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Charité und Sanofi beschließen erste Public-Private-Partnership

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Der Vorstandsvorsitzende der Universitätsklinik Charité Karl Max Einhäupl und der CEO von Sanofi-Aventis, Christopher Viehbacher, nach dem Unterzeichnen des Vertrags im historischen Virchow-Hörsaal in Berlin. Quelle: Sanofi-Aventis

01.06.2010  - 

Sanofi-Aventis ist der viertgrößte Pharmakonzern der Welt, die Charité eine der führenden Universitätskliniken Europas. In Zukunft werden beide kooperieren, um neue Medikamente etwa gegen Autoimmunerkrankungen zu entdecken. Charité-Chef Karl Max Einhäupl und Sanofi-Vorstandsvorsitzender Christopher Viehbacher haben am 1. Juni in Berlin im Beisein von Helge Braun, Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), und dem Berliner Bildungssenator Jürgen Zöllner einen entsprechenden Vertrag unterschrieben. Es ist die erste derartige Public-Private-Partnership in Deutschland. Die Wissenschaftler beider Seiten sollen ihre Expertise schon in einem sehr frühen Stadium miteinander teilen. Ebenfalls geplant ist ein Förderprogramm für junge Wissenschaftler.


 

„Dies kann der Beginn einer wunderbaren Freundschaft sein“, sagte Charité-Chef Einhäupl bei der Unterzeichnung im historischen Hörsaal von Rudolf Virchow auf dem Campus der Charité in Berlin, in Anspielung auf Humphrey Bogart im Film "Casablanca". Er verwies auf positive Beispiele derartiger Kooperationen in USA, Großbritannien und Skandinavien. Beide Seiten erhoffen sich andere Vorteile durch die Zusammenarbeit. Für die Charité könnten die Mittel aus der Privatwirtschaft die notorisch leeren Kassen ein wenig auffüllen. Für 2007 ist ein Verlust von 8,8 Millionen Euro aufgelaufen, wie der Aufsichtsrat des Universitätsklinikums vor kurzem berichtete. Zahlen für 2008 liegen noch nicht vor, es kursieren aber Gerüchte, nach denen das Defizit bis auf 35 Millionen Euro anschwellen könnte. Um die Einrichtung grundlegend zu sanieren, werden in den nächsten Jahren 600 Millionen Euro an zusätzlichen Mitteln fällig , schätzt Einhäupl. Ob das Land Berlin dieser Forderung nachkommen wird, ist derzeit eher fraglich.

Das Berliner Universitätsklinikum Charité will mit der Kooperation auch die eigenen leeren Kassen stärken.Lightbox-Link
Das Berliner Universitätsklinikum Charité will mit der Kooperation auch die eigenen leeren Kassen stärken.Quelle: Charité

Innovationslücke bedroht Pharmaunternehmen

Sanofi erhofft sich von der Zusammenarbeit den Zugriff auf frische Ideen aus dem akademischen Umfeld. Seit einigen Jahren entwickeln Pharmaunternehmen zu wenig neue Medikamente. Da in nächster Zeit viele Bestseller ihren Patentschutz verlieren und damit die Einnahmen sinken werden, ist diese Innovationslücke für viele Firmen zunehmend bedrohlich. Fast alle setzen neben der hauseigenen Entwicklungsabteilung deshalb auch auf externe Innovation, sei es durch den Einstieg in interessante junge Biotech-Firmen oder eben die Zusammenarbeit mit akademischen Institutionen.

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Sanofi hat schon Erfahrung mit diesem Modell. Die Franzosen arbeiten weltweit bereits mit mehreren Hochschulen zusammen, darunter dem Salk Institute in La Jolla und dem California Institute of Technology in Pasadena und der französischen Life Sciences and Healthcare Alliance AVESIAN. In Deutschland ist die jetzt beschlossene Kooperation die erste derartige Public-Private-Partnership zwischen einer Universitätsklinik und einem Pharmaunternehmen. Für die Charité ist es schon der zweite Anlauf. Eine geplante Kooperation mit den Berliner Helios-Kliniken scheiterte allerdings wegen der Kritik am wenig transparenten Einsatz öffentlicher Gelder. Mit einer klaren Dokumentation wolle man nun verhindern, dass sich derartiges wiederhole, sagte Einhäupl. Die Unabhängigkeit der Charité und die Forschungsfreiheit blieben intakt, versicherte er. Auch seien Kooperationen mit weiteren Unternehmen möglich. „Wir sind bereits im Gespräch.“

Schnelle Umsetzung von Forschungsergebnissen

Beiden Partnern geht es auch um die schnellere Umsetzung von Ergebnissen der Grundlagenforschung in die klinische Anwendung. So sollen zum Beispiel Modellsysteme gemeinsam erschlossen und getestet sowie neue Ansätze zur personalisierten Medizin verfolgt werden – immer mit dem Blick auf konkrete Therapien. Dafür ist die Charité als eines der größten Krankenhäuser der Republik gut geeignet. "Wir freuen uns, dass wir mit der Charité eines der hochkarätigsten klinischen Zentren in ganz Europa für uns gewinnen konnten", gab Sanofi-CEO Viehbacher denn auch die charmanten Komplimente von Einhäupl zurück.

Die erste Kooperation zwischen einer öffentlichen Forschungseinrichtung und einem privaten Pharmaunternehmen in Deutschland ist knapp zwei Jahre alt. Im November besiegelten das in Heidelberg ansässige Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) und der Pharmakonzern Bayer Schering eine strategische Kooperation. Beide Partner stellen in der bis Ende 2010 laufenden Partnerschaft insgesamt 3,5 Millionen Euro zur Verfügung, um gemeinsam ausgewählte kommerziell interessante Forschungsprojekte aus dem DKFZ zu unterstützen (mehr...).

Aus Sicht der Politik wird die neue Forschungs­kooperation begrüßt. Helge Braun, Parlamentarischer Staatssekretär im BMBF, rückt den Nutzen für den Patienten in den Mittelpunkt: "Forschung wird lediglich dann zu Fortschritt, wenn die Ergebnisse bei den Menschen ankommen. Nur in enger Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Wirtschaft können innovative markt­fähige Produkte für bessere Therapien entstehen."

 

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