ERA-NET PathoGenoMics: Krankheitsauslösende Mikroorganismen im Visier
10.05.2007 -
Mikroorganismen spielen für den Menschen in verschiedenster Hinsicht eine wichtige Rolle: Sie sind einerseits nützliche Bewohner des Körpers, können aber andererseits auch gefährliche Krankheiten auslösen. Diese Doppelrolle weckt schon seit langem das Interesse der Wissenschaft. Insbesondere auf genetischer Ebene werden krankheitsauslösende Mikroorganismen immer intensiver analysiert – in der Hoffnung, entscheidende Faktoren zu entdecken, die sich therapeutisch nutzen lassen. Diesem Ansatz haben sich auch zwölf europäische Forschungskonsortien verschrieben, die nun unter dem Dach des Netzwerks ERA-NET PathoGenoMics im Frühjahr 2007 ihre Arbeit aufgenommen haben.
Das transnationale Netzwerk ERA-NET PathoGenoMics wurde im Jahr 2004 ins Leben gerufen und ist eines von etwa 80 ERA-NET-Verbünden in Europa, die der Fragmentierung des europäischen Forschungsraumes entgegenwirken wollen. Das ERA-NET PathoGenoMics wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) zusammen mit einer Gruppe von Forschungsministerien und Förderagenturen aus zehn Ländern initiiert, um die Genomforschung an krankheitsauslösenden Mikroorganismen (Pathogenomik) in Europa voranzutreiben.
Ein ERA-NET-Verbund ... |
.. ist ein Förderinstrument der Europäischen Kommission, das mit dem sechsten Forschungsrahmenprogramm eingeführt wurde. Es erlaubt nationalen Forschungsförderinstitutionen, in für sie interessanten Wissenschaftsfeldern länderübergreifend zu kooperieren. Deutschland ist dabei nicht nur in der mirkobiellen Genomforschung, sondern auch in der Systembiologie, der Pflanzenforschung oder bei der Zusammenarbeit von kleinen und mittleren Biotech-Unternehmen. |
Inzwischen sind 15 Partner aus Frankreich, Deutschland, Österreich, Finnland, Slowenien, Portugal, Israel, Ungarn, Lettland und Spanien unter einem Dach vereint. „Angesichts der Fülle an Daten brauchen wir in der Pathogenomik eine enge Kooperation, um die besten Köpfe in Europa zusammenzubringen und Doppelarbeiten zu vermeiden“, betont Julio Barbas vom spanischem Forschungsministerium.
Die erste gemeinsame Ausschreibung aller 15 Partner im vergangenen Jahr stieß auf großes Interesse: Insgesamt gingen 44 Bewerbungen mit 216 Wissenschaftlern ein. Hieraus hat eine international besetzte Jury schließlich die zwölf besten Verbünde ausgewählt, die nun ihre Arbeit aufnehmen. „Sie erhalten bis zum Jahr 2010 insgesamt rund 14 Millionen Euro – getragen von den nationalen Fördereinrichtungen der jeweils beteiligten Forschergruppen“, erklärt Professor Frank Laplace vom BMBF und ergänzt: „Wir freuen uns, dass dabei vier große Verbünde von deutschen Wissenschaftlern geleitet und vom BMBF mit insgesamt ca. 7 Millionen Euro gefördert werden.“
Inhaltlich konzentrieren sich die meisten Konsortien auf spezielle Gruppen von Mikroorganismen. Die Palette reicht von Bakterien der Gattungen Helicobacter, Escherichia, Listeria, Streptococcus oder Chlamydia und geht bis hin zu Pilzen der Gattungen Candida oder Pneumocystis. Die Erkrankungen, die durch diese Mikroorganismen ausgelöst werden, sind so unterschiedlich wie die Mikroorganismen selbst – aber die Frage ist oft dieselbe: Warum verwandeln sich zumeist harmlose Bakterien oder Pilze in gefährliche Krankheitserreger?
