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Biotechnologie in Brasilien

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Die Flagge von Brasilien Quelle: wikipedia.de

Brasilien boomt – und strebt nach der Weltspitze. In einer nahezu beispiellosen Aufholjagd hat sich das Land am Amazonas in den vergangenen 15 Jahren zu einer wirtschaftlichen Großmacht entwickelt. Die Biotechnologie wurde dabei mit massiver staatlicher Förderung vorangetrieben. Ökonomisch den größten Anteil hat die Bioethanol-Fermentation aus Zuckerrohr, hier ist Brasilien nach den USA weltweit führend. Aber auch die Genomforschung, vor allem in der Grünen Gentechnik. Für die noch junge und staatlich finanzierte Branche stellt der Sprung auf den internationalen Markt noch eine Herausforderung dar, wird aber nicht mehr lange auf sich warten lassen. Historisch gewachsen bestehen besondere Forschungs- und Wirtschaftsbeziehungen zu Deutschland.

Agrobiotechnologie

Nach den USA hat Brasilien mit 25,4 Millionen Hektar mittlerweile die zweitgrößte Anbaufläche für gv-Nutzpflanzen. Knapp jedes fünfte Unternehmen ist der Grünen Biotechnologie zuzurechnen. Nach Angaben von Biominas sind dabei die Pflanzenzüchtung, die Produktion von Saatgut, aber auch die gentechnische Modifikation bedeutende Geschäftsfelder. Vor allem drei „Cash Crops“ stehen dabei im Vordergrund: Soja – hier ist Brasilien zweitgrößter Produzent der Welt – Mais und Baumwolle.  

Zuckerrohr wird in riesigen Plantagen angebaut.Lightbox-Link
Zuckerrohr wird in riesigen Plantagen angebaut.Quelle: TheNovice/flickr.com

Soja, Mais und Baumwolle

Bei allen drei Sorten spielen gv-Varianten eine tragende Rolle. Im Juli 2011 veröffentlichte das US-amerikanische Landwirtschaftsministerium (US Department of Agriculture, USDA) eine Liste aus der hervorgeht, dass Brasilien gv-Pflanzen in großen Mengen in die USA exportiert. Insgesamt sind in Brasilien 31 gv-Sorten offiziell zugelassen, darunter 17 für Mais, 9 für Bauwolle und 5 für Soja. Drei von vier Maispflanzen sind gv-Sorten, bei Soja beträgt der gv-Anteil sogar 85%, bei Baumwolle beträgt er ein Drittel. Die Dynamik hält unvermindert an. In einer Studie aus dem Jahr 2011 vermeldete die brasilianische Unternehmensberatung Celeres, dass die Anbaufläche von gv-Soja im Vergleich zum Vorjahr um 13 Prozent zugenommen hat. Beobachter rechnen damit, dass neue Sorten diesen Trend fortsetzen. In der Pipeline befinden sich neue Arten von Zuckerrohr, Bohnen, Kartoffeln, Papaya und Eukalyptus, deren Zulassung in den nächsten Monaten erwartet wird.

Bayer CropScience, die Agrartochter des Chemiekonzerns aus Leverkusen, ist in Brasilien seit längerem aktiv. Im Februar 2011 erfolgte die Zulassung der gv-Baumwolle TwinLink durch die Nationale Kommission für Biosicherheit. TwinLink macht Baumwolle durch entsprechende Gene im Saatgut gegen die Raupen verschiedener Falter resistent und zudem tolerant gegenüber Herbiziden, die Glufosinat-Ammonium enthalten. In Brasilien vermarktet das Unternehmen bereits LibertyLink-Baumwolle und hat dort im Dezember 2010 die Zulassung für die GlyTol-Technologie erhalten, durch die Unkräuter mit Herbiziden auf Basis des Wirkstoffes Glyphosat kontrolliert werden können.

Bayer CropScience verkündete im Augsut 2011 zudem, künftig verstärkt die Zuckerrohrforschung in Brasilien vorantreiben. Hauptziel ist es, Sorten mit einem höheren Zuckergehalt zu entwickeln. Wie der Teilkonzern mitteilte, ist mit dem Zentrum für Zuckerrohrtechnologie (CTC) im brasilianischen Bundesstaat São Paulo eine umfassende Kooperation zur Erforschung und Entwicklung "biotechnologisch optimierter" Zuckerrohrsorten geplant. Hauptziel sei es, durch die gemeinsame Expertise beider Partner Sorten mit einem höheren Zuckergehalt zu entwickeln; frühere Forschungsergebnisse deuteten auf einen möglichen Anstieg um 30 Prozent bis 40 Prozent hin.

Neben Bayer CropScience sind in Brasilien auch andere Anbieter von gv-Saatgut aktiv, so zum Beispiel die Branchenriesen Monsanto und Syngenta. Mit einer Novelle des Gesetzes zum Schutz der Landwirte 1997 wurden ausländische Investitionen in den Agrarsektor erleichtert. In den 90er Jahren wurden mindestens 22 brasilianische Unternehmen übernommen, beteiligt war das internationale Who is Who der Branche: Monsanto (USA), DuPont (USA), Aventis (Frankreich, Deutschland), Dow AgroScience(USA), Sakata Seed Crop (Japan) und Savia S.A. (Mexiko) aufgekauft. Mit mehreren Übernahmen einheimischer Firmen hat in erster Linie Monsanto in den letzten Jahren auch das Grundkapital für die Forschung und Entwicklung mit Zuckerrohr gelegt. Die von letzteren in Brasilien entwickelten gv-Pflanzen, meistens Mais, Baumwolle und Soja, fallen unter speziell mit dem brasilianischen Landwirtschaftsministerium ausgehandelte Verträge.

