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Wochenrückblick KW 19

14.05.2012

Innovationspreise für Biotech-Forschungsideen

Aus Magdeburg, Münster und Tübingen kommen die diesjährigen Gewinner der Innovationspreise für exzellente Forschungsideen und Forschungsprojekte in der Biotechnologie.

Bei der Preisverleihung am 9. Mai auf den deutschen Biotechnologietagen zeichnete die Jury des Arbeitskreises der BioRegionen drei Projekte aus den Forschungsbereichen Biomedizin und Biowissenschaften aus. Die Gewinner erhalten ein Preisgeld von 2000 Euro, um ihre Produkte weiterzuentwickeln.

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 Die Gewinner im Einzelnen:

  • Das Magdeburger StartUp-Unternehmen glyXera überzeugte mit einem Hochleistungs-Analyseverfahren hochkomplexer Zuckerstrukturen, das vor allem in der Medikamentenentwicklung angewandt werden soll. Die von Forscher Erdmann Rapp und Geschäftsführer Thomas Hermsdorfer eingereichte Methode kann unter anderem zum Biomarkerscreening bei der Früherkennung von Krankheiten eingesetzt werden.
  • Ulrich Schraermeyer von der Tübinger Augenklinik gewann mit Forschungsergebnissen zur Entwicklung neuer Wirkstoffe gegen Krankheiten wie die altersbedingte Makuladegeneration (AMD), Hauptursache für das Erblinden von Menschen über 50 Jahren.
  • Der Münsteraner Molekularbiologe Jared Lynn Sterneckert vom Max-Planck-Institut für molekulare Biomedizin hat eine patentierte Stammzelltechnologie entwickelt, mit deren Hilfe neuronale Stammzellen in großen Mengen erzeugt werden können. Den Forschern ist es somit möglich, Krankheitsmodelle im Labor nachzubilden und mit ihrer Hilfe Arzneimittel für Patienten mit Parkinson und andere neuronale Krankheiten zu entwickeln.

„In diesem Jahr wurden mehr Projekte aus Deutschland eingereicht denn je“, so Hans-Jürgen Große, als Geschäftsführer des Clusters Biosaxony der diesjährige Organisator des Innovationspreises. „Die Arbeiten der drei Preisträger überzeugen durch die Chance, praxiswirksam eingesetzt zu werden, und bedeuten wichtige neue Erkenntnisse für die Medizin und Medikamentenentwicklung.“

© biotechnologie.de/ck

Die wichtigsten Nachrichten aus der Biotech-Branche

 

Auslöser für fehlgeschlagene TGN1412-Studie entdeckt

Forscher des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) in Langen haben den molekularen Mechanismus identifiziert, durch den der Rheuma-Wirkstoff TGN1412 vor sechs Jahren in einem klinischen Test seine lebensgefährlichen Nebenwirkungen entfaltet hat. 

Ihre Erkenntnisse beschreiben sie im Fachmagazin Blood (2012, Online-Vorabveröffentlichung). Bei TGN1412 handelt es sich um einen monoklonalen Antikörper. Die inzwischen nicht mehr existente Würzburger Firma Tegenero Immuno Therapeutics hatte die Substanz zur Behandlung von Multipler Sklerose, Blutkrebs und Rheuma entwickelt. Ein klinischer Versuch schlug jedoch 2006 in London fehl: Nur Minuten nachdem die gesunden Probanden die Substanz verabreicht wurde, klagten sie über Fieber und Kopfschmerz, später kam es zu Erbrechen, starken Schmerzen und einer schweren Entzündungsreaktion. Ursache war ein vollkommen aus dem Ruder gelaufenes Immunsystem. Der Arzneimittelkandidat hatte unspezifisch alle T-Lymphozyten aktiviert und so große Mengen entzündungsfördernder Botenstoffe freigesetzt. Es kam zu einem sich selbst verstärkenden Zytokinsturm: Die Botenstoffe versetzten die Abwehrzellen in Alarmbereitschaft, die ihrerseits weitere Zytokine ausschütten und so zusätzliche Immunzellen alarmierten.

