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Wochenrückblick KW 12

23.03.2015

Nierenkrebs mit Heilpflanze außer Gefecht setzen

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Die Rinde von Phyllanthus engleri enthält Englerin-A. Die Substanz lässt Nierenkrebszellen absterben. Quelle: Bart Wursten / www.zimbabweflora.co.zw

Der Wirkstoff einer afrikanischen Heilpflanze kann Nierenkrebs bekämpfen – wie genau, das haben nun Forscher vom Max-Planck-Institut für molekulare Physiologie in Dortmund herausgefunden.

In vielen Ländern Afrikas ist Phyllanthus engleri als Heilpflanze bekannt. So sollen die Wurzeln des strauchähnlichen Baumes gegen Epilepsie sowie Blätter und Früchte bei Husten und Bauchschmerzen helfen. Sogar gegen Krebs soll die Pflanze eine Waffe sein.  Bereits 2009 isolierten amerikanische Forscher etwa 30 Substanzen aus der Heilpflanze und untersuchten diese auf ihre Wirksamkeit auf Krebszellen. Damals entdeckten sie in der Baumrinde von Phyllanthus engleri eine Variante von Englerin-A, die besonders auf Krebszellen und vor allem auf Nierentumore wirkt. Im gleichen Jahr gelang es deutschen Forschern, diese Substanz synthetisch aus dem Öl der Katzenminze (Nepeta cataria) herzustellen. Unklar war bisher aber, wie der pflanzliche Wirkstoff eigentlich die Krebszellen tötet. Forscher vom Max-Planck-Institut für molekulare Physiologie in Dortmund haben nun gemeinsam mit Kollegen aus Berlin und Leeds die Antwort darauf gefunden. Wie das Team im Fachjournal Angewandte Chemie (2015, Online-Veröffentlichung) berichtet, sorgt das Molekül Englerin-A in der Zelle zu einer starken Erhöhung der Kalziumkonzentration, sodass die Krebszelle abstirbt.

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Im Rahmen der Studie konzentrierten sich die Forscher auf eine Gruppe von Kalziumkanälen in der Zellmembran von Nierenzellen, die sogenannten TRPCs (transient receptor potential channels). „Wir haben Krebszellen untersucht, die viel TRPC4 produzieren. Diese Zellen reagieren besonders empfindlich auf Englerin-A. In Zellen, die kein TRPC4 bilden beziehungsweise normale TRPC4-Mengen aufweisen, steigt der Kalziumspiegel nicht so stark an. Diese Zellen sterben daher nicht“, erklärt Slava Ziegler vom Dortmunder MPI. Ob die extreme Kalziummenge der alleinige Grund für das Absterben der Krebszelle ist, muss noch geklärt werden. Fest steht jedoch: Englerin-A wirkt speziell auf Tumorzellen in der Niere, jedoch nicht auf gesunde Zelle. „Diese Eigenschaft ist ein großer Vorteil gegenüber anderen Krebsmedikamenten, denn so ließen sich Nebenwirkungen auf gesunde Zellen möglicherweise vermeiden“, sagt Herbert Waldmann. Ob die Substanz auch als Krebsmedikament geeignet ist, wollen die Max-Planck-Forscher gemeinsam mit Kollegen vom Lead Discovery Center in Dortmund in den nächsten Jahren untersuchen. Das von der Max-Planck-Gesellschaft gegründete Zentrum hilft dabei, potenzielle Wirkstoffe aus der Grundlagenforschung in die klinische Erprobung zu bringen.

