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Wochenrückblick KW 37

20.09.2010

Alzheimer: Kluft zwischen Forschung und Behandlung

Am 21. September ist Welt-Alzheimer-Tag: In einer neuen Forschungsinitiative versuchen Heidelberger Forscher die Grundlagen der Erkrankung zu entschlüsseln.

Ein Protein mit dem Namen APP spielt eine Schlüsselrolle bei der Entstehung der Alzheimer-Erkrankung (mehr...). Wenig bekannt ist jedoch, welche Funktion es bei der Kommunikation von Nervenzellen im Gehirn gesunder Menschen übernimmt.

Moderne bildgebende Verfahren können die Diagnose der Alzheimer-Erkrankung verbessern.Lightbox-Link
Moderne bildgebende Verfahren können die Diagnose der Alzheimer-Erkrankung verbessern.Quelle: Klinik für Neurologie / Universität Marburg

Dabei wird APP in fast allen Nervenzellen des Hirns gebildet. Eine von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Transregio-Forschergruppe um die Heidelberger Professoren Ulrike Müller und Klemens Wild versucht nun, Licht ins Dunkel zu bringen. „Wir wollen die Bedeutung von APP für Lernen und Gedächtnis untersuchen“, erläutert die Neurowissenschaftlerin Müller.  Durch ein besseres Verständnis der APP-Funktion hoffen sie neue Alzheimer-Therapieansätze entwickeln zu können. „Nach wie vor gibt es für Alzheimer keine ursächliche Therapie. Ein besseres Verständnis der APP-Funktionen ist daher unerlässlich,“ betont Müller.

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News: Schnittmuster von molekularen Scheren gezielt beeinflussen

Förderbeispiel: Alzheimer per Laserscan der Netzhaut erkennen

Menschen: Katharina Zimmermann - Alzheimer-Expertin aus der Industrie an die Hochschule

Die Ergebnisse aus der Wissenschaft müssen allerdings auch erst einmal umgesetzt werden. Erst kürzlich bemängelten Marburger Forscher, dass die bestehenden Versorgungs- und Therapieangebote nur unzureichend genutzt werden. Die Neurologen um Richard Dodel vom Universitätsklinikum Marburg fanden heraus, das nur etwa jeder zehnte Patient mit modernen bildgebenden Untersuchungsverfahren oder neuropsychologischen Tests untersucht wird (mehr...). Nur die Hälfte der Patienten erhielten die zur Verfügung stehenden Medikamente. Dennoch sind die Behandlungskosten hoch: Pro Patient und Jahr summieren sie sich auf rund 18.500 Euro, davon etwa 8.800 Euro allein für Pflegeleistungen. „Unsere Studie zeigt, dass die modernen Standards zur Diagnose und Behandlung, nur unzureichend im Betreuungsalltag umgesetzt werden“, fasst Dodel die Ergebnisse zusammen.

Die wichtigsten Nachrichten aus der Biotech-Branche

 

Neue Teile von Genschaltern gefunden

Münchener Forscher haben neue Interaktionspartner des Proteins Histon gefunden, welches das Ablesen von Genen aktivieren oder hemmen kann.

Histone erfüllen im Zellkern wichtige Aufgaben. Sie sorgen dafür, dass die DNA geordnet wird und stabil bleibt (mehr...). Seit wenigen Jahren ist bekannt, dass sie auch in die Genregulation eingreifen. Sie funktionieren dabei wie Ein- und Ausschalter: Verändern sie ihre Grundstruktur, können sie das Ablesen der Gene wahlweise erleichtern oder erschweren (mehr...).

Histone sind Proteine im Zellkern (blau und grün). Wie auf Spulen wird auf ihnen die DNA aufgewickelt, damit sie in den 0,006 Millimeter großen Zellkern passt. Rot markiert ist das Zellskelett.Lightbox-Link
Histone sind Proteine im Zellkern (blau und grün). Wie auf Spulen wird auf ihnen die DNA aufgewickelt, damit sie in den 0,006 Millimeter großen Zellkern passt. Rot markiert ist das Zellskelett.Quelle: Martina Augsburg / Max-Planck-Institut für Molekulare Zellbiologie und Genetik

Sie wechselwirken bei ihrer Aufgabe mit einer ganzen Reihe anderer Zellproteine. Wie Forscher vom Max-Planck-Institut für Biochemie in der Fachzeitschrift Cell (Bd. 142, Ausg. 6, S. 967-980) berichten, haben sie nun weitere Interaktionspartner für die Histone gefunden.

