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Rund 1400 Besucher bei der Bio-Europe Spring in Madrid

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Für Spanien war die Bio-Europe Spring eine gelungene Premiere. Quelle: biotechnologie.de

16.04.2008  - 

Die Kommerzialisierung von wissenschaftlichen Ergebnissen gehört noch nicht zu Spaniens Stärken, doch gerade in der Biotechnologie hat sich in den vergangenen Jahren ein enormer Wandel vollzogen – stark unterstützt von der Regierung, die ihre Innovationspolitik immer mehr auf den Technologietransfer ausrichtet. Fast aus dem nichts sind auf diese Weise inzwischen 150 Biotechnologie-Firmen entstanden, davon ist ein Drittel in Madrid beheimatet. Grund genug für die spanische Haupstadt, die Augen der Fachwelt auf sich zu lenken und zum ersten Mal eine große Partnering-Veranstaltung zu sich einzuladen. Vom 7. bis 9. April diente Madrid als Gastgeber der Bio-Europe Spring, einer Schwester-Veranstaltung der Bio-Europe, die normalerweise im Herbst in Hamburg stattfindet. Die Premiere war für die Spanier ein Erfolg: Rund 1400 Besucher aus 38 Ländern wurden gezählt, knapp ein Drittel mehr als im Vorjahr.

Die Herbst-Veranstaltung der BioEurope findet bereits seit 13 Jahren an wechselnden Standorten in Deutschland statt. Im vergangenen Jahr kam zum ersten Mal ein Pendant im Frühjahr hinzu: die BioEurope Spring. Die Veranstaltungsorte sind im Süden Europas beheimatet, den Auftakt im vergangenen Jahr machte Mailand, Italien, mit 1.100 Besuchern und 4000 arrangierten Einzelgesprächen.

Dass offenbar auch im Frühjahr erheblicher Verhandlungsbedarf in der Biotech-Branche besteht, zeigte nun die zweite Bio-Europe Spring. Dieses Mal war Madrid offizieller Gastgeber und lockte 1400 Teilnehmer vom 7. bis 9. April nach Spanien. Damit konnte die Hauptstadt im Vergleich zum Vorjahr ein Besucherplus von fast 30 Prozent aufweisen. Carola Schropp, Managing Partner des Veranstalters EBD Group, zeigte sich sehr zufrieden mit der Entwicklung: „Das zeigt eindeutig, dass wir uns in einer Ära des Biopartnerings befinden. Deals sind die elementare Voraussetzung dafür, dass aus Pipeline-Kandidaten Produkte für den Markt werden.“

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Herzstück der Veranstaltung: Speed-Dating für Unternehmen

Das Partnering – eine Art Speed-Dating für Unternehmen – ist das Herzstück der Bio-Europe. Über eine spezielle Software können sich alle registrierten Teilnehmer schon Wochen vor der Verstanstaltung gezielt verabreden. Getroffen wird sich in kleinen Kabinen, die lediglich mit Tisch und Stühlen ausgestattet sind. 20 bis 30 Minuten bleibt den Gesprächspartner Zeit, um sich zu unterhalten. Danach ist der nächste dran. 5,800 Gespräche wurden auf diese Weise in Madrid organisiert, in Mailand waren es 4,000. Darüber hinaus hatten 145 Unternehmen in Spanien die Möglichkeit, sich und ihre Kooperationsmöglichkeiten in Kurzpräsentationen vorzustellen.

Also Sponsor und Gastgeber der Konferenz zeigten sich die Spanier äußerst zufrieden. Bislang ist die Aufholjagd der spanischen Biotech-Branche den meisten Unternehmen verborgen geblieben. Das sollte sich ändern. Darüber hinaus wollte Madrid die Veranstaltung nutzen, um ihrem erst jüngst gegründeten Biocluster Madrid einer breiteren Fachöffentlichkeit vorzustellen. „Wenn von Biotechnologie in Spanien die Rede ist, dann wird oft zuerst an Barcelona gedacht, dabei kann sich Madrid sehen lassen“, erklärte Vincente Orts, Direktor der Regionalagentur PromoMadrid gegenüber biotechnologie.de.Seit 2006 verfolgt die Region das Ziel, ihre industriellen Aktivitäten stärker zu bündeln. Insgesamt neun strategische Cluster wurden dabei ins Leben gerufen, die Biotechnologie gilt neben der Logistikbranche oder dem Finanzsektor als wichtig. Ein Drittel aller Biotech-Firmen in Spanien sind in Madrid beheimatet – rund 50 von 150. „Um die aktuelle dynamische Entwicklung zu unterstützen, haben wir uns dazu entschieden, die Bio-Europe Spring nach Madrid zu holen“, sagte Frederico Manrique, Präsident des Madrid Bioclusters in seiner Eröffnungsrede am 7. April.

