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Wochenrückblick KW 11

21.03.2011

Fraunhofer-Gesellschaft: 21 Millionen Euro für Biomoleküle vom Band

Forscher aus acht Fraunhofer-Instituten werden sich künftig zusammentun, um biotechnologische Verfahren der nächsten Generation zu entwickeln.

In dem Systemforschungsprojekt „Zellfreie Bioproduktion“ sollen Wege erschlossen werden, wie sich Biomoleküle ohne den Einsatz von Organismen im Industriemaßstab herstellen lassen. Das Fraunhofer-Projekt mit dem Titel „Biomoleküle vom Band“ wird  in den nächsten drei Jahren vom Bundesminsterium für Bildung und Forschung (BMBF) mit 15 Millionen Euro unterstützt.

Forscher aus acht Fraunhofer-Instituten wollen in dem mit 21 Millionen Euro geförderten Projekt "Biomoleküle vom Band" eine neue Generation biotechnologische Verfahren entwickeln.Lightbox-Link
Forscher aus acht Fraunhofer-Instituten wollen in dem mit 21 Millionen Euro geförderten Projekt "Biomoleküle vom Band" eine neue Generation biotechnologischer Verfahren entwickeln.Quelle: Florian Dahnke/biotechnologie.de

 Am 17. März übergab der Parlamentarische Staatssekretär im BMBF, Thomas Rachel, den Förderbescheid an die Forschungsorganisation. Weitere 6 Millionen Euro investiert die Fraunhofer-Gesellschaft in die Systemforschung zur zellfreien Bioproduktion für ein Eigenforschungsprojekt. Die Idee ist aus dem Strategieprozess „Biotechnologie 2020+“ hervorgegangen, den das BMBF im vergangenen Jahr zusammen mit Hochschulen und Forschungsorganisationen ins Leben gerufen hat (mehr...). Der Strategieprozess soll die Grundlagen für die Entwicklung einer nächsten Generation biotechnologischer Verfahren legen.

Federführend beteiligt an dem Forschungsprojekt „Biomoleküle vom Band“ ist Frank Fabian Bier vom Fraunhofer-Institut für Biomedizinische Technik in Potsdam-Golm. Am IBMT gibt es gebündelte  Expertise für die industrielle Herstellung von Antikörpern und für die zellfreie Synthese von Proteinen (mehr...).

Biotechnologie 2020+

Im Rahmen des vom BMBF initiierten Strategieprozesses "Biotechnologie2020+" diskutieren Fachleute über die Biotechnolgie von morgen. Im Juli findet der nächste Kongress in Berlin statt.

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Im Rahmen des Fraunhofer-Systemforschungsprojekts „Zellfreie Bioproduktion“  soll an Produktionsverfahren getüftelt werden, die biologische Stoffwechselprozesse nachbilden, ohne dass dazu wie bisher Zellen oder Mikroorganismen notwendig sind.Dadurch entstehen hochreine Proteine, so dass die kostenintensive Proteinaufreinigung herkömmlicher Produktionsverfahren ersetzt werden könnte. Ziel ist es, dieses neue Verfahren nicht nur im Labor, sondern möglichst rasch für die industrielle Fertigung – zum Beispiel für die Produktion von Medikamenten – umzusetzen. In dem Pilotprojekt ‚Biomoleküle vom Band’ arbeiten wir fachübergreifend an Bioproduktionsanlagen von morgen. Das Modell der interdisziplinären Zusammenarbeit entlang der Wertschöpfungskette hat sich bewährt, beispielsweise bei dem Thema Elektromobilität“, sagte der Forschungsvorstand der Fraunhofer-Gesellschaft, Ulrich Buller.

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Bundesrat gegen gv-Nachweisgrenze im Saatgut

Weiterhin Nulltoleranz bei Gentechnik im Saatgut: Der Bundesrat hat einen Antrag der unionsgeführten Bundesländer Schleswig-Holstein, Baden-Württemberg und Niedersachsen abgelehnt, eine technische Nachweisgrenze für Spuren von gentechnischen Veränderungen in Saatgut einzuführen.

Eine Mehrheit fand sich im Bundesrat hingegen bezüglich der umstrittenen Haftungsregelungen: Beim Fund von gv-Spuren im Saatgut sollen künftig nicht die Landwirte, sondern den Saatguthersteller haftbar gemacht werden.

