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Wochenrückblick KW 22

06.06.2011

Entwurf für neues Gentechnik-Gesetz liegt vor

Beim Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen sollen die Bundesländer künftig ein stärkeres Mitspracherecht bekommen. Den ersten Entwurf einer entsprechenden Gesetzesnovelle hat Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) nun ihren Kabinettskollegen zur Abstimmung vorgelegt.

Über die eigentliche Zulassung einer gv-Pflanze wird weiterhin auf EU-Ebene ausschließlich unter Berücksichtiung von Sicherheitsaspekten entschieden.

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Die Bundesländer sollen aber von bundesweit festgelegten Minimalstandards abweichen dürfen, „sofern dies erforderlich ist, um regionalen Gegebenheiten Rechnung zu tragen“. Dies könnten beispielsweise besondere Umweltbedingungen, regionale Flächenstrukturen sowie spezielle Anbauverfahren sein. Indem Bundesländer die Mindestabstände besonders hoch ansetzen, könnten sie auch den Anbau von gv-Pflanzen soweit erschweren, dass es einem de facto-Verbot gleichkäme. Einzelne Länder, wie Bayern, haben bereits angekündigt, diesen Weg gehen zu wollen.
Die mit dem einheitlichen Zulassungsverfahren betraute Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit hat erst Mitte April ergänzende Leitlinien für die Risikobewertung von gentechnisch modifizierten Pflanzen vorgestellt. Das Dokument regelt die Auswahl von Vergleichspflanzen, die den gv-Pflanzen gegenübergestellt werden. Zudem werden neue Mechanismen zur Bewertung der Allergenität und neue statistische Verfahren vorgestellt.

Die wichtigsten Nachrichten aus der Biotech-Branche

 

Sanofi investiert 30 Millionen in Zellkultur-Produktion in Frankfurt

Der französische Pharmakonzern Sanofi erweitert seine Kapazitäten für die Erzeugung von biotechnologischen Arzneimitteln in Frankfurt am Main. Am 1. Juni ging die neue Zellkulturanlage im Industriepark Hoechst in Betrieb. 30 Millionen Euro hat das Unternehmen in den Bau investiert, rund 80 Mitarbeiter werden dort künftig tätig sein. Gemeinsam mit Hessens stellvertretendem Ministerpräsidenten Jörg-Uwe Hahn eröffnete Martin Siewert, Vorsitzender der Geschäftsführung der Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, die neue Anlage. In ihr sollen monoklonale Antikörper für die klinische und präklinische Prüfung hergestellt werden, die später zum Beispiel in der Krebstherapie eingesetzt werden können.

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Mit den nun investierten Mitteln wurde nicht nur ein Gebäude mit zusätzlichen Laborräumen geschaffen, es wurde auch eine Fermentationslinie mit 2,5 Kubikmetern Kapazität mit vollständiger Aufarbeitungslinie aufgebaut. Die Anlagengröße bringt zwei Vorteile mit sich: Zum einen können so die für klinische Studien benötigten Mengen an Antikörpern hergestellt werden. Zum anderen können die Prozesse soweit entwickelt werden, dass sie analog auf eine Großanlage im französischen Vitry übertragen werden können, in der die spätere kommerzielle Herstellung erfolgt. Die Produktion der ersten Antikörper soll im Januar 2012 beginnen, bis dahin sind noch weitere Tests notwendig.
Derzeit hat Sanofi 15 monoklonale Antikörper in der klinischen Entwicklung, hinzu kommen zahlreiche präklinische Projekte. Nach der Anfang April abgeschlossenen Übernahme des Biotechnologie-Unternehmens Genzyme dürfte die Pipeline noch einmal weiter angeschwollen sein.

Die wichtigsten Nachrichten aus der Biotech-Branche

 

Neuer Einblick in das Bakterien-Stützgerüst

Die Bauelemente der Bakterienhülle wirken ganz anders miteinander zusammen als bisher gedacht. Das haben Forscher am Max-Planck-Institut für Biochemie und am französischen INRA gemeinsam herausgefunden und im Fachblatt Science (Onlineveröffentlichung, 2. Juni 2011) berichtet.
Auch Zellen müssen ihre Form wahren: Dafür sorgen in höheren Organismen die stützenden Strukturen des Zytoskeletts mit Bestandteilen wie dem Aktin-Protein.

