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Hauptstadtkongress: Molekulare Medizin im Rampenlicht

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Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe gab auf dem Hauptstadtkongress einen Ausblick auf künftige Gesetzesvorhaben. Quelle: Wiso Consulting GmbH

26.06.2014  - 

Mit 700 Referenten und 200 Ausstellern präsentiert sich der Hauptstadtkongress „Medizin und Gesundheit“, der vom 25 bis 27. Juni in Berlin stattfindet, wie jedes Jahr als wichtiger Treff zwischen Gesundheitswirtschaft und Gesundheitspolitik. Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe kündigte bei der Eröffnung neue Gesetzesvorhaben an. Thematisch steht erstmals die molekulare Medizin im Rampenlicht.

Eigentlich wollten die Veranstalter, die Wiso SE Consulting GmbH, mit dem Umzug in den CityCube Berlin neuen Schwung in den Hauptstadtkongress bringen, der derzeit vom 25. bis 27. Juni in Berlin stattfindet. Die 17. Ausgabe der jährlichen Veranstaltung geriet jedoch schon in der ersten großen Pause ins Stocken, als ein Fehlalarm dafür sorgte, dass das gesamte Gebäude geräumt werden musste. Nach einer guten halben Stunde lief jedoch alles planmäßig weiter.

Hintergrund

 Der Hauptstadtkongress "Medizin und Gesundheit" findet seit 17 Jahren jedes Jahr in Berlin statt. Er hat sich als Treff zwischen Gesundheitswirtschaft und Gesundheitspolitik etabliert.

www.hauptstadtkongress.de

Gröhe: E-Health-Gesetz noch in diesem Jahr 

Zuvor hatte Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe mit einer engagierten Rede für die erste Überraschung gesorgt: Noch in diesem Jahr will der CDU-Politiker nicht nur das lang erwartete Präventionsgesetz, sondern auch ein E-Health-Gesetz vorlegen. „Mit dem Gesetz möchten wir die gesetzlichen Rahmenbedingungen für den Aufbau und die Nutzung der Telematikinfrastruktur weiter konkretisieren, um den Nutzen telemedizinischer Anwendungen nach der Einführung der elektronischen Gesundheitskarte zu verbessern“, sagte er. Beispielhaft nannte Gröhe die Bereitstellung von Notfalldaten, die Kommunikation durch elektronische Entlassbriefe und Optionen zur Verbesserung der Sicherheit in der Arzneimitteltherapie. Es gelte jetzt, bereits bestehende Insellösungen interoperabel zu machen.

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Wiestler: Komplettsequenzierung von Patientengenomen wird Goldstandard

Die Vorteile der molekularen Medizin für die Behandlung von Krebspatienten stand wiederum im Fokus der Rede von Otmar  Wiestler, Chef des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ). Er führte damit auf einen der diesjährigen Schwerpunkte des Haupstadtkongresses hin: die personalisierte Medizin. Stärker als in den Jahren zuvor ist dieses Thema im aktuellen Programm verankert. Wiestler zeigte sich überzeugt, dass nur die Kombination molekularer Erkenntnisse und neuester Technologien zu Innovationen im Pharma- und Medizintechniksektor führen wird. Nicht zuletzt aus diesem Grund arbeitet das DKFZ eng mit Firmen wie Siemens und Bayer zusammen. Ein Fokus der Arbeiten liegt unter anderem darauf, personalisierte Behandlungsmethoden für Krebspatienten zu etablieren. So verfolgen das DKFZ und das Universitätsklinikum Heidelberg das Ziel, ab dem Jahr 2015 jedem Patienten im Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) eine Erbgutanalyse und darauf aufbauend eine individuelle Therapieempfehlung anzubieten. Zunächst im Rahmen klinischer Studien, später als erstattungsfähige Leistung in der Regelversorgung.

