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Produktionsstandort Deutschland: Biotech-Anlagen räumen Preise ab

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Bei der Produktion biotechnologischer Medikamente spielt Deutschland in der Weltspitze mit. Quelle: Roche

28.03.2008  - 

Deutschland spielt bei der Herstellung von Medikamenten in der Pharma- und Biotech-Industrie in der ersten Liga mit. Das wird auf der Produzenten-Messe Interphex deutlich, die gerade vom 26. bis 28. März in Philadelphia, USA, stattfand. Dort hat die Internationale Gesellschaft für Pharmazeutische Technik (IPSE) in fünf Kategorien die Auszeichnung "Fabrik des Jahres"  für biotechnologische und pharmazeutische Anlagen vergeben. Während im vergangenen Jahr aus deutscher Sicht lediglich die Ravensburger Firma Vetter den begehrten Titel einheimsen konnte, wurden in diesem Jahr gleich vier Standorte in Deutschland prämiert:  Penzberg (Roche), Biberach (Boehringer Ingelheim), Dessau (IDT Biologika) und Illertissen (Pfizer).

Während Deutschland bei der Entwicklung biotechnologischer Medikamente im weltweiten Vergleich noch hinterherhinkt, braucht es sich bei der Produktion dieser Therapeutika international nicht zu verstecken. So hatte der Verband forschender Arzneimittelhersteller (VFA) im Jahr 2006 festgestellt, das Deutschland mit einem Bioreaktor-Volumen von insgesamt 640.000 Litern weltweit den zweiten Platz hinter den USA einnimmt. Darüber hinaus wurden 2006 von 80 zugelassenen Biotech-Wirkstoffen 17 hierzulande hergestellt.

Dr. Hanns Erle, Head of Technical Operations bei Merck SeronoLightbox-Link
Dr. Hanns Erle, Produktionschef bei Merck Serono: Im Interview mit dem Biotechnologie-Magazin transkript erläutert der Experte, worauf es heute bei der Herstellung biotechnologischer Medikamente ankommt. Sein Fazit: Die Schlacht wird downstream gewonnen.

Zum Interview

Dass Deutschland nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ ganz vorn dabei ist, zeigt sich nun auf der Pharmaproduktionsmesse Interphex, die vom 26. bis 28. März in Philadelphia, USA, stattgefunden hat. Dort konnten deutsche Produktionsstandorte die Mehrzahl der von der Internationalen Gesellschaft für Pharmazeutische Technik (IPSE) und dem Fachmagazin Pharmaceutical Processing vergebenen  fünf „Faciltiy-of-the-year“-Preise einheimsen. Neben Pfizer in Illertissen (Kategorie Process Innovation) und der IDT Biologika GmbH in Dessau (Kategorie Operational Excellence) dürfen sich Boehringer Ingelheim (Kategorie Facility Integration) in Biberach und der Roche-Standort Penzberg (Kategorie Project Execution)  über die Auszeichnung "Fabrik des Jahres" freuen. Ingesamt hatten sich 18 Standorte um den begehrten Titel beworben, der bereits seit vier Jahren vergeben wird. Die Sieger der fünf Kategorien wurden von einer neunköpfigen Jury ausgewählt, die sich aus Vertretern der unterschiedlichsten Pharma- und Biotech-Unternehmen zusammensetzt. Der diesjährige Gesamtsieger aus allen fünf Kategorien wird Ende Oktober 2008 bekannt gegeben.

Roche in Penzberg: Herstellung von Brustkrebsmedikament in Biologics IV

Mit dem Schweizer Pharmakonzern Roche wurde einer der größten hiesigen Biotech-Produzenten für seine Produktionsstätte Biologics IV ausgezeichnet, die in Rekordzeit hochgezogen wurde. Der Spatenstich für das vierte Produktionsgebäude auf Penzberger Boden fand im September 2004 statt. Bereits im Sommer 2007 wurde die Anlage feierlich eingeweiht. Seitdem wird dort von 150 Mitarbeitern das Antikörperpräparat Herceptin hergestellt, das zur Behandlung von Brustkrebs eingesetzt wird.

