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Biomedica in Aachen: Wege zu maßgeschneiderten Therapien

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Nach den wissenschaftlichen Vorträgen trafen sich auf der Biomedica in Aachen Forscher und Unternehmer an den Ständen der Biotech-Regionen aus dem Dreiländereck Nordrhein-Westfalen, Belgien und Niederlande. Quelle: Biomedica

19.03.2010  - 

Bereits zum vierten Mal richteten die Life Sciences-Organisationen im Dreiländereck zwischen Nordrhein-Westfalen, Belgien und den Niederlanden den Kongress gemeinsam aus. Die Biomedica ist ein Fachkongress für Biowissenschaften und Medizintechnik. Vom 17. bis 18. März trafen sich diesmal im Aachener Kongresszentrum Eurogress Wissenschaftler und Unternehmer zum Erfahrungsaustausch. Mit rund 950 Teilnehmern lockte die Tagung mehr Interessierte an als in den Jahren zuvor. Hauptziel: Die Akteure aus Universitäten und regionalen Unternehmen zusammenbringen, um medizinische Innovationen voranzutreiben.  Viele Redner waren sich einig, dass grenzüberschreitende Kooperationen für die Entwicklung zielgerichteter Therapien und Diagnostik-Verfahren unabdingbar sind.

 

Die Life-Sciences Organisationen der Regionen Aachen, Maastricht (Niederlande) und Liège (Belgien) hatten 2007 erstmals beschlossen, ihre regionalen Treffen zu einem trinationalen Kongress zu bündeln. Seither hat sich die Biomedica zum zentralen Treff für Medizintechniker und Biomediziner im Dreiländereck entwickelt. In diesem Jahr hat der Kongress sein Einzugsgebiet noch erweitert: So beteiligten sich neben den drei Stamm-Regionen erstmals auch Hasselt, Leuven und Eindhoven als Unterstützer. Insgesamt sechs Universitäten sind damit nun an Bord. Die Organisatoren betonten, gerade in dem „Euregio“ genannten Dreiländer-Gebiet seien Kompetenzzentren für biomedizinische Hightech-Technologien entstanden. Zu den Stärken zählten besonders die Diagnose und Behandlung von kardiovaskulären Erkrankungen.

Kooperationen zwischen Pharma und akademischen Partnern

Einen Schwerpunkt des diesjährigen Biomedica-Programms bildete das Trendthema personalisierte Medizin. Unter dieses Stichwort fallen neue Wege in der Diagnostik und Therapie, die künftig immer besser auf den einzelnen Patienten zugeschnittene Behandlungen ermöglichen sollen. Krankheitsspezifische Tests erlauben hierbei Vorhersagen, nach denen sich die geeignete Therapie für einen Patienten planen lässt. Die Entwicklung zielgerichteter und sicherer Therapien und Diagnostika erfordert aber ein Umdenken in der Medikamentenentwicklung. „Das Geschäftsmodell von Big Pharma, alle Entwicklungsschritte im eigenen Hause durchzuführen, ist nicht mehr zeitgemäß“, betonte der Immunologe Michel Goldman in seinem Plenarvortrag. Immer mehr Pharmahersteller setzten auf Kollaborationen mit akademischen Partnern. Goldman ist der Exekutivdirektor der Innovative Medicines Initiative (IMI) in Brüssel,  einer europäischen Förderinitiative, die pharmazeutische Forschung und Entwicklung in Europa attraktiver machen will und innovative Therapien schneller aber sicher zum Patienten bringen will. Die IMI funktioniert in Form eines Public-Private Partnership-Modells zwischen EU-Kommission und dem Verband der europäischen Pharmaindustrie (EFPIA).

Biomedica

Die Biomedica ist der gemeinsame Kongress  der Life-Sciences-Organisationen in der Grenzregion Nordrhein-Westfalen, Belgien und den Niederlanden.

