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Neues BMBF-Förderprogramm: Alternativen in der Stammzellforschung gefragt

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Adulte Stammzellen im Gehirn der Maus, die zur Produktion von neuen Nervenzellen angeregt wurden. Solche Forschungsansätze will das BMBF künftig unterstützen. Quelle: GSF-Institut für Stammzellforschung

12.09.2007  - 

Stammzellforschung in Deutschland ist ein hoch umstrittenes Thema – vor allem, wenn es sich um embryonale Stammzellen dreht. Um diese zu gewinnen, müssen bisher menschliche Eizellen benutzt und Embryonen zerstört werden. Aus diesem Grund suchen Forscher schon seit Jahren nach alternativen Methoden: Erst im Juni hatten japanische und amerikanische Teams vielversprechende Ansätze vorgestellt, mit denen sich bei Mäusen normale Körperzellen in stammzellähnliche Zellen umprogrammieren ließen. Um diese Art von Forschung künftig auch in Deutschland stärker voranzutreiben, hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) nun ein neues Förderprogramm zu diesem Themengebiet aufgelegt. In einer ersten Phase sollen fünf Millionen Euro zur Verfügung gestellt werden.

Embryonale Stammzellen faszinieren die Wissenschaft, weil sie die Fähigkeit besitzen, sich in jeglichen Zelltyp eines Organismus zu verwandeln. Aufgrund dieses Differnzierungspotentials gelten sie insbesondere in der Medizin als künftige Hoffnung, um Patienten aus eigenem Gewebe maßgeschneiderten Ersatz zu verschaffen und dabei nicht auf fremde Zellen zurückgreifen zu müssen. Um solche Stammzellen zu gewinnen, müssen bisher jedoch menschliche Eizellen benutzt und Embryonen zerstört werden – eine Tatsache, die in Deutschland so umstritten ist, dass die Forschung mit diesen Zellen strengen Auflagen unterliegt.

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Zurzeit dürfen deutsche Stammzellforscher nur solche embryonale Stammzellen für Forschungszwecke importieren, die vor dem 1. Januar 2002 hergestellt wurden. Viele Wissenschaftler beklagen, dass diese mehrheitlich veraltet und häufig verunreinigt seien. Sie wollen Zugang zu den rund 500 neuen Zelllinien, die nach 2002 weltweit aus embryonalen Stammzellen gewonnen wurden. Nach einer Stellungnahme der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) zu diesem Thema und einem Bericht des Nationalen Ethikrates hat der Bundestag diese Frage erneut aufgegriffen. Im Winter soll über eine mögliche Neuregelung im Abgeordnetenhaus entschieden werden.

Forschung an alternativen Wegen der Stammzellgewinnung

Um der ethischen Debatte den Wind aus den Segeln zu nehmen, forschen Wissenschaftler schon seit Jahren nach alternativen Wegen der Gewinnung embryonaler Stammzellen oder ähnlich vielseitiger Zellen, die sich für therapeutische Zwecke einsetzen lassen. Dabei werden vor allem Verfahren erforscht, mit denen sich im erwachsenen Körper vorkommenden adulten Stammzellen umprogrammieren lassen. Diese Zellen sind im Gegensatz zu ihren embryonalen Verwandten nicht mehr totipotent, sondern ‚nur’ noch pluripotent – und nur in bestimmte Zelltypen differenzierbar. Wenn sich hier jedoch Methoden finden lassen könnten, diese Begrenztheit gezielt aufzuheben – wäre dies ein großer Gewinn.

Bei Mäusen hat es bereits geklappt: Die Herstellung vielseitig einsetzbarer Stammzellen, ohne Embryonen zerstören zu müssen.Lightbox-Link
Bei Mäusen hat es bereits geklappt: Die Herstellung vielseitig einsetzbarer Stammzellen, ohne Embryonen zerstören zu müssen.Quelle: Whitehead Institute for Biomedical Research, Cambridge
Japanische und amerikanische Forscherteams haben erst im Juni über erfolgreiche Versuche an Mäusen berichtet, in denen Hautzellen in stammzellähnliche Zellen umprogrammiert werden konnten. mehr

Neues Förderprogramm mit fünf Millionen Euro gestartet

Um die Forschung auf diesem Gebiet in Deutschland stärker als bisher voranzutreiben, hat das BMBF nun ein neues Förderprogramm gezielt zu diesem Thema initiiert. Wie Bundesforschungsminsterin Annette Schavan am 10. September in Berlin mitteilte,  werden zunächst fünf Millionen Euro für eine erste Ausschreibung über drei Jahre zur Verfügung gestellt, weitere Runden sind allerdings geplant. „Wir sehen dies als ersten Schritt an, der in den kommenden Jahren erweiterbar ist“, betonte sie. Sollte es größeren Bedarf geben, so „wird es nicht am Geld scheitern.“

In der Ausschreibung können sich vor allem solche Projekte um eine finanzielle Unterstützung bewerben, die einem der folgenden Themenblöcke zuzuordnen sind:

- Isolierung von natürlich vorkommenden menschlichen multi/pluripotenten Zellen und Charakterisierung ihres Differenzierungspotentials. Ziel ist die Identifizierung von möglichen Stammzellquellen und der Nachweis der Multi/Pluripotenz im Sinne eines "proof of principle".

- Entwicklung von Verfahren zur Reprogrammierung adulter menschlicher Zellen, die die zelluläre Integrität nicht beeinträchtigen. Ziel ist es, das Differenzierungspotenzial der Zellen zur Multi - bzw. Pluripotenz zu erweitern. Dies kann ggf. Arbeiten zu Mechanismen der Dedifferenzierung zu multi/pluripotenten Stammzellen einschließen – entweder mit Kulturverfahren unter Zugabe von Wachstumsfaktoren oder anderen Botenstoffen, sowie mit gentechnischen Verfahren.

- Entwicklung sonstiger Verfahren zur Herstellung pluripotenter Stammzellen, insbesondere durch Verfahren der Reprogrammierung wie z.B. Zellfusion und Kerntransfer, sowie durch Kombinationen dieser und anderer Verfahren. Ziel ist die Methodenentwicklung, die im Säugetiermodell erfolgen muss.

Interessierte Wissenschaftler können bis spätestens 15. Januar 2008 Ideenskizzen beim Projektträger im DLR einreichen.

Mehr Informationen zur offiziellen Ausschreibung: hier klicken

Langfristiges Ziel: Verzicht auf Embryonen

Als langfristiges Ziel der Förderinitiative wurde von Schavan der Verzicht auf Embryonen formuliert. „Es kann nur eine Ethik des Lebens geben, die das Heilen und den Schutz den Lebens gleichermaßen berücksichtigt“, sagte die Ministerin. Die Gewinnung von Zellen mit einer hohen Wandlungsfähigkeit sei eine der wesentlichsten Grundlagen, um langfristig Anwendungen in der Regenerativen Medizin zu ermöglichen, ohne dass diese gleichzeitig auf einen Verbrauch von Embryonen angewiesen sind. „Die Differenzierung von Zellen mit alternativen Verfahren hat ein großes Potential, aber ob sich dies auch therapeutisch nutzen lässt, muss erst geklärt werden“, so Schavan.

 

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