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Bioökonomie in Frankreich

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Die Land- und Ernährungswirtschaft zählen zu den wichtigsten Wirtschaftsbereichen Frankreichs. Inwzsichen gibt es starke Aktivitäten im Bereich grüne Chemie und Bioraffinerie. Gefördert durch eine auf Wirtschaft orientierte Innovationspolitik und attraktive Steuerpolitik gibt es einen wachsenden innovativen Mittelstand. Eine Bioökonomie-Strategie gibt es nicht, aber zahlreiche Maßnahmen mit thematischem Bezug zur Bioökonomie.

Forschungslandschaft

In Frankreich existieren hinsichtlich der Aufgaben, der Personalstärke und des jeweiligen Budgets sehr unterschiedliche(zentralstaatliche) außeruniversitäre Forschungseinrichtungen. Die wichtigste Einrichtung im Bereich Grundlagenforschung und mit einem Budget von 3,4 Milliarden Euro sowie 33.000 Angestellten eine der größten weltweit ist das Nationale Zentrum für wissenschaftliche Forschung (CNRS). Es forscht in allen Wissenschaftsbereichen. Ein Großteil der Grundlagenforschung im Bereich der Bioökonomie wird über das Nationale Institut für Agronomieforschung (INRA) betrieben – unter anderem in Toulouse. Es forscht mit seinen 8.300 Beschäftigten und einem jährlichen Budget von 880 Mio. Euro im Bereich Ernährung, Landwirtschaft und Umwelt. Zu den weiteren relevanten Einrichtungen zählen das Internationale Zentrum für Agronomieforschung in der Entwicklungszusammenarbeit (CIRAD) und das Nationale Forschungsinstitut für Umwelt- und Agrarwissenschaften und -technologien (IRSTEA). Auf Meeresforschung inklusive mariner Biotechnologie, Fischerei und Aquakultur konzentriert sich das Französische Institut für die Erforschung des Meeres (IFREMER).

ANR wichtigster Fördermittelgeber

Im Bereich der institutionellen Förderung von Forschung und Entwicklung ist das Bildungsministeriums (MENESR) federführend. Dagegen erfolgt die Förderung von Grundlagen- und anwendungsorientierter Forschung in öffentlichen Forschungseinrichtungen und in Unternehmen im Wesentlichen über die Nationale Agentur für Forschungsförderung (ANR) über offene und themenspezifische Ausschreibungen. Die ANR wurde erst 2004 gegründet, sie übernimmt eine ähnliche Funktion wie die Projektträger in Deutschland und koordiniert die Projektförderung des französischen Forschungsministeriums. Hinter der Neugründung verbirgt sich eine Neuausrichtung der französchen Forschungsförderungspolitik. Vorher erhielten Forschungsgruppen an öffentlichen Einrichtungen in einem quasi-automatischen Verfahren jedes Jahr ihr Geld. Dieses System wurde mit der Etablierung der ANR durch ein wettbewerbsähnliches Bewerbungsverfahren ergänzt, bei dem sich die einzelnen Projekte – ähnlich wie in Deutschland – um Mittel bewerben müssen und eine Jury über die Vergabe entscheidet. Das Budget der ANR ist über die Jahre erheblich gewachsen. Darüber hinaus koordiniert sie das milliardenschwere Zukunftsinvestitionsprogramm, das sich unter anderem auch an innovative KMUs richtet. Die öffentliche Agentur für Umwelt und Energie (ADEME) unterstützt unter anderem Forschungsprojekte zur Energiewende.

Die Förderpolitik der vergangenen Jahre konzentrierte sich wie in Deutschland auch immer mehr darauf Exzellenzcluster zu etablieren, in denen Akteure aus Wissenschaft und Wirtschaft stärker zusammenarbeiten. Dies geschieht zum Beispiel im Rahmen der Kompetenzkern-Initiative Poles de compétitivité. Darüber hinaus wurde das Label Instituts Carnot etabliert, mit dem Forschungseinrichtungen ausgezeichnet werden, die besonders gut mit der Wirtschaft zusammenarbeiten.

Des weiteren gibt es die Agentur OSEO, die inzwischen in der Staatsbank Bpifrance aufgegangen ist. Hierüber erhalten innovative KMU  Beratung und finanzielle Unterstützung ihrer Projekte in allen Entwicklungsphasen (Gründung, Übertragung-Verkauf, Wachstum, Entwicklung auf internationaler Ebene, Projekte in F&E und Innovation), mit dem Ziel, die Kontinuität der Finanzierungskette zu garantieren. Es wird auch der Zugang zu Bankkrediten in Form von Bürgschaften erleichtert sowie Investitionen in das Wachstum bzw. in Innovationen der KMU, technologische Partnerschaften bereitgestellt.

