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Wochenrückblick KW 49

12.12.2011

Pilzgeigen im Akkord

Die Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (EMPA) hat einen Geldgeber gefunden, um ihre mit einem Schimmelpilz behandelten Stradivari-Geigen in Serie zu produzieren.

Diese Nachricht lässt Musikfreunde aufhorchen:

Samtiger Klang dank Schimmelpilz: Stradivari-Violine im Palacio Real, Madrid.Lightbox-Link
Samtiger Klang dank Schimmelpilz: Stradivari-Violine im Palacio Real, Madrid.Quelle: Hakan Svensson, Wikimedia

Wie die EMPA am 9. Dezember mitteilte, unterstützt die Stiftung von Actelion-Mitbegründer Walter Fischli die Entwicklung eines Holzbearbeitungsverfahrens mit Weißfäulepilzen. Das Verfahren machte Furore, als eine aus entsprechend behandeltem Holz gebaute Violine 2009 in einem Blindtest eine der berühmten Stradivari-Geigen ausstach. Die im späten 17. und frühen 18. Jahrhundert von Antonio Stradivari gebauten Geigen haben einen besonders weichen Klang. Wissenschaftler am EMPA haben heraus gefunden, dass dies vor allem auf zwei Faktoren zurückzuführen ist. Zu Stradivaris Lebzeiten herrschte in Europa die „kleine Eiszeit“, das von Stradivari verwendete Holz wuchs besonders gleichmäßig und mit extrem geringer Dichte.

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News: Pilze mit jedem Atemzug

News: Antibiotika-Kombipräparat: So schützt sich der Bienenwolf gegen Infektionen

Für Biotechnologen interessant ist aber vor allem der Beitrag von Physisporinus vitreus und Xylaria longpipes. Die Fäulnispilze bauen bestimmte Strukturen im Fichtenholz ab und sorgen damit für den Klang, der dem Meister aus Cremona zu Weltruhm verhalf. Forscher der EMPA experimentieren seitdem mit den Pilzen. Für die kostenintensive Standardisierung des Verfahrens will Fischli, selbst passionierter Hobby-Geiger, der EMPA finanziell unter die Arme greifen. „Meiner Meinung nach wäre es unverzeihlich gewesen, dieses interessante Projekt, das Wissenschaft und Geigenbau so ideal verbindet, auslaufen zu lassen“, sagt Fischli, der auf Stradivari-Klangerlebnisse im Akkord hofft. Das Projekt ist im September gestartet und auf drei Jahre angelegt. Nachwuchstalente sollten deshalb langsam  anfangen zu sparen: die ersten Pilzgeigen wurden für 25.000 Franken oder 16.500 Euro gehandelt. Verglichen mit einer echten Stradivari ist das ein Schnäppchen – beim Auktionshaus Christie´s wechselte zuletzt ein Instrument für zwei Millionen Euro den Besitzer. 

©biotechnologie.de/ck

Die wichtigsten Nachrichten aus der Biotech-Branche

 

Wissenschaftsorganisationen kritisieren Stammzellpatente-Urteil

Fünf Wochen nach dem Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) zu Stammzellpatenten bringt die Allianz der Wissenschaftsorganisationen ihre Besorgnis über negative Konsequenzen für die Forschung zum Ausdruck.

Am 7. Dezember kritisierten sie in einem Positionspapier vor allem die EuGH-Auslegung des Begriffs „Embryo“. Das Urteil lasse die Forschung mit humanen embryonalen Stammzellen (hES) insgesamt in einem negativen Licht erscheinen und diskreditiere die Forschenden moralisch.

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News: EuGH verbietet Patente auf Stammzellen

Auch wenn das Urteil die Forschung zu ethisch unbedenklichen induzierten pluripotenten Stammzellen (iPS) nicht direkt berührt, befürchten die Wissenschaftler  „möglicherweise auch indirekte und unbeabsichtigte Implikationen für deren weitere Erforschung, denn hES stellen eine wichtige Referenzgröße für mögliche Therapien auf der Basis von iPS-Zellen dar“.  Der EuGH hatte am 18. Oktober entschieden, embryonale Stammzellen von der Patentierung auszuschließen (mehr...), und folgte darin dem Antrag von Staatsanwalt Yves Bot (mehr... ). Der Ursprung des Streits liegt im Jahr 1999, als der Bonner Neuropathologe Oliver Brüstle ein Verfahren zum Patent anmeldete, mit dem sich Nervenzellen aus humanen embryonalen Stammzellen (hES-Zellen) gewinnen ließen. Das Patentamt in München hatte das Patent zunächst erteilt. Im Jahr 2000 legte die Umweltschutzorganisation Greenpeace Einspruch gegen die Patenterteilung ein. 2004 folgte die Klage. Das Bundespatentgericht gab Greenpeace 2006 weitgehend recht. Brüstle ging in Revision, die Sache landete beim Bundesgerichtshof (BGH), der sich beim EuGH nach den geltenden EU-Normen erkundigte. Kern der Anfrage war dabei die Abgrenzung von einer Zelle und einem Embryo, der qua Gesetz durch die Menschenwürde geschützt ist.

