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Wochenrückblick KW 23

14.06.2010

Barmer-Report identifiziert personalisierte Medizin und Biopharmazeutika als Preistreiber

Die 20 meistverkauften Medikamente in Deutschland verursachen ein Fünftel der Arzneimittelkosten.

Das geht aus dem aktuellen Arzneimittel-Report hervor, den die Barmer GEK am 9. Juni in Berlin vorstellte. Der Report, der zum zehnten Mal erscheint, bietet der Krankenkasse auf der Basis von 8,5 Millionen Versicherten einen Überblick zu Ausgabentrends im Arzneimittelmarkt des vergangenen Jahres.

Die Barmer-Liste der umsatzstärksten Medikamente wird von Biopharmazeutika dominiert.Lightbox-Link
Die Barmer-Liste der umsatzstärksten Medikamente wird von Biopharmazeutika dominiert.Quelle: Barmer

Knapp ein Drittel (6) der Barmer-Bestsellerliste besteht aus Biopharmazeutika, hinzu kommen mehrere niedermolekulare Wirkstoffe der personalisierten Medizin. An der Spitze stehen gleich zwei Biologika, die TNF-Blocker Humira von Abbott Laboratories und Amgens Enbrel. Sie werden vor allem gegen Rheuma verschrieben. Der Absatz dieser zwei Blockbuster stieg 2009 im Vergleich zu 2008 kräftig an, um jeweils rund 30%. Auch bei den anderen Medikamenten der Top 20 gab es teils starke Zuwächse. Der durchschnittliche Ausgabenzuwachs für Arzneimittel lag dagegen bei sechs Prozent.
Neue Medikamente gegen Rheuma, Krebs, Asthma oder multiple Sklerose belasteten zunehmend die Budgets der Krankenkassen, erklärte die Barmer GEK.

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Wirtschaft: Kooperationsforum Biopharmaceuticals: Jenseits des Antikörpers

Wochenrückblick: Vfa-Studie: Biopharmazie wächst, aber nicht mehr so stark

Barmer-GEK-Vize Rolf-Ulrich Schlenker warnte bei der Vorstellung des Berichts vor einer Überforderung der gesetzlichen Krankenversicherungen aufgrund der hohen Medikamentenpreise. „Warum verlangen die Pharmafirmen für das Krebsmittel Glivec in Großbritannien 1.800 Euro, bei uns aber 2.800 Euro? Durch das Innovationsargument sind solche Preisunterschiede jedenfalls nicht gedeckt“, sagte Schlenker. Das Preismonopol der Hersteller müsse relativiert werden. Von den rund 3,7 Milliarden Euro Arzneimittelkosten der Barmer GEK für 2009 entfallen rund 20 Prozent oder 700 Millionen Euro auf die Top-20-Präparate.

Die wichtigsten Nachrichten aus der Biotech-Branche

 

Spuren von gv-Mais in mehreren Bundesländern

Die Ausbringung von Saatgut der Firma Pioneer, das offenbar mit gentechnisch veränderten Maiskörnern verunreinigt war, sorgt weiter für Wirbel.

Nach einem Bericht des Nachrichtenmagazin Der Spiegel war Beamten des niedersächsischen Landwirtschaftsministeriums offenbar bereits am 19. Februar in Stichproben der Maissorte PR 38H20 Verunreinigungen mit gv-Material aufgefallen, dies wurde jedoch dem Umwelministerium erst am 27. April mitgeteilt. Mehrere Landwirte hatten derweil den betroffenen Mais schon ausgesät.

In fünf Bundesländern wurde mit gv-Material verunreinigtes Mais-Saatgut ausgebracht. Die Pflanzen sollen nun vernichtet werden.Lightbox-Link
In fünf Bundesländern wurde mit gv-Material verunreinigtes Mais-Saatgut ausgebracht. Die Pflanzen sollen nun vernichtet werden.Quelle: samossi / pixelio.de
Die Umweltorganisation Greenpeace vermutet nach eigenen Recherchen, die Behörden hätten Vorgänge verschleppt und man wolle so die Null-Toleranz beim Ausbringen von gv-Saatgut aufweichen.

Das Saatgut von Pioneer wurde auf rund 2000 Hektar in fünf Bundesländern ausgebracht. Neben Niedersachsen, wo 25 Landwirte mit einer Fläche von knapp 300 Hektar betroffen sind, wurde das beanstandete Saatgut auch in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Baden-Württemberg und Bayern ausgesät. Der Anteil von verunreinigtem Material an dem Samen beträgt bis zu 0,1 Prozent. Dies bedeutet den Angaben zufolge, dass auf einem Hektar 100 gentechnisch veränderte Pflanzen wachsen. Der bereits gepflanzte Mais muss nun vernichtet werden, denn der Anbau von gv-Maissorten ist seit Frühjahr 2009 in Deutschland verboten (mehr...).

