Steckbrief für Krebsstammzellen
23.05.2012 -
Jede Krankheit hinterlässt Spuren im Körper – oft schon, bevor alle Symptome sichtbar sind. Diese Biomarker sind ein Fokus der Nachwuchsgruppe „Biomarker für die individualisierte Radioonkologie“ am Dresdner onkologischen Zentrum für Strahlenforschung in „OncoRay“. Dabei konzentriert sich die Gruppe um die Juniorprofessorin Anna Dubrovska auf Tumorstammzellen, die sich bisher als resistent gegen Strahlen- und Chemotherapie erwiesen haben. Das Bundesforschungsministerium fördert die Arbeit der Nachwuchsgruppe über die kommenden fünf Jahre mit 3,1 Millionen Euro.
Dubrovska und ihr Team suchen nach kleinen Populationen von Tumorstammzellen. „Diese besonderen Zellen kommen in Tumoren vor, und haben typische Stammzelleigenschaften wie beispielsweise Selbsterneuerung und Differenzierungspotenzial“, beschreibt Dubrovska. „Sie sind resistent gegen Strahlen- und Chemotherapie. Wenn sie nach einer Tumorbehandlung übrig bleiben, können sie erneut wachsen und einen Rückfall verursachen.“
Auf gepackten Kisten
Erst wenn auch die Tumorstammzellen zerstört sind, kann ein Patient geheilt werden. Die Kiewer Wissenschaftlerin will die Existenz dieser Zellen feststellen können, bevor sich ein neuer Tumor gebildet hat. Sie stützt sich dabei auf besondere Proteine, die durch die Krebsstammzellen gebildet werden. „Wir benutzen verschiedene technische Verfahren“ beschreibt sie, „Dazu zählen Gen-Aktivitäts-Analyse und Proteomforschung im Hochdurchsatzverfahren.“
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Die Forschungsbedingungen dafür sind in Dresden ideal – oder sollen es zumindest werden. Denn in der Förderzeitraum fällt auch ein Umzug. Derzeit entsteht an der Elbe ein neues Forschungsgebäude für die 2005 etablierte Plattform OncoRay, ein gemeinsames Projekt der medizinischen Fakultät, des Universitätsklinikums und des Helmholtz-Zentrums Dresden-Rossendorf. Dubrovskas Team ist eine von mehreren Arbeitsgruppen, die zum Thema Strahlentherapie und Krebs forschen. Das Zentrum wird von Bund, Freistaat und aus Europäischen Mitteln gefördert. Dubrovska freut sich schon auf die Möglichkeiten, die das neue Zentrum bietet – vor allem mehr Platz. „Wir verbringen momentan sehr viel Zeit damit, erst einmal komfortable Arbeitsbedingungen herzustellen“, sagt sie.
Individuelle Therapien
Ein kleines Labor und Umzugsvorbereitung heißt jedoch nicht, dass weniger gearbeitet wird. Dubrovskas Ziele sind ehrgeizig: Innerhalb der fünf Jahre will sie neue Krebsbiomarker auf der Basis von Tumorstammzellen identifizieren. Mit Hilfe dieser Stammzellen soll es einmal möglich sein vorherzusagen, wie Tumoren auf bestimmte Behandlungen ansprechen. „Mich interessiert der molekulare Fingerabdruck dieser Stammzellen“, sagt sie. In einem nächsten Schritt will sie nach chemischen Molekülen und biologischen Komponenten suchen, um die Krebsstammzellen zu vernichten.
Die Ergebnisse der Nachwuchsgruppe sollen die Basis bilden für auf den Patienten zugeschnittene Medikamente, mit denen sich die Krebsstammzellen – in Kombination mit anderen Therapien – gezielt abtöten lassen. Dubrovska hofft, während des Förderzeitraums entsprechende chemische Moleküle bereits in der präklinischen Phase zu validieren. „Wir möchten die Krebsstammzellen gezielt anvisieren“, sagt sie. „Damit soll der Erfolg von Bestrahlungen langfristig verbessert werden.“
Autorin: Cornelia Kästner