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Bioökonomie in Australien

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Quelle: Ian Fieggen

Der Export von Primärprodukten gilt als tragende Säule der Wirtschaft des flächenmäßig sechstgrößten Staates der Erde. Insbesondere landwirtschaftliche Güter wie Weizen, Wolle, Fleisch und Wein sind weltweit bekannt. Daneben gilt Australien mit seinem Reichtum an Bodenschätzen etwa Eisenerz, Kohle und Uran als begehrter Partner von energie- und rohstoffhungrigen Schwellenländern. Doch es gibt Bestrebungen, die Wirtschaft des Landes zu diversifizieren, um die Abhängigkeit vom Bergbau zu reduzieren und die Landwirtschaft weiterzuentwickeln. So gilt die Versorgung der wachsenden asiatischen Mittelschichten mit Nahrung als eine große wirtschaftliche Chance. Nationale und regionale Initiativen setzen hier vermehrt auf die Förderung nachhaltiger Ansätze, eine nationale Bioökonomie-Strategie gibt es jedoch nicht. Großindustrie mit eigenen Forschungskapazitäten existiert in Australien mit Ausnahme des Rohstoffsektors nur in Ausnahmefällen. Die modernen Biowissenschaften spielen eine wichtige Rolle.

Forschungslandschaft

Die Forschungseinrichtungen konzentrieren sich in Australien insbesondere entlang der Ballungszentren an der Ost- und Südküste. In der australischen Forschungslandschaft gibt es mit Ausnahme der Commonwealth Scientific and Industrial Research Organisation (CSIRO) keine mit deutschen Forschungsorganisationen vergleichbare Dach- oder Trägerorganisation. Als größte Forschungseinrichtung im Land nimmt das CSIRO für die wissenschaftliche und industrielle Forschung eine herausragende Bedeutung ein, wird von der australischen Regierung jährlich mit rund 1 Mrd. A$ finanziert und beschäftigt mehr als 5000 Mitarbeiter in 55 Forschungsinstituten. Thematisch gibt es neun sogenannte 'National Flagships'. Es werden u.a. Ansätze gefördert, um mit Hilfe von gv-Pflanzen wertvolle Biochemikalien zu erhalten (Crop Biofactories Initiative). Neue Materialien, Biodiversität, bioaktive Substanzen, Landwirtschaft und Lebens-/Futtermittelherstellung sind weitere Themen. Am CSIRO-Standort in Canberra sitzt die Australian Plant Phenomics Facility, die verschiedene Serviceleistungen anbietet. Auf dem Campus der Universität Adelaide hat das Australian Centre for Plant Functional Genomics (ACPFG) mit seinen mehr als 100 Wissenschaftlern und Angestellten seine Heimat. Eigner sind die Bundesstaaten South Australia und Victoria, die Universitäten von Adelaide, Melbourne, Queensland und South Australia sowie die Grains Research and Development Corporation. Forschungsziel sind hier unter anderem Trockenheit- und Salz-tolerante Weizen- und Gerstensorten. Die genossenschaftlich organisierte Meat & Livestock Australia Ltd (MLA) forscht im Auftrag der Fleischindustrie an Lösungen zur Tiergesundheit, zu Züchtung und Genetik sowie zum Weidemanagement.

Victoria, Queensland und Adelaide mit starken Forschungszentren

Einer der wichtigsten Forschungsstandorte und Heimat eines großen australischen Clusters ist der wirtschaftlich bedeutende Bundesstaat Victoria. Hier sind viele Universitäten, nationale Einrichtungen und Unternehmen in geografischer Nähe zueinander angesiedelt. Die forschungsstarke Universität von Melbourne ist Heimat des Bio21-Molecular Science and Biotechnology Institute. Dessen Spezialität sind die medizinische, landwirtschaftliche und ökologische Biotechnologie. Am Melbourne Energy Institute geht es fächerübergreifend unter anderem um Bioenergie. Experten für Biodiversität und Nachhaltigkeit arbeiten im Melbourne Sustainable Society Institute zusammen. Wissenschaftler der Universität verfügen zudem über Stärken in der Pflanzenforschung und der Lebensmittelbiotechnologie.

