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Agennix: Teurer Fehlschlag

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Nach dem Entwicklungsflop beim Krebswirkstoff Talactoferrin kommt es bei der Agennix AG zu harten Einschnitten. Quelle: Agennix

31.08.2012  - 

Viele Biotech-Unternehmen konzentrieren sich bei der Arzneiforschung auf einen einzigen Wirkstoff. Kommt es dann in der klinischen Entwicklung zu einem Fehlschlag, sind die Folgen dramatisch. Bei der Agennix AG aus Martinsried ist jetzt genau das passiert. Die Entwicklung eines Krebsmedikaments scheiterte in der späten klinischen Entwicklung. Jetzt werden mehr als die Hälfte der Mitarbeiter gehen müssen und Unternehmensstandorte geschlossen.

„Enttäuscht und überrascht“ zeigten sich die Agennix-Verantwortlichen angesichts des ersten Ergebnisses der Lungenkrebs-Studie Fortis-M. Im letzten Schritt vor einem möglichen Zulassungsantrag, einer großangelegten klinischen Studie der Phase III, hat der Krebswirkstoff Talactoferrin keine Wirkung gezeigt. Das Überleben der Patienten mit nicht-kleinzelligem Lungenkrebs konnte die Substanz nicht verlängern. In der Studie bekamen sie zusätzlich zur Standardtherapie entweder Talctoferrin oder ein wirkungsloses Placebo verabreicht, nach Studienende war klar: Patienten die den Immunmodulator Talactoferrin eingenommen haben überlebten etwa 7,5 Monate, wurden sie mit dem Placebo behandelt waren es 7,7 Monate.

Mehr als die Hälfte der Mitarbeiter entlassen

Damit droht das wichtigste Entwicklungsprojekt von Agennix zu scheitern.In der neuen Ausgabe der Kreidezeit erklärt Jan Wolkenhauer, wie klinische Studien ablaufen, um ein Medikament zur Marktreife zu führen.Quelle: biotechnologie.tv Angesichts dieser Situation zog Torsten Hombeck, Sprecher des Vorstands und Finanzvorstand von Agennix, die Notbremse: „Wir werden sofort Maßnahmen ergreifen, um unseren Barmittelbestand zu schonen, während wir mögliche Optionen für die Zukunft der Gesellschaft überprüfen.“ Gegenüber biotechnologie.de sprach der Aufsichtsratsvorsitzende Christof Hettich das Unvermeidliche aus: „Die Restrukturierung wird mit einer erheblichen Reduzierung der Mitarbeiterzahl Hand in Hand gehen.“  Kurze Zeit später nannte Agennix Details: Von 67 Mitarbeitern werden nach zwei Entlassungswellen nur noch 30 im Unternehmen verbleiben. Den Standort Houston gibt das in Martinsried ansässige Unternehmen ganz auf.

Noch ist völlig unklar, warum Talactoferrin versagt hat. „Wir beabsichtigen, die Daten sorgfältig zu analysieren, um ein besseres Verständnis dieses Ergebnisses zu erlangen“, sagte Agennix-Forschungsvorstand Rajesh Malik. Die in den USA laufende Schwesterstudie Fortis-C soll nun ebenfalls abgebrochen und entblindet werden. Im Februar 2012 scheiterte bereits eine Phase II/III-Studie mit Talactoferrin in der Indikation Sepsis.

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Bei Agennix gibt es noch ein Datenpaket mit Phase IIa-Daten mit einer Gel-Formulierung des Wirkstoffs zur Behandlung des diabetischen Fußes. Derzeit ruhen die weiteren Arbeiten an diesem Projekt, es wird nach einem Entwicklungspartner gesucht. Außerdem gibt es noch den Kinase-Hemmer RGB-286638, der bisher eine Phase I-Studie durchlaufen hat. „Allein ein Phase I-Projekt wäre zu wenig für ein börsennotiertes Unternehmen“, weiß auch Aufsichtsratschef Hettich. Ein kompletter Wegfall von Talactoferrin wäre für Agennix also eine Katastrophe. Vielleicht ist so zu erklären, warum die Verantwortlichen den Wirkstoff noch nicht vollständig aufgeben wollen. „Wir hatten sehr überzeugende Daten in zwei Phase II-Studien. Diesen Erfolg konnten wir in den Studien Oasis und Fortis-M nicht bestätigen. Das ruft ja regelrecht danach, das in der Tiefe zu analysieren“, so Hettich. Auch Friedrich von Bohlen hofft, dass Talactoferrin hier noch einmal Boden gutmachen kann. „Es wäre nicht das erste Mal, dass ein Medikamentenkandidat zurückkommt“, betont von Bohlen, einer der Vertreter des Großaktionärs Dievini im Agennix-Aufsichtsrat. Möglicherweise ließen sich betimmte Patientengruppen identifizieren, bei denen die Substanz eben doch wirke. „Wir wollen kämpfen, um zu verstehen, wieso es diesen inhaltlichen Abriss gibt“, so Hettich. Viel Zeit bleibt den Verantwortlichen für ihre Suche nicht. Selbst nach Personalabbau und Standortschließung reichen Agennix’ Mittel bisher nur, um den Geschäftsbetrieb bis in das erste Quartal 2013 zu sichern.

© biotechnologie.de/bk

 

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