Immer mehr krankheitsauslösende Mikroorganismen werden resistent gegenüber gängigen Behandlungen. Der zehnminütigen Film (Englisch) auf YouTube ist den Ursachen dieser Entwicklung auf der Spur. Um dieses und andere Rätsel zu lüften, bedienen sich die Forschergruppen neuester Methoden der Genomforschung und untersuchen dabei zum einen die Mikroorganismen selbst. Dank der zahlreich vorhandenen entschlüsselten Erbgutsequenzen haben sie hier insbesondere das komplexe Interaktionsnetzwerk der Eiweiße im Visier, das sie nach krankheitsauslösenden Signalwegen durchforsten. Auf der anderen Seite werfen die Wissenschaftler aber auch einen Blick auf die jeweils betroffenen Wirtszellen. Auch hier wollen die Forscher Faktoren entschlüsseln, die am Krankheitsprozess beteiligt sind. Langfristig, so die Hoffnung der Wissenschaftler, könnten auf der Basis dieser Erkenntnisse neue Diagnosewerkzeuge, Präventionsmaßnahmen und Therapien entwickelt werden.
Die ausgewählten Verbundprojekte im Überblick
Projektkoordinatoren | Thema des Verbundprojektes |
Dr. Robert Arkowitz, (Frankreich) | Die Schlüsselrolle einer Enzym-Familie beim Krankheitserreger Candida albicansim Blick* Mehr Informationen erhalten Siehier |
Prof. Dr. Trinad Chakraborty, (Deutschland) | SPATALIS-Initiative: Ausgeklügelte Infektionsstrategie der Listerien im Visier* Mehr Informationen erhalten Siehier |
Dr. Eduardo DEI-CAS Pasteur Institute Lille (Frankreich) | Pneumocystisin der Lunge: Wann die Ausbreitung der Pilze zur Krankheitsgefahr wird* Mehr Informationen erhalten Siehier |
Dr. Jean-Marc Ghigo Institut Pasteur Paris(Frankreich) | EPS-Matrix: Den Eiweißen von bakteriellen Biofilmen auf der Spur* Mehr Informationen erhalten Siehier |
Prof. Dr. Jörg Hacker / Dr. Ulrich Dobrindt (Deutschland) | Escherichia Coli im Visier: Durch welche Faktoren wird ein nützliches Darmbakterium zur gesundheitlichen Gefahr?* Mehr Informationen erhalten Sie hier |
Prof. Axel Hartke Universität von Caen (Frankreich) | Genomweite Suche nach Schlüsselmechanismen bei Infektionen mit Enterococcus faecalis* Mehr Informationen erhalten Siehier |
Prof. Karl Kuchler Medizinische Universität Wien (Österreich) | FunPath: Genomweite Suche nach krankheitsauslösenden Mechanismen des Hefepilzes Candida glabrata* Mehr Informationen erhalten Siehier |
Dr. Matthias Maaß (Österreich) | ECIBUG: Heimtückische Chlamydien-Infektionen mit Genomanalyse bekämpfen* Mehr Informationen erhalten Siehier |
Prof. Thomas Meyer, Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie, Berlin (Deutschland) | RNAi-Net: Funktionsanalyse des menschlichen Genoms bei bakteriellen Infektionen* Mehr Informationen erhalten Siehier |
Dr. Jesus Pla Universidad Complutense de Madrid (UCM) | Initiative Glycoshield: Den Zelloberflächen von Pilzen beim Infektionsprozess auf der Spur* Mehr Informationen erhalten Siehier |
Prof. Dr. Sebastian Suerbaum (Deutschland) | HELDIVNET: Analyse der genetischen Variabilität des Magenbakteriums Helicobacter pylori* Mehr Informationen erhalten Siehier |
Dr. Patrick Trieu-Cuot (Frankreich) | Streptococcus -Erkrankungen im Fokus: Mit vergleichenden Analyseverfahren zentrale Mechanismen auf molekularer Ebene aufdecken* Mehr Informationen erhalten Siehier |
*Überschriften entsprechen nicht den wissenschaftlichen Projekttiteln
Mehr Informationen zum ERA-NET finden Sie unter: www.pathogenomics-era.net
Kontakt: Projektträger Jülich; m.karrasch@fz-juelich.de