Die jetzt in den USA prämierte Produktionsanlage Biologics IV in Penzberg wurde in Rekordzeit hochgezogen.Lightbox-Link
Die jetzt in den USA prämierte Produktionsanlage Biologics IV in Penzberg wurde in Rekordzeit hochgezogen.Quelle: Roche/ Bernhard Huber

Der Automatisierungsgrad ist extrem hoch: Nachts läuft die Anlage komplett eigenständig. „Wir haben erstmals für Penzberg an dem internationalen Wettbewerb teilgenommen und sind jetzt sehr stolz, dass wir den Preis für die effizienteste Projektausführung bekommen haben“, sagt Jürgen Wahl, Leiter Pharma-Entwicklung und Pharma-Produktion. Insgesamt sind 290 Millionen Euro an Investitionen in Biologics IV geflossen und die Entwicklung geht noch weiter. Mitte Januar verkündete der Roche-Vorstand, dass im Penzberger „Center of Excellence für therapeutische Proteine“ weitere 172 Millionen Euro investiert werden sollen, um den Engpass zwischen Forschung und Produktion zu beseitigen. Hierzu werden Laborflächen und Technika benötigt, woraufhin ein Gebäude neu und fünf umgebaut werden müssen.

Boehringer Ingelheim in Biberach: 9.000 Quadratmeter Neubau für Forschung und Entwicklung

Mit Superlativen kann auch die in Baden-Württemberg heimische Boehringer Ingelheim aufwarten. Das in Biberach angesiedelte Familienunternehmen stellt Europas größte biopharmazeutische Produktionsstätte (180.000 Liter Bioreaktor-Kapazität), wo auf der Basis von Säugetierzellen eine Vielzahl von Medikamenten hergestellten werden. Gleich daneben sitzt das größte Forschungs- und Entwicklungszentrum des Unternehmens mit rund 1.500 Mitarbeitern. Beim Wettbewerb um den Titel "Fabrik des Jahres" hat es Boehringer Ingelheim nun in der Kategorie "Facility Integration" auf das Siegertreppchen geschafft. Damit zeichnet die  Jury den im Januar 2006 in Betrieb genommenen Neubau „Pharmazeutische Forschung und Entwicklung“ aus, der auf 9.000 Quadratmetern Forschungslabore, Pilotanlagen, GMP-Einrichtungen und Büros unter einem Dach vereint.

Mehr Informationen zu den Gewinnern

www.facilityoftheyear.org

Darüber hinaus bleibt auch in Biberach die Entwicklung nicht stehen. Im November 2007 wurde die erweiterte und modernisierte biotechnische Wirkstoffproduktion eingeweiht. Während der Umbauphase seit dem Jahr 2005 wurden insgesamt 80 Millionen Euro in das Projekt investiert. Darüber hinaus  fand im Februar diesen Jahres die Grundsteinlegung für ein weiteres Laborgebäude statt, in das 60 Millionen Euro investiert werden soll. In dem auf 11.000 Quadratmetern Nutzfläche geplanten Neubau sollen die Abteilungen Drug Metabolism & Pharmacokinetics, Quality and Records Management und die Gruppe Entwicklung Consumer Health Care Products des Geschäftsführungsbereiches Entwicklung zusammengeführt werden. Mit dem neuen Entwicklungsgebäude, dessen Fertigstellung für Mitte 2009 geplant ist, wird neben der Etablierung von Speziallabors für instrumentelle Analytik und Zellkulturarbeiten auch der Aufbau einer modernen DNA- Lagerung realisiert. Ziel dieses neuen Ansatzes ist es, genetische Informationen, die in klinischen Studien von Patienten mit deren Zustimmung gewonnen werden, zur Interpretation der klinischen Studien und ihrer weiteren Planung einerseits und zur Optimierung der Therapie andererseits einzusetzen. 

