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Bioökonomie in Vietnam

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Quelle: Wikimedia Commons

In dem kommunistisch regierten Land im Südosten Asiens zählt die Ernährungswirtschaft zu den Stützen der heimischen Wirtschaft. Führend ist das Land bei Fischexporten aus Aquakulturen wie Tilapia oder Pangasius und Garnelen. Zu den wichtigen Exportgütern zählen auch Reis und Kaffee sowie Produkte aus Holz. Wichtig für die heimische Agrarwirtschaft, die noch 20% zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) – allerdings mit 48% aller Arbeitskräfte – beiträgt, sind auch der Anbau von Sojabohnen und Zuckerrohr. Eine nationale Strategie will das grüne Wachstum vorantreiben.

Forschungslandschaft

Bezogen auf die nationalen Forschungs- & Entwicklungsausgaben in Höhe von 650 Mio. US-Dollar (2012) und deren Anteil am BIP liegt Vietnam im Vergleich mit seinen asiatischen Nachbarn und den westlichen Ländern laut der OECD abgeschlagen auf einem der hinteren Plätze. (zum OECD-Bericht) Damit steckt die Bioökonomie an den akademischen Forschungseinrichtungen des Landes noch in den Kinderschuhen. Einige Fortschritte wurden in den vergangenen Jahren mit Blick auf die Biotechnologie und deren Anwendung in Landwirtschaft, Aquakultur und Industrieprozessen erreicht, da diese als politische Priorität zahlreiche Reorganisationen und Neugründungen zur Folge hatte. Allerdings bleiben ausgebildete Fachkräfte weiterhin eine Herausforderung.

Biotechnologie-Forschung ein Schwerpunkt

Zu den bedeutendsten Forschungseinrichtungen zählt die Vietnam Academy of Science and Technology (VAST). Sie ist direkt der Regierung unterstellt und mit mehr als 2.500 angestellten Wissenschaftlern eine der größten wissenschaftlichen Einrichtungen Vietnams. An den im gesamten Land verteilten Standorten werden Forschungs- und Entwicklungsarbeiten vorangetrieben, die von nationaler Bedeutung sind. Am 1993 gegründeten Institut für Biotechnologie (VIB) reichen die Forschungsprojekte von der Algen-, über Pflanzen- bis hin zur Weißen Biotechnologie. Seit Anfang des letzten Jahrzehnts begann die Regierung auch "National Key Laboratories" (NKL) aufzubauen, die auf internationalem Niveau forschen und den Brückenschlag von angewandter Forschung zur Kommerzialisierung innovativer Produkte leisten sollen. Angegliedert wurden diese an bereits existierende Forschungseinrichtungen wie die VAST. Verbindungen nach Deutschland und Know-how bringen unter anderem solche VAST-Forscher mit, die am Leibniz-Institut für Pflanzenzüchtung in Gatersleben (IPK) gearbeitet haben.

Leuchtturm: Technische Universität in Hanoi

Ebenfalls ein Leuchtturm: die Hanoi University of Science and Technology. Hier forschen Wissenschaftler an neuen Enzymen, sind in der Lebensmitteltechnologie tätig und auf der Suche nach neuen Biokraftstoffen. Im Jahr 2006 berichtete das Magdeburger Fraunhofer-Institut für Fabrikbetrieb und -automatisierung IFF von einem Projekt, in dem das Verbrennungsverhalten von Reisabfällen und anderer typischerweise in Vietnam anfallender Biomasse wie Schilfgras oder Zuckerrohr untersucht wurde. Ziel war es, Alternativen zu fossilen Brennstoffen zu finden. Daneben zählen zu den wichtigsten öffentlichen Einrichtungen insbesondere die Vietnamesischen Nationaluniversitäten Hanoi und Ho Chi Minh Stadt, die Universitäten Can Tho und Hue und die Agrarwissenschaftliche Universität in Hanoi. In den Laboren der Vietnam National University of Agriculture stehen nach zahlreichen Umbenennungen Pflanzenbiotechnologie, Aquakultur und Tierzucht im Vordergrund. Unterdessen gibt es an der University of Sciences, Vietnam National University Ho Chi Minh City, ebenfalls einen Schwerpunkt zur Pflanzenbiotechnologie. An der Nha Trang University finden sich dagegen Experten zu Fischerei und Aquakulturtechnik. Forschungsprojekte zu Aquakulturen, landwirtschaftlichen Aspekten und neuen Enzymen gehen Forscher auch an der Hue University of Agriculture and Forestry nach. Für die erst im Jahr 2008 gegründete Vietnamese-German University (VGU) in Ho Chi Minh-City, einem Gemeinschaftsprojekt der vietnamesischen Regierung mit dem Bundesland Hessen, zählen neben dem Bereich Nachhaltigkeit auch die Biotechnologie zu ihren Prioritäten.

