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Mainz: Arznei-Entwicklung im Wandel

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Für das Treffen in der Landeshauptstadt Mainz stellte das ZDF seine Konferenzräume zur Verfügung. Neben den Präsentationen gab es eine begleitende Ausstellung und Raum zum Netzwerken. Quelle: Pharmaforum

31.10.2013  - 

Beim elften Pharmaforum haben sich am 30. Oktober Wissenschaftler und Vertreter von Pharma-Unternehmen der Länder Rheinland-Pfalz, Hessen und des Saarlandes getroffen, um über den Wandel der pharmazeutischen Wertschöpfungskette zu diskutieren. Dieses Jahr kamen zu dem jährlichen Kongress 170 Teilnehmer im ZDF-Konferenzzentrum in Mainz zusammen. Zentrales Ziel der vom Verband der forschenden Pharma-Unternehmen (vfa) und dem Land Rheinland-Pfalz veranstalteten Tagung ist es, Kooperationen, potenzielle Lizenzierungen sowie Finanzierungen und strategische Planungen zwischen den Akteuren anzustoßen.

Die Gesundheitswirtschaft sei gerade für Rheinland-Pfalz ein tragender Wirtschaftfaktor, zumal jeder neunte Euro in diesem Bundesland in diesem Sektor erwirtschaftet wird, erläuterte der Staatssekretär im Wirtschaftsministerium, Uwe Hüser. Die Rolle, die Pharma-Unternehmen dabei spielen, hat sich in den vergangenen Jahren gewandelt. Auf dem Podium erörterten die Diskutanten Ursachen und mögliche Konsequenzen dieses Wandels. In mehreren Präsentationsforen stellten Referenten aus Wissenschaft und Wirtschaft neueste Technologien aus dem Bereich der Therapien und Diagnostik vor. Gemäß dem Leitthema sprachen sie auch über innovative Formen der Kooperationen und neue Geschäftsmodelle. Die Wirtschaftsministerin von Rheinland-Pfalz, Eveline Lemke: „Die Kräfte müssen gebündelt werden, denn diese Synchronisierung bestimmt die Zukunft.“

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Pharma als Gesundheitsdienstleister

„Pharma muss sich vom Pillendreher hin zu einem Gesundheitsdienstleister entwickeln“, betonte Siegfried Bialojan, Leiter des Life Science Centers bei Ernst & Young. Seine These begründete der Wirtschaftsexperte mit den jüngsten Entwicklungen des Marktes. Die Diversität der beteiligten Player nehme immens zu. IT-Spezialisten beispielsweise wären angesichts der wachsenden verfügbaren Datenmengen extrem gefragt. Informationen aus Social-Media Plattformen, auf denen Patienten ihre persönlichen Erfahrungen mit der Krankheit austauschen, müssten integriert werden. Spezielle Apps können Gesundheitsparameter messen, die Ärzten bei Ferndiagnosen helfen (mehr...). Im ganzen System würde eine Verhaltensänderung im Umgang mit Krankheiten hervorgerufen, auf die reagiert werden müsse. „Wir brauchen multiple Businessmodelle und deren gezielte Weiterentwicklung “, so Biolojan. Im Zuge dieser Dynamiken nimmt das Outsourcing auch bei großen Pharma-Unternehmen zu. Die Experten in Mainz waren sich einig: Nur durch eine derartige Vernetzung der Aktivitäten könne der so häufig benutzte Begriff der Individualisierten Medizin auch seiner initialen Bedeutung nachkommen.

Das Produkt Wissen

Auch vfa-Geschäftsführerin Birgit Fischer plädierte dafür, die verschiedenen Ebenen der Arznei-Entwicklung gezielter zusammenzuführen. „Das Wissen rund um die Arznei ist das eigentliche Produkt, das in der Versorgung genutzt werden muss“, fasste Fischer zusammen. Als ein großes Manko bezeichnete sie zudem die fehlende steuerliche Forschungsförderung, die in anderen europäischen Ländern bereits existiert. Zwar müsse für die bessere Vernetzung von Seiten der Politik zunächst investiert werden, Kosten ließen sich für die Wirtschaft und den individuellen Patienten auf Dauer dennoch einsparen: „Man wird zwar älter, aber man wird gesund älter“, so Fischer.

„Keine Überregulierung“

Ugur Sahin von der Translationalen Onkologie von der Universitätsmedizin Mainz sieht ein großes Problem bei der Neuentwicklung in regulatorischen Hürden. Nicht die Qualität zähle, sondern nur derjenige, der sich in der zugrundeliegenden Komplexität zurecht finde, könne erfolgreich sein. So schlägt der Onkologe vor, Wirkstoffe bereits nach einer erfolgreichen Studie II zuzulassen und dann weiter zu beobachten. Gerade in den Bereich der Orphan-Diseases und der Individualisierten Medizin würden die hohen Kosten Entwickler daran hindern, Risiken einzugehen. „Wir brauchen Wettbewerb und keine Überregulierung“, so der Mediziner. In der 115. Folge von biotechnologie.tv geht es darum, wie norddeutsche Forscher die lebensgefährliche Sepsis mit einem Peptid bekämpfen.Quelle: biotechnologie.tv

Große lernen von den Kleinen

Auch neue Formen der Kooperation können dazu beitragen die Wertschöpfungskette zu erweitern. Vor diesem Hintergrund präsentierte Holger Gellermann, Medizinischer Direktor von Boehringer Ingelheim, das Konzept der Investigator Initierten Studies (IIS).

Unabhängige Wissenschaftler können hierbei an den Substanzen des Pharma-Unternehmens in anderen Indikationen oder an anderen Fragestellungen forschen. Nach der Prüfung entsprechender Anträge und des Forschungsdesigns der Bewerber bietet das Unternehmen die finanzielle Unterstützung der Arbeiten. „Wir ändern dabei nicht das Protokoll der Forscher. Für uns steht der Erkenntnisgewinn im Vordergrund. Wir können so mit Fachleuten kooperieren, die sich in einer bestimmten Indikation besser auskennen als wir. Am Ende haben alle etwas davon“, so Gellermann.

Biomarker und Elektroschocks

In weiteren Präsentationen stellten Forscher und Unternehmer ihre neusten Erkenntnisse und Produkte vor und warben so um Kooperationspartner. Thomas Warnke von der Saarbrücker Bionmed Technologies GmbH stellte ein Gerät vor, das gegen Melanome eingesetzt wird. Mit einer sterilen Nadel kann ein Arzt damit in Hauttumore eindringen und die Tumorzellen mit extrem starken Stromschocks penetrieren. Die durchlöcherten Tumorzellen nehmen Wirkstoffe danach besser auf und sterben bald ab. Umliegendes Gewebe wird nicht geschädigt. Markus Möhler von der gastronintestinalenOnkologie in Mainz forscht an einer neuen Wirkstoffklasse, die bei Darmkrebstumoren eine wachstumshemmende Wirkung hatten und in Kombination mit klassischen Chemotherapeutika besonders erfolgreich die Apoptose der Tumorzellen herbeiführen. Die sogenannten Moguntinone bestehen aus Naturstoffen und hemmen bestimmte Kinasen, die Vermehrung der Tumorzellen und das Neuwachstum von Tumorblutgefäßen neu kontrollieren.

Die drei Bundesländer Hessen, Rheinland-Pfalz und das Saarland wechseln sich als Gastgeber des Pharmaforums in regelmäßigem Turnus ab. Die zwölfte Ausgabe des Kongresses wird kommendes Jahr im Saarland stattfinden.

© biotechnologie.de/bs

 

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