Im ausgezeichneten Neubau der IDT Biologika GmbH in Dessau werden rekombinante Impfstoffe hergestellt.Lightbox-Link
Im ausgezeichneten Neubau der IDT Biologika GmbH in Dessau werden rekombinante Impfstoffe hergestellt.Quelle: IDT Biologika GmbH

IDT Biologika in Dessau: Produktionsneubau für Humanimpfstoffe

In der Kategorie "Operational Excellence" hat sich in den USA schließlich die IDT Biologika GmbH, vormals bekannt als Impfstoffwerk Dessau-Tornau, als Sieger durchgesetzt. Prämiert wurde dabei das organisatorische Gesamtkonzept des innerhalb von 18 Monaten fertiggestellten neuen Produktionsgebäudes, in dem Humanimpfstoffe auf der Basis verschiedener viraler Erreger unter streng voneinander getrennten Bedingungen hergestellt werden. Auch hier sind vielfach Maschinen am Werk: So wird beispielsweise eine automatische Lasertechnik zum Öffnen und Bearbeiten von Bruteiern eingesetzt. Am Erfolg beteiligt ist auch das Berliner Biotech-Unternehmen ProBioGen, das mit der Entwicklung einer Zelllinie auf der Basis von Pockenviren als Vektor neue Möglichkeiten zur Produktion von rekombinanten Impstoffen geschaffen hat. Zukünftig sollen am Standort in Zusammenarbeit mit internationalen Organisationen, biotechnologischen sowie pharmazeutischen Unternehmen und Universitäten vor allem Impfstoffe gegen gefährliche Infektionskrankheiten wie Tuberkulose, Malaria, Aids und Rotavirusinfektionen bearbeitet werden. Bis 2009 sind in Dessau weitere 24 Millionen Euro Investitionen für eine neue Abfüllanlage geplant.

Die ausgezeichnete Anlage von Pfizer in Illertissen.Lightbox-Link
Die ausgezeichnete Anlage von Pfizer in Illertissen.Quelle: Pfizer

Pfizer in Illertissen: Vollautomatische Produktionsstätte NEWCON

Der Produktionsstandort in Illertissen gehört bereits seit 1971 zum weltgrößten Pharmaunternehmen Pfizer. Jährlich werden hier mehr als 80 Millionen Medikamenten-Packungen produziert und verpackt. Auf der Messe in den USA wurde nun die vollautomatische Produktionsstätte  NEWCON ausgezeichnet. Dabei handelt es sich um die Fortführung von "Icon", ("Illertisser Containment"), wo  der Wirkstoff Varenicline bereits seit 2003 verarbeitet wird. Dieser soll Rauchern bei der Entwöhnung vom blauen Dunst helfen. Der Stoff ist so stark konzentriert, dass er schon in geringster Menge eine pharmazeutische Reaktion beim Menschen erzeugen kann. Deswegen muss er wie unter einer Käseglocke zu Tabletten verarbeitet werden, ohne dass die Mitarbeiter damit in Kontakt kommen.  Während in der Icon-Anlage immer noch Menschenhand notwendig war, läuft in der NEWCON-Anlage nun tatsächlich alles vollautomatisch per Knopfdruck. Dies befand die Jury so preiswürdig, dass auch diese Einrichtung als "Fabrik des Jahres" ausgezeichnet wurde.

 

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Kurzfilme zur Biotechnologie in unserer Videorubrik

Ob Medizin, Landwirtschaft oder Industrie - in unserer Videorubrik finden Sie eine ganze Reihe von Kurzfilmen, die Sie leicht verständlich in die Welt der Biotechnologie einführen. 


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Kreidezeit - Begriffe aus der Biotechnologie

Von A wie Antikörper bis Z wie Zellkultur - die Kreidezeit erklärt Begriffe aus der Biotechnologie kurz und knapp an der Tafel. Alle Videos finden Sie in unserem Filmarchiv.


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