicht mehr lange auf sich warten lassen. Historisch gewachsen bestehen besondere Forschungs- und Wirtschaftsbeziehungen zu Deutschland.

Gesundheitssektor

Wie bei den meisten Ländern entfällt auch in Brasilien ein Großteil der Branche auf den Gesundheitssektor. Hier sind ein Drittel der registrierten Unternehmen tätig (Stand 2009). Stammzellforschung, Genomstudien und Impfstoffherstellung bilden die Schwerpunkte. Allerdings sind brasilianische Biotechfirmen nach einer Studie aus dem Jahr 2007 wenig innovativ. In der Zahl der selbst entwickelten Medikamente und eigenen Patente gebe es deutlichen Nachholbedarf, so die Studie. Schuld an der niedrigen Innovationstätigkeit des Privatsektors sei in erster Linie der Mangel an Fachkräften, ein Übermaß an Bürokratie sowie die wenig verbreiteten internationalen Kooperationen.

Impfstoffe und Diagnostik 

Schwerpunkte der roten Biotechnologie liegen in Brasilien bei der Impfstoffherstellung, in der Diagnostik und bei biomedizinischen Dienstleistungen. Zudem bietet das Land gute Bedingungen für klinische Tests. Das bevölkerungsreichste Land Südamerikas hat eine große Zahl testwilliger Patienten und eine gute Infrastruktur an Personal und Geräten. 

Als brasilianische Erfolgsgeschichte gilt das künstliche Insulin, in den 90er Jahren entwickelt in einer Partnerschaft zwischen der Universität Minas Gerais (UFMG) und dem dort ausgegründeten ersten originär brasilianischen Biotechunternehmen Biobras. Zudem Zeitpunkt war Biobras eins von vier Unternehmen weltweit mit patentiertem künstlichem Insulin. Vor der Übernahme durch Novo Nordisk 2002 übertrug Biobras das Patent an seine Ausgründung BIOMM, die 2009 wiederum an Uniao Quimica weiterverkauften. Brasilien ist durch die heimische Produktion unabhängig von Insulinimporten. BIOMM ist auch die erste im Aktienmarkt gelistete Biotechfirma Brasiliens.

Ebenfalls ein erfolgreiches Start-up ist FK Biotecnologia, 1999 der erste Wagniskapitalempfänger im Land. Das Unternehmen hat sich auf die Entwicklung, Produktion und Kommerzialisierung von Immuntherapien, immundiagnostischen Produkten und Krebsmedikation spezialisiert. In einem Joint Venture mit der kanadischen SpectraDigital entwickelt FK Biotechnologia derzeit eine Diagnostikmethode, mit dem die Widerstandskraft des HI-Virus vor Behandlungsbeginn getestet werden kann. In der Pipeline von FK befinden sich unter anderem Impfstoffe gegen verschiedene Krebsarten.

Bionext mit Hauptsitz in Sao Paulo stellt mikrobiologisch Zellulose her, die in der Industrie breite Anwendung findet. Als erstes Produkt vertreibt die Firma den Stoff in Form eines mitheilenden Wundverbandes für Verbrennungen, chronische Wunden und Verletzungen. Das Portfolio umfasst auch Membranen zur inneren Anwendung.

Auf einer Zufallsentdeckung baut das Produkt von Pele Nova (Sao Paulo) auf. Auf der Suche nach einer Operationstechnik für Speiseröhrenverletzungen bei Hunden entdeckten die Wissenschaftler, dass eines der implantierten Latexmaterialien zur nahezu vollständigen Regeneration des Gewebes führte. Unter dem Namen Biocure wird die in Brasilien entwickelte und patentierte Biomembran inzwischen in über 60 Ländern bei den verschiedensten Verletzungen eingesetzt. Die Firma forscht derzeit an Proteinen für entzündungshemmende Verbände.

