Wochenrückblick KW 05

07.02.2011

Malaria-Infektion in 4D gefilmt

Hamburger Tropenmedizinern ist es erstmals gelungen, die Vermehrung vom Malariaerregern in Blutzellen mit der 4D-Technik zu filmen.

Das könnte die Entwicklung von wirksamen Malaria-Medikamenten voranbringen. Die Forscher des Bernhard-Nocht-Instituts für Tropenmedizin (BNI) stellen ihre Aufnahmen im Fachjournal Nature Communications (2011, Online-Veröffentlichung) vor. Zwar sind die verschiedenen Phasen im Lebenszyklus eines Malaria-Parasiten schon vor über einem Jahrhundert beschrieben wurden. Doch immer handelte es sich um Momentaufnahmen.

Dieser 3D-Schnappschuss zeigt Malariaparasiten im Siegelring-Stadium. Die Hamburger Tropenmediziner haben aus den Bildern Filmsequenzen angefertigt.Lightbox-Link
Dieser 3D-Schnappschuss zeigt Malariaparasiten im Siegelring-Stadium. Die Hamburger Tropenmediziner haben aus den Bildern Filmsequenzen angefertigt.Quelle: Tobias Spielmann/BNI
Das Wachstum des Malariaparasiten konnte bislang noch nicht visualisiert werden. Der Einsatz moderner 4D-Technologie kann nun eine Wissenslücke in der Malariabiologie schließen. „Die vierte Dimension entsteht, wenn wir dreidimensionale mikroskopische Aufnahmen über die Zeit zu einem Film zusammenfügen“, erklärt Tobias Spielmann, der Laborgruppenleiter am BNI ist. Sein Team optimierte die vierdimensionale Mikroskopiertechnik, bis es Filmsequenzen der Parasitenentwicklung drehen konnten. „Wir können jetzt live beobachten, wie einzelne Malariaparasiten menschliche Blutzellen verändern und Eiweiße in die Blutzelle transportieren, um sich letztendlich erfolgreich zu vermehren“, sagt der Malariaforscher.

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News: Malaria: Hoffen auf den Impfstoff 

News: Eiweiß-Datenbank als neue Waffe gegen Malaria

Die Methode eröffnet auch den Entwicklern von Malaria-Medikamenten neue Möglichkeiten. So lässt sich nun etwa der Einfluss von Wirkstoffen auf das Wachstum von Malariaparasiten in ihren Wirtszellen genau verfolgen. Auf diese Weise könnten künftig neue Angriffpunkte im Kampf gegen Malaria ins Visier der Forscher geraten.Malariaparasiten werden von Stechmücken auf den Menschen übertragen und entfalten ihre verheerende Wirkung, indem sie sich massenweise in roten Blutkörperchen vermehren und somit kleinste Blutgefäße blockieren. Wesentliche Schutzmaßnahmen beschränken sich auf die Expositionsprophylaxe (z.B. Mückenmittel, Moskitonetze) und eine vorbeugende Medikamenteneinnahme. Die zunehmende Verbreitung von multiresistenten Parasitenstämmen erschwert die Behandlung jedoch. Ein wirksamer Impfstoff gegen Malaria steht noch nicht zur Verfügung, es laufen derzeit jedoch Zulassungsstudien (mehr...).

24 Millionen Euro für Scil Proteins

Die in Halle ansässige Scil Proteins GmbH erhält 24 Millionen Euro für die eigene Wirkstoffforschung.

Das Geld stammt vom bisherigen Mehrheitsgesellschafter BioNet Holding GmbH, welcher das Erbe des ehemaligen Boehringer Mannheim Gesellschafters Stefan Engelhorn verwaltet. Durch die Finanzspritze soll die präklinische Studien von zwei Krebsmedikamenten vorangetrieben werden, wie das Hallenser Unternehmen am 2. Februar mitteilte. Weitere Einzelheiten zur Finanzierung wurden nicht bekannt. Für die Medikamentenentwicklung setzt der 1999 gegründete Biotech-Spezialist auf die hauseigene Affilin-Technologie.

