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Biotechnologie in Österreich

Österreich hat eine große Vergangenheit in der biologischen Forschung. <ic:message key='Bild vergrößern' />

Österreich hat eine lange Tradition in der biologischen Forschung: Namen wie Gregor Mendel, Theodor Escherich, Ignaz Semmelweis oder Max Perutz stehen für wissenschaftliche Pioniertaten. Für die Regierung stellen die Life Sciences einen wichtigen Standortfaktor dar.  Dazu zählt auch die Biotechnologie. Angesichts vieler Forschungsstandorte von großen Pharmafirmen ist vor allem die medizinische Biotechnologie stark ausgesprägt.  Gegen die Grüne Gentechnik gibt es starke Widerstände. Aktualisierte Fassung November 2013

Forschungslandschaft

Seit einigen Jahren setzt die österreichische Politik auf die Ansiedlung von Hochtechnologie- und forschungsorientierte Unternehmen. Die Biotechnologie zählt dabei zu den bevorzugten Branchen. Das ist vor allem auf die Arbeit des Rats für Forschung und Technologieentwicklung (RFT) zurückzuführen, der die Regierung seit dem Jahr 2000 dabei unterstützt, eine nationale Forschungsstategie auszuarbeiten. Der RFT definierte die Biotechnologie dabei als eines von sechs Forschungsfeldern, das besondere Priorität in der Förderung genießt.

Ziel der Politik ist es, Österreich als eines der forschungsstärksten Länder Europas zu positionieren. Welche Maßnahmen helfen sollen, dieses Ziel zu erreichen, hat die Bundesregierung im März 2011 in ihrem Strategiepapier für Forschung, Technologie und Innovation "Der Weg zum Innovation Leader" dargelegt. Eine Maßnahme ist die gezielte Förderung strategisch wichtiger Forschungs- und Entwicklungsbereiche wie der Biotechnologie. Als Teil dieser Strategie wurde im Juni 2013 der Aktionsplan Biotechnologie veröffentlicht.

Forschungsausgaben stark angestiegen

Die Forschungsinvestitionen sind in den vergangenen Jahren in Österreich erheblich angestiegen. Waren es 2002 noch 4,7 Milliarden Euro, die Unternehmen und Staat zusammen in Forschung und Entwicklung investierten, war diese Summe 2012 nach Angaben von Statistik Austria schon auf 8,61 Milliarden Euro angewachsen. Damit ist die F&E-Quote 2012 auf 2,81% des Bruttoinlandsprodukts (BIP) gestiegen. Für 2013 werden F&E-Ausgaben in Höhe von 8,96 Milliarden Euro geschätzt, was einer Forschungsquote von 2,81 des BIP entspricht.

In einem Ranking der Innovationskraft verschiedener EU-Staaten, dem Innovation Unit Scoreboard, liegt Österreich damit im Spitzenfeld der Innovation Follower. Dem selbstgesteckten Ziel, in die Gruppe der führenden Innovation Leader aufzusteigen, ist das Land damit ein gutes Stück näher gekommen. Diese Entwicklung hat dazu beigetragen, dass Österreichs ökonomische Wettbewerbsfähigkeit verbessert und ein in den vergangenen Jahren über dem EU-Durchschnitt liegendes Wirtschaftswachstum, ein hoher Beschäftigungsstand und steigender Wohlstand erreicht wurden.

Österreich liegt in der Spitzengruppe der sogenannten Innovation Follower (gelb), will aber zu den Innovation Leadern (grün) aufschließen.  Lightbox-Link
Österreich liegt in der Spitzengruppe der sogenannten Innovation Follower (gelb), will aber zu den Innovation Leadern (grün) aufschließen. Quelle: Bundeskanzleramt, FTI-Strategie 2011

Förderungslandschaft konsolidiert

Um die ambitionierten Ziele des Lissabon-Gipfels zu erreichen, wo eine Idealquote der F&E von drei Prozent des Bruttosozialprodukts festgelegt wurde, muss der Etat dennoch weiter aufgestockt werden. Wie das angesichts der weltweiten wirtschaftlichen Turbulenzen der vergangenen Jahre gelingen kann, ist noch offen.

