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Labormesse Analytica in München mit 1000 Ausstellern

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Alle zwei Jahre öffnet die Analytica in München ihre Pforten: In diesem Jahr präsentieren sich 1000 Aussteller aus 34 Ländern. Quelle: Alex Schelbert/ Messe München GmbH

04.04.2008  - 

Ob Forscher, Kriminologe oder Arzt – ohne molekularbiologische Analyse- und Diagnoseverfahren würde eine Reihe von Branchen schlichtweg ohne Arbeitsmethoden dastehen. Laborausstatter und Diagnostik-Anbieter liefern die Basis dafür, dass neue Medikamente entwickelt, Krankheiten aufgespürt oder Täter von der Polizei gefasst werden können. Die Bedeutung zeigt sich auch in wirtschaftlicher Hinsicht: Im Jahr 2006 betrug der Weltmarkt für Life-Science-Research-Produkte 18,6 Milliarden Euro. Davon werden allein in Deutschland 1,3 Milliarden Euro erwirtschaftet. Dies belegen neueste Zahlen, die pünktlich zur Münchner Branchenmesse Analytica von der Diagnostika-Industrie vorgelegt wurden. Mit rund 1000 Ausstellern aus 34 Ländern, die sich vom 1. bis zum 4. April einem breiten Fachpublikum präsentiert haben, verzeichnete die Messe in diesem Jahr ein Plus von mehr als 20 Prozent. Die Gesellschaft für Biochemie und Molekularbiologie (GBM)  nutzte die Analytica auch in diesem Jahr, um einen vom Schweizer Pharmakonzern Roche gestifteten Forschungspreis an herausragende Wissenschaftler zu verleihen. Dieses Mal ging die mit 50.000 Euro dotierte Auszeichnung an einen Heidelberger und einen Würzburger Forscher.

Ob kranker Patient, Dopingsünder im Sport oder Tatverdächtiger - sie alle wären ohne analytische und diagnostische Verfahren ebenso wenig aufzuspüren wie verschimmeltes Obst oder giftige Substanzen im Boden. Schon winzige Proben reichen aus, um beispielsweise an einem Tatort die Spuren eines Verdächtigen auf der Basis von Blutstropfen, Haaren oder Hautschuppen zu entziffern. Inzwischen brauchen DNA-Experten nur noch fünfzig Zellen, um den molekularen Fingerabdruck einer Person zu erstellen. Vor wenigen Jahren war noch ein Vielfaches der Menge nötig. Das Verfahren basiert auf der Entdeckung des Briten Alec Jeffreys, wonach es im menschlichen Erbgut Abschnitte gibt, die zwar keine wichtigen genetischen Informationen tragen, aber bei jedem Menschen einzigartig sind. In Deutschland wurde der molekulare Fingerabdruck erstmals 1988 in einem Strafprozess vor Gericht anerkannt.

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Molekularer Fingerabdruck: Inzwischen sind die Methoden so sensibel, dass an einem Tatort nicht nur Erbgut vom möglichen Täter, sondern auch reichlich Material von Unbeteiligten gefunden wird. Mitunter führt die DNS-Fahndung auch zu Verwirrung. So berichtete die Süddeutsche Zeitung Ende März von den Spuren einer unbekannten Frau, die an 25 Tatorten in drei Ländern aufgetaucht sind.

Zum SZ-Artikel

Pünktlich zur Messe: Zahlen zur Wirtschaftskraft der Branche

In den Biowissenschaften liefern analytische und diagnostische Instrumente, Reagenzien, Testsysteme und Verbrauchsmaterialien die Basis für die tägliche Forschung: Ohne sie könnten keine neue Therapien und kein neues Diagnose-Verfahren entwickelt werden.  Welche wirtschaftliche Bedeutung diese sogenannten Life-Science-Research-(LSR)-Produkte haben, zeigt ein Blick auf die Zahlen. So betrug der Weltmarkt für diese Art von Laborprodukten im Jahr 2006 insgesamt 18.6 Milliarden Euro. Dies geht aus Zahlen der Arbeitsgemeinschaft Life Science Research (LSR AG) des Verbandes der deutschen Diagnostica-Hersteller (VDGH) hervor, die pünktlich zur Branchenmesse Analytica in München erstmals ökonomische Kennzahlen zum deutschen Markt und hierzulande tätigen Unternehmen vorlegen können.