Trübe Aussichten für die Grüne Gentechnik in Deutschland. Der Bundesrat besteht auf der Nulltoleranzgrenze für importiertes Saatgut.Lightbox-Link
Der Bundesrat hat sich gegen eine technische Nachweisgrenze von gv-Spuren im Saatgut ausgesprochen. Haften sollen künftig die Saatguthersteller, nicht die Landwirte.Quelle: Bernd Boscolo / pixelio.de
 In der Vorlage geht es um eine Ergänzung des 2004 von der rot-grünen Bundesregierung beschlossenen Gentechnikgesetzes. Demnach muss gentechnisch verändertes Saatgut in Deutschland gekennzeichnet werden; bei Verunreinigungen haften die Bauern in vollem Umfang für entstehende Schäden. Selbst wenn alle gesetzlichen Regelungen eingehalten werden, mussten die Bauern bisher unter Umständen zahlen: Fand sich in einem konkreten Fall kein Verursacher, sollten alle Landwirte zur Kasse gebeten werden, die in der Umgebung gentechnisch veränderte Pflanzen anbauen. Diese Haftbarkeit will auch der Bundesrat von den Landwirten auf die Saatguthersteller verlagern, die Nulltoleranz bei Saatgut jedoch beibehalten.

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Einen Schwellenwert für den zulässigen Anteil von gv-Spuren in Saatgut gibt es bisher nicht. Das bedeutet: Finden sich gv-Spuren im Saatgut, muss das Saatgut vernichtet werden.  Bei Anteilen von unter 0,1 Prozent liefern die bisherigen Nachweisverfahren jedoch keine zuverlässigen Aussagen. Aus „praktikablen Gründen“ hatten die drei Unionsländer gefordert, den technischen Schwellenwert minimal anzuheben. Damit kamen sie Forderungen von Saatgutunternehmen, Überwachungsbehörden und Landwirten nach, die sich schon seit längerem für einheitliche Standards bei Tests und Probenahmen einsetzen. 

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Impfstoffspezialist IDT Biologika investiert 85 Millionen Euro

Der Impfstoffhersteller IDT biologika investiert in den Biopharma-Park bei Roßlau.Lightbox-Link
Der Impfstoffhersteller IDT biologika investiert in den Biopharma-Park bei Roßlau.Quelle: Thomas Siepmann/pixelio
Der Impfstoffhersteller IDT Biologika erhöht die Fertigungskapazitäten am Standort Dessau.

Insgesamt 85 Millionen Euro sollen bis Ende 2012 unter anderem in neue Produktionsanlagen und eine verbesserte Infrastruktur investiert werden, wie das Unternehmen am 18. März mitteilte. Geplant sind unter anderem der Neubau eines Tiefkühllagers und eines Abfüllgebäudes für Impfstoffe sowie eine Erweiterung der Forschungslabore.

Bis zu 160 zusätzliche Arbeitsplätze könnten so auf dem Gelände des Biopharma-Parks Roßlau geschaffen werden, hofft Michael Täger, der Geschäftsführer der BIO Mitteldeutschland GmbH. „Erfreulich ist es auch, dass die Biotechnologie und Pharmaentwicklung in Sachsen-Anhalt wieder als zukunftsträchtige Technologie angesehen werden und politische Unterstützung finden“, so Täger mit Blick auf die Förderung durch das Land Sachsen-Anhalt und den Bund. Am 21. März will der Wirtschaftsminister und designierte Ministerpräsident Sachsen-Anhalts, Reiner Haseloff, einen Zuwendungsbescheid über rund 9 Millionen Euro übergeben.

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Förderbeispiel: Bioproduktion mit sauberen Ergebnissen

Das Geld stammt aus dem Fördertopf für die Bund-Länder-Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“. „Mittlerweile gibt es im Rosslauer Biopharma-Park mehr Arbeitsplätze als vor der Wende“, zog Haseloff eine positive Bilanz zu dem in seinem Wahlkreis gelegenen Projekt. Die Branchenumsätze hätten sich seit 2002 auf mehr als 1 Milliarde Euro verdoppelt. Zudem zähle die Pharmaindustrie zu den Schwerpunkten der Innovationsförderung.

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Biotechnica wieder alle zwei Jahre

Abkehr vom Jahrestakt: Die Biotechnica wird künftig wieder nur alle zwei Jahre stattfinden.