© biotechnologie.de/bb

Die wichtigsten Nachrichten aus der Biotech-Branche

 

Leibniz-Gründerpreis für Sepsis-Therapie

Jury-Vorsitzender Uwe Thomas, die Preisträger Klaus Brandenburg (Brandenburg Antiinfectiva), René Bussiahn und Stephan Krafczyk (Coldplasmatech) sowie Leibniz-Präsident Matthias Kleiner (v.li.) <ic:message key='Bild vergrößern' />
Jury-Vorsitzender Uwe Thomas, die Preisträger Klaus Brandenburg (Brandenburg Antiinfectiva), René Bussiahn und Stephan Krafczyk (Coldplasmatech) sowie Leibniz-Präsident Matthias Kleiner (v.li.) Quelle: Oliver Lang/Leibniz-Gemeinschaft

Mit der Entwicklung einer Therapie gegen Blutvergiftung hat sich die Brandenburger Antiinfektiva GmbH als eine von zwei Firmen den Leibniz-Gründerpreis gesichert.

Nach Einschätzung der Deutschen Sepsis-Gesellschaft erkranken jährlich 200.000 Menschen an einer Blutvergiftung. 60.000 sterben sogar daran, weil es zu lebensbedrohlichen Funktionsstörungen bei Atmung und Kreislauf bis hin zum Muliorganversagen kommen kann. An wirkungsvollen Medikamenten fehlt es bis heute. Der Biophysiker Klaus Brandenburg vom Forschungszentrum Borstel am Leibniz-Zentrum für Medizin und Biowissenschaften (FZB) in Schleswig-Holstein forscht bereits seit Jahren an den Wirkungsweisen natürlicher und künstlicher Peptide. 2014 hat er die Brandenburger Antiinfektiva GmbH gegründet, um eine Therapie zur Behandlung von Sepsis auf den Markt zu bringen. Sein Ansatz basiert auf synthetischen Anti-Lipopolysaccharid-Peptiden (SALP). Diese bewirken, dass der Auslöser einer Sepsis, ein bakterielles Endotoxin, ausgeschaltet wird. Im Tierversuch konnte das Präparat bereits mit guten Schutzwirkungen überzeugen. Daneben zeigten die SALPs aber auch bei anderen Infektionserkrankungen wie Methicillin-resistenten Staphylococcus aureus-Bakterienstämmen (MRSA) sowie Herpes-, Hepatitis- und Papillom-Viren vielversprechende Ergebnisse. Nun hat Brandenburg für seine Ausgründung  den Leibniz-Gründerpreis erhalten.

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Mit dem Preisgeld von insgesamt 50.000 Euro will die Leibniz-Gesellschaft eigene Gründungsvorhaben bei der Umsetzung ihrer Geschäftsideen auf dem Weg zum Markt unterstützen.  „Infektionskrankheiten und Antibiotikaresistenzen einerseits und die Folgen einer immer älter werdenden Bevölkerung sind große medizinische Herausforderungen für unsere Gesellschaft. An ihrer Lösung mitzuarbeiten, ist Auftrag und Mission der Leibniz-Institute. Ich hoffe, dass der Leibniz-Gründerpreis einen Beitrag dazu leisten kann, dass sich unsere Gründer das notwendige externe Know-how verschaffen können, um den letzten Schritt in den Markt erfolgreich zu gehen“, betonte der Präsident der Leibniz-Gemeinschaft, Matthias Kleiner, anlässlich der Preisverleihung.

Seit 1990 wurden aus 42 Einrichtungen der Leibniz-Gemeinschaft mindestens 140 innovative Unternehmen gegründet, davon etwa 70 Prozent in den neuen Bundesländern und Berlin. Diese Unternehmen haben etwa 1600 neue Arbeitsplätze geschaffen und heute einen geschätzten Jahresumsatz von über 150 Millionen Euro. Neben der Brandenburg Antiinfektiva GmbH konnte sich das Greifswalder Medizintechnik-Start-up „Coldplasmatech“ über den Gründerpreis freuen. Das Unternehmen ist eine Ausgründung aus dem Leibniz-Institut für Plasmaforschung und Technologie und hat ein Verfahren zur Behandlung chronischer Wunden mit kaltem Plasma entwickelt.

