Technische Universität München: Brauhefe für leckeres und gesundes Bier
Man nehme einen Grundstock an Studenten der Molekularen Biotechnologie, addiere noch ein paar Kommilitonen aus den Fächern Informatik, Mathematik, Maschinenbau und Brauwesen und fertig ist das 2012er iGEM-Team der Technischen Universität München (TUM).
Während einige alte Hasen bereits Erfahrung aus iGEM-Wettbewerben der vergangenen Jahre mitbringen, ist das wichtigste Kräftemessen der Synthetischen Biologie für die meisten spannendes Neuland. Unter der Leitung von Professor Arne Skerra arbeitet das Münchner Team in diesem Jahr mit der Bäckerhefe Saccharomyces cerevisiae. Natürlich hat das einen praktischen Grund: Es geht um Bier. Im Rahmen des Wettbewerbs werden die 21 Jungforscher unterschiedliche gentechnische Veränderungen an S. cerevisiae vornehmen, um Geschmack und zusätzliche Inhaltsstoffe des Deutschen liebsten Getränks gezielt zu verändern. Die entsprechenden Gene sollen dabei schon während des Brauvorgangs angeschaltet werden. Dazu werden Gensteuermodule (Promotoren), die zum Beispiel per Licht oder auch den Ethanolgehalt reguliert werden können, mit Bestandteilen bekannter biologischer Synthesewege kombiniert und in die Hefezellen eingeschleust. Das iGEM-Team erhofft sich nicht weniger als die Entwicklung eines maßgeschneiderten Biers. Dabei hat die biotechnologische Weg einen großen Vorteil: Er soll laut den Studenten trotz gentechnisch modifizierter Hefezellen im Einklang mit dem Bayrischen Reinheitsgebot stehen.
Bei einem der Teilprojekte soll der Hefe die Produktion von Limonen beigebracht werden. Limonen ist ein von Pflanzen hergestelltes Molekül aus der Gruppe der Terpene, das gekostet oder gerochen an Orangen erinnert. Neben dem Orangenbier soll es am Ende des Projekts im Spätssommer auch noch ein Koffeinbier geben. Der Syntheseweg für Koffein ist im Gegensatz zu dem von Limonen aber deutlich anspruchsvoller. Gleich drei verschiedene Enzyme müssen in den Hefezellen arbeiten, damit das Aufputschmittel synthetisiert wird.
Das TUM-Team hat sich in kleinere Gruppen aufgeteilt, die jede für sich ein Teilprojekt bearbeiten. Neben Limonen und Koffein bearbeiten die Studenten noch zwei weitere Substanzen: Thaumatin und Xanthohumol. Ersteres ist ein Süßungsmittel, das 2000 bis 100 000 Mal süßer als Saccharose ist. Xanthohumol gilt wegen seiner Wirkung als Antioxidanz als ein Stoff, der Krebs vorbeugen kann. Allerdings ist die Herausforderung bei diesem Teilprojekt groß, da gleich fünf neue Enzyme für die Synthese der Substanz in Hefezellen benötigt werden. (ml)
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