Die betroffene Firma Pioneer mit Sitz in Buxtehude bezweifelt allerdings die Verunreinigung. Eigene Studien vor und nach der Aussaat hätten keine Verunreinigungen ergeben, zitiert der Spiegel den Pioneer- Geschäftsführer Ulrich Schmidt.

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Die Mais-Sorte PR 38H20, die zum Teil mit dem gv-veränderten Maissorte NK 603 von Monsanto verunreinigt war, ist eine Züchtung, die normalerweise nur zur Energiegewinnung in Biogasanlagen angepflanzt wird. Die niedersächsische Landwirtschaftsministerin Astrid Grotelüschen (CDU) wies am 10. Juni Vorwürfe zurück, die Behörden hätten in der Sache geschlampt und zu langsam gehandelt. Die Untersuchungsbehörden und die zuständigen Ministerien seien der Gesetzeslage entsprechend vorgegangen. Der in Niedersachsen ausgesäte Mais mit gv-Verunreinigungen soll indes komplett vernichtet werden. Wie das niedersächsische Umwelt- und Landwirtschaftsministerium am 14. Juni gemeinsam mitteilten, wird damit ein „bundesweit einheitlicher Vollzug“ angestrebt. Zunächst hatte Grotelüschen auch eine Verwendung des Mais für Biogasanlagen in Erwägung gezogen.

Die wichtigsten Nachrichten aus der Biotech-Branche

 

Neuer Biotech-Verbund für gesamt Sachsen

Die Biotechnologie-Branche in Sachsen bündelt ihre Kräfte fortan in einem einzigen Biotech-Verbund.

Biosaxony heißt das neue Netzwerk, zu dem sich die beiden bisher bestehenden Vereine biodresden e.V. und biosaxony e.V. am 10. Juni zusammengeschlossen haben. Heute beginnt eine neue Ära für den Biotechnologie-Standort Sachsen,“ sagte der Vorstandsvorsitzende des biosaxony e.V., Roland Göhde, zur Verschmelzung der beiden Vereine. Nachdem die Mitglieder des biodresden e.V. der Verschmelzung bereits am 4. Juni zugestimmt hatten, wurde diese durch die Mitglieder des biosaxony e.V. am 10. Juni 2010 in Leipzig endgültig beschlossen.

 Damit sind nun mehr als 50 Mitglieder aus Wirtschaft und Wissenschaft in biosaxony e.V. vereint. Mit vorerst zwei Geschäftsstellen in den Städten Leipzig und Dresden unterstützt der Verein Biotechnologie-Unternehmen in der gesamten Region.

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Wochenrückblick: Neue Studie zur Biotechnologie in Ostdeutschland

Die Tätigkeit der Sächsischen Koordinierungsstelle für Biotechnologie, biosaxony, einer Einrichtung des Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst, wird in den neu gegründeten Verein überführt. Gleichzeitig wird das Spektrum von der Biotechnologie auf weitere Bereiche der Lebenswissenschaften und der Medizintechnik ausgeweitet. Dieser interdisziplinäre Ansatz werde zukunftsträchtige Entwicklungen in der Branche stärker fördern, so Göhde.

Ziele des Vereins sind unter anderem die Koordination und Weiterentwicklung der Netzwerkarbeit in Sachsen, die Stärkung bereits bestehender Synergien, die Vermittlung von Kooperationen, die Initiierung von Projekten mit besonderem Zukunftspotenzial und die Förderung des Technologietransfers. Den Angaben des Verbunds zufolge hat sich die Zahl der Arbeitsplätze in der Biotechnologie in den vergangenen zehn Jahren auf rund 1800 verfünffacht.

Mehr Informationen über Biosaxony: hier klicken

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Neuer Angriffspunkt bremst Vermehrung von Grippe-Viren

Forscher haben einen Weg in Körperzellen entdeckt, mit dem sich die Vermehrung von Grippeviren während einer Infektion eindämmen lässt.

Damit haben sie einen vielversprechender Ansatzpunkt für die Entwicklung neuer Grippe-Medikamente gefunden.  Die Wissenschaftler des Braunschweiger Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI) berichten im Fachmagazin Virology Journal (2010, Online-Vorabveröffentlichung).