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In den viel kleineren Bakterien finden sich ähnliche Strukturen, darunter das dem Aktin verwandte Protein MreB. Bislang glaubten Wissenschaftler, dieses Molekül bilde spiralförmige Strukturen entlang der Innenseite der Zellmembran aus, die als Gerüst für die äußere Zellwand dienen. Mithilfe innovativer Verfahren wie der Fluoreszenzmikroskopie konnten Forscher um Roland Wedlich-Söldner am MPI für Biochemie nun nachweisen, dass MreB keine derart hoch geordneten Strukturen ausbildet – und doch sehr viel komplexer vernetzt ist, als sie bisher angenommen hatten.

Deutsche Forscher haben die Konstruktion der Bakterienhülle entschlüsselt: Bakterienzelle mit mehreren Membranpatches aus einem dem MreB verwandten Protein, an welches das Leuchtprotein GFP gekoppelt wurde.Lightbox-Link
Deutsche Forscher haben die Konstruktion der Bakterienhülle entschlüsselt: Bakterienzelle mit mehreren Membranpatches aus einem dem MreB verwandten Protein, an welches das Leuchtprotein GFP gekoppelt wurde.Quelle: Roland Wedlich-Söldner/MPI für Biochemie

„MreB-Moleküle schließen sich zu größeren Einheiten, den ‚Patches’, zusammen. Diese bewegen sich kreisförmig an der Innenseite der Zellmembran, ohne aber einer festen Richtung zu folgen“, erklärt Julia Domínguez-Escobar, Doktorandin in der Arbeitsgruppe.
Unerwartet war vor allem die Erkenntnis, dass Stützprotein und Zellwand in enger Kopplung entstehen. Dabei sorgen molekulare Verbindungsstücke in der Zellmembran für eine Synchronisierung von Zellwandmaterial und MreB-Strukturen, die in ihrer Bewegung den ständig wachsenden Zellwandstrukturen folgen.
Viele Bestandteile der Zellwand sind in Bakterien fast universell vertreten, sodass der neu entdeckte Mechanismus wohl ebenfalls weit verbreitet ist. Die Ergebnisse könnten somit für die weitere Erforschung von bakteriellen Zellen, aber auch für die Medizin eine wichtige Rolle spielen: „Schon jetzt ist die Zellwandsynthese ein zentraler Angriffspunkt für Antibiotika. Neue Einblicke in den Aufbau der Zellwand könnten dringend benötigte therapeutische Alternativen eröffnen“, hofft Wedlich-Söldner.

Die wichtigsten Nachrichten aus der Biotech-Branche

 

Überschießende Immunantwort verursacht Arteriosklerose

Forscher aus München und Würzburg haben aufgeklärt, wie ein zu stark aktiviertes Immunsystem zur Entstehung von Arteriosklerose beitragen kann.

Die Arteriosklerose ist eine der häufigsten Todesursachen in Industrieländern. Ausgelöst wird die Gefäßverkalkung durch Schädigungen der inneren Gefäßwand, die zu einer chronischen Entzündung führen: Aus dem Blut wandern Zellen des Immunsystems an die geschädigte Stelle und produzieren Signalstoffe, die weitere Immunzellen zum Ort des Geschehens rufen. Schließlich bilden sich arteriosklerotische Plaques, die nicht nur stetig neue Signalstoffe aussenden, sondern auch die Gefäße verengen. Am Ende steht häufig ein Herzinfarkt oder Schlaganfall. Ein Team von Wissenschaftlern um Christian Weber von der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München und Alma Zernecke von der Universität Würzburg konnte nun zeigen, dass einige weiße Blutkörperchen, sogenannte dendritische Zellen, für das Entgleisen der Immunantwort eine wichtige Rolle spielen. Ihre aktuellen Forschungsergebnisse haben sie im Fachblatt Journal of Clinical Investigation (Onlineveröffentlichung, 1. Juni 2011) publiziert.

