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Gentechnik-Gegner zerstören Apfelzuchtanlage in Dresden

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Abgeknickte Apfelpflanzen im Julius-Kühn-Institut Dresden-Pillnitz. Durch den Vandalismus wurden 10 Jahre Arbeit zerstört. Quelle: JKI Dresden/ Urbitsch

04.06.2009  - 

Unbekannte haben in der Nacht zum Dienstag, 2. Juni, insgesamt 274 Apfelbäume zerstört. Die gentechnisch veränderten Pflanzen standen in einem Zelt im Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen in Dresden-Pillniz. Die Täter haben die Zeltwände, die ein Austreten der Sporen verhindern sollen, zerschnitten und anschließend die Stämme der siebenjährigen getopften Apfelbäume durchtrennt. Das sächsische Landwirtschaftsministerium beziffert den Schaden mit rund 700.000 Euro.

Im Internet rühmt sich eine "Aktion Obelix" der Tat: "Dresden ist gentechnikfrei! Das ist auch gut und wichtig so, denn genmanipulierte Apfelbäume braucht kein Mensch. Die Verwendung der Gentechnik in der Landwirtschaft ist einzig und allein auf Profitmaximierung jener angelegt, die sie vorantreiben." Der sächsische Umwelt- und Landwirtschaftsminister Frank Kupfer (CDU) bezeichnete die Zerstörung der Forschungsanlage hingegen als kriminell. „Zehn Jahre Forschung waren umsonst“, sagte er. „Die Täter müssen bis zum letzten Cent zur Verantwortung gezogen werden.“

Sicherheitszelte der Stufe 1. Die Apfelbäumchen werden hier unter freilandähnlichen Bedingungen gezüchtet.Lightbox-Link
Sicherheitszelte der Stufe 1. Die Apfelbäumchen werden hier unter freilandähnlichen Bedingungen gezüchtet.Quelle: JKI Dresden/Urbitsch

Forschung gegen Mehltau, Schorf und Feuerbrand

Das Julius-Kühn-Institut für Züchtungsforschung hat deutschlandweit mehr als 15 Zweigstellen. Die Zweigstelle in Dresden-Pillnitz ist spezialisiert auf Züchtungsforschung bei gartenbaulichen Kulturen und Obstpflanzen. Forschungsschwerpunkte sind hier vor allem die Bekämpfung von Obstkrankheiten wie Apfelmehltau, Apfelschorf und Feuerbrand, wozu seit 1998 auch Versuche mit gv-Pflanzen durchgeführt werden. Einige Forschungsprojekte zu Umweltauswirkungen von gv-Äpfeln wurden unter dem Dach des  Förderprogramms zur biologischen Sicherheitsforschung vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) finanziell unterstützt.

Bei den zerstörten Bäumchen handelte es sich neben den gv-Pflanzen auch um eine nicht veränderte Kontrollgruppe. Mit den Pflanzen wollen die Forscher herausfinden, wie sich Pflanzen züchten lassen, die resistent gegen Feuerbrand sind.

Hintergrund
Sie wollen mehr über Apfelzüchtung gegen Feuerbrand erfahren? Das Julius-Kühn-Institut informiert über den aktuellen Stand der Wissenschaft.

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Bisherige Mittel: Rodung oder Antibiotika

Die  Pilzerkrankung wird durch das Bakterium Erwinia amylovora verursacht und lässt die Gehölze wie nach einem Brand verdorren. Weil es sich um eine hochinfektiöse Krankheit handelt, ist ein Befall in den meisten europäischen Ländern meldepflichtig. In Deutschland sind klimatisch bedingt vor allem südliche Regionen betroffen. Um eine Ausbreitung zu verhindern, ist eine Rodung in den meisten Fällen unerlässlich. Zur Vorbeugung wird in manchen EU-Ländern das Antibiotikum Streptomycin verwendet. Dies reduziert den Feuerbrand um rund 80 %. Der Einsatz von Antibiotika, die auch in der Human- und Veterinärmedizin eingesetzt werden, ist allerdings hoch umstritten. In Deutschland gibt es seit 2003 eine vom Julius Kühn-Institut gemeinsam mit Obstbau-, Imker- und Umweltverbänden ausgearbeitete Strategie zur Bekämpfung des Feuerbranderregers im Obstbau ohne Antibiotika, die für den Zeitraum 2008–2012 verlängert wurde. Im Rahmen der Alternativforschung zu Streptomycin konnten verschiedene Hefepräparate, zuletzt insbesondere Candida sake , als Ersatz entwickelt werden.

Darüber hinaus arbeiten die Pillnitzer Forscher seit Jahren an der Entwicklung von Apfelbäumen, die sich besser gegen den Erreger zur Wehr setzen können. So haben sie in einer Apfel-Wildsorte ein Resistenzgen gefunden, das sie einem Teil der zerstörten Apfelbäumchen eingebaut hatten. Die Bäumchen hatten in Töpfen in einem Sicherheitszelt unter freilandähnlichen Bedingungen gestanden und sollten auf ihre Resistenztauglichkeit überprüft werden. Da seit 2003 eine geplante Freisetzung mit gentechnisch veränderten Apfelbäumen untersagt wurde, können die Forschungsarbeiten nur noch reduziert in geschlossenen Zelten der Sicherheitsstufe 1 stattfinden.

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Zehn Jahre Arbeit vernichtet

„Es geht hier nicht darum, gentechnisch veränderte Äpfel zu erzeugen“, betont Stefanie Hahn, Sprecherin des Julius-Kühn-Instituts. Stattdessen handelt es sich um eine cisgenetischen Methode. Hierunter verstehen Forscher die Nutzung der Gentechnik für das gezielte Einschleusen von Genen der gleichen Art - in diesem Fall also apfeleigener Gene einer Wildsorte. Man könne diese „durch klassische Züchtung einmendeln“ oder mit biotechnologischen Methoden „sozusagen mit cut und paste einfügen“. Während die gentechnische Methode etwa sieben bis zehn Jahre dauert (solange brauchen Apfelbäume, bis sie Früchte tragen), nehmen die klassischen Züchtungsmethoden vierzig Jahre und länger in Anspruch. In Pillnitz war man noch in der Grundlagenforschung.

Wie es mit der Feuerbrand-Forschung nun weiter geht, ist noch ungewiss. „Vielleicht gibt es noch ein paar Backup-Pflanzen, aber die sind dann sicher noch keine sieben Jahre alt“, erklärt Hahn. Die Forschungen würden größtenteils durch Drittmittel gefördert, die Gelder seien bereits verbraucht. „Wahrscheinlich müssten wir noch mal ganz von vorn anfangen“, sagt Hahn. „Die Einbrecher haben genau das erreicht, was sie wollten.“ 

 

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