Zur Website der Biomedica 2010: hier klicken

Bis 2017 stellt sie ein Fördervolumen von 2 Milliarden Euro bereit.  Goldman sagte, Ziel der Initiative sei es, besonders die Entwicklung von Werkzeugen  und Techniken zu fördern, die den Weg zu sicheren und zielgenaueren Medikamente bereiten sollen. Bisher würden aus den ersten zwei IMI-Förderrunden 24 Verbundprojekte mit einem Volumen von 400 Millionen Euro gefördert.  „Dazu gehören Projekte zur Prüfung von Biomarkern in der Onkologie oder die Diagnostik von multiresistenten Erregern, aber auch die Entwicklung von webbasierten Methoden für den Datenaustausch“, sagte Goldman in Aachen. Derzeit wird die wissenschaftliche Ausrichtung für die Ausschreibung der dritten Förderrunde im Herbst 2010 festgelegt. Hier sollen unter anderem Toxizitätstests für neue Wirkstoffe, die Tuberkulosemedizin und regenerative Therapien bei Diabetes-Erkankungen einen wichtigen Raum einnehmen, sagte Goldman. Er formulierte außerdem den Wunsch, Patientenorganisationen künftig stärker in den Entwicklungsprozess mit einzubeziehen.

Maßgeschneiderte Spürsubstanzen für Tumoren

In zwei wissenschaftlichen Vortragsblöcken stellten Biomediziner neue Möglichkeiten der krankheitsspezifischen Diagnostik und Therapie vor. Der Nuklearmediziner Felix Mottaghy von Universitätsklinikum Aachen zeigte auf, wie neueste radiologische Spürsubstanzen die Diagnose und Therapie in der Krebsmedizin verbessern helfen. „Radiopharmazeutika können immer besser für eine Tumorart maßgeschneidert werden“, so Mottaghy. Zum Beispiel neuroendokrine Tumore im Magen-Darm-Bereich. Diese Krebsgeschwulste besitzen außergewöhnlich viele Somatostatin-Rezeptoren an der Zelloberfläche. Dockt ein passendes Molekül (Ligand) an diese Rezeptoren an, so werden diese von der Krebszelle einverleibt. Der Trick der Nuklearmediziner: Sie versehen die Liganden künstlich mit einer radioaktiven Markierung. Mit diesem Verfahren können sogar einzelne Krebszellen im Körper aufgespürt werden. „Markiert man die Moleküle mit bestimmten Gamma-Strahlern, so kann man sie auch für die Therapie einsetzen“, so Mottaghy.

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Zur personalisierten Medizin zählen auch regenerative Therapien, die die Selbstheilungskräfte von Patienten wieder ankurbeln sollen. Etienne Sokal von der katholischen Universität in Louvain stellte ein Zelltherapie-Verfahren vor, mit dem künftig Patienten mit einem erblichen oder akuten Leberversagen behandelt werden sollen. Sokal und seiner  im letzten Jahr gegründeten Firma Promethera Biosciences ist es gelungen, bestimmte Lebervorläufer-Zellen im Labor so zu vermehren, dass sie als Arzneimittel eingesetzt werden können. Nach vielversprechenden Experimenten im Tiermodell wurde bereits mit „first-in-man“-Studien begonnen.

Nächstes Jahr in Eindhoven

Weitere Vortragsblöcke der Biomedica beschäftigten sich mit Biomaterialien, der Epigenetik oder neuen Technologien für das Telemonitoring. Promotionsstudenten der sechs beteiligten Universitäten stellten zu diesen Themen über einhundert Poster aus, dazu gab es eine begleitende Ausstellung der regionalen Biotechnologie- und Medizintechnik-Cluster und mehr als 50 Unternehmen. Die Organisatoren zeigten sich zufrieden mit der vierten Biomedica. „Durch den interdisziplinären Mix der Themen wollen wir die Zusammenarbeit mit Universitäten und Unternehmen noch stärker vorantreiben“, sagte Biomedica-Projektmanager Fred Bollen. 2011 soll die Biomedica erstmals im niederländischen Eindhoven stattfinden.

 

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