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Demnach unterdrücken die dendritischen Zellen mithilfe des Signalmoleküls CCL17 einen Selbstregulierungsmechanismus des Immunsystems, der die Immunreaktion abschwächt oder begrenzt – die Entzündung wird zum Dauerzustand. „Ihre exakte Funktion im arteriosklerotischen Geschehen war bisher weitgehend unklar“, sagt Weber. Um diese Frage beantworten zu können, arbeitete das Team mit Mäusen, denen entweder regulatorische T-Zellen fehlten, oder deren dendritische Zellen kein CCL17 bilden konnten. „Als Ergebnis dieser Untersuchungen zeigte sich, dass CCL17 die Arteriosklerose vorantreibt, indem es einen wichtigen Schutzmechanismus der Immunantwort unterdrückt“, erklärt Weber. Normalerweise wird die Immunreaktion durch regulatorische T-Zellen gebremst, die die Aktivität anderer Immunzellen hemmen und so dafür sorgen, dass das Immunsystem im Gleichgewicht bleibt. In Anwesenheit von CCL17 sind offenbar weniger dieser Zellen aktiv, ihr schützender Mechanismus wird durch das Signalmolekül offenbar ausgeschaltet. Die Wissenschaftler sind bereits einem potenziellen Gegenmittel auf der Spur: „Mit einem Antikörper gegen CCL17 konnten wir das Fortschreiten der Arteriosklerose verhindern“, berichtet Weber. CCL17 bietet somit auch die Chance für neue therapeutische Ansätze.

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Evotec kauft Spezialisten für Verwaltung von Substanzbibliotheken

Ordnung ist  mehr als das halbe Leben, wenn das Geschäftsmodell aus dem Finden von Wirkstoffen aus riesigen Substanzbibliotheken besteht. Der Hamburger Evotec AG ist die gestiegene Übersicht bis zu 12,5 Mio. Euro wert. Diese Summe zahlten die Hanseaten für das in San Francisco ansässige Unternehmen Compound Focus Inc. 

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Wochenrückblick: Evotec fastet sich gesund

Der Spezialist für Substanzverwaltung und –logistik spezialisiert und gehörte bisher als Teil von BioFocus zur Servicesparte der Galapagos NV. Die Belgier erzielten mit verpartnerten Forschungsprogrammen und Auftragsforschung im vergangenen Jahr einen Gewinn von etwa 1 Mio. Euro bei einem Umsatz von 137 Mio. Euro.
Erst im Februar hatte Evotec den Wettbewerber Kinaxo gekauft. Neben einer sofort fälligen Barzahlung von 10,25 Mio. Euro sehen die Vertragsbedingungen erfolgsabhängige Prämien vor. Je nach Geschäftsverlauf in den kommenden zwei Jahren könnten noch einmal bis zu 2,25 Mio. Euro fließen.
Evotec erwartet, dass die künftige „Evotec (San Francisco) Inc.“ im Jahr 2011 etwa 3 bis 4 Mio. Euro zusätzlichen Umsatz generieren wird, danach sollen es etwa 6 bis 8 Mio. Euro jährlich sein. Die Partner der auf Forschungsallianzen spezialisierten Evotec könnten künftig noch besser in der frühen Forschung und Entwicklung unterstützt werden, verspricht Firmenchef Werner Lanthaler: „Zusammen mit unserer marktführenden Screening-Plattform werden unsere Fähigkeiten in der Hit-Identifizierung gestärkt.“ Zu den bisherigen Kunden von Compound Focus gehören unter anderem verschiedene US-Regierungsbehörden und Pharmakonzerne wie zum Beispiel Elan, Lundbeck, Sepracor oder Procter & Gamble. Dass die künftig auch andere Dienstleistungen von Evotec einkaufen könnten, dürfte ein durchaus beabsichtigter Nebeneffekt sein.
Galapagos gibt strategische Gründe für den Verkauf seiner Geschäftssparte an einen Konkurrenten an. „Die heutige Transaktion ermöglicht es uns, uns auf das Kerngeschäft von Biofocus und Argenta zu konzentrieren“, sagte Onno van de Stolpe, CEO von Galapagos. Das Compound Management gehöre nicht dazu.
Nach der Übernahme von Kinaxo und Develogen ist der aktuelle Zukauf für Evotec schon der dritte innerhalb eines Jahres. Für das Gesamtjahr gibt man sich an der Elbe weiter optimistisch. Die Umsatzprognose für das Jahr 2011 wurde von 64 bis 66 Mio. Euro auf 68 bis 70 Mio. Euro angehoben. Mit einem Barmittelbestand von 55 Mio. Euro bleibt die Kriegskassse weiter gut gefüllt.

