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Wochenrückblick KW 27

08.07.2013

Knut war mit Retrovirus infiziert

Während in Deutschland schon über 70 Eisbären geboren und großgezogen wurden, gelangte nur Eisbär Knut zu unvergleichlichem Medienruhm. Durch eine Virus-Infektion bekam er eine Hirnhautentzündung, die dazu führte, dass der geschwächte Bär ertrank. <ic:message key='Bild vergrößern' />
Während in Deutschland schon über 70 Eisbären geboren und großgezogen wurden, gelangte nur Knut zu beispiellosem Medienruhm. Durch eine Virus-Infektion bekam er eine Hirnhautentzündung, die dazu führte, dass der geschwächte Bär ertrank. Quelle: Wikipedia.de, Jens Koßmagk (CC-by-sa 2.0)

Forscher der Universität des Saarlandes haben im Erbgut von Eisbär Knut und Panda Bao Bao molekulare Spuren endogener Retroviren entdeckt. 

Die saarländischen Wissenschaftler berichten im Fachjournal Virology (2013, Online Vorabveröffentlichung) über ihre Entdeckung, die sie in Zusammenarbeit mit dem Leibniz-Institut für Zoo und Wildtierforschung (IZW) gemacht haben. Offenbar haben sich die Viren vor etwa 45 Millionen Jahren in das Genom eines Vorfahren der Bären eingebaut. Endogene Retroviren, schleusen ihr Erbgut in die DNA von Keimzellen ihres Wirtes ein und können so an die Nachkommen vererbt werden. Die neu entdeckten Viren sind denen im Genom von Rindern, Fledermäusen und sogar Menschen sehr ähnlich. Bei ihrer Analyse haben die Forscher das Erbgut von verschiedenen Bärenarten genauer unter die Lupe genommen und bei Schwarz-, Braun- und Brillenbär, sowie bei Eisbär Knut und Panda Bao Bao die entsprechenden Viren-Sequenzen gefunden. Ob genau dieses Virus letztendlich zum Tod des prominenten Eisbären führte, ist noch unklar. „Wir haben hierbei die Abschnitte des endogenen Retrovirus bei beiden Bärenarten charakterisiert und dabei zum Beispiel eine starke Ähnlichkeit der Sequenzen festgestellt, was auf eine enge Verwandtschaft hindeutet“, erläutert der Humangenetiker Jens Mayer.

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„Mit molekularen Datierungsmethoden haben wir anschließend herausgefunden, dass sich das Retrovirus vor ungefähr 45 Millionen Jahren in das Erbgut eines Vorfahrens heutiger Bärenarten integriert hat“, ergänzt Alex Greenwood vom IZW. Darüber hinaus stünden manche der Erbgut-Abschnitte im Verdacht, bei der Entstehung von Krebs und neurodegenerativen oder Autoimmunerkrankungen beim Menschen eine Rolle zu spielen, so Mayer. Erkenntnisse wie diese können Wissenschaftlern dabei helfen, die Evolution der Retroviren und auch die Entwicklungsgeschichte der Säugetiere besser zu verstehen. Für entsprechende Therapieansätze ist solches Wissen essenziell. An der Studie waren neben den Wissenschaftlern des IZW und der Universität des Saarlandes auch Forscherkollegen weiterer Einrichtungen aus Berlin und Kopenhagen beteiligt.

© biotechnologie.de/bs

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Huckepack-Wurm trägt Physiker-Namen

Die neu entdeckte Art überdauert auf dem Rücken von Hirschkäfern und ernährt sich nach dessen Tod vom Kadaver des Käfers. Zum Vergleich: Im unteren Bereich ist ein Teil eines Menschenhaars zu sehen. <ic:message key='Bild vergrößern' />
Die neu entdeckte Art überdauert auf dem Rücken von Hirschkäfern und ernährt sich nach dessen Tod vom Kadaver des Insekts. Zum Vergleich: Im unteren Bereich ist ein Teil eines Menschenhaars zu sehen. Quelle: Jürgen Berger/MPI für Entwicklungsbiologie

Eine neu entdeckte Fadenwurmart, die auf dem Rücken von Hirschkäfern lebt, trägt fortan den Namen von Max Planck.  

