TU Darmstadt: Mikrobielle Kunststoff-Recycling-Fabriken
Kunststoffe in Verpackungen, Textilien und Flaschen sind robust – diese gefragten Eigenschaften werden erst dann zu einem Problem, wenn die Materialien nach dem Gebrauch in der Umwelt landen.
Jährlich fallen mehr als 30 Millionen Tonnen derartige Plastikabfälle an – sie können in der Natur nicht abgebaut werden. Stattdessen wird der Kunststoff in winzige Partikel zerrieben und reichert sich in der Nahrungskette an.
Eine bioingenieurtechnische Lösung für bislang nicht abbaubaren Plastikmüll will das iGEM-Team der TU Darmstadt entwickeln. „Wir wollen Mikroben herstellen, die den bislang nicht abbaubaren Kunststoff PET abbauen können“, sagt Henrik Cordes, der das Darmstädter iGEM-Team koordiniert. Dazu wollen die rund 25 Jungforscher – viele davon aus dem TU-Studiengang Biomolecular Engineering - die Labormikrobe E.coli mit drei neuen Fähigkeiten ausstatten. „Die Bakterien sollen künftig mithilfe von Enzymen die polymeren Kunststoffe in Monomere zerlegen können“, sagt Cordes. Dann sollen die Mikroben diese Bausteine ins Zellinnere transportieren. Dort sollen die Monomere weiter verstoffwechselt werden. „Ziel ist es, dass unsere Bakterien dann aus dem Baustein Terepthalsäure höherwertige chemische Verbindungen herstellen“, sagt Cordes.
Die Pläne der Darmstädter sind ambitioniert, und der Mitarbeiterstab mit 38 inklusive Betreuer und Professoren vergleichsweise groß . „Think big“ sei das Motto seit Planungsbeginn im Oktober 2011 gewesen, so Cordes. Bei der Projektstruktur gehen die Studenten nach iGEM-Manier streng modular vor. So ist das „Wet Lab“ für die biologisch-chemischen Arbeiten zuständig. Das „Dry Lab“ kümmert sich um bioinformatische Analysen und betreut den Webauftritt. Einige Leute im Team gehen zudem gezielt auf die Suche nach Sponsoren – ein Spezialjob, der sich bereits auszahlt: Die Liste der Sponsoren, die Laborbedarf, Know-how und Reisegeld zur Verfügung stellen, kann sich bei der Darmstädtern sehen lassen. Zu den molekularen Details zum Projekt will Cordes allerdings noch nicht zuviel verraten. „Wir prüfen derzeit, ob man unsere Idee auch patentieren lassen kann“. (pg)
Zur Website des Teams: hier klicken