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News: Rückschlag bei klinischer Studie für TeGenero

Kreidezeit: Folge 101: Klinische Studien

Für die Probanden begann damit ein Kampf auf Leben und Tod: Bis zu vier Monate wurden sie behandelt, um die Folgen des fehlgeschlagenen Experiments zu mildern. Wie genau der Zytokinsturm ausgelöst wurde, war bisher nicht verstanden. Im Reagenzglas lassen sich T-Zellen nicht allein durch die Zugabe von TGN1412 aktivieren. Dazu ist auch die Anwesenheit von sogenannten Endothel-Zellen notwendig. Die PEI-Forscher untersuchten eine ganze Reihe co-stimulatorischer Moleküle und machten schließlich die Interaktion zwischen dem induzierbaren Molekül ICOS auf der T-Zelle des Immunsystems und seinem Liganden LICOS auf der Endothelzelle als Signal aus. Erst durch dieses Signal kam es zur Aktivierung der T-Zelle. „Die Fähigkeit dieses Superagonisten, eine antigenunabhängige polyklonale T-Zellaktivierung herbeizuführen, zeigt das enorme therapeutische Potenzial, gleichzeitig aber auch die Risiken solcher immunaktivierenden Antikörper auf“, betonte Klaus Cichutek, Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts. „Befunde wie diese tragen zu einem besseren Verständnis der immunologischen Prozesse bei. Dieses ist notwendig, um noch besser als bisher im Vorfeld klinischer Prüfungen die immunologische Reaktion solcher Superagonisten abschätzen zu können.“

© biotechnologie.de/bk

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Enzym als Schwachstelle hochresistenter Keime

Strukturbiologen des Würzburger Rudolf-Virchow-Zentrums haben eine mögliche Schwachstelle des multiresistenten Krankenhauskeims Staphylococcus aureus (MRSA) gefunden.

Multiresistenter Staphylococcus aureus unter dem Elektronenmikroskop.Lightbox-Link
Multiresistenter Staphylococcus aureus unter dem Elektronenmikroskop.Quelle: Eric Erbe, Christopher Pooley/Wikimedia
Wie das DFG-Forschungszentrum am 8. Mai mitteilte, haben die Wissenschaftler die Struktur des Enzyms Fabl eingehend charakterisiert. Fabl gilt bisher als wichtigster Angriffspunkt möglicher MRSA-Therapien, da das Enzym nach bisherigen Erkenntnissen eine entscheidende Rolle beim Überleben des Erregers spielt. Unklar war allerdings, worin dessen wichtige  Funktion besteht. Eine Röntgenstrukturanalyse zeigte, dass das Enzym „sehr flexibel ist", so Johannes Schiebel. Er hatte die Analysen für seine Doktorarbeit durchgeführt. Einige Windungen des Moleküls hatten ungewöhnlich viel Spielraum, ganze Teilstücke waren auf einem Bild aus- und auf dem anderen eingeklappt – als wäre ein Bewegungsablauf in einzelnen Sandbildern eingefangen. Des Rätsels Lösung: Fabl nutzt den Spielraum, um verzweigte Fettsäuren in seine Zellmembran einzubauen.

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Wochenrückblick: Übertragungswegen von Keimen auf der Spur

News: Hochresistente Keime unter Beobachtung

Diese vergleichsweise sperrigen Moleküle kommen im Blut von Säugetieren natürlich kaum vor. Für das Überleben von Bakterien sind sie jedoch entscheidend, wenn die Keime keine idealen Laborbedingungen vorfinden, und beispielsweise einem Angriff des Immunsystems ausgesetzt sind. „Damit liefern wir zum ersten mal eine Hypothese für den tieferen Grund, warum es Sinn macht, dass Pharmafirmen an Hemmstoffen gegen das Enzym arbeiten“, sagt Schiebel. Seines Wissens haben derzeit drei Unternehmen Wirkstoffe gegen MRSA in der Pipeline, die auf einem Hemmstoff des Enzyms Fabl basieren.  Er hofft, dass seine Erkenntnisse auch die Forschung an diesen möglichen neuen Medikamenten voranbringt. Das ist auch das Ziel der Arbeitsgruppe „DNA Repair and Drug Design“ unter Leitung der Strukturbiologin Caroline Kisker, der Schiebel angehört. Sie sucht nach Hemmstoffen der nächsten Generation, die Fabl noch besser blockieren.

© biotechnologie.de/ck

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2012 keine Schau im Gentechnik-Garten in Üplingen

Der Informationsgarten für grüne Gentechnik in Üplingen bleibt wegen anhaltender politischer und gesellschaftlicher Ressentiments 2012 geschlossen.