Der Neuling ist dünner als ein menschliches Haar und gerne auf dem Rücken von Hirschkäfern unterwegs. Als der japanische Biologe Natsumi Kanzaki und sein deutscher Kollege Matthias Herrmann in einem Eichenwald in der Provinz Fukushima einen Hirschkäfer aufsammelten, ahnten sie noch nicht, welche Überraschung das imposante Insekt verbarg: Am Körper des Käfers versteckte sich ein mikroskopisch kleiner Fadenwurm, der den Zoologen bisher gänzlich unbekannt war. Die Neuentdeckung beschert nun einem Nobelpreisträger posthum eine kuriose Ehre: Die Forscher benannten den Fadenwurm nach dem Physiker Max Planck Pristionchus maxplancki. Weniger überraschend ist, dass Matthias Herrman selbst am Max Planck-Institut für Entwicklungsbiologie in Tübingen beschäftigt ist.

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Pristionchus-Exemplare sind überall auf der Welt zu Hause. Die DNA-Daten von P. maxplancki und einer weiteren neuentdeckten Art wurden nun für einen genetischen Stammbaum näher untersucht. Das Ergebnis: Der Ursprung der Gattung liegt vermutlich in Südost-Asien. Demnach hat sich Pristionchus von dort über die ganze Welt verbreitet – womöglich im Huckepack-Verfahren auf invasiven Käferarten. So konnten die Zoologen auch zweifelsfrei feststellen, dass der Neuling mit keiner der bislang bekannten Arten der Gattung Pristionchus identlisch ist. Über die Ergebnisse dieser Untersuchung berichten die Forscher im Fachjournal Zoological Science (2013, Online-Vorabveröffentlichung). In den kommenden Jahren will das Tübinger Team im Detail herausfinden, wie der komplexe Lebenszyklus, die Vielfalt der Formen der Würmer und die globale Verbreitung zusammenhängen – und so verstehen, wie die Evolution im Zusammenspiel von äußeren und inneren Einflüssen, von Genen und Umwelt, immer neue Formen hervorbringt. Planck betonte stets die Bedeutung der exakten Beobachtung, des genauen Hinsehens, als den eigentlichen Kern aller wissenschaftlicher Arbeit. Insofern ist es auch durchaus passend, dass nun ein im Verborgen lebender Wurm seinen Namen trägt, der dem aufmerksamen Beobachter grundlegende Prozesse der Natur erschließt, so die Forscher.

© biotechnologie.de/al

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Engere Zusammenarbeit von KWS mit Vilmorin

Zum Kernbetrieb der KWS Saatgut AG gehören der Vertrieb und die Züchtung von Mais-, Getreide- und Zuckerrübensaatgut. <ic:message key='Bild vergrößern' />
Zum Kernbetrieb der KWS Saatgut AG gehören der Vertrieb und die Züchtung von Mais-, Getreide- und Zuckerrübensaatgut. Quelle: Bernd Sterzl/pixelio.de

Das niedersächsische Saatgut-Unternehmen KWS Saat darf bei der Entwicklung von gentechnisch verändertem Maissaatgut künftig enger mit einem französischen Partner kooperieren.

Wie KWS Saat am 28. Juni mitteilte, haben die EU-Wettbewerbshüter einer Geschäftunternehmung den Segen gegeben, in der das deutsche Saatgut-Unternehmen und die französische Firma Vilmorin & Cie ihre Kräfte bündeln. Ziel des Joint-Ventures Genective ist es, gentechnisch veränderte Merkmale (GM-Traits) für Maissaatgut zu entwickeln. Zunächst konzentrieren sich die Arbeiten auf Traits der ersten Generation, vor allem Herbizidtoleranz und Insektenresistenz.

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In etwa drei Jahren könnten entsprechende Produkte in Nordamerika vermarktet werden, heißt es von den beiden Partnern. „Unser längerfristiges Ziel ist die Entwicklung so genannter Traits der zweiten Generation für den Weltmarkt, mit denen der Ertrag verbessert wird, eine Verbesserung der Trockenstresstoleranz und ein besserer Gebrauch stickstoffbasierter Düngemittel erreicht wird," so Emmanuel Rougier, Geschäftsführer von Vilmorin. Die Forschungsarbeiten werden sowohl an den Standorten von KWS als auch von Vilmorin durchgeführt. „Die bisherigen Feldversuche brachten überzeugende Ergebnisse hervor, so dass nunmehr die Zulassungsverfahren für die verschiedenen Zielmärkte laufen“, teilte KWS in einer Presseinformation mit. Die beiden Partner sind einander nicht unbekannt, kooperieren bereits seit der Jahrtausendwende. AgReliant, ihr Gemeinschaftsunternehmen mit gleicher Beteiligung, ist heute der drittgrößte Maissaatgut-Anbieter auf dem nordamerikanischen Markt. Im Jahr 2012 wurden weltweit auf etwa 170 Millionen Hektar Ackerfläche gentechnisch veränderte Pflanzen angebaut, davon auf 55 Millionen Hektar Mais.

