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Mit Biotechnologie gegen Krebs

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Im Größenvergleich: Krebszelle (hinten) und gesunde Zelle Quelle: Eye of Science

Schon seit Jahrzehnten stecken öffentliche und private Investoren Millionen-Beträge in die Erforschung von Krebserkrankungen, doch ein Heilmittel ist bislang nicht gefunden. Wie schwer der Kampf gegen Krebs ist, verdeutlicht ein Blick auf die Statistik: Noch immer zählen viele der insgesamt 300 Krebsarten zu den häufigsten Todesursachen. Dennoch gibt es Grund zur Hoffnung. Je mehr die molekularen Details der Krebsentstehung verstanden werden, umso zielgerichteter lassen sich neuartige Medikamente entwickeln. Dies zeigte sich auch beim Deutschen Krebskongress, der vom 20. bis 23. Februar 2008 in Berlin stattfand. Die medizinische Biotechnologie spielt dabei eine entscheidende Rolle und ist inzwischen zunehmend zum Motor beim Kampf gegen Krebs geworden:  Sie steht Pate für eine ganze Reihe von Ansätzen, Krebszellen zu stoppen und zu vernichten. Mehr als 20 Krebsmedikamente befinden sich  derzeit allein bei deutschen Biotech-Firmen in der klinischen Entwicklung.

Targeted Therapies: Impfen gegen Krebs (Vakzinationstherapien)

Bereits auf dem Markt befindet sich ein Impfstoff gegen Gebärmutterhalskrebs, der seit Oktober 2006 in Deutschland verfügbar ist und auf Forschungen am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg zurückgeht. Der Impfstoff richtet sich gegen vier verschiedene humane Papillomaviren, die als die gefährlichsten krebsauslösenden Vertreter dieser Gruppe von Viren gelten.

eine experimentelle Impfung gegen Krebs wurde erfolgreich in Erlangen getestet (Visite Forschung, NDR, 5:15 min)Quelle: YouTube

Dieser Film (5:15 min) berichtet über eine experimentelle Impfung gegen schwarzen Hautkrebs, die erfolgreich in Erlangen getestet wurde (Visite Forschung des NDR). Quelle: YouTube


Während heute die verfügbaren Impfstoffe vor allem zur Vorbeugung von Erkrankungen eingesetzt werden, sollen sie in Zukunft auch im Kampf gegen schon vorhandene Krankheiten verwendet werden können. Pharmaforscher arbeiten an so genannten therapeutischen Impfungen, die das Immunsystem im Kampf gegen eine bereits vorhandene Krankheit mobilisieren sollen. Diesen Ansatz verfolgt auch das deutsche Biotech-Unternehmen LipoNova bei der Entwicklung seines Tumorvakzins Reniale® gegen Nierenzellkrebs. Hierbei werden nach einem chirurgischen Eingriff die Tumorzellen eines Krebspatienten aufbereitet und wie bei einer Impfung gespritzt, so dass der Patient eine Immunreaktion gegen seine eigenen Tumorzellen entwickelt und diese dann effektiv zerstört.

Körpereigene Abwehr in Schwung bringen

Daneben gibt es weitere immuntherapeutische Ansätze, die sich allerdings ebenfalls noch in der Erforschungsphase befinden. Ziel dieser Arbeiten ist, das körpereigene Immunsystem zur Therapie von Krebserkrankungen, die durch klassische Methoden nicht mehr behandelt werden können, verstärkt zu nutzen. Im Mittelpunkt steht die adoptive T-Zelltherapie, bei der in vitro spezifische T-Zellen gegen Tumor- oder virusbefallene Zellen hergestellt und dem Patienten zurückgegeben werden. Bislang gibt es nur sehr wenige klinische Erfahrungen mit dieser aufwendigen und schwierig durchführbaren Therapieform.

Krebs bekämpfen mit Bakterien

Ein weiterer interessanter Ansatz für zukünftige Krebstherapien könnte die Verwendung von eigentlich krankheitserregenden Bakterien darstellen. So gelang es Forschern des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung in Braunschweig, Salmonellen in die Tumore krebskranker Mäuse einzuschleusen. Schon lange ist bekannt, dass einige Bakterien bevorzugt in wuchernde Krebsgeschwüre einwandern, vermutlich angelockt durch abgestorbenes Gewebe und die sauerstoffarmen Bedingungen. Die Hoffnung der Wissenschaftler: Die Mikroorganismen könnten mit Zellgiften bestückt werden, die sie dann mitten im Krebsgeschwür ausschütten und dadurch gezielt den Tumor zerstören.

RNA-basierte Therapie gegen Krebs


Die Biotech-Firma CureVac hingegen arbeitet an einem immuntherapeutischen Ansatz gegen Krebs auf Basis der Ribonukleinsäure RNA. Die RNA, speziell Boten-RNA (mRNA), wird als eine Matrize der DNA hergestellt und in der Zelle zur Herstellung von Eiweißen benötigt. Die RNA dient damit als Übersetzer der genetischen Information, die in den Genen der DNA gespeichert ist, in Eiweiße. Die Forscher von CureVac wollen diese Funktion nun gezielt ausnutzen und durch Verabreichen von speziell erzeugten mRNA-Molekülen die Zellen dazu veranlassen, praktisch jedes gewünschte Eiweiß herzustellen. Durch ihr entwickeltes Verfahren zur Herstellung stabiler mRNA-Moleküle (RNactive®) wurde es weltweit erstmals möglich, langkettige RNA in solcher Qualität und Menge zu produzieren, dass diese in der Klinik nun für therapeutische Zwecke erforscht werden können.

 

Hintergrund

Umfangreiche Informationen zum Thema Krebs gibt hier:

Krebsinformationsdienst des DKFZ: www.krebsinformationsdienst.de

Deutsche Krebsgesellschaft: www.krebsgesellschaft.de

Deutsche Krebshilfe: www.krebshilfe.de

Übersicht über die in Deutschland zugelassenen gentechnisch hergestellten Arzneimittel (VFA): hier klicken

Downloads

Krebs in Deutschland 2003-2004: Häufigkeiten und Trends

Robert-Koch-Institut/ Gesellschaft der epidemiologischen Krebsregister in Deutschland e.V. Download PDF (4,7 MB)