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News: BASF gibt Grüne Gentechnik in Europa auf

News: BVG-Urteil bekräftigt Nulltoleranz auf den Äckern

Wie die Betreiber am 9. Mai mitteilten, seien „die restriktiven politischen Rahmenbedingungen und die regelmäßigen, kriminellen Feldzerstörungen Grund für diesen Schritt.“ Der von dem Agrobiotech-Dienstleister BioTechFarm angelegte Schaugarten in der Magdeburger Börde hat in den vergangenen Jahren tausende Besucher über neue Entwicklungen in der Pflanzenzucht und hierbei insbesondere der grünen Gentechnik informiert und aufgeklärt. „Wir hatten für dieses Jahr geplant, erneut verschiedene internationale Forschungsprojekte von Universitäten, wissenschaftlichen Einrichtungen und Unternehmen im Freiland zu präsentieren“, so Kerstin Schmidt, Geschäftsführerin der BioTechFarm. „Fehlende Zulassungen für neue gentechnisch veränderte Pflanzen haben unseren Spielraum, Neues zu zeigen, allerdings so stark eingeschränkt, dass wir uns entschlossen haben, dieses Jahr auf die Anlage eines solchen Schaugartens zu verzichten.“ Nach dem Abzug der BASF-Pflanzenbiotech-Sparte  aus Deutschland ist dies eine weiterer Dämpfer für die grüne Gentechnik (mehr...).

Der Schaugarten Üplingen im August 2011. Im Vordergrund: Parzelle mit Zuckerrüben; dahinter: Weizenversuch mit Schutznetz.Lightbox-Link
Der Schaugarten Üplingen im August 2011. Im Vordergrund: Parzelle mit Zuckerrüben; dahinter: Weizenversuch mit Schutznetz.Quelle: Schaugarten Üplingen
„Der Schaugarten ist einzigartig in Europa“, beklagten der Lobbyverein InnoPlanta und die Arbeitsgemeinschaft Innovative Landwirte. „Um so bedauerlicher ist es, dass eine anhaltend gentechnikfeindliche Stimmungs- und Gesetzeslage die Öffnung des Informationsgartens dieses Jahr verhindern.“ Die agrarpolitische Sprecherin der FDP-Bundestagsfraktion Christel Happach-Kasan sprach gar von „einem Armutszeugnis für die innere Verfassung unserer Gesellschaft.“ Wie einige Feldversuche mit gentechnisch veränderten (gv) Pflanzen musste auch der Schaugarten zuletzt bewacht werden. Bei einer Attacke von Gentechnikgegnern im Jahr 2011 wurden Wachleute gefesselt und verletzt. Mit einem Anteil an der Anbaufläche von weltweit mittlerweile 10 Prozent befindet sich die Landwirtschaft mit gv-Pflanzen auf dem Vormarsch (mehr...). Uwe Schrader, Geschäftsführer von InnoPlanta, ist überzeugt, dass auch in Deutschland und Europa – traditionell eher gentechnikkritischen Regionen – ein Umdenkprozess bezüglich grüner Biotech-Innovationen einsetzen wird: „Die Vorteile dieser Pflanzen werden immer offensichtlicher. Der Schaugarten Üplingen wird auf sachliche und informative Art und Weise in den nächsten Jahren wieder eine wichtige Rolle spielen, diesen Umdenkprozess voranzutreiben.“

© biotechnologie.de/ml

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Bayerisches Netzwerk für Molekulare Biosysteme gestartet

In München hat das mit Landesmitteln geförderte Bayerische Forschungsnetzwerk für Molekulare Biosysteme  (BioSysNet) seinen Auftakt gefeiert.

In den kommenden  fünf Jahren sollen bis zu 25 Projekte an den verschiedenen bayerischen Universitäten und Universitätskliniken im Umfang von insgesamt 18 Millionen Euro gefördert werden. Zum Kreis der ersten geförderten Projekte gehören Forschungsgruppen der Universitäten in Erlangen, Regensburg, München und Würzburg. Sie werden systembiologischen Fragestellungen nachgehen und auf diese Weise mit unterschiedlichsten Technologien die Regulation des Genoms auf zellulärer und molekularer Ebene untersuchen. Weiterhin sollen neue Therapieansätze und diagnostische Verfahren entwickelt und eine neue Generation interdisziplinär arbeitender Wissenschaftler ausgebildet werden.

