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Krebsspezialist Sividon: Behandlungserfolg vorhersagen

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Die Röntgen-Mammographie ist bis jetzt das einzige Verfahren, dessen Eignung zur Erkennung früher Karzinome und Karzinomvorstufen allgemein anerkannt ist. Quelle: NIH/NCI

16.09.2011  - 

Mit dem Brustkrebstest der Kölner Firma Sividon soll die Behandlung von Patientinnen künftig effizienter gestaltet werden. Nach der Entnahme einer Gewebeprobe lässt sich mit dem Enopredict-Test vorhersagen, welche Patientinnen auf eine bestimmte Therapie besonders gut ansprechen werden. Das ehemals zum Siemens-Konzern gehörende Unternehmen will den Test bald auf den Markt bringen.

Chemotherapien sind für Krebspatienten nicht nur eine leidvolle und kräftezehrende Prozedur. In der Mehrzahl der Fälle sind sie sogar nutzlos. Christoph Petry hat sich vorgenommen, das zu ändern. Mit seiner Firma Sividon entwickelt er einen Test, mit dem vorhergesagt werden kann, ob eine Brustkrebspatientin eine Chemotherapie benötigt oder auch eine sanftere Behandlung in Frage kommt. „Unser Test kann helfen, die Therapie gezielter auszuwählen“, sagt Petry. Mit Hilfe des Sividon-Tests können Patientinnen mit guter Prognose herausgefiltert werden. Sie erhalten eine Behandlung mit sogenannten Aromatase-Hemmern, welche die Bildung von Östrogen bremsen. Durch den Entzug des weiblichen Sexualhormons wird das Wachstum der hormonabhängigen Krebszellen gebremst.

Test wird bereits an der Charité genutzt

Der Markteintritt des neuen Diagnostikums ist bereits absehbar. Seit Anfang August ist der Endopredict-Test am Berliner Universitätsklinikum Charité etabliert und steht Patientinnen zur Verfügung, denen eine Gewebeprobe entnommen wird, die anschließend mit Hilfe der Polymerase-Kettenreaktion untersucht wird. Heraus kommt ein sogenanntes mRNA-Profil. Mit Hilfe dieser zellulären Blaupausen kann die Proteinproduktion ermittelt werden, die wiederum Rückschlüsse zulässt, welche Therapie geeignet ist. Ursprünglich entwickelt wurde das Diagnostikum von Siemens. Der Konzern hatte im Jahr 2010 den Entschluss gefasst, aus der molekularen Onkologiediagnostik auszusteigen und war auf der Suche nach einer sozialverträglichen Abwicklung des Kölner Siemens-Standortes mit 34 Angestellten, den Petry leitete. Siemens hatte im Jahr 2006 die Diagnostik-Sparte von Bayer gekauft und damit auch die Molekulardiagnostik-Einheit erworben. Die allerdings war nur ein Zubrot, denn die Münchner hatten es auf das größere Labordiagnostikgeschäft abgesehen.

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„Markteintritt ist absehbar“

Völlig neue Brustkrebs-Tests zu entwickeln, daran hatte der Industrieriese Anfang 2010 kein Interesse mehr. Petry erkannte die Chance, die sich aus der Neupositionierung ergab: „Siemens wollte den Standort schließen, obwohl wir mit den Tests schon relativ weit fortgeschritten waren.“ Mit diesen Argumenten konnte der studierte Chemiker Investoren überzeugen, ihm Geld für den Neustart zu geben. Einer der Finanziers ist Creathor Venture. „Wir müssen keine langen Entwicklungszeiten mehr finanzieren. Der Markteintritt ist absehbar“, beschreibt Investment-Partner Karlheinz Schmelig die Vorteile von Sividon. Zusammen mit der KfW und der Kölner Intelligent Venture Capital (IVC) brachte Creathor eine einstellige Millionensumme auf, mit der die junge Sividon durchstarten konnte. „Interessanterweise lag für uns das größte Problem nicht im Einwerben des Geldes, sondern darin, die Loslösung von Siemens vertraglich zu fixieren“, erzählt Petry. Mittlerweile hat Siemens keine Rechte mehr an der Firma und erhält lediglich Lizenzgebühren für einige Patente, die der Konzern an sein Spin-off auslizenzierte.

 

Eine Brustkrebszelle (gelb) unter dem Elektronenmikroskop.Lightbox-Link
Eine Brustkrebszelle (gelb) unter dem Elektronenmikroskop. Quelle: Kristian Pfaller / Universität Würzburg
Allerdings ist Sividon auf dem Markt für Brustkrebs-Diagnostik nicht alleine. Es gibt verschiedene konkurrierende Diagnostika auf dem Markt, etwa der Oncotype-Test der amerikanischen Genomic Health Inc. oder der Mammaprint-Test der niederländischen Agendia BV. Beide Produkte müssen jedoch in ein zentrales Referenzlabor eingesandt werden. Der Sividon-Test wiederum kann in jedem besser ausgestatteten Krankenhauslabor durchgeführt werden. Mit 1.800 Euro pro Untersuchung ist das Diagnostikum zwar nicht billig, kann aber als ärztliche Leistung abgerechnet und damit auch erstattet werden. Sollte sich das Verfahren durchsetzen, wäre der Markt für Sividon riesig. In Deutschland gibt es immerhin 60.000 Fälle von Brustkrebs pro Jahr. Um diese Patienten zu erreichen, ist aber ein großer Marketingaufwand notwendig, den eine kleine Firma nicht so ohne weiteres leisten kann. So sollen zunächst spezialisierte Zentren informiert werden, die anschließend als Multiplikatoren dienen. Noch fehlt dem Endopredict-Test allerdings die CE-Kennzeichnung der Europäischen Union – vergleichbar mit einer Zulassung. Im kommenden Jahr soll sich das ändern.

© biotechnologie.de/pd

 

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