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Bioökonomie in Vietnam

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Quelle: Wikimedia Commons

In dem kommunistisch regierten Land im Südosten Asiens zählt die Ernährungswirtschaft zu den Stützen der heimischen Wirtschaft. Führend ist das Land bei Fischexporten aus Aquakulturen wie Tilapia oder Pangasius und Garnelen. Zu den wichtigen Exportgütern zählen auch Reis und Kaffee sowie Produkte aus Holz. Wichtig für die heimische Agrarwirtschaft, die noch 20% zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) – allerdings mit 48% aller Arbeitskräfte – beiträgt, sind auch der Anbau von Sojabohnen und Zuckerrohr. Eine nationale Strategie will das grüne Wachstum vorantreiben.

Rechtliche und politische Grundlagen

Klares Ziel Vietnams ist es, seine Wirtschaft zu modernisieren, die Abhängigkeit von Importen zu verringern und eine Basis für künftiges Wirtschaftswachstum zu legen. Innovationen spielen hierbei eine zentrale Rolle. Insbesondere die Landwirtschaft und industrielle Prozesse sollen modernisiert werden, biotechnologische Verfahren stehen dabei im Fokus. Inzwischen ist aber auch das Thema "grünes Wachstum" als Potenzial erkannt. Doch spezifische nationale Initiativen und Förderprogramme zur Bioökonomie und zur Biotechnologie, wie sie viele Länder Asiens und der westlichen Welt auf den Weg gebracht haben, befinden sich laut UNESCO in Vietnam noch in den Anfängen (mehr...). Doch der grundlegende, marktwirtschaftlich orientierte Erneuerungsprozess, der 1986 mit dem Reformprogramm Doi Moi („Erneuerung") eingeleitet wurde, spiegelt sich inzwischen auch in veränderten Wissenschaftsstrukturen im Land wider.

Vietnam setzt auf Biotech-Innovationen bei Pflanzenzüchtung, Aquakultur und Lebensmittelverarbeitung

1994 erklärte die Regierung die Biotechnologie zu einer der obersten wissenschaftlichen Prioritäten. Nachfolgend brachte das Ministerium für Wissenschaft und Technologie (MOST) das Capacity Development Program in Biotechnology’ auf den Weg und seitdem gehört diese Forschungsrichtung zu den staatlich geförderten Schwerpunktthemen. Das Gesetz über Wissenschaft und Technologie aus dem Jahr 2000 und nachfolgende Beschlüsse setzt die gegenwärtige Forschungspolitik mit der Wissenschafts- und Technologiestrategie 2011–2020 fort. Diese bestätigte die strategische Bedeutung der Biotechnologie, wie auch der Grünen Gentechnik. Pflanzenzüchtung, Aquakultur und Lebensmittelverarbeitung sowie Entwicklung von Impfstoffen für Mensch und Tier sind ein Kern. Wichtige Handlungsfelder sind außerdem der Aufbau komplementärer Strukturen zur Unterstützung von Innovationsprozessen wie Science Parks und Technologietransferzentren . Zu den wohl wichtigsten Akteuren auf staatlicher Ebene gehören die Kommunistische Partei Vietnams und das Ministerium für Erziehung und Ausbildung (MOET) als ausführende Behörde.

Keine Grüne Gentechnik auf den Äckern

Die Landwirtschaft mittels Grüner Gentechnik voranzubringen, ist ein zentrales Anliegen der Verantwortlichen. So sind inzwischen alle hierzu notwendigen Richtlinien, auch zum Schutz von geistigem Eigentum, seit Anfang 2014 in Kraft. Fünf Maissorten der Konzerne Monsanto (USA) und Syngenta (Schweiz) sind seit Mitte 2014 für die Verarbeitung zu Nahrungs- und Futtermitteln im Land durch das Ministerium für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung (MARD) zugelassen, zu dessen Zuständigkeitsbereich auch Fischerei und Aquakultur zählen. Mit Blick auf gentechnisch veränderte Lebensmittel hatte die Regierung schon 2010 im Rahmen von Regelungen zur Biosicherheit erklärt, dass hier die nationale Lebensmittelsicherheitsbehörde zustimmen müsse. Alternativ reiche der Nachweis der Zulassung als Nahrungsmittel in fünf Industrieländern aus.