BioSysNet

Mehr Informationen finden Sie auf der Website des Forschungsverbundes: hier klicken

Das Zentrum des Netzwerks entsteht derzeit auf dem Campus Großhadern/Martinsried in München. An der Ludwig-Maximillians-Universität soll dort bis zum Jahr 2015 ein Forschungsneubau für Molekulare Biotechnologie (BioSysM) errichtet werden, der zu gleichen Teilen vom Land Bayern und vom Bundesminisiterium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wird.

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News: Berlin: Gipfel der Spitzencluster

News: Systembiologie in Deutschland hat Modellcharakter

Das Zentrum in Martinsried soll auch koordinierend für lokale und überregionale Aktivitäten in ganz Bayern wirken und zum Technologietransfer und zur Vernetzung von Wissenschaft und Wirtschaft beitragen. Das Großprojekt ging am 14. Mai offiziell an den Start und baut auf der Expertise des seit 2004 bestehenden Bayerischen Genomforschungs-Netzwerks (BayGene) sowie des seit 2008 bestehenden Bayerischen Immuntherapie-Netzwerks (BayImmuNet) auf. Geldgeber für das Netzwerk sind das bayerische Wissenschaftsministerium und die Zukunftsinitiative „Aufbruch Bayern“.

 daraus soll ein Verbundsystem zur Erforschung molekularer Biosysteme entstehen.  Mögliche Kandidaten für eine Förderung sind zum einen neue Nachwuchsforschungsgruppen, zum anderen können herausragende existierende Forschergruppen eine ergänzende Finanzierung erhalten.

© biotechnologie.de/ss

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Proteinsynthese in Neuronen als lokales Ereignis

Die Proteinsynthese der Nervenzellen findet vor allem in den Dendriten und Axonen statt.

Ein zentral gelegenes Pyramiden-Neuron mit großem Dendriten-Baum exprimiert grün fluoreszierendes Protein im Gehirn einer Maus.Lightbox-Link
Ein zentral gelegenes Pyramiden-Neuron mit großem Dendriten-Baum exprimiert grün fluoreszierendes Protein im Gehirn einer Maus.Quelle: Wei-Chung Allen Lee/Wikimedia
Wie Forscher des Max-Planck-Instituts für Hirnforschung in Frankfurt am Main in der Fachzeitschrift Neuron (2012, Online-Vorabveröffentlichung) berichten, wird damit ein Dogma der Proteinsynthese widerlegt. Bisher gingen Wissenschaftler davon aus, dass die Translation von mRNA in Proteine zentral im Zellkörper stattfindet und die Proteine selbst dann an die jeweiligen Zielorte transportiert. Doch das stimmt offenbar nicht in jedem Fall. Die Max-Planck-Forscher haben mehr als 2.550 mRNAs in den Axonen und Dendriten von Nervenzellen entdeckt, die dort für die lokale Proteinbildung zuständig sind. Neurone regulieren die Proteinsynthese also stärker vor Ort als bisher angenommen. Insbesondere für die Reizweiterleitung an den Synapsen und die synaptische Plastizität scheint die lokale Bildung von Proteinen eine wichtige Rolle zu spielen.

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Menschen: Dieter Edbauer: Der Alzheimer-Profiler

News: MicroRNAs: Winzige Molekülschnipsel mit großem Einfluss

Die Forscher konnten zudem die Funktionen der meisten mRNAs aufklären: Sie sind für die Produktion von Proteinen zuständig, die als Signalmoleküle, im Zellgerüst oder als Rezeptor für Neurotransmitter eingesetzt werden. „Diese Ergebnisse zeigen, wie wichtig die lokalen Proteinbildungswerkstätten der Dendriten und Axone für die Nervenzellen sind“, sagt Arbeitsgruppenleiterin Erin Schuman. „Ähnlich wie in modernen Gesellschaften produzieren Nervenzellen also ihre benötigten Produkte am effizientesten lokal.“

Den Wissenschaftlern zufolge sind einige der neu entdeckten vor Ort gebildeten Proteine an neuronalen Krankheiten wie Autismus oder Alzheimer beteiligt. „Möglicherweise können diese Krankheiten entstehen, wenn die zugehörigen mRNAs dieser Proteine nicht an die richtigen Orte gelangen oder dort nicht korrekt in Proteine übersetzt werden“, vermutet Schuman.

© biotechnologie.de/bk

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