Mehr Informationen

www.analytica.de

So hat die LSR AG in Deutschland 101 Unternehmen als Zulieferer und Produzenten von Forschungsgeräten- und -materialien wie zum Beispiel Kits, Microarrays oder Pipetten identifiziert, 17 von ihnen sind als LSR-Unternehmen im VDGH organisiert. Alle 101 Firmen beschäftigen demnach zusammen annähernd 5.200 Mitarbeiter in Deutschland. Die 17 im VDGH vertretenen LSR-Firmen stellen dabei rund 70% aller deutschen Beschäftigten im Labormarkt. Anhand der Daten von 68 dieser 101 Unternehmen wurde ein Umsatz in Deutschland von 1,3 Milliarden Euro ermittelt. Im Export erzielten diese Firmen 1,4 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Die in Deutschland ansässigen rund 500 Biotechnologie-Unternehmen haben 2006 einen Umsatz von 1,8 Milliarden Euro erwirtschaftet, wie biotechnologie.de 2007 in einer Firmenumfrage im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung ermittelte (mehr...).

In diesem kurzen Film geht es um die Entwicklung eines Testverfahrens, mit dem sich der gefährliche Vogelgrippe-Erreger nachweisen lässt. Die Entwicklung fand bei der Hamburger Biotech-Firma Artus statt, die 2005 von der Firma Qiagen übernommen wurde. Quelle: Fraunhofer IAIS/youtube.com

Analytica mit Ausstellerzuwächsen

Bei der Analytica, die im Zwei-Jahres-Rhythmus als Branchenmesse für Analytik, Labortechnik und Biotechnologie stattfindet, präsentierten sich in diesem Jahr rund 1000 Aussteller aus 34 Ländern in fünf Hallen (50.000 Quadratmeter) auf dem Münchner Messegelände. Im Vergleich zur letzten Veranstaltung entspricht dies einem Anstieg von mehr als 20 Prozent. Ein Plus gab es auch bei Ausstellern im Bereich Biotechnologie und Life Sciences. Nach Aussage von Hans-Joachim Heusler, Geschäftsführer der Messe München, lag der Zuwachs bei 12 Prozent. Traditionell stehen in München die Laborausrüster und Gerätehersteller im Mittelpunkt des Interesses. Die Fachausstellung wurde zudem von insgesamt 24 wissenschaftlichen Symposien begleitet, auf denen sich Experten über neueste Trends und Entwicklungen in Chemie, Biochemie und Biotechnologie austauschen konnten.

Inhaltlich ist dabei klar, welche Reise die Labore der Zukunft nehmen werden: Analysen müssen schneller, genauer und preiswerter als bisher sein beziehungsweise auch direkt am Ort des Geschehens – etwa im Krankenhaus am Bett des Patienten – durchgeführt werden können. Darüber hinaus versuchen die Unternehmen, ihre Geräte noch weiter zu automatisieren und zu miniaturisieren.

Dieser Film besingt die Vorzüge der biotechnologischen Methode PCR, die in Laboren zur Vervielfältigung einzelner Erbgutabschnitte benutzt wird. Produziert wurde der Film von einer Firma, die PCR-Geräte herstelltQuelle: youtube.com

Forschungspreis von GBM und Roche geht an zwei Deutsche

Die Gesellschaft für Biochemie und Molekularbiologie (GBM) nutzte die Analtytica auch in diesem Jahr, um den vom Pharmakonzern Roche gestifteten „Forschungspreis analytica“  an herausragende junge Wissenschaftler zu verleihen. Die vormals als  „Molecular Bioanalytics-Preis“ bekannte Auszeichnung ist erneut mit 50.000 Euro dotiert und ging dieses Mal an Prof. Albert Sickmann, Rudolf Virchow-Zentrum Würzburg, und Dr. Gerhard Schratt, Universität Heidelberg. 