Der EuGH hat nun entschieden, dass embryonale Stammzellen nicht patentiert werden können.Lightbox-Link
Der EuGH hat nun entschieden, dass embryonale Stammzellen nicht patentiert werden können.

Das Gericht fasste diese sehr weit, und sprach die Menschenwürde „jeder menschlichen Eizelle vom Stadium ihrer Befruchtung an, jeder unbefruchteten menschlichen Eizelle, in die ein Zellkern aus einer ausgereiften menschlichen Zelle transplantiert worden ist, und jeder unbefruchteten menschlichen Eizelle, die durch Parthenogenese zur Teilung und Weiterentwicklung angeregt worden ist“ zu. Die Allianz der Wissenschaftsorganisationen befürchtet jetzt aus diesem Urteil auch Konsequenzen für die Forschungsförderung, und forderten, das EuGH-Urteil dürfe dazu keine Empfehlungen enthalten. Die Entscheidung aus Luxemburg ist maßgeblich für das letzte Wort vom Bundesverfassungsgericht: Die Karlsruher Richter müssen jetzt ein Urteil fällen, das den Vorgaben der EU entspricht.

Das Positionspapier der Allianz der Wissenschaftsorganisationen (pdf): hier klicken

© biotechnologie.de/ck

Die wichtigsten Nachrichten aus der Biotech-Branche

 

Agennix: 27,5 Millionen Euro für Arzneientwicklung

Die in Martinsried bei München beheimatete Agennix AG hat durch die Ausgabe neuer Aktien 27,5 Millionen Euro eingesammelt.

27,5 Millionen Euro konnte Agennix aus Martinsried einwerben.Lightbox-Link
27,5 Millionen Euro konnte Agennix aus Martinsried einwerben.Quelle: Agennix

Wie das Unternehmen am 8. Dezember bekanntgab, stammt der größte Teil des Geldes  vom Hauptaktionär Dievini Hopp Biotech Holding GmbH. Dievini wandelte nicht nur ein 16,2 Millionen Euro schweres Darlehen in Aktien um, sondern zeichnete auch diejenigen Aktien, die keinen anderen Abnehmer gefunden hatten. Nach dem Abschluss des Angebots hält das Unternehmen etwa 65 Prozent der ausgegebenen Aktien. „Wir sind sehr stolz, in diesen Zeiten einen solchen Ankerinvestor an unserer Seite zu haben“, sagte Vorstandssprecher Torsten Hombeck. Neben den Kredit-Millionen, die nun im Unternehmen verbleiben, konnte Agennix auch 11,3 Millionen Euro Barmittel einwerben. „Wir gehen nun davon aus, über ausreichende Mittel zu verfügen, um die Finanzierung der fortlaufenden Aktivitäten bis in das Jahr 2013 zu sichern.“

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Statistik: Die deutsche Biotechnologie-Branche 2011

Wirtschaft: Biotech-Unternehmen Agennix will 80 Millionen Euro an Börse einsammeln

Derzeit forscht Agennix vor allem am Arzneimittelkandidaten Talactoferrin, einer rekombinant hergestellten Version des menschlichen Proteins Lactoferrin. Im menschlichen Körper findet sich Lactoferrin in geringen Mengen, mit seiner höchsten Konzentration in Muttermilch und Vormilch. Lactoferrin spielt eine wichtige Rolle bei der Entwicklung und Regulierung des körpereigenen Immunsystems. Im zweiten Quartal 2012 sollen die Daten aus einer Phase III-Studie vorliegen, in der Talactoferrin zur Therapie von nicht-kleinzelligem Lungenkrebs eingesetzt wird. Bis dahin soll auch eine Phase II-Studie über den Einsatz der Arznei bei Sepsis abgeschlossen sein. Erste Gespräche mit potenziellen Pharmapartnern liefen bereits, bestätigte Hombeck. Ganz wird Agennix das Produkt aber wohl nicht aus den Händen geben. „In Nordamerika können wir uns auch den Aufbau eigener Vertriebsstrukturen oder die Co-Promotion mit einem Partner vorstellen“, so Hombeck.

