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Bioökonomie in Frankreich

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Die Land- und Ernährungswirtschaft zählen zu den wichtigsten Wirtschaftsbereichen Frankreichs. Inwzsichen gibt es starke Aktivitäten im Bereich grüne Chemie und Bioraffinerie. Gefördert durch eine auf Wirtschaft orientierte Innovationspolitik und attraktive Steuerpolitik gibt es einen wachsenden innovativen Mittelstand. Eine Bioökonomie-Strategie gibt es nicht, aber zahlreiche Maßnahmen mit thematischem Bezug zur Bioökonomie.

Politische und rechtliche Grundlagen

Frankreich sieht die Bioökonomie als einen Weg, um dem Klimawandel und den begrenzten fossilen Rohstoffen zu begegnen. Allerdings wird die Bioökonomie als Begriff selten gewählt, eine dezidierte Bioökonomie-Strategie gibt es noch nicht. Gleichwohl veröffentlichte die Regierung in den letzten Jahren zahlreiche Bioökonomie-relevante Strategien und Aktionspläne, über die die Wettbewerbsfähigkeit des Landes gestärkt, Wachstum und Arbeitsplätze generiert sowie die Abhängigkeit von Energieimporten reduziert werden sollen. Die französische Strategie „Les usages non alimentaires de la biomasse“ (2012) fügt sich in den internationalen Kontext für nachhaltige Entwicklung ein. 2013 verabschiedete die französische Regierung ihre strategische Agenda für Forschung, Transfer und Innovation (Agenda France Europe 2020). Auf deren Basis folgte 2015 die Nationale Forschungsstrategie mit prioritären Forschungsbereichen und Zielen, die mehrere Sektoren der Bioökonomie einschließt.

Die Wirtschaftspolitik konzentriert sich zudem seit 2015 auf 10 Zukunftsbranchen. Hierunter auch: Grüne Chemie, Biokraftstoffe und der Nahrungsmittelsektor. Überregional nimmt das von der Regierung 2010 aufgesetzte Förderprogramm „Zukunftsinvestitionen“ (PIA) hierbei eine zentrale Rolle ein. Innerhalb eines Zeitraums von zehn Jahren sind für bioökonomische Themen rund 1,5 Mrd. Euro eingeplant. Separat wird die Nutzung von Algen („GreenStar“), Bioraffinerien („Pivert“) und eine nachhaltige Chemie („Ifmas“) gefördert. Die Maßnahme „Achats Publics Durables“ (2014) unterstützt die Vermarktung biobasierter Konsumgüter. Bereits im Jahr 2004 veröffentlichte die Regierung einen Plan zu Biokraftstoffen. Verantwortlich für diese politischen Richtlinien und Gesetze sind insbesondere die vier Ministerien für Landwirtschaft, für Nachhaltige Entwicklung, industrielle Umstrukturierung sowie Bildung und Forschung. Auch auf der regionalen Ebene existieren erste Bioökonomie-relevante Ansätze. Die Picardie veröffentlichte ihre Strategie „Stratégie de spécialisation Intelligente“, in der Bioraffinerien ein Thema sind.

Regionale Standortpolitik über „Pôles de compétitivité“

Darüber hinaus fördern Mittlereinrichtungen wie die „Pôles de compétitivité“ (Zentren der Wettbewerbsfähigkeit) die regionale Standortpolitik. Analog zum BioRegionen-Wettbewerb oder dem Spitzencluster-Wettbewerb in Deutschland rief die französische Regierung im Jahr 2004 den Pôles-Wettbewerb ins Leben. Forschungseinrichtungen und Unternehmen waren aufgerufen, sich regional zu thematischen Clustern zusammenschließen, mit dem Ziel gemeinsam marktfähige Innovationen voranzutreiben. Gerade für die Entwicklung der bedeutenden Cluster um Paris und Lyon herum waren die Pôles von großer Bedeutung.

Forschungsförderung mit Steuergutschriften

Frankreich leistet sich eine Vielzahl von Instrumenten zur Investitionsförderung, die von inländischen wie ausländischen Investoren in Anspruch genommen werden können. Wesentliche Mechanismen sind insbesondere Steuergutschriften. Das seit 1983 bestehende System der Steuergutschriften für F&E-Investitionen (CIR - Crédit d'Impôt Recherche), weltweit eines der größten Programme, wurde 2008 reformiert, vereinfacht und auf ausländische Unternehmen ausgeweitet. Die Steuergutschrift beträgt im Jahr 30% der F&E-Ausgaben bis zu einer Höchstgrenze von 100 Mio. Euro. Der seit 2004 bestehende Status des "Jungen Innovativen Unternehmens" (Jeune Entreprise Innovative, JEI) verbürgt ebenfalls den Anspruch auf gewisse Steuererleichterungen und verringerte Sozialabgaben.

Gentechnik-Recht
Mit Blick auf die Grüne Gentechnik setzen französische Gesetze im Wesentlichen europäische Richtlinien zur Verwendung von gentechnisch veränderten Organismen um. Allerdings führte Frankreich ergänzende Regeln beispielsweise zu Haftung und Veröffentlichungspflichten ein, die Regierung gilt als gentechnik-kritisch. Derzeit werden in Frankreich keine gv-Pflanzen kommerziell angebaut. Trotz allem gelangen gv-Pflanzenprodukte wie Sojabohnen und –mehl aus Brasilien, Kanada oder Argentinien über Importe in das Land und werden meist in der Landwirtschaft verfüttert. Auch der Klonierung von Nutztieren stellt sich die Regierung entgegen. 2012 veröffentlichte die Regierung ihre Strategie „Agricultures : Produisons Autrement“, die für die Zukunft der Landwirtschaft auf ökölogische Ansätze setzt. Eine Kennzeichnung von Produkten als „Gentechnik-frei“ ist in Frankreich auf nationaler Ebene unter bestimmten Voraussetzungen seit 2012 möglich. Zuständig für die Unbedenklichkeitsprüfung ist in Frankreich die Nationale Aufsichtsbehörde ANSES.

 

Hintergrund

Schwerpunkte: Agrar- und Lebensmittelwirtschaft, Chemie, Bioenergie

Bioökonomie-relevante Initiativen:
Stratégie nationale de recherche (SNR, 2015)
Les usages non alimentaires de la biomasse (2012)
Programme d‘investissements d’avenir (PIA, 2010)

Öffentliche Forschungsförderung:
Agence Nationale de la Recherche, ANR

Gesetzeslage:
Steuerliche Förderung für F&E-Ausgaben
GV-Anbau verboten