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Berlin: Kongress der Zucker-Designer

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Kreative Kalorienzufuhr: Selbst in den Buffet-Pausen des "Glycan Forums" mussten die Zuckerforscher nicht auf ihr Studienobjekt verzichten. Quelle: biotechnologie.de

22.03.2013  - 

Zuckermoleküle – sogenannte Glykane  – werden für die Gesundheitsforschung und für die biobasierte Wirtschaft immer wichtiger. Ob in Hautcremes, Impfstoffen oder als Nahrungszusatz: Einen Überblick über die vielfältigen Einsatzfelder bot das „Glycan Forum“, zu dem sich internationale Zuckerforscher in Berlin trafen. Der vom Potsdamer Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung veranstaltete Kongress hatte vom 20. bis 22. März knapp 170 Experten in ein stylisches Musik-Hotel an die Spree gelockt – besonders aus Asien. Denn der aufstrebenden Glyko-Forschung in Fernost war ein besonderer Fokus gewidmet. Erstmal präsentiert wurde zudem ein vollautomatischer Synthesizer für Zuckermoleküle, der im Laufe dieses Jahres vermarktet werden soll.

Der Erforschung der Zuckerchemie und der Glykobiologie hat in Asien Tradition. „Da die Japaner sehr viele Kohlenhydrate in Form von Algen zu sich nehmen, ist die Forschung in diesem Bereich stark aufgestellt“, sagt Peter Seeberger, Direktor des Max-Planck-Instituts für Kolloid- und Grenzflächenforschung im Gespräch mit biotechnologie.de. Auch in der chinesischen Medizin seien viele mit Zuckerketten gespickte (glykosylierte) Naturstoffe bekannt, die das Immunsystem beeinflussen. In den vergangenen Jahren habe die Erforschung der Zuckermoleküle in Fernost nochmal einen enormen Schub erfahren. „Das wollten wir auf diesem Treffen reflektieren“, sagt Seeberger. Und so gaben sich Chi-Huey Wong aus Taiwan, eine der führenden Kapazitäten in der Glykoforscher-Gemeinde, sowie Experten aus China, Thailand, Korea, Japan und Singapur ihr Stelldichein im sonst bei Musikern beliebten Hotel "nhow" in Berlin.

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Vollautomatischen Zucker-Synthesizer präsentiert

Dass auch bei der Glykobiotechnologie in Forschung und Industrie derzeit jede Menge Musik steckt, ließ sich auf dem Kongress besichtigen. Zum Beispiel den erstmals präsentierten vollautomatischen Zucker-Synthesizer, der im Laufe dieses Jahres kommerziell vermarktet werden soll. Gebaut von der Münchner Firma HTI Bio-X wird das kompakte Gerät von der Max-Planck-Ausgründung Glycouniverse vermarktet. „Dieses Gerät ist deutlich bedienerfreundlicher als unsere bisherigen Prototypen, die Synthese von maßgeschneiderten Zuckerketten läuft nun komplett automatisiert. Zudem wurde die Software stark verbessert“, sagt Seeberger. Vor nunmehr zwölf Jahren hatte Seeberger wissenschaftlich den Grundstein für die Entwicklung des Zuckersynthese-Automaten gelegt und die Technik weiterentwickelt (mehr...). Derzeit hätten insbesondere Kunden aus Forschungseinrichtungen bereits ihr Interesse bekundet. Aber auch die Industrie wird laut Seeberger zunehmend auf die Zuckerkettenfabrik fürs Labor aufmerksam.

Anti-Falten-Creme mit Glykobiologie

Ein Beispiel für den Vormarsch der Glykobiologie in die Produkte des Alltags hat der Kosmetikriese L’Oreal geliefert. In Großbritannien brachte das Unternehmen 2012 mit Erfolg eine Anti-Falten-Creme auf den Markt, die gleich drei verschiedene Glykane beeinhaltet. Sie regen offenbar die Zellkommunikation in der Haut an, wodurch die körpereigene Kollagenproduktion angekurbelt wird. Bei den Impfstoffen haben sich die Zuckermoleküle schon länger erfolgreich etabliert. „Allein mit dem glykanbasierten Impfstoff Prevnar hat Pfizer einen Umsatz von mehreren Milliarden US-Dollar erzielt“, sagt Seeberger. Seiner Zunft sagt er auch noch eine steile Zukunft in den Materialwissenschaften voraus. Auch wenn es darum gehe, Biomasse, die ja zu einem großen Teil aus langen Kohlenhydratketten bestehe, zu verwerten, seien die Zuckerforscher zunehmend gefragt. „Gut möglich, dass wir auf dieses Thema beim kommenden Glycan Forum unsern Blick richten“, so Seeberger.

© biotechnologie.de/pg
 

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