©biotechnologie.de/bk

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Hauptstadtregion zieht Biotech-Bilanz

Akteure der Biotechnologie-Branche in der Region Berlin-Brandenburg haben eine weitgehend positive Bilanz zur Geschäftsentwicklung in diesem Jahr gezogen.

Zur traditionellen BioBilanz am 6. Dezember hatten die regionalen Interessenvertretungen BioTOP Berlin-Brandenburg und Biotechnologieverb und bbb e.V. in die Brandenburgische Landesvertretung in Berlin geladen.

Systembiologische Ansätze der personalisierten Medizin wurden von Hans Lehrach vorgestellt.Lightbox-Link
Systembiologische Ansätze der personalisierten Medizin wurden von Hans Lehrach vorgestellt.Quelle: BioBilanz

Staatssekretär Henning Heidemanns vom Ministerium für Wirtschaft und Europaangelegenheiten des Landes Brandenburg zog ein durchweg positives Fazit: Die „BioCapital“ getaufte Region Berlin-Brandenburg sei 2011 Gründerregion Nummer 1 in Deutschland gewesen. Außerdem habe sich die Region zur „dichtesten Wissenschaftslandschaft Europas“ entwickelt. Derzeit arbeiten in den etwa 200 Biotech-Unternehmen ungefähr 4000 Menschen. Klaus Stöckemann vom Finanzierungs- und Beratungsunternehmen Peppermint Management GmbH sieht jedoch die langfristige Entwicklung der Branche in der Region in Gefahr: „Es gibt immer noch so gut wie keine Wagniskapitalgeber in Berlin. BioCapital-Unternehmen müssen bundesweit Anreize setzen, um Geldgeber zu finden – während es für bayrische Unternehmen über die zur Hälfte landesfinanzierte LfA problemloser ist, an Geld zu kommen.“

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News: Deutsche Biotechnologietage: Volles Haus in Berlin

Wochenrückblick: Initiative „Call a Scientist“ kürt beliebteste Referenten

Es geht um Geld, das zum Beispiel auch Britt Wildemann vom Julius-Wolff-Institut Berlin nutzen könnte, um ihre Idee von biologisierten Implantaten marktfähig zu machen. In ihrem Vortrag zeigte sie, dass die in ihrer Gruppe entwickelten beschichteten Implantate den Heilungsverlauf nach einem Knochenbruch beschleunigen. In die Laktid-Beschichtung können darüber hinaus auch Wirkstoffe wie zum Beispiel Wachstumsfaktoren oder Antibiotika integriert werden.Somit treten auch weniger Infektionen nach der Operation auf. Hans Lehrach vom Max-Planck-Institut für Molekulare Genetik in Berlin ist schon einen Schritt weiter: Er gründete die Alacris Theranostics GmbH, die mit selbst entwickelten systembiologischen Ansätzen Genom- und Transkriptomdaten von Patienten analysiert. Die daraus generierten Modelle erlauben eine auf den Patienten zugeschnittene Krebsdiagnostik und -therapie zu entwickeln. Die Machbarkeit des Projekts soll ein mit der Charité Universitätsmedizin Berlin durchgeführtes Projekt zur Melanombehandlung beweisen. Zu den am Abends präsentierten Erfolgsgeschichten aus der Wirtschaft gehören z.B. die von der Mologen AG forcierte aktive Immuntherapie gegen Krebs und die Entwicklung eines Goldstandards für die Sepsisdiagostik durch die Thermo Fisher Scientific GmbH.

© biotechnologie.de/ml

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Mehr Forschung für vernachlässigte Krankheiten

Das Bundesforschungsministerium (BMBF) will die Erforschung vernachlässigter Krankheiten voranbringen.

Am 8. Dezember stellte Staatssekretär Helge Braun die drei Projekte vor, welche  in Form von Produktentwicklungspartnerschaften (product development partnerships, PDPs) bis zum Jahr 2015 mit 20 Millionen Euro unterstützt werden sollen. PDPs sind internationale Non-Profit-Organisationen, die in Kooperation mit Pharmafirmen und Forschungseinrichtungen Medikamente, Impfstoffe und Diagnostika zur Bekämpfung vernachlässigter Erkrankungen entwickeln. "Mit den drei ausgewählten PDPs unterstützt Deutschland besonders vielversprechende Initiativen im Kampf gegen vernachlässigte und armutsbezogene Erkrankungen“, sagte Braun anlässlich der Vorstellung der geförderten Projekte. Die Auserwählten sind: Drugs for Neglected Diseases (DNDi) mit Medikamentenentwicklungen gegen die Afrikanische Schlafkrankheit, Viszerale Leishmaniose, die Chagas-Krankheit und Wurmerkrankungen, die Foundation for Innovative New Diagnostics (FIND) mit der Entwicklung einer Diagnoseplattform für die parasitären Erkrankungen Afrikanische Schlafkrankheit, Chagas, Leishmaniose und Malaria sowie die European Vaccine Initiative (EVI) mit der Entwicklung eines Malariaimpfstoffes für Schwangere.