Neben Großraum Paris auch andere starke Regionen

Die wissenschaftliche Forschungslandschaft zur Bioökonomie ist in Frankreich über das ganze Land verteilt. Zahlreiche Wissenschaftseinrichtungen konzentrieren sichaus historischen Gründen im Großraum Paris. Auf dem Campus Paris Saclay finden sich unter anderem die Universität Paris-Süd, drei Ingenieursschulen und zentrale Forschungszentren wie das auf Land- und Agrarwirtschaft fokussierte INRA. Zur Gruppe der Grandes Ecoles, den Ausbildungsstätten der Führungselite des Landes, gehört AgroParisTech mit Schwerpunkten in Agronomie, Forstwirtschaft und Lebensmittelwissenschaft. Am Institut Jean-Pierre Bourgin nutzen Wissenschaftler Abfälle aus der Landwirtschaft zur Herstellung von Bausteinen für Biokraftstoffe oder chemische Moleküle. Nordöstlich von Paris an der Technischen Universität Compiègne liegt ein Fokus auf der industriellen Biotechnologie, daneben auf der grünen Chemie (Pivert-Programm).

Doch konnten wirtschaftsstarke Regionen etwa Rhônes-Alpes deutlich aufholen. Inzwischen weist die Region nach dem Großraum Paris die höchste Konzentration an höheren Bildungseinrichtungen und Forschungszentren auf. Toulouse gilt nach Paris und neben Lyon als wichtigster Bildungsstandort Frankreichs. Die Universität Toulouse Paul Sabatier und mehrere Grand Ecoles decken die Agrarwissenschaften ab. Schwerpunkte sind insbesondere landwirtschaftliche Anbausysteme, Forstwirtschaft, Pflanzenzüchtung und Biotechnologie.

Inzwischen gibt es zahlreiche Clusteraktivitäten, die durch die Regierung angestoßen wurden und die im Rahmen von sogenannten Poles Akteure aus Industrie und Wissenschaft zusammenbringen. Sie ist den Exzellenz- und Spitzenclustern der deutschen Regierung sehr ähnlich. Für die Bioökonomie gibt es daher zahlreiche solcher Cluster, allein im Bereich Landwirtschaft sind 11 aktiv. (zur Übersicht: hier klicken)  Im Südwesten gibt es hier unter anderem den Exzellenzcluster Agrimip Innovation, das um die 200 Akteure aus Landwirtschaft und Nahrungsmittelindustrie unter seinem Dach verbindet. Eng zusammengearbeitet wird mit dem Pôle „Aliment: Sécurité sanitaire et Santé“ (PA3S), der einen Schwerpunkt auf Lebensmittel mit Zusatznutzen („functional food“) setzt. Die F2C-Initiative wiederum verknüpft die landesweit wichtigsten Wettbewerbscluster für die Landwirtschaft und Nahrungsmittelindustrie, um die Lebenswirtschaft zu vernetzen. Neben dem Pôle aus Toulouse kamen Vitagora (Dijon) und Valorial (Rennes) hinzu. Zum Thema Bioraffinerien gibt es den Cluster IAR, mit neuen nachhaltigen Materialien beschäftigten sich der Cluster FIBRES und der Cluster Xylofutur. Darüber hinaus gibt es zahlreiche weitere zu den Themen Wassernutzung und Umwelttechnologien.

Zusammenarbeit mit Deutschland

Die Verknüpfung der deutschen und französischen Forschungsnetzwerke ist bereits weit vorangeschritten – auch in Bioökonomie-relevanten Bereichen. Bereits Ende der 1990er Jahre starteten im Rahmen der deutsch-französischen Beziehungen gemeinsame Initiativen zwischen den nationalen Förderprogrammen Génoplante in Frankreich und der Genomanalyse im biologischen System Pflanze (GABI) auf deutscher Seite. 2007 folgte das Programm PLANT-KBBE. Im April 2014 unterzeichneten der BMBF-geförderte BioEconomy-Cluster und der nordfranzösische Bioraffinerie-Cluster IAR ein Memorandum of Understanding. Auf europäischer Ebene kamen gemeinsame Projekte über das ERA-NET PlantGenomics hinzu. Die Leibniz Gemeinschaft kooperiert gezielt mit dem INRA, unter anderem um die Agrarforschung im europäischen Rahmen zu stärken.

 

Hintergrund

Schwerpunkte: Agrar- und Lebensmittelwirtschaft, Chemie, Bioenergie

Bioökonomie-relevante Initiativen:
Stratégie nationale de recherche (SNR, 2015)
Les usages non alimentaires de la biomasse (2012)
Programme d‘investissements d’avenir (PIA, 2010)

Öffentliche Forschungsförderung:
Agence Nationale de la Recherche, ANR

Gesetzeslage:
Steuerliche Förderung für F&E-Ausgaben
GV-Anbau verboten