Zweitgrößter Produzent von Bioethanol

 

Im Chemiepark im Bundesstaat Rio Grande Do Sul werden neue Bioplastik-Produkte entwickelt.Lightbox-Link
Im Chemiepark im Bundesstaat Rio Grande Do Sul werden neue Bioplastik-Produkte entwickelt.Quelle: Braskem

Die Nutzung von Bioethanol, das aus Zuckerrohr gewonnen wird, ist nationaler geprägt als das Angebot bei gv-Pflanzen. Hier dominieren einheimische Champions wie Cosan oder Louis Dreyfus Commodities Bioenergia. Rund 440 Bioethanolfabriken sind in Betrieb, jedes Jahr werden zwischen 5 und 20 neue eröffnet. Weltweiter Spitzenreiter in der Produktion von Bioethanol sind nach Angaben der Südzucker-Tochter CropEnergies die USA mit 51,5 Milliarden Litern, gefolgt von Brasilien mit 28 Milliarden Litern. Dabei wird nahezu die gesamte Produktion im Land verbraucht, vor allem als Treibstoff. Durch Zwangsbeimischungen und Steueranreize ist es in Brasilien sehr attraktiv, das Fahrzeug nicht mir fossilem Benzin, sondern mit Ethanol zu betreiben. In Brasilien wird Bioethanol sowohl als Reinkraftstoff angeboten (E100) als auch herkömmlichem Ottokraftstoff mit einem Anteil von 20 bis 25 Vol.-% beigemischt. Rund 90% der neu zugelassenen Fahrzeuge in Brasilien sind sogenannte Flexible-Fuel-Vehicles (FFVs), die mit regulärem Ottokraftstoff, mit Bioethanol oder mit einer Mischung aus beidem betrieben werden können. Der Verbrauch könnte in Zukunft noch höher werden. Brasilianische Ethanolhersteller haben eine Initiative im Parlament eingebracht, nach der der Pflichtanteil Ethanol im Treibstoff von bisher fünf Prozent auf bis zu 20 Prozent erhöht werden soll.

Im Jahr 2007 eröffnete das halbstaatliche Mineralölunternehmen Petrobras die erste Bioethanolanlage Brasiliens zur Herstellung von Cellulose-Ethanol (Ethanol der zweiten Generation). Seitdem wurden weitere Anlagen eröffnet. Cosan, einer der größten Ethanol- und Zuckerproduzenten Brasiliens, will mit dem britischen Ölanbieter Shell ein Gemeinschaftsunternehemn zur Bioethanolproduktion gründen. Mit einer Jahreskapazität von zwei Milliarden Liter Bioethanol wäre das Joint-Venture einer der weltweit größten Hersteller des Biokraftstoffs. Cosan bringt seine 23 Raffinerien mit einer Verarbeitungskapazität von 60 Millionen Tonnen Zuckerrohr und 1.730 Tankstellen in das neue Unternehmen ein, Shell will mehr als eine Milliarde Dollar investieren, außerdem bringt der Konzern 2.740 Verkaufsstellen in Brasilien sowie seine 50 Prozent Beteiligung an Iogen Energy, einem Unternehmen zur Entwicklung von Anlagen zur Gewinnung von Biosprit aus Zellulose, in das neue Unternehmen ein.

 

Hintergrund

Unternehmen: 271 (PwC)

Schwerpunkt: Bioethanol (Zuckerrohr), Agrarwirtschaft (Soja, Mais, Baumwolle), Diagnostik, Impfstoffherstellung, Umwelt

Branchenverband: BrBiotek
http://www.brbiotec.org.br/

Regionaler Cluster:  

Sao Paulo, Minas Gerais, Rio de Janeiro. Drei Viertel der Branche konzentrieren sich in diesen drei Städten im Süden des Landes.

Forschungsförderung
durch Bundesstaaten FACEPE FAPEMA FAPEMIG FAPERGS FAPERJ FAPESB FAPESP FAPESPA FAPITEC FUNCAP Fundação Araucária

Financiadora de Estudos e Projetos FINEP

Conselho Nacional de Desenvolvimento Científico e Tecnológico CNPq

Zulassungsbehörde

Comissao Técnica Nacional de Biosseguranca CTNBio

Rechtliche Grundlagen
Forschung mit Stammzellen erlaubt, unter Auflagen: die embryonalen Stammzellen müssen überzählig bei in-vitro-Befruchtungen entstanden sein und seit mindestens 3 Jahren tiefgekühlt lagern; drittgrößtes Land für kommerziellen gv-Anbau, insbesondere Soja, keine Mindestabstände. Freisetzung und Import von gv-Produkten sind zulassungspflichtig. De facto schwerfällige und langwierige Prüfung von Patentanmeldungen. Kennzeichnungspflicht von Lebensmitteln und Tierfutter ab 1% gv-Gehalt.

Internationale Kooperationen

www.internationale-kooperationen.de

Sie interessieren sich für Kooperationen mit Hochschulen und Unternehmen im Ausland? Das internationale Büro des Bundesministeriums für Bildung und Forschung unterstützt einen solchen Austausch. Mehr Informationen zu möglichen Förderprogrammen und länderspezifische Hintergründe finden Sie unter:

www.internationale-kooperationen.de