Von Agrarwissenschaften bis Pflanzenbiotechnologie

Zudem gibt es zahlreiche Einrichtungen der ministeriellen Ressortforschung, die unterschiedlichen Ministerien sowie Provinzverwaltungen und Verbänden zugeordnet sind. Wichtiger Träger für seine sektoralen Belange ist zum Beispiel das Ministerium für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung (MARD). Diesem direkt zugeordnet ist die auf Grundlagen- und angewandte Forschung ausgerichtete Vietnam Academy of Agricultural Science (VAAS). Hier und am dort angesiedelten Agrogenetischen Institut sowie dem Nationallabor für Pflanzenbiotechnologie stehen Agrobiotechnologie, Tier- und Pflanzenzüchtung sowie landwirtschaftliche Methoden im Mittelpunkt des Interesses der rund 1000 Wissenschaftler. Dem Ministerium für Industrie und Handel (MOIT) ist das Food Industries Research Institute zugeordnet. Intensive wissenschaftliche Bemühungen und moderne (molekularbiologische) Methoden sind auch einer der Grundsteine für die wirtschaftlichen Erfolge Vietnams in der Aquakultur. Hier existieren neben den Universitäten zahlreiche weitere Einrichtungen auf nationaler oder regionaler Ebene, beispielsweise das Vietnam Institute of Fisheries Economics and Planning oder das Research Institute for Aquaculture Number 2. Den Reisanbau unterstützt dagegen das Cuu Long Delta Rice Research Institute. Anhängig ist im Land allerdings noch die Diskussion über den kommerziellen Anbau genetisch veränderter Pflanzen. Befürworter sehen große Vorteile für das Land und die Bauern, doch weisen die Kritiker auf die bisher zu geringe Anzahl an Freilandversuchen im Land hin. (siehe Kapitel Rechtliche Grundlagen)

Fördermittel vom Wissenschaftsministerium

Die notwendigen finanziellen Mittel für Forschungsvorhaben stammen aus unterschiedlichen Quellen. So erhalten die Universitäten öffentliche Mittel durch zentrale sowie lokale Behörden. Kapital aus Verträgen mit Betrieben, Bankenkredite und Subventionen internationaler Organisationen wie der EU sind ebenfalls von der Regierung zugelassen worden. Neben den Ministerien als Trägern der Forschungsförderung wurde 2008 die Nationale Stiftung für Wissenschaftliche und Technologische Entwicklung (NAFOSTED) gegründet. Diese fördert neben Grundlagenforschung auch zunehmend angewandte Forschung im Wettbewerbsverfahren. Darüber hinaus wurde im Rahmen des Gesetzes für Wissenschaft und Technologie die Gründung von öffentlichen und privaten Förderfonds zur finanziellen Unterstützung von Forschungsaktivitäten festgelegt. Die öffentlichen Forschungs-und Technologieförderfonds existieren hierbei sowohl auf nationaler als auch auf provinzieller und lokaler Ebene und dienen der finanziellen Unterstützung -  insbesondere der Grundlagenforschung und der Umsetzung von Ergebnissen in die Praxis. Vom Staat erhalten diese Fonds eine Anschubfinanzierung.

Kooperationen zwischen Deutschland und Vietnam

Forschungsmittel fließen jedoch auch über externe Kooperationen in das Land. Zwischen Deutschland und Vietnam gibt es etliche Kooperationsbeziehungen, zum Beispiel in der Forschungsförderung. Seit 1999 arbeiten BMBF und vietnamesische Ministerium für Wissenschaft und Technologie (MoST) auf vietnamesische Bitte hin im Bereich des Forschungsmanagements zusammen. Das BMBF unterstützt die vietnamesische Regierung intensiv bei der strategischen Planung für die Weiterentwicklung bzw. Umstrukturierung der Wissenschaftsverwaltung, so beispielsweise durch die Entsendung eines CIM-Experten für Evaluation (CIM = Centrum für internationale Migration und Entwicklung).