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Wenige Ausreißerzellen verursachen Autoimmunerkrankung der Lunge

Forschern am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) in Braunschweig ist es gelungen, die Rolle derjenigen Immunzellen genauer zu beschreiben, die an der Entstehung chronisch obstruktiver Lungenerkrankungen (COPD) beteiligt sind. Die Ergebnisse veröffentlichten die Forscher im Fachmagazin Journal of Immunology (1. Juni 2011, Bd. 186, Ausg. 11, S. 6106-6118)
Raucher sind gefährdet, aber zum Beispiel auch Frauen, die einen großen Teil des Tages vor schwelenden Herdfeuern in geschlossenen Räumen verbringen:  „Wird die Lunge ständig belastet, setzt sich dadurch ein für Autoimmunerkrankungen typischer Entzündungsprozess in Gang“, so Dunja Bruder, Leiterin der Arbeitsgruppe Immunregulation am HZI.

Histologische Aufnahmen einer gesunden (links) und einer chronisch entzündeten Mauslunge (rechts). Die dunklen Bereiche in der kranken Lunge zeigen Immunzellinfiltrate. Hier sammeln sich die Killer-T-Zellen, die den eigenen Körper angreifen.Lightbox-Link
Histologische Aufnahmen einer gesunden (links) und einer chronisch entzündeten Mauslunge (rechts). Die dunklen Bereiche in der kranken Lunge zeigen Immunzellinfiltrate. Hier sammeln sich die Killer-T-Zellen, die den eigenen Körper angreifen.Quelle: Dunja Bruder, HZI

Das Forscherteam um Dunja Bruder untersucht seit einigen Jahren, wie die Zellen der Lungenbläschen mit den Abwehrzellen des Immunsystems kommunizieren. Die sogenannten Killerzellen sind eigentlich dafür da, mit Viren befallene Körperzellen zu vernichten. Im Fall der COPD führt die Dauerbelastung des Immunsystems in der Lunge jedoch zu einer Fehlreaktion: Die Killerzellen greifen die körpereigenen Lungenzellen an.

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Um die Mechanismen zu verstehen, die zu dieser Überreaktion führen, untersuchten Milena Tosiek und Marcus Gereke aus dem Team von Bruder das Geschehen in Mäusen. Das Ergebnis überraschte die Forscher: viele Immunzellen im entzündeten Gewebe sind gar nicht an der Zerstörung der Lungenzellen beteiligt. Die meisten Killerzellen „ignorierten“ die Lungenzellen einfach. Nur wenige Zellen reagierten – dafür aber umso heftiger und mit fatalen Folgen.
„Dies zeigt, wie wichtig das gesunde Gleichgewicht der Immunzellen ist“, sagt Dunja Bruder. „Bereits wenige fälschlich aktivierte Killerzellen könnten zu großen Zerstörungen führen.“ Derzeit forschen die Braunschweiger Wissenschaftler intensiv an den Kontrollmechanismen, die eine vollständige Zerstörung der Lungenbläschen verhindern könnten. „Wir hoffen, dass uns diese Mechanismen einen Anhaltspunkt liefern könnten, wie sich COPD eindämmen ließe“, erklärt Bruder.

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