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News: Genaktivität - Auf die Verpackung kommt es an

News: DKFZ-Forscher wecken epigenetisch stillgelegte Gene wieder auf

Menschen: Heinrich Leonhardt - Entschlüsselung des epigenetischen Codes

Bei der Bindung der Histone an andere Moleküle spielt die Veränderung der Grundstruktur der Histone eine besonders wichtige Rolle. Durch das Hinzufügen von chemischen Gruppen wird sie verändert, so dass die Histone unterscheidbar werden. Auf diese Weise können sie dann gezielt an bestimmten Abschnitten des Erbguts weitere Proteine binden und so das Ablesen der DNA aktivieren oder hemmen. „Bisher war es extrem schwierig, diese Proteine zu bestimmen. Erst neue Techniken, die wir selber entwickelt haben, machten dies möglich,“ erläutert Christian Eberl, einer der beteiligten Wissenschaftler. Mit den Ergebnissen verbinden die Forscher eine große Hoffnung. Da die Veränderung von Histonen auch bei bestimmten Krebserkrankungen eine Rolle zu spielen scheint, könnten die Ergebnisse auf lange Sicht zum besseren Verständnis dieser Erkrankungen beitragen.

Die wichtigsten Nachrichten aus der Biotech-Branche

 

Neun Helmholtz-Nachwuchsgruppen aus den Biowissenschaften

Jede zweite der insgesamt 18 neuen Nachwuchsgruppen der Helmholtz-Gemeinschaft kommt in diesem Jahr aus den Biowissenschaften.

Im Jahr 2003 richtete die Helmholtz-Gemeinschaft ihr Nachwuchsforscherprogramm ein. Seitdem werden jedes Jahr junge Wissenschaftler ausgewählt, die mit einem Jahresbudget von mindestens 250.000 Euro und der Option auf eine unbefristete Anstellung rechnen dürfen.

Mehr zum Helmholtz-Nachwuchsgruppen auf biotechnologie.de

Schon in den vergangenen Jahren hat biotechnologie.de über die Helmholtz-Nachwuchsgruppen berichtet 2009 2008 2007 2006

Das ist international attraktiv. In diesem Jahr wurden 18 Kandidaten ausgewählt. Zehn Nachwuchsgruppenleiterinnen und -leiter sind dabei nicht deutscher Nationalität, sechs Deutsche kommen aus dem Ausland zurück, darunter aus so bekannten Forschungseinrichtungen wie dem MIT in den USA, CERN in der Schweiz oder INSERM in Frankreich. Insgesamt hat die Helmholtz-Gemeinschaft damit nun in bislang acht Auswahlrunden 132 Nachwuchsgruppen gefördert. Die Kosten werden zur Hälfte aus dem Impuls- und Vernetzungsfonds der Helmholtz-Gemeinschaft gedeckt. In diesem Jahr sind die Biowissenschaften besonders stark vertreten. Sie nehmen die Hälfte der Stellen ein.

Die neun Nachwuchsgruppen aus den Biowissenschaften, mit dem jeweiligen Helmholtz-Institut

  • Hai-Kun Liu
    Regulation of normal and neoplastic brain stem cells
    Deutsches Krebsforschungszentrum Heidelberg
  • Julia Frunzke
    Population heterogeneity in industrial microorganisms
    Forschungszentrum Jülich
  • Gil Gregor Westmeyer
    Novel probes for molecular fMRI
    Forschungszentrum Jülich
  • Andriy Luzhetskyy
    Exploitation of actinomycetes genomics to produce novel drug leads
    Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung Braunschweig
  • Andrea Scrima
    Structural biology of autophagy in infection and disease
    Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung Braunschweig
  • Alexander Schug
    Multi-scale simulations of regulatory RNAs and two-Component signal transduction
    Karlsruher Institut für Technologie
  • Daniela Panáková
    Electrochemical signaling in development and disease
    Max Delbrück-Zentrum Berlin
  • Oliver Rocks
    Spatio-temporal regulation of Rho protein signaling
    Max Delbrück-Zentrum Berlin
  • Jörg Hackermüller
    Bioinformatics and transcriptomics of nonprotein coding RNAs controlling epigenetic modifications in T-cell differentiation
    Umweltforschungszentrum Leipzig

Die wichtigsten Nachrichten aus der Biotech-Branche

 

Boehringer Ingelheim investiert in Schweizer Biotechnologieunternehmen

Der Investitionsfonds des deutschen Pharmakonzerns Boehringer Ingelheim investiert erstmals in ein Biotechnologie-Unternehmen.