Geschäftsmodell seltene Krankheiten

„Was Sie als seltene Krankheit bezeichnen, sehe ich als Geschäftsmodell!“ Mit diesem Ausspruch verwies Fernando Kreutz, Geschäftsführer der in Porto Alegre ansässigen FK Biotecnologia, 2011 auf das Alleinstellungsmerkmal der brasilianischen Gesundheitsbranche. Brasiliens Stärke liege in der „Lösung von lokalen Gesundheitsproblemen, die nicht in das Gewinnkalkül der internationalen Pharmariesen passen, und im Geschäft mit vernachlässigten Marktnischen, wie kleinen Laboratorien und ländlichen Gebieten.“ Das stellte eine Studie der Investitionsagentur German Trade&Invest fest. Eine Studie des McLaughlin-Rotman Centre 2008 bestätigte dies und legte den Fokus der Branche auf seltene Krankheiten und Produkte für den ländlichen Sektor.

Neben FK Biotecnologia, Produzent monoklonaler Antikörper für die Diagnostik seltener Krankheiten sind in diesem Bereich auch Katal Biotecnologica (Belo Horizonte) und Labtest Diagnostica (Lagoa Santa) tätig. Mit benutzerfreundlichen und erschwinglichen Diagnostik-Sets konzentrieren diese Unternehmen auf Abnehmer in den dünner besiedelten ländlichen Regionen, ein Markt, der von den großen Pharmafirmen nicht bedient wird.

Im biomedizinischen Bereich agieren in Brasilien auch zahlreiche multinationale Firmen wie Abbot, Novartis oder Bayer. Für die Leverkusener ist Brasilien der größte Markt Lateinamerikas. Im Jahr 2008 wurden 40% des Gesamtumsatzes in Lateinamerika hier erwirtschaftet. In Brasilien betreibt Bayer zwei Produktionsstätten: in São Paulo und in Belford Roxo.

Zum größten Hersteller von Generika in Lateinamerika wurde Sanofi-Aventis durch die Übernahme von Medley im Jahr 2009. Das französische Pharmaunternehmen hat in Brasilien einen Anteil von 12% .

 

Hintergrund

Unternehmen: 271 (PwC)

Schwerpunkt: Bioethanol (Zuckerrohr), Agrarwirtschaft (Soja, Mais, Baumwolle), Diagnostik, Impfstoffherstellung, Umwelt

Branchenverband: BrBiotek
http://www.brbiotec.org.br/

Regionaler Cluster:  

Sao Paulo, Minas Gerais, Rio de Janeiro. Drei Viertel der Branche konzentrieren sich in diesen drei Städten im Süden des Landes.

Forschungsförderung
durch Bundesstaaten FACEPE FAPEMA FAPEMIG FAPERGS FAPERJ FAPESB FAPESP FAPESPA FAPITEC FUNCAP Fundação Araucária

Financiadora de Estudos e Projetos FINEP

Conselho Nacional de Desenvolvimento Científico e Tecnológico CNPq

Zulassungsbehörde

Comissao Técnica Nacional de Biosseguranca CTNBio

Rechtliche Grundlagen
Forschung mit Stammzellen erlaubt, unter Auflagen: die embryonalen Stammzellen müssen überzählig bei in-vitro-Befruchtungen entstanden sein und seit mindestens 3 Jahren tiefgekühlt lagern; drittgrößtes Land für kommerziellen gv-Anbau, insbesondere Soja, keine Mindestabstände. Freisetzung und Import von gv-Produkten sind zulassungspflichtig. De facto schwerfällige und langwierige Prüfung von Patentanmeldungen. Kennzeichnungspflicht von Lebensmitteln und Tierfutter ab 1% gv-Gehalt.

Internationale Kooperationen

www.internationale-kooperationen.de

Sie interessieren sich für Kooperationen mit Hochschulen und Unternehmen im Ausland? Das internationale Büro des Bundesministeriums für Bildung und Forschung unterstützt einen solchen Austausch. Mehr Informationen zu möglichen Förderprogrammen und länderspezifische Hintergründe finden Sie unter:

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