Universität Göttingen: Bakterien mit Sprinterqualitäten
Das am weitesten verbreitete Laborlebewesen ist das Bakterium E. coli.
Dem iGEM-Team der Göttinger Ernst-August Universität ist aufgefallen, dass E.coli sich relativ langsam fortbewegt. Für viele interessante Anwendungen könnte es sinnvoll sein, schnellere Coli-Bakterien zur Verfügung zu haben. Daher versucht sich eine der Untergruppen des zwölfköpfigen Teams am Tuning dieser Bakterien. Jan Erik Schliep erklärt: „Wir versuchen, Bakterien mit mehr Flagellen und größeren Flagellen herzustellen.“ Flagellen stellen den Fortbewegungsapparat der Einzeller dar. Je nach Stamm erreichen die Winzlinge Geschwindigkeiten 32 - 47 µm/s. Umgerechnet auf ein Kraftfahrzeug sind das immerhin mehr als 300 km/h. Man darf gespannt bleiben, welche Geschwindigkeiten die von den Studenten geschaffenen Coli-Bakterien erreichen.
Eine andere Untergruppe beschäftigt sich mit dem richtigen Riecher. Coli-Bakterien können dank bestimmter Rezeptoren viele Substanzen in ihrer Umgebung wahrnehmen. Die Göttinger wollen den „Riechapparat“ so verändern, dass die Mikroben auch für den Menschen nützliche Moleküle erkennen. Daher heisst das Gesamtprojekt auch „Homing coli“, was laut Schliep mit „Zielsuchender E. coli“ übersetzt werden könnte. Weiter erläutert er: „Wir wollen E. coli beibringen, schnell und zielgerichtet bestimmte Stoffe zu erkennen. Dabei ist es egal, ob das ein Umweltgift oder ein Krebssignalstoff ist.“
Die Startphase verlief soweit vielversprechend. Die Universität übernahm zum Beispiel die Anmeldegebühr für den Wettbewerb, mit Professor Heinz Neumann fanden die Studenten einen interessierten Mentor und sogar ein eigenes Labor wurde aufgetan: Das Max-Planck-Institut für Biophysikalische Chemie bietet dem Team den Sommer über Asyl. Auch die Reise zum Vorentscheid im Oktober ist gesichert: Zwei Unternehmen finanzieren den Studenten die Fahrt zum regionalen Vorentscheid in Amsterdam. Kein Wunder also, dass Teammitglied Anna Maria Köhler von der Stimmung im Team schwärmt: „Die Arbeitsteilung klappt und die Atmosphäre im Team ist super.“ Bleibt zu hoffen, dass auch E. coli mitspielt und für neue Geschwindigkeitsrekorde sorgt. (ml)
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