Wochenrückblick KW 27
Rückblick auf Kalenderwoche 27
Für den Zeitraum vom 05. bis 12. Juli 2010 hat biotechnologie.de für Sie die wichtigsten Nachrichten aus der Biotech-Branche zusammengestellt.
Landwirtschaftsministerium will Biopatente einschränken
Patente auf Nutztiere und Nutzpflanzen dürfen nicht zu weit gefasst werden, sonst hat das nachteilige Folgen für Landwirtschaft, Zuchtbetriebe und die Artenvielfalt.
Das stellt das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz in einer neuen Studie fest. Bei der Präsentation des Papiers am 7. Juli in Berlin wies Staatssekretärin Julia Klöckner dabei besonders auf das bevorstehende "Brokkoli-Urteil" hin.
Am 20. und 21. Juli will die Große Beschwerdekammer des Europäischen Patentamts in München entscheiden, ob das Patent EP 1069819 der britischen Firma Plant Bioscience zulässig ist. Das Unternehmen hatte sich 2002 ein auf Markergene gestütztes Verfahren patentieren lassen, mit dem diejenigen Brokkolipflanzen mit einem erhöhten Anteil an Glucosinolaten bei der Zucht herausgefiltert werden können. Glucosinolate gelten als wirksam gegen Krebs. Allerdings erstreckt sich das Patent nicht nur auf die Züchtungsmethoden, sondern auch auf die Samen und essbaren Pflanzenteile, die dadurch gewonnen werden. Die Zuchtkonzerne Limagrain (Frankreich) und Syngenta (Schweiz) legten 2003 Einspruch ein, weil das Patent neben technischen auch biologische Verfahren schütze, die eigentlich nicht patentierbar sind.
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So argumentiert auch der Beirat für Biodiversität und genetische Ressourcen beim BMELV, der für die neue Studie verantwortlich zeichnet. Abzulehnen sei auch, argumentiert der federführende Autor Peter Feindt, dass die aus den patentierten Verfahren entstandenen Tiere oder Pflanzen auch noch geschützt sind. Zudem könne eine allzu freigiebige Privatisierung geistigen Eigentums zu wirtschaftlicher Konzentration und biologischem Artenrückgang führen. "Wir dürfen niemandem exklusive Rechte oder gar die Kontrolle über Nutztiere und Nutzpflanzen einräumen", ergänzte Klöckner. Die Bundesregierung werde diesen Standpunkt in einem Symposium am 28. September auch auf europäischer Ebene klarmachen.
Stellungnahme |
Biopatente - eine Gefährdung für Nutzung und Erhaltung der Agrobiodiversität? Gutachten: pdf-Download |
Zunächst werde man aber erst einmal die Entscheidung beim Europäischen Patentamt abwarten. Beim sogenannten "Schweinepatent" waren die Kritiker schon einmal erfolgreich. Die US-Firma Newsham Choice Genetics zog den Patentantrag zurück(mehr...).
Das geht dem Deutschen Bauernverband nicht weit genug. Deren Präsident Gerd Sonnleitner war auf der Pressekonferenz ebenfalls anwesend. Er forderte eine Änderung der EU-Biopatentrichtlinie, in die ein "Verbot der Patentierung von Tieren und Pflanzen" aufgenommen werden müsse. Bislang sei nur die Patentierung von Tierrassen und Pflanzensorten verboten.
Die wichtigsten Nachrichten aus der Biotech-Branche
- BASF und Monsanto weiten Pflanzenbiotechnologie-Allianz aus
- DFG-Jahresbilanz: 912 Millionen für die Lebenswissenschaften
- Gesundheitsforschung ist Thema des Wissenschaftsjahres 2011
- Medizinstudium in Lübeck bleibt erhalten
- Neuronale Stammzellen im Gehirn attackieren Hirntumore
BASF und Monsanto weiten Pflanzenbiotechnologie-Allianz aus
Der Ludwigshafener Chemiekonzern BASF und der US-Agrarkonzern Monsanto arbeiten in Zukunft in der Pflanzenbiotechnologie noch stärker zusammen: Sie wollen ihre gemeinsame Entwicklungspipeline um ertragreichere und stresstolerantere Weizen-Pflanzen ausdehnen.