Der Würzburger Proteomforscher Albert Sickmann wurde für seine Arbeiten zur Hemmung und Aktivierung von Blutplättchen (Thrombozyten) ausgezeichnet. Auf Eiweißmolekülen dieser Blutplättchen konnte er mehr als tausend sogenannte Phosphorylierungsstellen identifzieren, die für eine solche Hemmung und Aktivierung verantwortlich sein könnten. Nun gilt es herauszufinden, welche dieser tausend Stellen die wichtigsten sind. Dann könnte daraus ein Standarddiagnose-System entwickelt werden, mit dem sich frühzeitig Krankheitsmuster  bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen erkennen lassen.

Der Heidelberger Biochemiker Gerhard Schratt erhielt den Forschungspreis wiederum für seine Forschung an sogenannten microRNAs (miRNAs), deren Rolle er im Zusammenhang mit der Entwicklung von Synapsen im Gehirn analysiert. MicroRNAs sind kurze Moleküle, die aus Ribonukleinsäure (RNA) bestehen. Ihnen wird eine wichtige Rolle im komplexen Netzwerk der Genregulation nachgesagt. Schratt hat nun herausgefunden, dass sich über den gezielten Einsatz von miRNAs im Gehirn bestimmte Eiweiße blockieren lassen, was offenbar zu beschleunigten Lernvorgängen und einer verbesserter Gedächtnisleistung führt.

 

Hintergrund

Diagnostika-Branche im Umbruch

Diagnostik-Branche im Umbruch: In den vergangenen zwei Jahren wechselte rund ein Sechstel der Diagnostika-Industrie den Besitzer. Für Schlagzeilen sorgten vor allem der Kauf von Dade Behring durch Siemens sowie die Übernahme von Ventana durch Roche. Die molekulare Diagnostik spielt in der gesamten Branche noch eine kleine Rolle, doch ihre Anteile wachsen. Neben Marktführer Roche ist das deutsch-niederländische Biotech-Unternehmen Qiagen, das sich im Juli 2007 mit der US-Firma Digene verstärkte, der zweitgrößte Anbieter auf diesem Gebiet.

Mehr Informationen zur Diagnostik-Branche: www.vdgh.de


News

Genom entschlüsseln: Noch kostet die komplette Sequenzierung eines Erbguts gut eine Million Dollar, doch dank rasanter technologischer Fortschritte scheint schon in fünf bis zehn Jahren eine Entschlüsslung für 1000 Dollar denkbar. Den damit zusammenhängenden Fragen geht der Bericht „Gendiagnostik in Deutschland“ der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (BBAW) nach.

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Gendiagnostik-Gesetz: Jahrelang wurde es diskutiert, nun nimmt ein Gendiagnostik-Gesetz offenbar Gestalt an. Wie die Süddeutsche Zeitung Ende März berichtet, hat sich die große Koalition offenbar auf Eckpunkte einer Regelung geeinigt.

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Gentest empfohlen: Im März hat die deutsche Zulassungsbehörde BfArM erstmals einen Gentest de facto als Pflicht empfohlen. Damit sollen HIV-Patienten vor einer Behandlung mit dem Wirkstoff Abacavir ausschließen, dass sie darauf lebensbedrohlich überreagieren.

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Videos

Sie wollen sich einen Einblick in die Welt der medizinischen Biotechnologie verschaffen? Dann schauen Sie in unserer Video-Galerie vorbei. Unter dem Stichwort Medizin finden Sie eine ganze Reihe von kurzen Filmen, die in das Thema einführen.


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