In der jüngeren Vergangenheit gab es in Österreich einige bemerkenswerte Erfolge, die zersplitterte Forschungsförderung zu vereinfachen und zu konsolidieren. So ist aus vier vormals nebeneinander agierenden Organisationen im Jahr 2004 die Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft  (FFG) entstanden. In der Unternehmensförderung gibt jetzt die Austria Wirtschaftsservice GmbH (AWS) den Ton an. Die Förderbank entstand 2002 ebenfalls aus vier Vorgängeragenturen. Das Trio der wichitgsten Geldgeber komplettiert der Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF), der sich vor allem der Grundlagenforschung verpflichtet fühlt.

Förderschwerpunkt Life Sciences

Erst im Juni 2013 startete das Ministerium für Wirtschaft, Familie und Jugend den Aktionsplan Biotechnologie. So soll der Biotech-Sektor in den nächsten fünf Jahren auf 200 Unternehmen ausgebaut werden. Dafür stehen bis 2015 rund 50 Millionen Euro zur Verfügung. Die jährliche Förderung des Sektors wird damit verdoppelt. Auch bei den großen Forschungsförderern gehören die Lebenswissenswchaften zu den Tätigkeitsschwerpunkten. So stellte der FWF im Jahr 2012 mehr als ein Drittel seine Gelder (37,6%), genau 73,8 Millionen Euro von insgesamt 196,4 Millionen Euro, für Projekte und Vorhaben in diesem Bereich zur Verfügung. Bei der FFG gehören die Lebenswissenschaften zu den fünf größten Förderpositionen. Im Jahr 2012 wurden dort rund 53,1 Millionen Euro (11% der Gesamtfördersumme) investiert. Die AWS unterhält mit Life Science Austria (LISA) ein eigenes Schwerprunktprogramm im Bereich Lebenswissenschaften. 2012 konnte LISA mit insgesamt 16 Projekten, acht in der PreSeed- und acht Seed-Phase, gegenüber 2011 die Projektanzahl mehr als verdoppeln.

Entdecker der Blutgruppen und Retter der Mütter

Österreich kann in der biologischen Forschung auf eine traditionsreiche Geschichte zurückblicken. Schon 1847 führte der in Budapest geborene Arzt Ignaz Semmelweis in der Geburtshilfe des Allgemeinen Krankenhauses in Wien antiseptische Maßnahmen ein, die das damals verbreitete Kindbettfieber zurückdrängen halfen und Semmelweis im Volksmund den Namen „Retter der Mütter“ eintrugen.

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts entdeckte der österreichische Mediziner Theodor Escherich das Darmbakterium Escherichia coli, das im Laufe  der Zeit zum meistverwendeten und besterforschten Modellbakterium der Wissenschaft aufstieg. Im Jahr 1901 beschrieb Karl Landsteiner das ABO-System der Blutgruppen, wofür er 1930 den Nobelpreis für Medizin erhielt. Auch heute noch ein Begriff ist der in Wien geborene Biochemiker Max Ferdinand Perutz. 1962 erhielt er gemeinsam mit John Cowdery Kendrew den Nobelpreis für Chemie. 1960 klärten Kendrew und Perutz als erste die dreidimensionalen Strukturen von Hämoglobin und Myoglobin auf. Perutz war 1936 nach England emigriert, wo er 1947 als Professor in Cambridge die Abteilung für Molekularbiologie gründete, die er bis 1979 leitete. In Wien wurde die Bibliothek des Vienna Biocenters in Sankt Marx nach ihm benannt, und auch die Max F. Perutz Laboratories, ein Joint Venture der Universität Wien und der Medizinischen Universität Wien, tragen seinen Namen.

Institut für Molekulare Pathologie

Das Institut für Molekulare Pathologie öffnete 1988 seine  Pforten auf dem ehemaligen Gelände des Wiener Schlachthofs, das heute als Campus Vienna Biocenter zum Zentrum der biomedizinischen Forschung in Wien geworden ist. Am IMP, das mittlerweile einen exzellenten Ruf als Zentrum für biomedizinische Grundlagenforschung erlangt hat, arbeiten rund 200 Wissenschaftler.