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News: Auftakt für Biotechnica 2010 in Hannover

Dies teilte die Deutsche Messe AG am 15. März mit. „Damit stellt sich die Biotechnica flexibel auf die Bedürfnisse der internationalen Branche ein", begründete Vorstandsmitglied Stephan Kühne den Schritt. Kritiker vermuten, dass der Veranstalter damit eher die Reißleine zieht. Die Zahl der Aussteller und Besucher ist in den vergangenen Jahren stetig zurückgegangen. 2008 und 2009 lockten die 535 beziehungsweise 650 Aussteller jeweils etwa 11.000 Besucher an. Im vergangenen Jahr kamen dann nur noch etwa 500 Aussteller und 9.500 Besucher.

Der Wechsel in der Strategie der Messeveranstalter kommt dennoch überraschend. Erst seit 2008 fand die Messe in Hannover jedes Jahr statt. Und noch im Oktober 2010 hatte Kühne im Gespräch mit dem Fachmagazin |transkript zur Biotechnica erklärt: „Das Ziel, die Must-Show für Biotechnologie zu sein, werden wir nur erreichen, wenn wir im Jahresturnus bleiben.“

Die Biotechnica findet in Zukunft nur noch alle zwei Jahre statt. Lightbox-Link
Die Biotechnica findet in Zukunft nur noch alle zwei Jahre statt. Quelle: Deutsche Messe AG
Dass die Rückkehr zum Zwei-Jahres-Turnus jetzt erfolgt, wo die Biotechnica in einem ungeraden Jahr einen traditionell stärkeren Auftritt hinlegen könnte, ist auch dem Messekalender geschuldet. 2012 hätten sich die Hannoveraner nicht nur gegen die im April veranstaltete Analytica (München) durchsetzen müssen, sondern auch gegen die im Juni stattfindende Achema (Frankfurt am Main) – und das in einem der ohnehin als schwächer geltenden geraden Jahre. Dass die Deutsche Messe in ihrer Entscheidung auch die harte Konkurrenzsituation berücksichtigt hat, ist offensichtlich. „Die Rückkehr in den Zwei-Jahres-Turnus trägt zur besseren terminlichen Koordinierung der Veranstaltungslandschaft in den kommenden Jahren bei", räumte Kühne in seinem Statement am Dienstag ein. Für die „europäische Leitmesse für Biotechnologie“ geht es also zumindest im Veranstaltungskalender zurück auf Start.

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EU-Verhandlungen über Klonfleisch erneut gescheitert

Die Verhandlungen über eine EU-Regelung für sogenanntes Klonfleisch sind im Europaparlament erneut gescheitert.

Die Mitgliedsländer konnten sich nicht auf ein EU-weites Verbot des Klonens zu Nahrungsmittelzwecken einigen, auch die Kennzeichnung von Fleisch der Nachkommen geklonter Tiere ist weiterhin umstritten. Bislang war der rechtliche Umgang mit dem Fleisch von geklonten Tieren hierzulande nur rudimentär geregelt. Während er in den USA prinzipiell möglich ist, gab es dazu in der EU keine klare Aussage. Normalerweise müssen Lebensmittel in Europa nicht zugelassen werden, es sei denn sie fallen unter die Novel Food Verordnung. Dann besteht eine Genehmigungspflicht. Dazu zählt auch Fleisch und Milch von geklonten Tieren, allerdings nicht für deren Nachkommen. Die Diskussion ist bisher hypothetisch; in Deutschland sind noch keine derartigen Produkte auf dem Markt. Die Novel Food Verordnung stammt noch aus dem Jahr 1997 und berücksichtigt neue Verfahren wie das Klonen nicht. Deshalb hatte die EU-Kommission Anfang 2008 eine Neufassung vorgeschlagen: Bei eventuellen zukünftigen Anträgen auf die Zulassung von Klonfleisch  müsse nicht nur die EU-Lebensmittelaufsichtsbehörde EFSA dessen Harmlosigkeit bestätigen, sondern zusätzlich die „European Group on Ethics in Science and New Technologies“ befragt werden, eine Gruppe von 15 Experten, welche die EU-Kommission in Fragen der Ethik und Wissenschaft berät. Zugleich müsse das Fleisch gekennzeichnet werden. 2009 verschärften die EU-Agrarminister den Vorschlag und forderten ein entsprechendes Zulassungsverfahren auch für das Fleisch der Nachkommen geklonter Tiere (mehr...). Damit aus diesem Vorschlag tatsächlich ein Gesetz wird, muss jedoch noch das EU-Parlament zustimmen und festlegen, wie das Gesetz im Detail aussehen soll. Doch das konnte sich bisher nicht auf die Modalitäten einer Kennzeichnung einigen.

