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Biotechnologie in Norwegen

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Lange Zeit hat die Biotechnologie im rohstoffreichen Norwegen kaum eine Rolle gespielt. Erst seit Ende der 90er Jahre fördert die norwegische Regierung aktiv Unternehmen in der Biotechnologie, um sie als Wirtschaftszweig aufzubauen. Diese Förderprogramme zeigen nun Wirkung: Vor allem in der medizinischen Biotechnologie sind eine ganze Reihe von Unternehmen entstanden, die meisten sind in der Krebsforschung tätig. Norwegen hat inzwischen auch mehr Medikamente in der Entwicklungs-Pipeline als das einstige skandinavische Vorzeigeland Schweden. Aber auch das Thema Bioraffinerien steht bei norwegischen Firmen hoch im Kurs.

Forschungslandschaft

Seit Anfang der 90er Jahre hat es im norwegischen Forschungssystem einschneidende Veränderungen gegeben. Im Universitäts- und Hochschulbereich wurde ein umfassendes Netzwerk für Forschung und höhere Bildung geschaffen. Dank des EWR-Abkommens hat Norwegen eine enge Anbindung an die Forschungszusammenarbeit der Europäischen Union.

Die wichtigste Einrichtung für die Forschung in Norwegen ist der Research Council (Forskningsradet/Forschungsrat). 1993 gegründet, ist er dem Bildungsministerium direkt unterstellt und übernimmt mehrere Funktionen – er dient der Politikberatung und agiert als Förderorganisation (für Grundlagenforschung und anwendungsnahe Forschung in allen Fachbereichen) sowie Koordinator von Netzwerken. Aus diesem Grund ist der Forschungsrat auch als norwegische Einrichtung in diversen europäischen ERA-Nets vertreten.

Hintergrund
Im Oktober 2009 machte das an der Universität Oslo angegliederte Centre for Ecological and Evolutionary Synthesis (CEES) Schlagzeilen: Einem Konsortium von Meeresbiologen war es gelungen, das Genom des Kabeljaus zu entschlüsseln. Damit ließe sich langfristig auch die Aquakultur der Dorsche optimieren, so die Forscher.

Dem Forschungsrat ist es auch zu verdanken, dass die Biotechnologie seit 1997 mit dem Strategieplan „Strategi for Bioteknologi“ wieder spezifisch und mit eigenen Förderprogrammen vom norwegischen Staat unterstützt wird. Zuvor erhielt die biotechnologische Forschung nur Zuwendungen über allgemeine Forschungsförderprogramme.

Neben dem Forschungsrat gibt es noch die staatliche Agentur Innovation Norway, die u.a. Innovationen bei kleinen und mittleren Unternehmen vorantreiben soll. Die Industrial Delevopment Corporation Norway SIVA wiederum fördert industrielle Cluster und Netzwerke, Wissenschaftsparks und Exzellenzzentren.

In Norwegen betreiben sechs Universitäten biotechnologische Forschung: Die traditionsreichen Universitäten in Oslo, Bergen, Tromsö und Trondheim sowie die Universität für Lebenswissenschaften in As und die Universität Stavanger – die beiden zuletzt genannten haben erst seit 2005 den Universitätsstatus inne. Darüber hinaus gibt es eine auf polarische Biowissenschaften fokussierte Universität in Spitzbergen.

Angebunden an die Universitäten sind in den letzten Jahren zudem insgesamt 21 Exzellenz-Zentren (SFF) entstanden, die den norwegischen Wissenschaftsbetrieb international besser vernetzen sollen sowie verschiedene inhaltliche Schwerpunkte in Forschung und Entwicklung setzen.

Acht dieser Zentren sind im Bereich der  Biotechnologie aktiv. Die meisten davon befinden sich in der Hauptstadt Oslo (allein drei an der Universitätsklinik Rikhsohospital), eines an der Universität für Lebenswissenschaften in As (Aquaproteinforschung). Weitere Zentren befinden sich in Trondheim (Neuroforschung) und in Bergen (Geobiologie, Klimaforschung). Eine Übersicht über alle Zentren gibt es hier

Neben diesen Zentren gibt es zudem eine Exzellenzcluster-Initiative, die auf Kooperationen zwischen

Norwegische Exzellenzcluster 2010Lightbox-Link
Norwegische Exzellenzcluster 2010Quelle: Forskningsradet
Wissenschaft und Wirtschaft abzielt. Bisher gab es zwei Ausschreibungen: 2002 das Norwegische Clusterprogramm Arena und 2006 das Norwegische Programm für Expertenzentren (Norwegian Centers of Expertise NCE). Im Jahr 2009 wurden nach Angaben des Forschungsrates durch Arena 22 Clusterinitiativen gefördert, bei NCE waren es 12.

Eines der bekanntesten in der Biotechnologie aktiven NCEs ist das 2006 gegründete Oslo Cancer Cluster (OCC) am hauptstädtischen Radium-Klinikum, an dem sich auch viele norwegische Biotech-Firmen beteiligen. Seinen Fokus trägt der Cluster bereits im Namen: Es geht um die Entdeckung und Entwicklung neuer Diagnostik- und Therapiemöglichkeiten bei Krebs sowie um die internationale Vernetzung mit renommierten Forschungseinrichtungen anderer Länder sowie international agierenden Unternehmen.

Ein anderes biotechnologisch aktives Netzwerk ist der Aquakultur-Cluster entlang der Küste von Nordland, der sich auf die Aspekte der Fischzucht und Fischfarmen konzentriert. Die Universität von Tromsö beheimatet außerdem Marbank, eine marine Biobank in der DNA- und RNA-Proben zahlreicher Meerestiere gesammelt und für Forschungs- und kommerzielle Zwecke zur Verfügung gestellt werden. 