© biotechnologie.de/bb

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Evotec und Sanofi besiegeln Allianz

Mit dem Einzug in Toulouse wird Evotec auch die Verwaltung von Sanofis globaler Substanzbibliothek übernehmen. <ic:message key='Bild vergrößern' />
Mit dem Einzug in Toulouse wird Evotec auch die Verwaltung von Sanofis globaler Substanzbibliothek übernehmen. Quelle: Evotec

Nun ist es offiziell besiegelt: Die Hamburger Biotech-Firma Evotec hat den Sanofi-Standort Toulouse übernommen.

Im vergangenen Dezember hatten Sanofi und Evotec die Verhandlungen über eine breit angelegte strategische Kooperation öffentlich gemacht (mehr...). Jetzt ist die Allianz offiziell unter Dach und Fach. Es ist ein Quantensprung für Evotec. Das Unternehmen erhält sofort rund 40 Millionen Euro, weitere 210 Millionen Euro folgen in den kommenden fünf Jahren. Hinzu kommen mögliche erfolgsabhängige Prämien in den Forschungsprojekten. Zunächst sollen insgesamt fünf fortgeschrittene präklinische Wirkstoffe  – die meisten für den Einsatz in der Onkologie – gemeinsam weiterentwickelt werden, um sie dann später mit Dritten zu verpartnern.

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Den nun übernommenen Sanofi-Forschungsstandort in Toulouse integriert Evotec in die eigene Konzernstruktur. Die Einrichtung mit einer Fläche von rund 20.000 Quadratmetern und mehr als 200 Mitarbeitern soll zum europäischen Zentrum für Substanzverwaltungsdienstleistungen ausgebaut werden. Zudem übernimmt Evotec die Verwaltung von Sanofis globaler Substanzbibliothek und wird sie mit der eigenen Sammlung zusammenführen. Mit etwa 1.700.000 Substanzen führt dies zum Aufbau einer der größten Bibliotheken dieser Art in  der Branche. Sie soll im Rahmen eines Open-Innovation-Ansatzes auch für Screening-Programme von Evotecs Partnern zugänglich sein. Bereits nach Bekanntwerden der Verhandlungen im vergangenen Dezember war die Notierung für die Evotec-Aktie in Frankfurt um bis zu 25 Prozent nach oben geschnellt.

© biotechnologie.de/bk

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Impfstoffe: Boehringer kooperiert mit Artes

Boehringer und Artes nutzen zukünftig bei der Produktion von Tierimpfstoffen gemeinsame Technologien. <ic:message key='Bild vergrößern' />
Boehringer und Artes nutzen zukünftig bei der Produktion von Tierimpfstoffen gemeinsame Technologien. Quelle: Boehringer

Der Pharmakonzern Boehringer Ingelheim setzt für die Herstellung von Tierimpfstoffen auf eine Produktionsplattform des Biotech-Spezialisten Artes Biotechnology.

Einen entsprechenden Kooperationsvertrag haben die in Langenfeld in Nordrhein-Westfalen angesiedelte Artes und Boehringer Mitte März geschlossen. Boehringer erhält damit Zugriff auf den Hefe-Produktionsorganismus Hansenula polymorpha sowie die Metavax-Technologieplattform. Im Zusammenspiel der beiden Techniken soll eine besonders preisgünstige Herstellung von Veterinär-Impfstoffen in großen Mengen möglich werden, erläutert Michael Piontek, Geschäftsführer von Artes. Finanzielle Details der Vereinbarung wurden nicht bekannt.

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Die Hansenula-Hefen werden bereits für die industrielle Produktion von technischen und pharmazeutischen Proteinen genutzt. Nach Angaben von Artes hat die Weltgesundheitsorganisation WHO bereits einen anderen, ebenfalls mit diesem System hergestellten Impfstoff für eine großangelegte Impfkampagne empfohlen.

© biotechnologie.de/bk

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