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WochenrückblickEthikrat regt Diskussion über umstrittenes Klonfleisch an
News: Europa will Umgang mit "Klonfleisch" regeln

Die vom Parlament geforderte Kennzeichnung des Fleisches sei in der ersten Generation von Klon-Nachkommen noch möglich. Doch "dann dürfte das einfach praktikabel schwierig sein", erklärte Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU). Die Bundesregierung sei für ein komplettes Verbot von Klonfleisch, doch sollte dies außerhalb der Novel Food Richtlinie geregelt werden. Der EP-Abgeordnete Peter Liese (CDU) kritisierte die ablehnende Haltung der Mitgliedsländer gegenüber einer Kennzeichnung von Klonfleisch "Die Verbraucher soll also Klonfleisch essen, ohne dies zu erfahren." Die Verhandlungen können noch bis zum 31. März zu einem Erfolg geführt werden, sonst werde die gesamte Novel-Food-Richtlinie außer Kraft gesetzt. In diesem Fall bliebe es dabei, dass es keine EU-Vorschriften für Klonfleisch gibt. Solches Fleisch könnte dann aus den USA oder Argentinien in die EU gelangen. Die letzte Vermittlungsrunde soll nun am 28. März stattfinden.

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Rettung für sterbende Leberzellen

Wissenschaftlern ist es gelungen, den programmierten Zelltod von Leberzellen aufzuhalten.

Gesunde Leberzellen leuchten unter dem Floureszenzmikroskop blau, die grünen Leberzellen haben die Apoptose - den programmierten Zelltod - durchlaufen und sind abgestorben.Lightbox-Link
Gesunde Leberzellen leuchten unter dem Floureszenzmikroskop blau, die grünen Leberzellen haben die Apoptose - den programmierten Zelltod - durchlaufen und sind abgestorben.Quelle: TWINCORE

Ein Team um Michael Ott, Amar Deep Sharma und Tobias Cantz von der Medizinischen Hochschule Hannover hat das Eiweiß identifiziert, das Leberzellen in den programmierten Zelltod (Apoptose) treibt, und die microRNA, mit deren Hilfe sich der Prozess aufhalten lässt.  Über ihre Ergebnisse berichten sie in der Fachzeitschrift Hepatology (Online-Vorabpublikation 15. März 2011).

"Die Leber wächst mit ihren Aufgaben“, sagt ein bekanntes Sprichwort. Wird sie jedoch überlastet – durch Viren, Alkohol oder Gifte – begeht das Organ sprichwörtlich Selbstmord. Die Leberzellen starten den genetisch programmierten Zelltod, der am Ende zu Leberversagen führt. Hat dieser Mechanismus einmal begonnen, können Betroffene nur noch auf die schnelle Transplantation einer Spenderleber hoffen.

Die Genaktivität in Zellen wird unter anderem durch die microRNAs geregelt. Beim Menschen sind davon 900, bei Mäusen etwa 600 bekannt. Die Forscher haben im Versuch bei Leberzellen von Mäusen den Zelltod ausgelöst und dabei einen Eiweißstoff identifiziert, der den Zelltod vorantreibt: p53-up-regulated modulator of apoptosis, kurz PUMA. Gleichzeitig fanden sie bei den Mäusen mehrere microRNAs, welche das Zellsterben bremsten. Eine von ihnen kommt auch beim Menschen vor: miR-221. Die Forscher konnten nachweisen, dass eine verstärkte Aktivität dieser RNA das Leberversagen der Mäuse verlangsamt.

„Wir wollen diese microRNA als Therapeutikum für die Klinik entwickeln“, sagt Amar Deep Sharma. Das Molekül sei einfach synthetisch herzustellen, müsse aber chemisch noch so verändert werden, dass es über die Blutbahn in die Leberzellen eingeschleust werden könne. Ein Freibrief für Alkoholmissbrauch wäre der Wirkstoff trotzdem nicht. Die Forscher hoffen, mit seiner Hilfe genug Zeit zu gewinnen, um für den Patienten eine Spenderleber zu finden.

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