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Förderbeispiel: Trojanische Pferde gegen die Canavan-Krankheit

News: Wanderausstellung zu seltenen Erkrankungen eröffnet

Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen mahnte anlässlich der Vorstellung ihres Berichtes „Forschungszwerg Deutschland“ zusätzliche Anstrengungen im Bereich der vernachlässigten Krankheiten an. „Diese bescheidene erste Förderung von PDPs kann nur der Start sein“, sagte Oliver Moldenhauer, der Koordinator der Medikamentenkampagne in Deutschland. Auch die in London ansässige Nichtregierungsorganisation Public Cure kritisierte die in Deutschland eine nur moderate Forschungsförderung in Sachen vernachlässigte Krankheiten. Im erst kürzlich vorgestellten G-Finder-Bericht bemängelte sie, dass die Fördersumme im Jahr 2010 im Vergleich zum Vorjahr um 4,3 Millionen Euro (-12,5 Prozent) gesunken sei.

© biotechnologie.de/bk

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Tarnung des HI-Virus entschlüsselt

Forscher des Paul-Ehrlich-Institutes haben nachgewiesen, wie sich bestimmte Immunzellen vor einer Infektion mit HIV schützen.

Wie die Arbeitsgruppe um Egbert Flory in der Fachzeitschrift PLoS Pathogens (2011, Online-Vorabpublikation 8. Dezember)

beschreibt, spielt das Protein SAMHD1 dabei eine entscheidende Rolle.

Mit HIV-1 infizierte (gelb-grün) und nicht infizierte Monozyten (rot). Die Zellen stammen von Patienten mit Aicardi-Goutières-Syndrom. Lightbox-Link
Mit HIV-1 infizierte (gelb-grün) und nicht infizierte Monozyten (rot). Die Zellen stammen von Patienten mit Aicardi-Goutières-Syndrom. Quelle: Viviana Simon, Mount Sinai School of Medicine, New York

Auf das Protein aufmerksam geworden waren die Wissenschaftler aufgrund der Tatsache, dass das HI-Virus, welches das menschliche Immunsystem angreift, nur bestimmte Zellen infiziert: Während T-Lymphozyten umgehend befallen und zu Virenfabriken für den AIDS-Erreger umfunktioniert werden, weisen myeloide Zellen wie Makrophagen, Monozyten und dendritische Zellen offenbar einen natürlichen Schutz gegen das Virus auf. Dafür verantwortlich ist das zelluläre Protein SAMHD1 („SAM domain and HD domain containing protein 1“), dessen Schutzfunktion aber durch das Virale Protein x (VpX) ausgeschaltet werden kann. Das Protein führte die Wissenschaftler aber auch zu einem möglichen Impfstoff.

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News: Tabakpflanzen als Impfstofffabriken

News: Eiweiß-Bruchstücke wehren HIV ab

 In Kooperation mit dem Universitätsklinikum Münster und der Mount Sinai School of Medicine in New York testeten sie, wie die Monozyten von  Patienten mit dem Aicardi-Goutieres-Syndrom auf das HI-Virus reagieren. In den Zellen der von dieser Erbkrankeit Betroffenen fehlt SAMHD1. Bei den Untersuchten konnte das Immunschwäche-Virus aber nicht nur die sonst geschützten Monozyten infizieren, sondern rief auch eine ungewöhnlich heftige Immunreaktion hervor. Während so eine Immunreaktion durch Interferonausschüttung beispielweise bei Grippeviren völlig normal ist, weil die Zellen die mRNA der Viren als fremd erkennen, konnte das HI-Virus dieser frühen Abwehrphase bisher entgehen. Die Wissenschaftler vermuten, dass SAMHD1 mit diesem Tarnmechanismus in Zusammenhang steht. „Diese Erkenntnis ist von großer Bedeutung für die Entwicklung von Impfstoffen gegen HIV-Infektionen“, betont PEI-Präsident Klaus Cichutek. „Bisher war die Suche wenig erfolgreich, weil durch die Impfstoffkandidaten keine Immunreaktion hervorgerufen wurde.“ 

© biotechnologie.de/ck

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