Kommerziell angebaut werden gv-Pflanzen allerdings noch nicht. Aufgrund von politischen Diskussionen gibt es hier Verzögerungen . Doch ebenfalls in 2014 hat nach Freilandversuchen das Ministerium für Bodenschätze und Umweltschutz (MONRE) der ersten gv-Maissorte von Monsanto das für den kommerziellen Anbau notwendige Zertifikat zur Biosicherheit erteilt. Eine Erlaubnis für Freilandversuche, für die seit 2009 Regeln vorliegen, bekamen auch gv-Baumwolle und -Soja. Eingebunden in die Gesetzgebung und die Finanzierung der Forschungsarbeiten sind zudem das Ministerium für Wissenschaft und Technologie (MOST) und das Ministerium für Industrie und Handel (MOIT). Ersteres koordiniert und beaufsichtigt die Forschung und Entwicklung von genetisch veränderten Organismen. Zweiteres unterstützt die verarbeitende Industrie in der Verwendung von gv-Ausgangsstoffen. So gelangen über Importe gv-Pflanzen wie Sojabohnen oder Mais aus Brasilien oder Argentinien seit langem in das Land. Zur Verwendung biotechnologischer Methoden in der Viehzucht wurden bisher keine Gesetze verabschiedet. Eine generelle Herausforderung bleibt jedoch der Mangel an qualifizierten Fachkräften.

Nationale Strategie für Grünes Wachstum

Seit einigen Jahren ist auch das Thema biobasierte Wirtschaft und grünes Wachstum ein Thema. 2012 beschloss die vietnamesische Regierung ihre Viet Nam National Green Growth Strategy (mehr Infos: hier klicken), 2014 stimmte sie dem National Action Plan on Green Growth zu. So strebt das Land eine grüne, auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Ökonomie an. Diese Maßnahmen sollen zur Erforschung und Anwendung neuer Technologien sowie der Etablierung neuer Infrastrukturen beitragen und damit langfristig eine effizientere Nutzung von Ressourcen gewährleisten. Im Rahmen der Strategie spielen Forschung und Entwicklung eine wichtige Rolle. Es sollen neue Lösungen zur effizienteren Ressourcennutzung und geringerem Schadstoffausstoß erforscht und umgesetzt werden. Auch die Industrie soll durch Steuererleichterungen motiviert werden, in diesem Bereich in Forschungs- und Entwicklungsvorhaben zu investieren.

Der Premierminister verkündete 2012 zudem Regelungen mit Vorgaben für die Einführung von E5-Biokraftstoffen, die auf dem 2007 ratifizierten Biokraftstoffprogramm aufsetzen. Bisher hatte sich der Markt nicht den Vorgaben entsprechend entwickelt und Unternehmen und Bauern vor große Probleme gestellt. Das Ministerium für Industrie und Handel vermutete als Gründe die hohen Herstellkosten, die schlechte Verfügbarkeit und die Vorliebe der Bevölkerung für traditionell produziertes Benzin. Nun soll an sieben Standorten Biosprit hergestellt werden und ab Dezember 2015 landesweit verfügbar sein. Nicht nur Biokraftstoffe versucht die Regierung zu etablieren, sondern auch Biomasseenergieprojekte. Hierfür wurden im Jahr 2014 neue Förderrichtlinien beschlossen. Die größten Potentiale der energetischen Nutzung liegen bei Reisabfällen, Überresten der Zuckerindustrie und Holz.

Industrieforschung hat keine lange Tradition

Nachteilig bleibt jedoch, dass die Regierung die Wirtschaft noch nicht vollständig liberalisiert hat, so dass entsprechende wissenschaftliche Anstrengungen weitestgehend in der Hand der Regierung liegen. So hat eine nichtstaatliche Industrieforschung in Vietnam bisher keine lange Tradition. Ende der 90er Jahre folgten Regierungsdokumente zur Förderung der industriellen Forschung und Technologieentwicklung in Unternehmen. Als Maßnahmen werden insbesondere Vorteile bei Steuern und Landnutzung sowie günstige Kreditbedingungen genannt. Zudem können für unternehmerische Forschungs- und Entwicklungsvorhaben staatliche Subventionen beantragt werden. Ausländische Investitionen unterstützt  die Regierung in dem südost-asiatischen Land inzwischen mit Investitionsanreizen, solange es sich um Projekte zur medizinischen oder Agrobiotechnologie handelt. Da private Forschungs- und Entwicklungsvorhaben erst seit wenigen Jahren von der vietnamesischen Regierung zugelassen werden, steckt die Zusammenarbeit der staatlichen Forschungszentren und Universitäten mit der Privatwirtschaft (PPPs) noch in den Kinderschuhen.

 

Hintergrund

Schwerpunkte: Agarwirtschaft, Aquakultur, Pflanzenzüchtung, Biokraftstoffe

Bioökonomie-Initiativen:

National Green Growth Strategy

öffentl. Forschungsförderung: MOST

Deutsch-vietnamesische Gesellschaft: 
www.vietnam-dvg.com

Gesetzeslage
Gentechnik-Pflanzen als Futtermittel-Import erlaubt, keine Gentechnik auf dem Acker

Internationale Kooperationen

www.internationale-kooperationen.de

Sie interessieren sich für Kooperationen mit Hochschulen und Unternehmen im Ausland? Das internationale Büro des Bundesministeriums für Bildung und Forschung unterstützt einen solchen Austausch. Mehr Informationen zu möglichen Förderprogrammen und länderspezifische Hintergründe finden Sie unter:

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