Zum IMP: hier klicken

Universitäten als Schrittmacher der Biotech-Forschung

Wien ist unbestritten das Zentrum der Forschungstätigkeit und auch der Biotechnologie in Österreich. Zwei von fünf Menschen, die in der Forschung tätig sind, arbeiten in Wien. Bemerkenswert ist der hohe universitäre Anteil. Von den etwa 1000 Forschungsstätten ist knapp die Hälfte dem Hochschulsektor zuzurechnen. In Wien sind fünf der insgesamt 25 österreichischen Universitäten beheimatet, mit 60 Prozent aller Studierenden. Die Forschung in der Biotechnologie wird neben den Pharmaunternehmen maßgeblich von den Universitäten angetrieben.

Weltweit eine Besonderheit ist das 1988 gegründete Forschungsinstitut für Molekulare Pathologie (IMP). Vor zwanzig Jahren bildete die Einrichtung den Nukleus für das Campus Vienna Biocenter (CVB). Auf dem Gelände haben sich mittlerweile eine Reihe anderer Unternehmen wie Affiris und Intercell (jetzt Valneva Austria GmbH) und weitere Forschungsinstitute wie das Gregor Mendel Institut für Molekulare Pflanzenbiologie und das Institut für Molekulare Biotechnologie, beides Einrichtungen der  Österreichischen Akademie der Wissenschaften, sowie die Max F. Perutz Laboratories angesiedelt, eine Kooperation von Universität Wien und Medizinischer Universität Wien. Insgesamt arbeiten mittlerweile 1200 Menschen in dem Biotech-Zentrum, in das die Stadt Wien und die Bundesregierung in den kommenden zehn Jahren rund 50 Millionen Euro für Ausbau und Infrastruktur stecken wollen. Ein weiteres Zentrum ist im Areal zwischen Gunoldstraße und Muthgasse angesiedelt (Life Science Vienna Muthgasse). Hier ist unter anderem die Universität für Bodenkultur Wien (BOKU) sowie das Östereichische Institut für Technologie (AIT) angesiedelt.

Universitäten sorgen für viele Unternehmensgründungen

Der Großteil der Unternehmens-Neugründungen der vergangenen Jahre sind Spin-Offs aus der akademischen Welt. Dies gilt unter anderemfür die Firmen Affiris und Intercell (inzwischen von der französischen Valneva übernommen). Vor allem zwischen 2010 und 2012 gab es einen leichten Gründungsboom. Allein in der östereichischen Hauptstadt wurden in diesem Zeitraum 14 Biotech-Firmen gegründet.

Mit dem Forschungsfreibetrag, der jeden dritten für die Forschung aufgewendeten Euro absetzbar macht, will die Politik forschungsintensive Branchen nach Österreich locken (siehe Kapitel 3 zu rechtlichen Grundlagen). Speziell auf die Biotechnologie zugeschnitten war das Programm GEN-AU. Die staatliche Forschungsfördergesellschaft stellte von 2001 bis 2010 rund 100 Millionen Euro für die  Genomforschung als technologisches Fundament der Lebenswissenschaften zur Verfügung. Damit war GEN-AU zur damaligen Zeit das höchstdotierte thematische Forschungsprogramm in Österreich.

 

Hintergrund

Biotech- und Pharmaunternehmen (2012): 157

davon dedizierte Biotech-Unternehmen (nach OECD): 95

Schwerpunkt: medizinisch-pharmazeutische Forschung

Wirtschaftsförderung

Austria Wirtschaftsservice AWS
Austrian Business Agency ABA

Nationales Programm
LISA - Life Science Austria

Regionale Verbände
Niederösterreich: Ecoplus

Oberösterreich: Gesundheitscluster
Steiermark: Human.technology.styria
Wien: Life Science Austria Vienna Region
Tirol: Cluster Life Sciences Tirol


Rechtliche Grundlagen
Forschung an Stammzellen ohne Stichtagsregelung erlaubt, aber nicht gefördert; Forschung an Embryonen verboten; Bevölkerung gegenüber Grüner Gentechnik sehr skeptisch, kaum Freisetzungsversuche

Downloads

Life Science Report Austria 2013

Austria Wirtschaftsservice Gesellschaft mbH (aws), 2013 Download PDF (2,2 MB) PDF online ansehen

Life Sciences: Pharma und Biotechnologie - Nährboden für gesunde Gewinne

Austrian Business Agency Download PDF (725,5 KB)

BioPolis - Inventory and analysis of national public policies that stimulate research in biotechnology, its exploitation and commercialisation by industry in Europe in the period 2002-2005

National Report of Austria, März 2007 Download PDF (530 KB) PDF online ansehen