© biotechnologie.de/bk

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EU: 80 Milliarden für die Forschung

Horizon 2020 ist eine Förderinitiative der Europäischen Union, die darauf abzielt, die globale wissenschaftliche Wettberwerbsfähigkeit Europas zu sichern. <ic:message key='Bild vergrößern' />
Horizon 2020 ist eine Förderinitiative der Europäischen Union, die darauf abzielt, die globale wissenschaftliche Wettberwerbsfähigkeit Europas zu sichern. Quelle: europa.eu

In Brüssel haben sich die zuständigen EU-Institutionen auf die Details des neuen Forschungsrahmenprogramms „Horizon 2020“ geeinigt.

Seit vergangener Woche steht fest: Auch 2014 wird EU-Geld in Forschungsprojekte auf dem ganzen Kontinent fließen. Die Verantwortlichen der EU haben sich sowohl auf das Budget als auch die Rahmenbedingungen für das nächste europaweite Forschungsrahmenprogramm geeinigt. Der Riesentopf mit dem Namen „Horizon 2020“ ist zwar nicht mehr ganz so prall gefüllt wie zunächst angedacht, mit 80 Milliarden Euro sind aber immerhin beeindruckende 23,4 Prozent mehr als beim Vorgängerprogramm, das von 2007 bis 2013 läuft. Allerdings wird 2014 für viele Wissenschaftler dennoch ein kniffliges Jahr. Während für 2013 11 Milliarden Euro abgerufen werden können, sieht Horizon 2020 für 2014 nur 8,8 Milliarden vor. Aber schon 2015 wird das Niveau dieses Jahres erreicht werden, in den Jahren darauf geht es dann noch höher hinaus. Die Einigung hat zwar vorerst nur informalen Charakter. Sie wurde zwischen den drei mit dem gesetzgebenden Prozess verbundenen Institutionen Europäische Kommission, Europäischer Rat und das Parlament erzielt und muss noch in den nächsten Wochen von Parlament als auch den Mitgliedsstaaten absegnet werden. Forscher in ganz Europa zeigten sich erfreut, dass in einem solchen Trilog eine tragfähige Lösung gefunden wurde. Ohne einen Kompromiss hätte wohl erst ein Vermittlungsverfahren einberufen werden müssen. Eine Hängepartie hätte den pünktlichen Start von Horizon 2020 Anfang nächsten Jahres gefährdet.

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Auch inhaltlich ändert sich bei dem 8. Forschungsrahmenprogramm einiges. So werden sich nach dem Vorbild des US-amerikanischen Small Business Innovation Research Program erstmals auch kleine Unternehmen um Forschungsgelder bewerben können. 4 Prozent der Gesamtsumme sind dafür vorgesehen. Auch die zum ersten Mal vorgeschlagene Neustrukturierung in die drei Felder „Excellent Science“, „Industrial Leadership“ und „Societal Changes“ wurde angenommen. Dabei soll insbesondere die Attraktivität der Forschung in der Öffentlichkeit und ihre wirtschaftliche und industrielle Wettbewerbsfähigkeit gestärkt werden („Excellent Science“). Vor allem will man dazu vorhandene Lücken schließen, die zwischen Wirtschaft und Forschung bestehen. Um die industrielle Führungsstärke Europas voranzutreiben soll zudem in Schlüsseltechnologien, wie beispielsweise die Biotechnologie, gesondert investiert werden. Das Feld „Social Changes“ wird gesellschaftliche Problematiken beackern, in die alle Europäer involviert sind: Dazu gehört der Klimawandel, die Weiterentwicklung der Mobilität und des nachhaltigen Transports, Nahrungssicherheit und die Schwierigkeiten, die sich in Bezug auf die alternde Bevölkerung ergeben.

© biotechnologie.de/ml

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