Biotechnologie-Firmenumfrage 2009
Die Wirtschaftskrise ist in der deutschen Biotech-Branche noch nicht angekommen. Dies belegen die Ergebnisse der aktuellen Biotechnologie-Firmenumfrage 2009, die biotechnologie.de im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) durchgeführt hat.
Kooperationen und klinische Pipeline
Erstmals wurden in dieser Firmenumfrage die Kooperationsbeziehungen der dedizierten Biotechnologie-Unternehmen mit Dritten entlang der Wertschöpfungskette genauer abgefragt. Ein erster Blick auf die Zahlen (vgl. Abb. 10) – basierend auf den Angaben von 270 Unternehmen – zeigt dabei ganz deutlich, dass Biotech-Firmen vor allem sehr enge Kooperationen mit Forschungseinrichtungen pflegen. Diese machen den mit Abstand größten Anteil (47 %) aus. Darüber hinaus bestehen allerdings auch sehr enge Kontakte zur Industrie (24 %), die noch vor denen mit anderen Biotech-Unternehmen (22 %) liegen. Die Befragung hat zudem ergeben, dass die Mehrzahl der Kooperationen von Biotechnologie-Unternehmen in den frühen Phasen der Wertschöpfungskette stattfinden.
Klinische Pipeline
Biotechnologische Anwendungen im medizinischen Bereich werden von der Öffentlichkeit am häufigsten wahrgenommen. So sorgte das Berliner Biotech-Unternehmen Jerini mit der Europa-Zulassung seines Mittels Firazyr (Icatibant) im Jahr 2008 für viele Schlagzeilen – endlich hatte es ein weiteres Produkt auf den Markt geschafft. Vorreiter sind die Deutschen im Biosimilar-Markt. So brachten die zur Ratiopharm-Gruppe gehörenden Biotech-Unternehmen Merckle Biotech und Biogenerix im Jahr 2008 den Wachstumsfaktor Ratiograstim auf den Markt. Damit summieren sich die zugelassenen Therapeutika (Stand Ende 2008) auf sechs.
Die klinische Pipeline hat sich im Jahr 2008 indes leicht reduziert. So befinden sich Medikamenten-Kandidaten von 49 der dedizierten deutschen Biotechnologie-Firmen in der fortgeschrittenen klinischen Entwicklung. Diese Unternehmen haben 2008 mit insgesamt 98 Präparaten klinische Studien der Phase I, II und III durchgeführt. 2007 waren es noch 127.
Wie bereits im Vorjahr, befanden sich auch 2008 die meisten der klinischen Projekte (89) in der frühen Entwicklung. Die fortgeschrittene Pipeline der Unternehmen umfasst insgesamt zwölf Präparate, von denen sich 2008 drei im Zulassungsprozess und neun in Phase III befanden. Hierbei wurden die Produktkandidaten jeweils nur einmal gezählt, auch wenn Zulassungen in mehreren Märkten angestrebt oder Studien in mehreren Indikationen durchgeführt werden. So wurde beispielsweise der trifunktionale Krebsantikörper nur einmal gezählt, der 2008 gemeinsam von Trion und Fresenius Biotech zur Zulassung im europäischen und im amerikanischen Markt angemeldet wurde (und im April 2009 die EMEA-Zulassung erhielt).