Ein Grippevirus unter dem Elektronenmikoskop. Deutlich zu sehen ist der einzelne RNA-Strang, auf dem das Ergbgut des Virus liegt. Lightbox-Link
Ein Grippevirus unter dem Elektronenmikoskop. Deutlich zu sehen ist der einzelne RNA-Strang, der das Erbgut des Virus darstellt. Quelle: Cynthia Goldsmith / CDC

Um sein Erbmaterial in Wirtszellen einzuschleusen, ist das Influenza-Virus auf die Hilfe von Zellproteinen angewiesen. Ein Gehilfe ist das Eiweiß Caveolin-1, das unter anderem in Gefäßwandzellen des Wirtes vorkommt. In einer Datensuche am Computer identifizierten die Forscher um Manfred Wirth aus der HZI-Abteilung „Genregulation und Differenzierung“ das Influenza-Protein namens M2 als möglichen Interaktionspartner von Caveolin-1. Die Wissenschaftler veränderten in einem nächsten Schritt das Caveolin-1 an der M2-Andockstelle, brachten es in Zellen ein, die sie anschließend mit Influenzavirus infizierten. Ergebnis: Die Wechselwirkung zwischen  dem Viren-Eiweiß M2 und Caveolin-1 verringerte sich und die Vermehrung des Virus wurde gestört. Die Freisetzung neuer Viren reduzierte sich um die Hälfte. Ebenso setzten infizierte Zellen, die nur wenig Caveolin-1 produzierten, deutlich weniger Viren frei als unveränderte Zellen. "Die körpereigene Abwehr sollte mit der stark reduzierten Virenzahl leichter fertig werden", hofft Wirth.

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Dossier: Mit Biotechnologie gegen die Schweinegrippe

News: Molekulare Fußfessel setzt Grippeviren fest

Die Vorgänge innerhalb der Wirtszelle seien ein erfolgversprechender Ansatzpunkt für neue Medikamente. Bisherige Anti-Grippemittel greifen vor allem am Virus selbst an. Das Problem: Die Viren ändern durch Mutationen ständig ihre Oberfläche und entgehen so einer Abwehr durch das Immunsystem oder etwa antiviralen Wirkstoffen. Dadurch werden Viren auch schnell resistent gegen Arzneimittel. Forscher weltweit sind daher auf der Suche nach Wirkstoffen, die Viren möglichst an ihren unveränderlichen Bestandteilen oder etwa der Vermehrungs-Maschinerie in der Wirtszelle treffen. Als nächstes wollen die Braunschweiger Forscher nun Naturstoffe und Eiweiße auf eine mögliche hemmenden Einfluss bei der Bindung von M2 und Caveolin-1 geprüft werden. Jährlich sterben in Deutschland 10.000 bis 30.000 Menschen an einer Grippe, meist durch Viren des Typs Influenza A.

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Deutschland, Großbritannien und Kanada kooperieren bei neurodegenerativer Forschung

Drei führende Forschungseinrichtungen in Deutschland, Großbritannien und Kanada haben vereinbart, gemeinsam einheitliche Leitlinien und Technologien für die Erforschung neurodegenerativer Erkrankungen zu entwickeln und anzuwenden.

 Das ist das Ziel eines Abkommens, das Vertreter des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen in Bonn (DZNE), des britischen Medical Research Council (MRC) und der Canadian Institutes of Health Research (CIHR) am 10. Juni in Berlin unterzeichnet haben.

„Diese Kooperation ist sehr wichtig für die deutsche Forschung im Bereich der neurodegenerativen Erkrankungen. Wir möchten mit unserer Expertise dazu beitragen, neue Strategien zur Vermeidung und Heilung dieser Erkrankungen zu entwickeln“, so Pierluigi Nicotera, Wissenschaftlicher Vorstand des DZNE. Die Entwicklung gemeinsamer technologischer Plattformen und international standardisierter Ansätze sei unbedingt nötig, um die Überführung von grundlegenden Entwicklungen in die Anwendung zu erleichtern.

„Wir begrüßen es sehr, dass Ressourcen über Grenzen hinweg gebündelt werden. Mit der Kooperation zwischen dem MRC den CIHR und dem DZNE werden neue internationale Standards gesetzt“, betonte Staatssekretär des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF), Dr. Helge Braun in Berlin.