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Dossier: Mit Biotechnologie gegen Krebs

News: Mit dem Immunsystem der Maus gegen Krebs

Mit ihr lassen sich nach Unternehmensangaben vom menschlichen Protein Ubiquitin abgeleitete Wirkstoffkandidaten herstellen, die sich gut mit dem Immunsystem vertragen. Die Bindung der Wirkstoffe an ihre Angriffspunkte soll bei diesen Eiweißen dieser Eiweiße über eine hohe Bindungsstärke bei genauer Spezifität verfügen. Es sei innerhalb weniger Monate gelungen, Medikamentenkandidaten zu entwickeln, die im Tierversuch erfolgreich erprobt werden konnten, teilte Scil Proteins mit. Für die Zukunft gibt sich das Unternehmen optimistisch: „Unsere Erfolge sowie das enorme Potenzial der Technologie haben bei der BioNet Holding zu der Entscheidung geführt, uns zu unterstützen“, betonte Ulrike Fiedler, die Geschäftführerin von Scil-Proteins.

Fünf Genvarianten erhöhen Parkinson-Risiko

Tübinger Forscher haben in einer großen internationalen Parkinson-Studie fünf neue Genvarianten aufgespürt, die möglicherweise das Hirnleiden auslösen können.

Die Parkinson-Studie ist mit mehr als 12.000 Patienten und über 20.000 gesunden Probanden die bisher größte genetische Analyse zur Parkinson-Erkrankung. Das internationale Konsortium unter Beteiligung des Hertie-Instituts für klinische Hirnforschung am Universitätsklinikum Tübingen und des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) am Standort Tübingen hat die Daten im medizinischen Fachblatt The Lancet (2011, Online-Vorabveröffentlichung) publiziert. Bisher waren sechs Genvarianten (Loci) bekannt, die das Risiko erhöhen, eine Parkinson-Krankheit zu entwickeln. Nun sind weitere fünf dazu gekommen. „Die Studie liefert Hinweise darauf, dass häufig vorkommende Genvariationen als Ursache der Parkinson-Krankheit eine wichtige Rolle spielen“, erklären die Autoren. „Wir konnten bestätigen, dass es bei der Parkinson-Krankheit, von der man noch bis vor kurzem annahm, dass sie ganz überwiegend auf Umweltfaktoren zurückzuführen ist, eine starke genetische Komponente gibt.“ Es war bereits bekannt, dass häufige Genvarianten, die im MAPT-Gen und SNCA-Gen entdeckt worden waren, zu dem genetischen Risiko für die Entwicklung von Parkinson beitragen.

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In der vorliegenden Studie stellten die Wissenschaftler fest, dass 20 Prozent der Patienten mit der höchsten Anzahl an Risikovarianten in den nun insgesamt 11 identifizierten Genvarianten eine um das Zweieinhalbfache höhere Wahrscheinlichkeit hatten, an Parkinson zu erkranken, als die 20 Prozent, die die geringste Anzahl genetischer Risikofaktoren aufwiesen. Obwohl dies ein erheblich höheres genetisches Risiko darstellt, als zuvor für die Parkinson-Erkrankung gezeigt worden war, warnen die Autoren, dass diese Risikoprofile noch eingehend geprüft werden müssen.Allerdings, so die Autoren, lenken die Daten das Augenmerk auf neue Gene, die als genetischer Hintergrund der Parkinson-Erkrankung künftig berücksichtigt werden müssen.

Neun Millionen für Fraunhofer-Vorläufer-Institut in Mannheim

In Mannheim sind erste Schritte für ein neues Fraunhofer-Institut mit biotechnologischer Ausrichtung getan: Der Stuttgarter Landtag hat Anfang Februar Mittel in Höhe von 9,3 Millionen Euro freigegeben.