Beide Unternehmen kündigten am 7. Juli an, ihre seit 2007 bestehende Kooperation auszubauen. Bisher arbeiten die Pflanzenbiotechnologie-Sparte BASF Plant Science und Monsanto bei der Entwicklung von gentechnisch veränderten (gv) Mais, Soja, Baumwolle und Raps zusammen. BASF und Monsanto planen nun zusätzlich zum ursprünglichen Budget ihrer Allianz von rund 1,5 Milliarden Dollar weitere Investitionen von über einer Milliarde Dollar. Grund für den Ausbau der Allianz seien die bisherigen Erfolge bei der Identifizierung von Genen für ertragreiche und stresstolerante Nutzpflanzen, erklärte Peter Eckes, Präsident von BASF Plant Science.
Laut BASF ist es bereits die weltweit größte Zusammenarbeit in der Biotechnologiebranche.
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Das erste gemeinsam entwickelte Produkt, eine trockentolerante gv-Mais-Sorte (mehr...), soll 2012 auf den Markt kommen. Dieser Mais habe in den Western Great Plains, eines trockensten Gebiete der USA, die angestrebte Ertragssteigerung von sechs bis zehn Prozent erreicht oder gar übertroffen. Nun soll die gemeinsame Pipeline um Weizen ergänzt werden. Für Weizen, nach Mais die weltweit bedeutenste Nutzpflanze, haben die Konzerne vor allem die großen Agrarmärkte in Nordamerika und Australien im Visier. Der erste ertragreiche und trockentolerante Weizen soll ab 2020 auf den Markt kommen. Im Rahmen der Zusammenarbeit arbeitet jedes Unternehmen an unabhängigen Programmen zur Entdeckung neuer genetischer Merkmale, sogenannter Traits. Aus diesen Programmen werden dann vielversprechende Gene identifiziert, die dann gemeinsam bearbeitet werden. Da Monsanto die gemeinsam erforschten Produkte vermarktet, erhält der global größte Hersteller von gentechnisch verändertem Saatgut 60 Prozent der Nettoerträge, für BASF bleiben 40 Prozent.
Die wichtigsten Nachrichten aus der Biotech-Branche
- Landwirtschaftsministerium will Biopatente einschränken
- DFG-Jahresbilanz: 912 Millionen für die Lebenswissenschaften
- Gesundheitsforschung ist Thema des Wissenschaftsjahres 2011
- Medizinstudium in Lübeck bleibt erhalten
- Neuronale Stammzellen im Gehirn attackieren Hirntumore
DFG-Jahresbilanz: 912 Millionen für die Lebenswissenschaften
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat im vergangenen Jahr Forschungsprojekte an deutschen Hochschulen mit insgesamt 2,7 Milliarden Euro gefördert, davon gingen rund 912 Millionen Euro allein in die Lebenswissenschaften.
Das gab Deutschlands bedeutendste Forschungsförderorganisation am 8. Juli in Berlin bekannt. DFG-Präsident Matthias Kleiner sagte, die Grundlagenforschung werde auch künftig im Mittelpunkt der DFG-Aktivitäten stehen. „Und doch wollen wir mehr dafür tun, dass die Erkenntnisse und Ergebnisse der von uns geförderten Projekte noch besser wirksam werden“. Ein besserer Erkenntnistransfer könnte doppelten Nutzen haben: Er sorge nicht nur für Innovationen in der Wirtschaft, sondern werfe auch neue Fragestellungen auf, die die Grundlagenforschung verbessern helfe.
Kleiner dankte dem Bund und den Ländern, dass sie trotz der Finanzkrise in vollem Umfang an der Fortführung der Exzellenzinitiative, dem Pakt für Forschung und Innovation und dem Hochschulpakt festhielten. Dadurch würden bis 2018 rund 18 Milliarden Euro in Wissenschaft und Bildung fließen, davon alleine fünf Milliarden über die DFG in die Grundlagenforschung.
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2009 wurden von der DFG inklusive auf mehrere Jahre verteilter Fördermittel insgesamt gut 2,7 Milliarden für mehr als 17,000 Forschungsprojekte bewilligt. Der größte Anteil der Bewilligungssumme hatten dabei mit 38,8 Prozent die Lebenswissenschaften, gefolgt von den Naturwissenschaften (24,3 Prozent), den Ingenieurswissenschaften (21,3 Prozent) und den Geistes -und Sozialwissenschaften (15,6 Prozent).