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Wochenrückblick: AOK öffnet Datenbank für Demenzforscher des DZNE
Förderung: BMBF-Wettbewerb: Vier neue Zentren der Gesundheitsforschung

Alle drei Kooperationspartner weisen besondere Expertisen auf verschiedenen Fachgebieten der neurodegenerativen Forschung auf – von der Grundlagen- bis zur klinischen Forschung. So bringt das DZNE seine Expertise im Bereich der Biomarker und der klinischen Studien ein. Der britische Medical Research Council bringt schwerpunktmäßig seine Kompetenzen im Bereich der Tiermodelle ein. Das CIHR verbindet die Grundlagen- und die klinische Forschung und will Methoden der Bildgebung und deren Auswertung vereinheitlichen.

Um die Ziele verwirklichen zu können, stellt jedes Zentrum rund 1,2 Millionen Euro bereit. Diese Mittel dienen als Startkapital, um in jedem Zentrum verschiedene Maßnahmen zu fördern. Neben Workshops und der Erstellung von Leitlinien werden damit auch ganz gezielt Projekte in den Zentren gefördert, die nach diesen Leitlinien und Methoden arbeiten und so das Forschungsfeld vorantreiben. Die Initiative der drei Partner hat auch in anderen Ländern großen Anklang gefunden, und so laufen bereits erste Verhandlungen mit anderen europäischen Forschungsorganisationen.

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Weltpremiere auf der ILA: Flug mit Algensprit

Auf der Internationalen Luft- und Raumfahrtausstellung in Berlin ist erstmals ein Flugzeug geflogen, das nur mit Algentreibstoff befeuert wurde.

Der europäische Luftfahrtkonzern EADS ließ vom 8. - 13. Juni eine zwei AE300 Triebwerken von Austro Engines ausgestattete DA42 New Generation von Diamond Aircraft ihre Runden über dem Flughafen Berlin-Schönefeld drehen.

Durch den höheren Energiegehalt des Algentreibstoffs ist der Verbrauch der Diamond DA 42 New Generation um 1,5 Liter pro Stunde geringer im Vergleich zu konventionellem JET-A1 Treibstoff – bei gleicher Leistung.

Eine Diamond DA 42 New Generation flog auf der ILA erstmals mit Biosprit aus Algen.Lightbox-Link
Eine Diamond DA 42 New Generation flog auf der ILA erstmals mit Biosprit aus Algen.Quelle: Diamond Aircraft
Bei Tests hat sich außerdem gezeigt, dass nur relativ geringfügige Änderungen und Einstellungen an den Triebwerken des Flugzeugs vorzunehmen waren, um Biotreibstoff aus Algen nutzen zu können. „Unsere Flugdemonstration mit reinem Biotreibstiff aus Algen ist eine Weltpremiere und ein bedeutender Meilenstein in unserer Forschung“ sagt Jean Botti, der Chief Technical Officer der EADS. „Biotreibstoffe der dritten Generation sind mehr als nur ein Ersatz für herkömmliche Energieträger. Sie bringen ganz neue Möglichkeiten für die Antriebe der Zukunft.“ Abgasmessungen deuten darauf hin, dass der Algen-Biosprit acht Mal weniger Kohlenstoff enthält als Kerosin aus fossilen Rohstoffen. Aufgrund des sehr geringen Stickstoff- und Schwefelgehalts von Biotreibstoffen im Verhältnis zu fossilen Brennstoffen emittieren Biotreibstoffe außerdem bis zu 40 Prozent weniger Stickoxide und sehr geringe Mengen Schwefeloxide.

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Menschen: Olaf Kruse-Bioenergie aus Mikroalgen

Dossier: Neue Technologien zur Energiegewinnung

Die Luftfahrtindustrie hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2020 den Kohlendioxidausstoß um 50 Prozent und die Stickoxidemissionen um 80 Prozent zu senken.

Um den experimentellen Treibstoff in größeren Mengen verfügbar zu machen, arbeitet EADS derzeit mit mehreren Partnern an einem Pilotprojekt für den Aufbau der notwendigen industriellen Infrastruktur. Partnerschaften bestehen mit der IGV GmbH Potsdam und dem österreichischen Flugzeug- und Motorenhersteller Diamond Aircraft. Für die Flugerprobung und die Demonstrationsflüge wurde das aus Algen extrahierte Öl von der argentinischen Firma Biocombustibles del Chubut geliefert und von der VTS Verfahrenstechnik in Schwedt zu Biotreibstoff weiterverarbeitet. Gegenwärtig ist die Erzeugung von Algenöl allerdings noch deutlich teurer als die Förderung von Erdöl.

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