Damit wird auf dem Campus der Medizinischen Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg in den nächsten Jahren eine Projektgruppe mit dem Arbeitstitel „Automatisierung in der Medizin und Biotechnologie“ finanziert. Die Gruppe wird von Jan Stallkamp vom Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung (IPA) in Stuttgart koordiniert und soll in den nächsten fünf Jahren die Strukturen aufbauen, die zur Gründung eines neuen Fraunhofer-Instituts notwendig sind. Die Aufbauphase wird vollständig vom Land Baden-Württemberg finanziert. Für das Jahr 2011 stehen 1,3 Mio. Euro zur Verfügung, zwischen 2012 und 2015 sollen jährlich 2 Mio. Euro fließen. Nach vier Jahren erfolgt eine Evaluation durch die Fraunhofer Gesellschaft, an deren Ende die Aufnahme der Projektgruppe in den Forschungsverbund stehen könnte. Das so entstandene Institut würde dann gemeinsam von Bund und Ländern finanziert.
Die Entwicklung von Automatisierungsprozessen für medizinische oder biotechnologische Anwendungen hat sich die Fraunhofer Gesellschaft schon seit langem auf die Fahnen geschrieben. Erst vor einem Jahr wurde dafür am Fraunhofer IPA das Testlabor Biopolis gegründet, wo bereits der Prototyp einer vollautomatisierten Gewebefabrik steht. Dieses Thema soll beispielsweise in der Mannheimer Gruppe weiter vorangebracht werden.

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News: Auftakt zum Strategieprozess: Ideen zur Biotechnologie der Zukunft gefragt

Darüber hinaus wollen die Forscher um Stallkamp radioaktive Marker entwickeln, mit denen sich bösartige Zellen aufspüren lassen, bevor ein Tumor entsteht. Fraunhofer ist zudem stark beim „Strategieprozess Biotechnologie 2020+“ engagiert, den das Bundesforschungsministerium vergangenes Jahr initiiert hat, um die Entwicklung biotechnologischer Verfahren der Zukunft anzustoßen (mehr...). „Wir wollen dazu insbesondere das Know-How aus den Ingenieurswissenschaften - etwa die Analytik und die Mikrosystemtechnik - stärker einbringen“, sagte Fraunhofer-Vorstandsmitglied Ulrich Buller damals. Der Mannheimer Fraunhofer-Gruppe könnte hier nun eine Schlüsselrolle zufallen.

Pfizer legt RNAi-Standort in Düsseldorf still

Bei der Erforschung von Arzneien auf der Basis der RNA-Interferenz (RNAi) rudert nun auch Pfizer zurück: Die in Düsseldorf angesiedelte Tochter Coley Pharmaceutical soll verkauft werden.

Dies wurde im Rahmen der Vorstellung der Unternehmensergebnisse für das Jahr 2010 am 1. Februar bekannt.

Es wird immer stiller um die RNAi-Technik in der Pharmaforschung: Nun gibt Pfizer seinen Standort in Düsseldorf auf.Lightbox-Link
Es wird immer stiller um die RNAi-Technik in der Pharmaforschung: Nun gibt Pfizer seinen Standort in Düsseldorf auf.Quelle: Pfizer
Der nordrhein-westfälische Standort mit 40 Mitarbeitern gehört zur sogenannten „Oligonucleotide Therapeutics Unit“ des US-amerikanischen Pharmakonzerns, die vom britischen Cambridge aus geleitet wird. Seit Anfang Februar führt Pfizer Gespräche mit den Coley-Angestellten, mit dem Ziel, „individuelle und gute Lösungen zu finden.“ Ob die laufenden Projekte und Partnerschaften weitergeführt werden, ist noch unklar. Coley beschäftigte sich unter anderem mit der Erforschung von Wirkstoffkandidaten auf Basis von synthetisch hergestellten Nukleinsäuren. Der Düsseldorfer RNAi-Spezialist wurde erst Anfang 2008 von Pfizer für 164 Millionen US-Dollar geschluckt.

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Wochenrückblick: Bayer, Roche und Qiagen bauen um

Der damalige Coley-CEO war sicher, dass niemand einen „engagierteren oder kompetenteren Partner“ hätte finden können. Etwa drei Jahre später scheint sich das Blatt gewendet zu haben: Weil der US-Konzern in diesem und im nächsten Jahr mit sinkenden Umsätzen rechnet, werden Forschung und Entwicklung zurückgefahren. Zusammen mit einem milliardenschweren Aktienrückkauf soll so der Gewinn je Aktie bis 2012 um bis zu 70 Prozent gesteigert werden. Die Entwicklungskosten von 9,4 Millarden US-Dollar im vergangenen Jahr sollen auf maximal 6,5 Milliarden US-Dollar im Jahr 2012 gedrückt werden.