Zukunft des Biotechnologieförderprogramms FUGE noch offen

Was die Forschungsförderung betrifft, so hat das EU-Statistik-Projekt Biopols für den Zeitraum 2002 bis 2005 sechs speziell auf die Biotechnologie ausgerichtete Initiativen zusammengetragen, in die

FUGE-Forschungsförderung nach Projekten (oben) und nach Fachgebieten (unten) in Norwegen 2008.Lightbox-Link
FUGE-Forschungsförderung nach Projekten (oben) und nach Fachgebieten (unten) in Norwegen 2008.Quelle: Forskningsradet
zusammen rund 150 Millionen Euro geflossen sind. Inhaltlich hat davon vor allem die biomedizinische Forschung profitiert. Das umfangreichste Forschungsförderprogramm für die Biotechnologie nennt sich „Functional Genomics Programme“ (Funksjonell Genomforskning FUGE), in das mehr als die Hälfte der in Norwegen für Biotechnologie bereitgestellten Mittel fließen.

FUGE wurde 2002 gestartet und soll Ende 2011 auslaufen. Das Programm hat ein Gesamtbudget von rund 200 Mio EUR und bewilligt ein jährliches Budget von ca. 19 Mio EUR (zwischen 2003 und 2007 eigenen Angaben zufolge nur 17 Mio EUR) für Vorhaben der Grundlagenforschung, der roten und blauen Biotechnologie sowie ethische und soziale Fragestellungen. Es steht Unternehmen und öffentlichen Forschungseinrichtungen gleichermaßen offen.

Ab 2012 soll FUGE durch ein Programm für die Lebenswissenschaften fortgesetzt werden, das breiter ausgerichtet ist und sich den Anforderungen der gesellschaftlichen Veränderungen widmet. Dazu gehören dem Forschungsrat zufolge Veränderungen in Klima und Umweltbedingungen, neue Gesundheitsaspekte, Ernährung, aber auch die Herausforderungen einer alternden Gesellschaft. Die geförderten Projekte sollen diese Problemstellungen überdies künftig global angehen und den weltweiten Forschungsstand widerspiegeln. Das Programm orientiert sich an den Erklärungen der OECD und der EU (2009) und soll Norwegen international wettbewerbsfähig machen. Mit einem breiter angelegten Programm soll der Fokus mehr auf ganzheitliche Ansätze im Sinne der Entwicklung einer Bioökonomie gelegt werden, wobei der Forschungsrat hofft, die bisherige Erkenntnisse aus der Biotechnologie für die Lösung künftiger Problemstellungen einsetzen zu können.  Diese neue Strategie für die norwegische Biotechnologie befindet sich im norwegischen Bildungsministerium noch in der Konzeptphase.

Die Bioökonomie soll auch hinsichtlich der Weiterentwicklung von Bioraffinerien stärker im Fokus stehen. So hat der Research Council die landwirtschaftlichen Institute diesbezüglich evaluiert. Das dabei entstandene Weißpapier enthält eine Empfehlung zu einer engeren Anbindung an die Universität für Lebenswissenschaften As, vor allem aber eine Verpflichtung auf mehr Wertschöpfung und den Ausbau der Bioökonomie. Mit diesen Zielvorgaben ist die Untersuchung ein richtungsweisendes Bekenntnis für eine Internationalisierung der norwegischen Forschungsbranche.

NCS: Stütze der norwegischen Krebsforschung

Essentiell für die biomedizinische Forschung ist außerdem die Norwegische Krebsforschungsgesellschaft (Kreftforeningen / Norwegian Cancer Society NCS), eine Freiwilligen-Wohlfahrtsorganisation, die neben Lobbyarbeit, Patientenberatung und Präventionsprogrammen auch Forschungsvorhaben fördert. Sie finanziert sich aus Spenden und Rücklagen der staatlichen Lottogesellschaft, und widmet laut Selbstverpflichtung etwa die Hälfte ihres Budgets der Forschung. 2009 wurden so 20 Millionen Euro an Forschungsvorhaben bewilligt ( NCS annual report 2009). Die Organisation finanziert eigenen Angaben zufolge den größten Teil der Krebsforschungsvorhaben im Land, von der Grundlagenforschung und Erforschung des Krankheitsverlaufs bis zu Tests neuer Therapien und Studien zu Häufigkeit und Auftreten von Krebs. 2009 lag der Fokus auf dem Verlauf von Krebstherapien bei älteren Patienten.

Darüber hinaus sind zahlreiche Forschungseinrichtungen in Norwegen im Kompetenznetzwerk ScanBalt vertreten, das sich aus Akteuren der Lebenswissenschaften- und Biotechnologiebranche in Nordeuropa zusammensetzt.

 

Hintergrund

Unternehmen:  rund 100

Schwerpunkt: medizinische Biotechnologie (Krebsforschung), Bioraffinerie, Aquakultur

Branchenverband: Norwegian Bioindustry Association (NBA)www.biotekforum.no
Forschungsförderung: The Foundation for Scientific and Industrial Research at the Norwegian Institute of Technology (SINTEF) www.sintef.no; Research Council (Forskningsradet) www.forskningsradet.no

Rechtliche Grundlagen: Forschung mit Stammzellen erlaubt, keine Stichtagsregelung, PID gesetzlich geregelt, gv-Anbauverbot