Im März diesen Jahres hatte das deutsche Pharmaunternehmen angekündigt, über den neuen Boehringer Ingelheim Venture Fund in interessante junge Firmen der Biotechnologie zu investieren. Insgesamt 100 Millionen Euro wollen die Rheinland-Pfälzer in den nächsten Jahren dafür bereitstellen. Besonders die medizinische Biotechnologie sei interessant, so die Manager des Fonds.

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News: 100 Millionen für Mainzer Lebenswissenschaften

News: Protest gegen Impfstoffzentrum von Boehringer Ingelheim

Mit der ersten Transaktion halten die Fondsverwalter nun Wort. Sie beteiligten sich an  einer Finanzierungsrunde der Serie B-Runde für die schweizerisch-italienische Okairos. Gemeinsam steckten Boehringer Ingelheim und die anderen Investoren Versant Ventures, BioMedPartners und LSP 16 Millionen Euro in die Firma, die sich mit der Aktivierung zytotoxischer T-Zellen im Impfgeschäft etablieren wollen.

Viele Vakzine scheitern heute daran, dass sie zwar eine Antikörper-Antwort im Menschen hervorrufen, diese jedoch zur Eindämmung der Infektion nicht ausreicht. Mit Hilfe spezieller Immunzellen, sogenannter aktivierter zytotoxischer T-Zellen, soll sich das ändern. Das Unternehmen mit Standorten in Rom und Basel hat sich bedrohliche Gegner zur Bekämpfung durch die eigenen Impfstoffe ausgesucht. Am weitesten fortgeschritten sind ein Malaria-Impfstoff, dessen Phase IIa-Studie gerade abgeschlossen wurde, sowie jeweils eine prophylaktische und eine therapeutische Hepatitis C-Vakzine in einer klinischen Studie der Phase I. Demnächst sollen auch Impfstoffe gegen das Marburg- und das Ebola-Virus am Menschen getestet werden.

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Für Pflanzen ist Wasser sparen Nervensache

Einen bisher unbekannten Ionenkanal, mit dem sich Pflanzen vor dem Austrocknen schützen, haben Würzburger und Züricher Forscher entdeckt.

Im Fachblatt The Plant Journal (Online-Vorabveröffentlichung, 12. Juli 2010) hat das deutsch-schweizerische Team seine Erkenntnisse vorgestellt. Der Clou: Der neu entdeckte Ionenkanal ähnelt einem Kanaltyp, der auch im menschlichen Hirn vorkommt.

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News: Wenn Pflanzen unter Stress geraten

News: Wie die Blätter Dampf ablassen

News: Nervenkrankheiten mit Hilfe von Pflanzen verstehen

Der generelle Mechanismus, wie Pflanzen Wasser sparen ist allgemein bekannt. Auf der Blattunterseite finden sich Hunderte kleiner Poren, die wie lauter kleine Ventile wirken. Je weiter sie öffnen, umso mehr Wasser verdunstet (mehr...). Die Poren werden aus jeweils zwei Zellen, den Schließzellen gebildet. Füllen sich diese Zellen prall mit Wasser und Ionen, klaffen sie weit auseinander. Um die Pore zu schließen, verlieren die Schließzellen einen Großteil des Wassers, so dass sie sich schließlich eng aneinander schmiegen. Der von den Forschern um Rainer Hedrich aus Würzburg und Enrico Martinoia aus Zürich entdeckte Kanal veranlasst die Schließung der Poren, sobald sich in seiner Umgebung eine bestimmte Substanz einfindet, die Äpfelsäure (Malat).