Deutsch-vietnamesische Zusammenarbeit
Viele Informationen zur deutsch-vietnamesischen Zusammenarbeit leifert das internationale Büro: hier klicken

Die Unterstützung durch CIM-Experten erfolgte von 2008 bis 2014. Eine Kooperation besteht derzeit u.a. bei der Fördermaßnahme „Bioökonomie International – Bioeconomy international“. Hier werden vier Vietnam-Projekte seit Mitte 2014 unterstützt, drei davon mit einer Ko-Finanzierung durch das MOST. Darüber hinaus gibt es zwei Verbundvorhaben im Förderprogramm „Nachhaltiges Landmanagement“. Mit dem Willen, die Kooperation in der Wasser- und Umweltforschung im strategischen Interesse beider Länder verstärkt auf die stetig steigenden Herausforderungen des 21. Jahrhunderts auszurichten und unter Berücksichtigung des Klimawandels zu nachhaltigen Lösungen im Umgang mit natürlichen Ressourcen zu gelangen, wurde das gemeinsame Büro mit der Vereinbarung vom März 2013 in „Vietnamesisch-deutsches Büro für Wasser und Nachhaltigkeit“ umbenannt und neu strukturiert.

Kooperationen

Derzeit laufen zudem neun Verbundprojekte im Bereich „Wasser- und Umwelttechnologien“. Im Jahr 2013 fand zwischen Deutschland und Vietnam ein Biotech-Workshop statt, um gegenseitige Erfahrungen auszutauschen. Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung unterstützt dagegen vietnamesische  Bauern mit einem „grünen Sparbuch“, wenn sie ihren Wald nachhaltig bewirtschaften (mehr...). Kooperationsprojekte gibt es zudem mit den Niederlanden. Niederländische Wissenschaftler untersuchten mit ihren Kollegen, ob sich aus Seetang Biosprit gewinnen lässt. Großes Potential böte beispielsweise das Mekong-Delta mit seinen Brackwasserflächen und den Aquakulturen. Im EU-finanzierten ENERFISH-Projekt ging es bis 2010 unter Beteiligung des TÜV Rheinland um die Verwertung von Abfällen der lokalen Fischindustrie. Eine Zusammenarbeit besteht auch mit Finnland und Korea. Das gemeinschaftlich finanzierte vietnamesisch-finnische Innovation Partnership Programme richtet sich an Unternehmen, Regierungsbehörden, Universitäten und Forschungsinstitutionen, aber auch interessierte Privatpersonen in Vietnam und Finnland. Ein Schwerpunkt liegt unter anderem auf innovativen KMUs in der Biotechnologie. In Zusammenarbeit mit Korea wird ein am Vorbild des koreanischen Korea Institute of Science and Technology orientiertes Forschungsinstitut in Vietnam aufgebaut. Ein Fokus der Einrichtung wird die Biotechnologie mit Fragen zur Landwirtschaft und Gesundheit sein.

 

Hintergrund

Schwerpunkte: Agarwirtschaft, Aquakultur, Pflanzenzüchtung, Biokraftstoffe

Bioökonomie-Initiativen:

National Green Growth Strategy

öffentl. Forschungsförderung: MOST

Deutsch-vietnamesische Gesellschaft: 
www.vietnam-dvg.com

Gesetzeslage
Gentechnik-Pflanzen als Futtermittel-Import erlaubt, keine Gentechnik auf dem Acker

Internationale Kooperationen

www.internationale-kooperationen.de

Sie interessieren sich für Kooperationen mit Hochschulen und Unternehmen im Ausland? Das internationale Büro des Bundesministeriums für Bildung und Forschung unterstützt einen solchen Austausch. Mehr Informationen zu möglichen Förderprogrammen und länderspezifische Hintergründe finden Sie unter:

www.internationale-kooperationen.de