An der ältesten Universität des Landes in Sydney kommt der landwirtschaftlichen Fakultät eine wichtige Rolle für die Bioökonomie zu. Hier geht es um neue Pflanzensorten und eine Standort-spezifische, nachhaltige Agrarwirtschaft. Am Australian Centre for Field Robotics (ACFR) der Universität werden vollautomatisierte Systeme für Anwendungen in der Landwirtschaft entworfen. Die Australian National University in Canberra und die Forschungsoranisation CSIRO starteten unterdessen im Jahr 2014 das mit 18 Mio. A$ finanzierte Großprojekt „The National Agricultural and Environmental Sciences Precinct“. Ziel dieser landesweit mehr als 700 Wissenschaftler umfassenden Kooperation sind auch Lösungen für eine künftige Bioökonomie. Ein Schwerpunkt liegt in den Agrarwissenschaften, Sitz für die Forschungsinfrakstruktur ist der Standort der Universität Queensland in Brisbane.

Vielfältig ist auch die Forschung in Queensland. Am Australian Institute for Bioengineering & Nanotechnology der Universität Queensland arbeiten Wissenschaftler an „grünen“ Chemikalien, Biotreibstoffen und biobasierten Pflanzenschutzmitteln. An anderer Stelle wird hier für die Fleischindustrie zur Verwendung von Algen als Tierfutter geforscht. Die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft will die aus drei Forschungszentren zusammengesetzte Queensland Alliance for Agriculture and Food Innovation (QAAFI) stärken. Das Institute for Future Environments mit einem Schwerpunkt „Bioökonomie“ sitzt hingegen an der Technischen Universität des Bundesstaates in Brisbane. Das ebenfalls dort angesiedelte Centre for Tropical Crops and Biocommodities (CTCB) forscht unter anderem an verbesserten Pflanzensorten für tropische Anbaugebiete wie auch an der Verwertung von Reststoffen zu hochwertigen Biomaterialien. So sollen mit Provitamin A angereicherte Bananen in Kürze in klinischen Prüfungen getestet werden. Zudem betreibt die Technische Universität eine Bioraffinerie-Pilotanlage und entwickelte eine Blaupause für eine entsprechende nationale Industrie. Das 1972 gegründete Australian Institute of Marine Science (AIMS) ist in Cape Ferguson, ca. 50 km östlich von Townsville im Bundesstaat Queensland angesiedelt und hat die nachhaltige Nutzung und den Schutz des Meeres mit dem Schwerpunkt tropische Meeresforschung zu ihrem Aufgabenschwerpunkt gemacht.

Die Universität von Adelaide beheimatet dagegen mit dem Waite Research Institute das in der südlichen Hemisphäre größte landwirtschaftliche Forschungsinstitut. Zudem existiert hier ein Pflanzengenomzentrum. Forscher der landwirtschaftlichen Abteilung zeigten, dass sich die Abfälle der Weinindustrie sehr gut als Rohstoff für die fermentative Herstellung von Bioethanol eignen. An der Flinders Universität sitzen Experten für marine Wissenschaften, an der James Cook Universität in Townsville stehen wiederum Algen im Fokus. Das staatlich finanzierte Australian Research Council Centre of Excellence in Plant Energy Biology (PEB) verteilt sich landesweit auf vier Standorte: Die Universitäten von West-Australien, Adelaide und La Trobe sowie die Australische Nationaluniversität. Innovationen in der Landwirtschaft sollen unter anderem unter Einsatz der Pflanzenbiotechnologie erzielt werden.

Daneben betreiben einige Ministerien Forschungseinrichtungen, die der deutschen Ressortforschung entsprechen. So arbeitet das South Australian Research and Development Institute (SARDI), beheimatet auf dem Waite Campus der Universität Adelaide, entlang von drei großen Forschungsgebieten: Aquakultur, Landwirtschaft und nachhaltige Systeme. Das Minerals Research Institute of Western Australia fördert den Einsatz biotechnologischer Methoden im Bergbau. Dem westaustralischen Landwirtschaftsministerium (DAFF) zugeordnet ist das Bureau of Rural Sciences. Sein Auftrag: Die Analyse und die Optimierung von Prozessen in den Bereichen Landwirtschaft, Fischerei und Forstwirtschaft. Im Übrigen erlauben Schnittstellen der Privatwirtschaft eine enge Kooperation mit diesen Landesinstituten. So sitzt im Bundesstaat Victoria die Agriculture Victoria Services, die auch Schwerpunkte in der Pflanzen- und Tiergenomforschung gesetzt hat.