Der in der Pflanze neu entdeckte Ionenkanal ähnelt in einigen seiner Eigenschaften Kanälen, wie sie in Nervenzellen von Mensch und Tier zu finden sind.Lightbox-Link
Der in der Pflanze neu entdeckte Ionenkanal ähnelt in einigen seiner Eigenschaften Kanälen, wie sie in Nervenzellen von Mensch und Tier zu finden sind.Quelle: Hedrich / Universität Würzburg

Entdeckt wurde der neue Kanal durch eine zufällige Beobachtung. Die Forscher hatten bemerkt, dass in einem bestimmten Pflanzentyp die Poren nicht mehr optimal schlossen. Daraufhin versuchten sie den Grund für die Störung zu finden. „Es stellte sich heraus, dass der Defekt einen Ionenkanal in den Schließzellen betrifft, der empfindlich auf Malat reagiert“, berichtet der Botaniker Hedrich über seine Entdeckung. Für die Pflanze hat das fatale Folgen: Sogar bei extremer Trockenheit, wenn das Stresshormon Abscisinsäure ausgeschüttet wird (mehr...), kann sie die Poren nicht schließen um sich vor dem Austrocknen zu schützen. Der in der Pflanze neu entdeckte Kanal ist für andere Biologen ein alter Bekannter. In seinem elektrischen Verhalten ähnelt er einem Kanal, der bei Mensch und Tier an der Signalübertragung zwischen Nervenzellen zuständig ist. Nicht zuletzt wegen derartiger Ähnlichkeiten versuchen Forscher inzwischen mit Hilfe von Pflanzen Grundlagen von Nervenkrankheiten zu verstehen (mehr...).

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Axolotl-Zentrum in Hannover gegründet

In einem neuen Zentrum wollen Forscher der Medizinischen Hochschule Hannover den beeindruckenden regenerativen Fähigkeiten des Axolotls auf die Spur kommen.

Neben literarischen Kurzauftritten wie im Roman „Axolotl Roadkill“ ist der südamerikanische Molch schon seit langem ein beliebtes Modelltier der regenerativen Medizin.

Die Axolotl stammen aus einem See nahe Mexiko-Stadt. Die Tiere werden nie richtig erwachsen, sondern verbringen ihr ganzes Leben in einem kiemenatmenden Larvenstadium unter Wasser.Lightbox-Link
Die Axolotl stammen aus einem See nahe Mexiko-Stadt. Die Tiere werden nie richtig erwachsen, sondern verbringen ihr ganzes Leben in einem kiemenatmenden Larvenstadium unter Wasser.Quelle: Wikipedia.de

Ambystoma mexicanum, so der wissenschaftliche Name des Axolotls, hat eine ganz besondere Fähigkeit: Er kann abgetrennte Gliedmaßen und Organe komplett nachwachsen lassen (mehr...). Kerstin Reimers-Fadhlaoui und Christina Allmeling von der Klinik für plastische Hand- und Wiederherstellungschirurgie in Hannover haben jetzt zusammen mit dem benachbarten Institut für Versuchstierkunde das „Ambystoma mexicanum Bioregeneration Center Niedersachsen“ gegründet, um das Regenerationsvermögen der Tiere weiter zu erforschen. Mit molekularbiologischen Methoden wollen die Wissenschaftler das Transkriptom ermitteln, also die Gesamtheit aller aktiven Gene. In sorgfältigen computergestützten Analysen soll der Vergleich zum Menschen möglich werden.

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News: BMBF-Wettbewerb Gesundheitsregionen - 15 Millionen Euro für Regenerative Medizin

News: Regenerative Medizin - Salamander offenbart völlig neue Erkenntnisse

Dafür werden die Unterschiede im Erbgut von Mensch und Tier auf molekularer Ebene beschrieben. „Wir legen großen Wert darauf, die Ergebnisse auch auf den Menschen übertragen zu können,“ erklärt Reimers-Fadhlaoui. Doch nicht nur die medizinische Forschung, auch der Axolotl selbst - in der freien Natur eine nahezu ausgestorbene Amphibie - soll von dem neuen Zentrum profitieren. „Einen besonderen Fokus legen wir auf die Arterhaltung. Selbstverständlich erfolgt die Zucht nach den gesetzlichen Bestimmungen,“ versichert die Amphibien-Expertin Allmeling.

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