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Reifenhersteller setzt auf Löwenzahn-Kautschuk

Der Reifen aus Löwenzahn-Kautschuk hat entscheidende Vorteile gegenüber seinem Gummibaum-Pendant. So ist sein ökologischer Fußabdruck weitaus geringer, wegen kürzerer Transportwege und schnellerer Erntezyklen des Löwenzahn. <ic:message key='Bild vergrößern' />
Der Reifen aus Löwenzahn-Kautschuk hat entscheidende Vorteile gegenüber seinem Gummibaum-Pendant. So ist sein ökologischer Fußabdruck weitaus geringer, wegen kürzerer Transportwege und schnellerer Erntezyklen des Löwenzahn. Quelle: Mikhail Mishchenko/fotolia.com

16.10.2013  - 

Fraunhofer-Forscher und der Reifenhersteller Continental bauen in Münster eine Pilotanlage, um Löwenzahn-Kautschuk im Industrie-Maßstab herzustellen. Bereits in wenigen Jahren wollen die Forscher die daraus produzierten Autoreifen auf die Straßen bringen. Offiziell startete das gemeinsame Projekt Anfang Oktober. In Sachen Qualität soll der Löwenzahnlatex dem des Gummibaumes in nichts nachstehen. Zudem sticht der Korbblütler den Kautschukbaum in seinen agrarischen Eigenschaften aus. Auch die CO2-Bilanz soll durch das neue Verfahren verbessert werden. Für ihr Vorhaben rüsten die Wissenschaftler das Wildkraut mit modernen Züchtungsmethoden zu einer Hochleistungs-Nutzpflanze auf.

Der russische Löwenzahn, den die Forscher verwenden, wurde Anfang des 20. Jahrhunderts in Kasachstan entdeckt, als die Sowjetunion nach einer alternativen Kautschukquelle suchte. Auch im Deutschen Reich wurde Taraxacum kok-saghyz zu diesem Zweck erforscht. Mit der zunehmenden Verfügbarkeit von Hevea brasiliensis, dem Gummibaum, geriet der russische Löwenzahn während des Zweiten Weltkrieges in Vergessenheit. Seit einigen Jahren richten Forscher ihre Aufmerksamkeit wieder auf die kaukasische Pusteblume, denn in ihr steckt viel Potenzial zum Rohstofflieferanten.

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Gute Gummi-Qualität

„Durch modernste Züchtungsmethoden und anlagentechnische Optimierung ist es uns gelungen, hochwertigen Naturkautschuk aus Löwenzahn im Labor herzustellen“, sagt Rainer Fischer vom Fraunhofer-Institut für Molekularbiologie und Angewandte Ökologie IME in Aachen. Die Zeit sei nun reif, diese Technologie über den Pilotmaßstab zur industriellen Reife zu bringen, so der Institutsleiter weiter. Mit Continental habe man den passenden Partner gefunden um dieses Ziel auch praktisch umzusetzen. Schon in den kommenden Jahren wollen die Materialforscher den Löwenzahnkautschuk den bisherigen Gummi-Mischungen beimengen um ihn auf öffentlichen Straßen zu testen. Die Erprobungen der Fraunhofer Forscher zeigten: Die Qualität des neuen Gummis entspricht der des herkömmlichen Materials. Parallel zur neuen Anlage sollen zudem mehrere Hektar Anbaufläche in Münster entstehen. Besonders ertragreich gezüchtete Sorten sollen dort angebaut werden.

Turbo-Löwenzahn aus dem Labor

„Die größte Herausforderung war, das Wildkraut in eine Nutzpflanze zu verwandeln“, erklärt Dirk Prüfer vom IME-Standort Münster. Der Molekularbiologe hat in den letzten Jahren im Rahmen eines vom BMBF geförderten Projektes daran geforscht, wie die Eigenschaften von Taraxacum kok-saghyz den Anforderungen der Massenzucht im Labor angepasst werden können (mehr...). „Mit Hilfe von DNA-Markern wissen wir nun, welches Gen für welches molekulare Merkmal verantwortlich ist. Die Züchtung von besonders ertragreichen Pflanzen ist so wesentlich effizienter möglich“, so Prüfer. Einige der gezüchteten Sorten liefern schon jetzt wesentlich höhere Erträge als ihre Wildformen. „Diese werden wir jetzt noch weiter stabilisieren“, so der Pflanzenforscher.

Wissenschaftler aus Münster versuchen den Löwenzahn als Gummilieferant fit für die Industrie zu machen.Lightbox-Link
Wissenschaftler aus Münster machen den Löwenzahn als Gummilieferant fit für die Industrie.Quelle: T. Kern (Fotomontage)

Löwenzahnkautschuk mit besserer CO2-Bilanz

Bisher wird für die Reifenproduktion der Kautschuk des subtropischen Gummibaumes importiert. Löwenzahn hat im Vergleich zu diesem entscheidende Vorteile: Zum einen kann er in Deutschland besser angebaut und geerntet werden. Zudem ist sein Lebenszyklus statt drei Jahre nur ein Jahr lang. Somit verkürzt sich die Ernteperiode enorm. „Die Kautschuk-Gewinnung aus der Pusteblumenwurzel ist deutlich wetterunabhängiger möglich und eröffnet aufgrund ihrer agrarischen Anspruchslosigkeit ganz neue Potenziale – insbesondere für heute brachliegende Anbauflächen“, erklärt Nikolai Setzer von Continental. Der ausdauernde Korbblütler kann nämlich auch auf Flächen angebaut werden, die für bisherige Nutzpflanzen nicht geeignet sind, und ist gleichzeitig weniger anfällig für Schädlinge. Ein weiterer entscheidender Vorteil: Der ökologische „Reifenabdruck“ der Löwenzahnversion ist wesentlich schmaler als der seines Kautschuk-Pendants. „Zum einen macht die Technologie die heimische Wirtschaft unabhängiger von Rohstoffimporten. Zum anderen reduziert sie die Transportwege und verbessert so die CO2-Bilanz“, erläutert Reimund Negebauer, Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft. Der Einsatz von Pflanzen für die alternative Rohstoffgewinnung stellt einen wichtigen Aspekt der Bioökonomie auf dem Weg zu einer biobasierten Wirtschaft dar. So kann nicht nur Gummi, sondern beispielsweise auch Plastik aus pflanzlichen Stoffen gewonnen werden, um den Einsatz von Rohöl zu verhindern (mehr...).

© biotechnologie.de/bs
 

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