Aktuell erlöst der US-Konzern 8,3 Mrd. US-$ bei einem Umsatz von 67,8 Milliarden US-Dollar. In einem Ausblick auf das Jahr 2012 wird ein Umsatzrückgang auf nur noch 63 Millarden US-Dollar prognostiziert. Die aktuelle Entscheidung, den Standort in Düsseldorf zu schließen ist ein weiterer Rückschlag für die RNAi-Forschung. Erst vor wenigen Monaten hatte mit Roche ein weiterer großer Pharmakonzern seinen Rückzug aus diesem Therapiegebiet vermeldet (mehr...).

Kuppeln nach Genen: Junge Biotech-Firma baut Partnerbörse auf

Auf der Suche nach dem perfekt passenden Partner erhalten Singles nun Schützenhilfe aus der Biotechnologie: Ein Team von Studierenden der Technischen Universität München hat die Firma Gmatch gegründet, um eine auf genetischen Daten basierende Partnerbörse aufzubauen. 

Mit einem Gentest wollen die jungen Gründer künftig noch vor einem Date ermitteln, ob sich zwei Menschen überhaupt gegenseitig „riechen können“. Der Geruch spielt bei der Partnerwahl eine entscheidende Rolle.

Gentests zum Liebesglück: Andreas Reichert (26) hat mit Studienkollegen die erste Partnervermittlung gegründet, die auf DNA-Tests basiert.Lightbox-Link
Gentests zum Liebesglück: Andreas Reichert (26) hat mit Studienkollegen die erste Partnervermittlung gegründet, die auf DNA-Tests basiert.Quelle: TU München
Jeder Mensch gibt individuelle Duftstoffe ab, die sein Gegenüber unbewusst wahrnimmt. Auf dieser Basis entscheidet unser Gehirn, ob jemand als potentieller Partner in Frage kommt. Diese Duftstoffe hängen mit unserem Immunsystem zusammen: Sie werden beeinflusst von so genannten HLA-Genen (Human Leukocyte Antigen). Die dank der HLAs produzierten Eiweiße helfen unserem Immunsystem, Antikörper gegen Krankheitserreger zu bilden. In der Evolution gilt: je unterschiedlicher die HLA-Gene des Gegenübers, desto besser sind die Nachkommen gegen Krankheiten geschützt. Menschen nutzen diesen Zusammenhang unbewusst bei der Partnerwahl: Man kann insbesondere Personen „gut riechen“, deren HLA-Gene möglichst unterschiedlich zu den eigenen sind. So bekommen die möglichen gemeinsamen Kinder ein starkes Immunsystem. Biotechnologie-Student Andreas Reichert hatte in einer Vorlesung an der TU München von dem Zusammenhang erfahren: „Das könnte man doch nutzen“, dachte sich der 26-jährige und entwickelte daraus seine Geschäftsidee: Das Anbieten von DNA-Analysen, aufgrund derer man Vorschläge für passende Partner machen kann.

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Förderbeispiel: Das kindliche Aroma entschlüsseln

Menschen: Hanns Hatt: Nicht nur mit der Nase riechen

Mit diesem Gedanken begeisterte Reichert zwei weitere Kommilitonen. „Wir haben dann die verschiedenen Angebote der TU München zum Thema Entrepreneurship wahrgenommen, um uns das nötige Wissen über eine Firmengründung anzueignen“, so Reichert. Gegründet wurde das Start-up Gmatch im Mai 2010, nun ist die dazugehörige Plattform online gegangen. Andreas Reichert, Sarah Port und Sebastian Ullherr bieten hier DNA-Tests an, die den Nutzern zusätzlich zu sozialen Komponenten helfen sollen, den passenden Partner zu finden. Für den Gen-Abgleich ist nur eine Speichelprobe nötig: Im Labor wird das Erbgut aus dem Speichel isoliert, bestimmte HLA-Genabschnitte untersucht und sequenziert. Die Sequenzen werden nach einem speziellen Algorithmus mit denen anderer Plattform-Nutzer verglichen und auf dieser Basis die „Anziehungskraft“ zwischen den beiden Nutzern vorausgesagt. Das einmalige „genetische matching“ bietet das junge Unternehmen für 140 Euro an, ab dann wird eine monatliche Mitgliedsgebühr fällig.

Zur Website von Gmatch: hier klicken