Erstmals fand der Hauptstadtkongress im CityCube Berlin statt. Die Eröffnungsveranstaltung war gut besucht.Lightbox-Link
Erstmals fand der Hauptstadtkongress im CityCube Berlin statt. Die Eröffnungsveranstaltung war gut besucht.Quelle: Wiso Consulting GmbH

15 Mio. Euro für personalisierte Krebsmedizin

Das Projekt wird in den kommenden fünf Jahren mit 15 Millionen Euro vom SAP-Gründer Dietmar Hopp gefördert, wie Wiestler berichtete. Beteiligt sind auch die Biotech-Firmen GATC und Molecular Health. Dabei werden zwei sich ergänzende Ansätze verfolgt: Zum einen werden Wissenschaftler im DKFZ das gesamte Erbgut von Krebszellen sequenzieren und auf Veränderungen überprüfen. Bei GATC Biotech wiederum wird ein Panel von rund 600 krebswichtigen Genen im Erbgut auf Fehler untersucht. Mithilfe der Technologie von Molecular Health sollen die Ergebnisse interpretiert und vergleichbar gemacht. „Wir möchten herausfinden, ob sich im Gesamtgenom weitere wichtige Veränderungen befinden, die zum einen die Entstehung und den Verlauf der Krankheit beeinflussen, zum anderen aber auch für die Therapieentscheidung relevant sind“, so Wiestler. Der DKFZ-Chef zeigt sich vom großen Nutzen einer Genomsequenzierung schon heute überzeugt. „Schon bald wird die Analyse des kompletten Krebsgenoms eines Patienten Goldstandard einer Behandlung“, sagte er. Darüber hinaus plädierte Wiestler dafür, „parallel dazu auch massiv in die Risikoerfassung bei Gesunden sowie die individuell angepasste Früherkennung und Prävention von Krebs zu investieren“.

Deutschland führend in der Immuntherapie gegen Krebs  

Im Themenforum Molekulare Medizin wurde am Nachmittag des ersten Tages ein weiterer Trend in der aktuellen Krebsforschung beleuchtet: die personalisierte Immuntherapien. Glaubt man den Visionären aus Tübingen und Mainz, dann ist es Deutschland, das hier weltweit die Führungsrolle übernommen hat. Ingmar Hoerr von der CureVac GmbH, Harpreet Singh von der Immatics Biotechnologies GmbH (beide Tübingen) sowie der für die Diskussion vorgesehene, aber kurzfristig verhinderte Ugur Sahin von der Universität Mainz forschen an therapeutischen Impfungen gegen Krebs. Der Clou: Je nach persönlicher molekularer Signatur des jeweiligen Tumors wird der entsprechende Impfstoffcocktail zusammengemischt. Die beiden Firmen betreten mit ihren RNA-basierten (CureVac) und Peptid-basierten (Immatics) Impfstoffen Neuland in Sachen Zulassung. Doch die Behörden zeigen sich aufgeschlossen. Sowohl die Europäische Arzneimittelagentur als auch das deutsche Paul-Ehrlich-Institut haben bereits erkannt, dass die klassischen Zulassungswege für personalisierte Impfstoffen nicht gangbar sind und sehen das große Potenzial dieser Ansätze. Auch Wiestler vom DKFZ ist voll des Lobes für derartige Behandlungswege. „Wenn wir es schaffen, das eigene Immunsystem dazuzubringen, wuchernde Krebszellen zu bekämpfen, dann wären wir einen großen Schritt weiter“, sagte er. 

Ob sich die Hoffnungen in der klinischen Praxis erfüllen, das könnte schon bald eine erste klinische Studie zeigen. So treibt Immatics als Koordinator des EU-unterstützten "Glioma Actively Personalized Vaccine Consortium" (GAPVAC) ein Projekt gegen Hirntumore voran. Nachdem im April die präklinische Phase abgeschlossen wurde, hat Ende Mai das Ethikkomitee in Heidelberg grünes Licht für die Phase I-Studie gegeben. "Wir sind damit voll im Plan und können aller Voraussicht nach mit der Rekrutierung der ersten Patienten in den nächsten Wochen beginnen", berichtete Singh in Berlin.

© biotechnologie.de/sw+ml
 

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