Biotechnologie-Firmenumfrage 2008
Die deutsche Biotechnologie hat sich im Jahr 2007 durch moderates Wachstum ausgezeichnet. Das ist das zentrale Ergebnis der neuesten Biotechnologie-Firmenumfrage, die die Informationsplattform biotechnologie.de im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) im Frühjahr dieses Jahres durchgeführt hat.
Stand und Perspektiven
In der öffentlichen Wahrnehmung war das Jahr 2007 geprägt von Rückschlägen einzelner börsennotierter Unternehmen. Die Ergebnisse aus der aktuellen Umfrage von biotechnologie.de zeigen jedoch, dass dies nicht die Gesamtsituation der Biotechnologie in Deutschland widerspiegelt. Schließlich sprechen die Kennzahlen eine andere Sprache: Der Umsatz hat 2007 erstmals die Marke von zwei Milliarden Euro durchbrochen, in Forschung und Entwicklung wurden erstmals eine Milliarde Euro investiert. Darüber hinaus verzeichnen auch die Mitarbeiterzahlen – bei weitestgehend stabiler Unternehmenszahl – ein leichtes Plus.
Getragen wird dieses Wachstum zu einem großen Teil von Unternehmen, die ihre – oftmals diagnostischen – Dienstleistungen im Markt anbieten. Anders als die Medikamentenentwickler stehen diese Unternehmen weit weniger in der Öffentlichkeit, haben aber über die vergangenen Jahre hinweg für eine stete Aufwärtsentwicklung und Stabilisierung gesorgt.
Umsatzverteilung in der Biotechnologie: Dienstleister als Rückrat der Branche
Auf der anderen Seite sind die Medikamenten-entwickler für die erneut gewachsenen hohen Aufwendungen in Forschung und Entwicklung verantwortlich. Dies wiederum ist ein Zeichen dafür, dass sich die klinische Pipeline zunehmend in fortgeschritteneren – also geldintensiveren – Phasen bewegt. Mit fünf Kandidaten in der Zulassungsphase und weiteren 23 Präparaten in Phase-III-Studien befindet sich die deutsche Biotechnologie zudem erstmals in der Position, dass sich künftige Hoffnungen nicht auf eine einzelne Firma richten. Diese Entwicklung unterstreicht die wachsende Bedeutung der Biotechnologie in der Medikamentenentwicklung, die sich auch in den neuesten Zahlen des Verbandes der Forschenden Arzneimittelhersteller (VFA) widerspiegelt. Demnach haben Biopharmazeutika im Jahr 2007 15% (4 Mrd. Euro) zum Gesamtumsatz des Pharmasektors in Deutschland beigetragen. Die hohe Zahl von Kandidaten in der frühen klinischen Entwicklung lässt vermuten, dass dieser Anteil in den kommenden Jahren noch deutlich steigen wird.
Offen bleibt, wie sich die künftige Finanzierungssituation der Biotechnologie-Unternehmen entwickeln wird, die auf kostenintensive Therapieentwicklung setzen. Ein Blick auf die vergangenen drei Jahre zeigt, dass das eingenommene Kapital deutscher Biotechnologie-Firmen in der Gesamtsumme weniger geworden ist. Angespannt ist vor allem die Stimmung an der Börse, geprägt durch die Rückschläge zuvor als Hoffnungsträger gehandelter Firmen. Für kaum ein Unternehmen erscheint ein Börsengang in diesem Umfeld attraktiv. Eine Änderung wird hier erst durch nachweisliche Erfolge eintreten. Beim Wagniskapital wiederum wurde 2007 ein deutliches Plus vermeldet. Dies spricht dafür, dass gute Ideen nach wie vor mit ausreichendem Geld ausgestattet werden. Finanzierung per Gießkanne ist jedoch passé. Es bestätigt sich der Trend hin zu wenigen großen Finanzierungsrunden – von denen aber auch Unternehmen profitieren können, die noch am Anfang der klinischen Entwicklung stehen.
Die Fördermittel der öffentlichen Hand spielen mit einem Anteil von 10% insgesamt nur eine untergeordnete Rolle bei der Finanzierung der Biotechnologie-Unternehmen. Dies zeigt, dass die Branche keineswegs so stark am „am Subventionstropf hängt“, wie manch einer vermuten könnte.