Beim Einsatz der DFG-Fördermittel sollen die geförderten Hochschulen und anderen Forschungseinrichtungen noch freier und flexibler werden. Wie Kleiner erläuterte, sollen sie selbst und nach ihren eigenen Bedürfnissen entscheiden, ob die Gelder für Personal, Sachmittel oder Geräte verwendet werden. Statt fester Stellen will die DFG künftig pauschalierte Geldbeträge bewilligen. „Unsere Förderung wird noch einfacher und unbürokratischer“, resümierte Kleiner. „Wir geben den Universitäten mehr Freiheit – und nicht, was oft die Gleichung ist, weniger Geld.“ Erst im März hatte die DFG neue Regeln für Antragsteller eingeführt, die sich um eine Projektförderung bewerben (mehr...).
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- Gesundheitsforschung ist Thema des Wissenschaftsjahres 2011
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Gesundheitsforschung ist Thema des Wissenschaftsjahres 2011
Das Wissenschaftsjahr 2011 wird sich rund um das Thema Gesundheitsforschung drehen.
Das hat Bundesforschungsministerin Annette Schavan am 8. Juli offiziell in Berlin bekannt gegeben. Auf dem Innovationskongress der deutschen Hochschulmedizin sagte sie: " Ich bin davon überzeugt, dass dies -auch angesichts der Herausforderungen im Gesundheitssystem - ein hervorragendes und bedeutsames Thema für unser kommendes Wissenschaftsjahr ist."
Die Bundesregierung stellt 2010 rund 1,2 Milliarden Euro für die Gesundheitsforschung zur Verfügung, davon allein das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) knapp über eine Milliarde Euro. Schavan betonte in ihrer Rede die Notwendigkeit eines schnelleren Ergebnisflusses von der Forschung in die klinische Anwendung. "Erst wenn die Forschungsergebnisse beim Menschen ankommen, haben wir wirklichen Fortschritt", so die Ministerin.
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"Deshalb haben wir begonnen, die Strukturen der Forschungslandschaft grundlegend zu verändern. Für sechs Volkskrankheiten wird es in Zukunft je ein Deutsches Zentrum der Gesundheitsforschung geben, wo führende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gebündelt arbeiten", sagte Schavan.
Zwei Zentren - eines für Neurodegenerative Erkrankungen und eines für die Diabetesforschung - wurden bereits 2009 gegründet (mehr...). Für vier weitere Zentren zu Krebs-, Infektions-, Herz-Kreislauf- und Lungenforschung läuft zurzeit der Auswahlprozess, ihre Gründung soll im kommenden Jahr erfolgen. Neben dem beschleunigten Wissenstransfer soll in den Zentren auch ein besonderes Augenmerk auf optimale Rahmenbedingungen für den wissenschaftlichen Nachwuchs gelegt werden.
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Medizinstudium in Lübeck bleibt erhalten
Die von der Schließung bedrohte medizinische Fakultät der Universität Lübeck bleibt erhalten.
Das kündigten Bundesforschungsministerin Annette Schavan und Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Peter Harry Carstensen am 8. Juli in Berlin an. Die drohende Schließung hatte zuletzt für Wirbel gesorgt: Ende Mai hatte die schwarz-gelbe Koalition in Schleswig-Holstein angekündigt, das Lübecker Medizin-Studium im Rahmen eines umfangreichen Sparpakets 2012 auslaufen zu lassen. Dadurch sollten jährlich etwa 25 Millionen Euro eingespart werden. Dagegen hatten Studenten und Lübecker Bürger wochenlang heftig demonstriert.
Die vom Land geplante Einsparsumme in Höhe von 25 Millionen Euro soll nun durch eine Umwandlung des Kieler Leibniz-Instituts für Meereswissenschaften IFM-GEOMAR in ein Institut der Helmholtz-Gemeinschaft kompensiert werden.
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Das bisher zu je 50 Prozent von Land und Bund finanzierte Institut wird damit künftig zu 90 Prozent vom Bund getragen. IFM-GEOMAR erhält somit zusätzlich 25 Millionen Euro vom Bund. Dadurch würden beim Land Mittel frei werden, um das Medizinstudium in Lübeck zu erhalten und gleichzeitig die Sparpläne zu erfüllen, sagte eine Sprecherin des schleswig-holsteinischen Wissenschaftsministeriums.