ARC bedeutendster Förderer

Fördermittel stehen Wissenschaftlern aus Forschung und Industrie aus unterschiedlichen Quellen sowohl auf nationaler als auch bundesstaatlicher und kommunaler Ebene zur Verfügung. Die Mittelvergabe in der Regel seitens der zuständigen Ministerien direkt an die individuellen Forschungseinrichtungen oder Forschergruppen. Eine zentrale Rolle im Fördersystem kommt dem Australian Research Council (ARC) zu. Er vergibt jährlich über alle Disziplinen hinweg, mit Ausnahme der medizinischen, um die 900 Mio. A$ im Bereich der Grundlagen- und angewandten Forschung. Hier wird die angewandte Forschung und die nachfolgende Kommerzialisierung mit dem 1990 initiierten CRC Programm vorangetrieben. Auch wird gezielt die Zusammenarbeit von Wissenschaft und Industrie in Form von Public Private Partnerships finanziell unterstützt. Ein Schwerpunkt liegt auf landwirtschaftlichen Belangen.

Die ebenfalls vom ARC finanzierten Centres of Excellence forschen unter anderem zu Nachhaltigkeit und Pflanzenbiotechnologie und sind an verschiedenen Hochschulen des Landes angesiedelt. Neben den CRC fördert die australische Regierung seit 2015 insgesamt fünf Industry Growth Centers über 4 Jahre mit insgesamt 189 Mio A$ – eines im Bereich Lebensmittel und Agrarwirtschaft. Die Regierungsagentur Australian Renewable Energy Agency (ARENA) gibt Mittel für Projekte im Bereich erneuerbarer Energien etwa für die Biosprit-Forschung. Bedeutender Forschungsförderer im Bereich der Nahrungsmittelpflanzen ist die von der australischen Regierung und Getreideproduzenten finanzierte Grains Research and Development Corporation. Ertragssteigerung, Pflanzenschutz und eine nachhaltige Bewirtschaftung gehören zu ihren Förderschwerpunkten. Sie gehört auch zu den Partnern des Australian Centre for Plant Funcional Genomics. Insbesondere bilaterale landwirtschaftlich orientierte Forschungsprojekte unterstützt der Staat über das Australian Centre for International Agricultural Research (ACIAR). Mit der BioSA-Initiative, die zwei Firmeninkubatoren inkludiert und Fördergelder vergibt, engagiert sich beispielsweise Südaustralien darin, Produkte und Technologien von jungen Hochtechnologie-Firmen zur Marktreife zu führen.

Zusammenarbeit mit Deutschland

Australische Einrichtungen kooperieren im Rahmen europäischer Förderprogramme vielfach mit deutschen Partnern aus Wissenschaft und Industrie. So arbeiteten CSIRO-Forscher mit der KWS, den Universitäten in Aachen (RWTH), München (TU), Bonn, Göttingen, dem Gaterslebener IPK, dem Forschungszentrum Jülich insbesondere in der Pflanzen- und Tiergenetik sowie im Bereich biobasierter Chemikalien zusammen. Das Karlsruher Institut für Technologie (KIT), die Universität Bielefeld und der Industriekonzern Siemens sind Partner des Solar Biofuels Research Centre (SBRC) in Brisbane. Einem vom Bundesstaat Queensland finanziertem Zentrum, das Algen als Rohstoffquelle für die chemische Industrie, die Versorgung mit Kraftstoffen oder die Produktion von Nahrungsmittelergänzungen erforscht.

 

Hintergrund

Schwerpunkte: Agrarwirtschaft, Aquakultur, Bioenergie

Bioökonomie-Politik:

National Marine Science Plan 2015-2025

Building a Bioeconomy in South Australia 2011 – 2015 (Süd-Australien)

Industrial Biotechnology Strategy (2008)

Öffentliche Forschungsförderung:

Australian Research Council (ARC)

Commonwealth Scientific and Industrial Research Organisation (CSIRO)
Australian Renewable Energy Agency (ARENA)
BioSA
(Südaustralien)
Grains Research and Development Corporation (GRDC)

Gesetzeslage:

steuerliche Förderung für F&E-Ausgaben

gv-Anbau und Klonen von Nutztieren erlaubt