Will Wissenschaft und Wirtschaft in der Biotechnologie stärker zusammenbringen: José Jorcano von Genoma Espana.Lightbox-Link
Will Wissenschaft und Wirtschaft in der Biotechnologie stärker zusammenbringen: José Jorcano von Genoma Espana.Quelle: biotechnologie.de

Spanien hat Aufholjagd begonnen

Nicht nur in Madrid, in ganz Spanien ist Dynamik zu spüren. Noch vor fünf Jahren gab es kaum nennenswerte Biotechnologie-Aktivitäten im kommerziellen Bereich. Seitdem ist die Innovationspolitik ganz oben auf die Agenda der Regierung gerückt - unterstützt von einem Forschungsminister, der selbst einmal Wissenchaftler war. Die Aufholjagd war dringend nötig, inbesondere bei Patentanmeldungen belegt Spanien im EU-Vergleich seit Jahren hintere Plätze. Im Jahr 2004 wurde ein offizieller Nationaler Plan für wissenschaftliche Forschung, Entwicklung und Technologische Entwicklung gestartet. Seit 2005 gibt es das sogenannte Ingenio 2010-Programm, das zum Ziel hat, die F&E-Ausgaben auf 2% des BIP zu steigern. Auch eine Erhöhung der F&E-Ausgaben im privaten Sektor soll angeschoben werden, für das Jahr 2010 werden 55% anvisiert. Darüber hinaus wurde die Stiftung Genoma Espana gegründet, die sich insbesondere dem Feld der Biotechnologie und Genomforschung widmet, um die vorhandene wissenschaftliche Exzellenz mehr für den Markt zu nutzen. „Unsere Wissenschaftler veröffentlichen viel, aber patentieren zu wenig. Unsere Unternehmen wiederum wissen zu wenig, was es an den Universitäten zu holen gibt“, erläutert José Luis Jorcano, Chef der Stiftung. Genoma Espana dient hier als Vermittler und stellt entsprechenden Public-Private-Partnerships bis zu drei Millionen Euro Fördergelder zur Verfügung. Bislang konnte pro Jahr nur eine Kooperation dieser Art unterstützt werden, ab diesem Jahr sollen es mehr werden. Genoma Espana trägt darüber hinaus stark zum Technologietransfer bei, unterstützt Wissenschaftler in Patentfragen und analysiert die Branche hinsichtlich ihrer Stärken und Schwächen.

Erster Biotech-Fond mit 65 Millionen Euro gestartet

Die Bemühungen der Regierung zeigen inzwischen Früchte. So haben sich große Pharmafirmen wie Merck, Lilly, Abbot oder Baxter mit Forschungslaboren und/oder Produktionsstätte angesiedelt. In der Nähe von Madrid investiert Sanofi-Aventis gerade acht Millionen Euro in ein neues Forschungszentrum. Und auch in der Finanzierungsszene hat sich einiges getan. So wurde 2007 mit Ysios Partners der größte VC-Fond Spaniens gestartet, geplant ist ein Volumen von 65 Millionen Euro. Investiert werden soll hauptsächlich, aber nicht ausschließlich in die spanische Branche. Hinter Ysios steckt unter anderem Jöel Jean-Mairet, Mitbegründer der Schweizer Biotech-Firma Glycart, die für 143 Millionen Euro an die Pharmafirma Roche verkauft wurde. Aber auch eine der engagiertesten Vertreter der spanischen Biotechnologie Cristina Garmendia, Präsidentin der Genetrix Group und Repräsentatin des spanischen Unternehmerverbandes Asebio, gehört zu den aktiven Managern. „An Geld mangelt es Spanien derzeit nicht, wir müssen es nur in wirklich gute Projekte investieren“, betont auch Genoma Espana-Chef Jorcano. Zumal inzwischen selbst die regionalen Regierungen immer mehr Geld in Start-ups und Technologie-Firmen investieren, von denen  Biotechnologie-Gründer profitieren. Dennoch gibt es auch Kritik. "In Spanien tut sich sehr viel, das ist gut. Aber manchmal hat man den Eindruck, dass doch etwas zuviele Akteure am Werk sind", sagt Ignacio Faus, Geschäftsführer von Palau Pharma, eine der größten Biotech-Firmen in Spanien.  

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Für die meisten spanischen Biotech-Unternehmen kommt eine Veranstaltung wie die Bio-Europe aus seiner Sicht zu früh, sie sind einfach noch nicht soweit. „Es gibt nur eine Handvoll Firmen, die überhaupt für ein solches Partnering interessant sind und für die ist es eigentlich nicht so entscheidend, ob der Event nun in Madrid oder anderswo stattfindet“, so Faus.

Ähnlich wie bei der Herbst-Veranstaltung stammten die meisten Besucher aus anderen europäischen Ländern, viele Aussteller kamen aus Deutschland (Boehringer Ingelheim, Rentschler, Vetter). Zwar waren die meisten Pharmafirmen in geringerer Mannschaftsstärke als im Herbst angreist, dennoch herrschte allseits Zufriedenheit und geschäftige Networking-Atmosphäre. „Auf einer Konferenz wie dieser finden die wichtigsten Gespräche meist Abends statt“, sagte Christoph Hühls von der Dortmunder Protagen AG. Ähnlich äußerten sich Sven Klußmann von der Berliner Noxxon AG und Ilona Funke von der Spherotec GmbH. Manch einer freute sich sogar, dass – anders als im Herbst – die zu verteilenden Aufträge der Unternehmen im Frühjahr üppiger vorhanden sind. Da störte es auch nicht, dass sich der Madrider Frühling wettermäßig nicht gerade von seiner schönsten Seite zeigte. Anstatt Sonnenschein erwartete die Bio-Europe Teilnehmer nur Regen und novemberhaften Temperaturen, wenn sie aus dem Kongresszentrum traten.

 

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