Bedingung für die nun erarbeitete Lösung war laut Schavan, dass die Zahl der Medizin-Studienplätze in Lübeck erhalten bleibt. Schavan betonte, die medizinische Fakultät in Lübeck sei ein wichtiger Standort sowohl für die Ausbildung von Medizinern als auch für die Forschung. Bereits vor wenigen Wochen hatte sich die Fraunhofer Gesellschaft für den Standort Lübeck stark gemacht. So soll in Lübeck ein Fraunhofer-Institut für Marine Biotechnologie entstehen (mehr...). Außerdem soll die Lübecker Universität in eine Stiftungs-Universität umgewandelt werden, die unbegrenzt privates Kapital einwerben darf. Schleswig-Holsteins Wissenschaftsminister Jost de Jager (CDU) kündigte an, bis September ein Konzept zur Entwicklung der Hochschulen im Land zu erarbeiten. Darin soll festgehalten werden, dass die medizinische Fakultät in Lübeck erhalten bleibt.
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Neuronale Stammzellen im Gehirn attackieren Hirntumore
Berliner Forscher haben entdeckt, wie neuronale Stammzellen im Gehirn bösartige Tumoren in Schach halten.
In der Zellkultur und in Mäusen haben die Forscher vom Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) in Berlin-Buch und von Charité erstmals zeigen können, wie dieser körpereigene Schutzmechanismus funktioniert. Sie berichten in der Fachzeitschrift Brain (6. Juli 2010, Bd. 133, S.1961) über ihre Ergebnisse. Glioblastome sind Hirntumoren, die meist bei Erwachsenen im Alter zwischen 50 und 65 auftreten. Die Ursachen für ihre Entstehung sind bisher nicht bekannt. Krebsmediziner gehen davon aus, dass fehlgesteuerte neuronale Stammzellen zu Krebszellen mutieren und sich so Glioblastome bilden können. Vor einigen Jahren jedoch konnten die MDC-Forscher um Rainer Glass zusammen mit Forschern der Charité zeigen, dass normale Stammzellen des Gehirns den Tumor angreifen. Offenbar lockt der Tumor selbst diese Stammzellen aus den Stammzellnischen des Gehirns über weite Strecken an. Wie und weshalb sie das tun, ist bislang noch nicht geklärt. Jetzt fanden die Wissenschaftler heraus, wie die Stammzellen ihrerseits den Tumor unter Kontrolle halten.
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Offenbar schütten die neuronalen Stammzellen und die neuronalen Vorläuferzellen im Gehirn ein Eiweißmolekül namens BMP-7 aus, das zu der Familie der BMP-Proteine (bone morphogenetic protein) gehört. Das Protein beeinflusst eine kleine Population von Krebszellen, die sogenannten Tumorstammzellen. Viele Forscher sehen in diesen Tumorstammzellen die eigentliche Ursache dafür, dass sich eine Krebsgeschwulst im Gehirn immer wieder erneuern kann. Eine kleine Menge dieser Zellen reicht aus, dass sich auch nach einer Operation wieder neue Tumore bilden. Wie die Forscher herausfanden, schaltet BMP-7 in den Tumorstammzellen einen Signalweg an, der sie in einen differenzierten Zustand versetzt. Das heißt, sie sind keine Tumorstammzellen mehr. Die Aktivität der Stammzellen im Gehirn und somit der körpereigene Schutzmechanismus gegen Glioblastome nimmt aber mit zunehmendem Alter ab. Das könnte erklären, weshalb diese Tumore beim Menschen erst in höheren Lebensjahren auftreten, nicht aber bei Kindern und Jugendlichen. Die Entdeckung der Tumorstammzellen hat auch zu neuen Konzepten in der Therapie von Glioblastomen geführt. Die „normalen Krebszellen“ können mit Hilfe herkömmlicher Therapien (Operation, Bestrahlung, Chemotherapie) zerstört werden, was bei Tumorstammzellen kaum gelingt. Ziel ist es daher, Therapiekonzepte zu entwickeln, die diese Tumorstammzellen zerstören. Die Erkenntnisse aus den Mausexperimenten der Forscher in Berlin könnten einen neuen Weg aufzeigen, Tumorstammzellen in harmlosere Zellen umzuprogrammieren, die mit einer Therapie zerstört werden können.
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