Wochenrückblick KW 11

16.03.2009

Roche Diagnostics kauft Bielefelder Firma für 15 Millionen Euro

Die Diagnostik-Sparte des Schweizer Pharmakonzerns Roche hat die Bielefelder Firma innovatis AG für 15 Millionen Euro gekauft. Wie der Finanzierer Ventizz Capital Funds in einer Pressemitteilung berichtet, sollen die Bielefelder Teil von Roche Applied Science werden.

Innovatis wurde 1998 als GmbH von Biowissenschaftlern und Informatikexperten der Universität Bielefeld gegründet, die damals ein automatisches Zellzählsystem entwickelt hatten. Heute bietet das Unternehmen darüber hinaus auch Vitalitätstests und Zellfunktionsanalysen für Forschung und Bioproduktion an. Zu den Kunden gehören Pharmakonzerne und Biotech-Unternehmen.

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2001 stiegen zwei Private-Equity-Fonds in die Finanzierung des Unternehmens mit ein, die von Ventizz Capital Funds beraten werden. 2002 erfolgte die Umwandlung in eine AG. „Die Akquisition ist ein weiterer strategischer Schritt zur Stärkung unserer Position als Anbieter umfassender Lösungen für Zellanalysen im Forschungssektor“, sagt Dr. Jürgen Schwiezer, CEO von Roche Diagnostics. Innovatis soll dabei das bestehende Portfolio für die Zellanalyse ergänzen und Synergien zur erst kürzlich eingeführten xCELLigence-Technologie bilden.

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Neuer Angriffspunkt für Malaria-Impfstoff entdeckt

Ein Malaria-Erreger gefangen im Moskito-Netz. Deutsche Forscher haben ein neues Angriffsziel für mögliche Impfstoffe entdeckt.Lightbox-Link
Ein Malaria-Erreger gefangen im Moskito-Netz. Deutsche Forscher haben ein neues Angriffsziel für mögliche Impfstoffe entdeckt.

An Malaria erkranken nach Angaben des Robert-Koch-Instituts jedes Jahr 300 bis 500 Millionen Menschen, vor allem in den Tropen und Suptropen. Jährlich bis zu drei Millionen überleben die fiebrige Infektionskrankheit nicht. Als Auslöser von Malaria gelten einzellige Parasiten der Gattung Plasmodium, von denen vier Erreger für den Menschen gefährlich sind.

Zu den bedrohlichsten zählt dabei Plasmodium falciparum, der wie die anderen auch die Stechmücke Anopheles als Wirt nutzt und auf diese Weise auf den Menschen übertragen werden kann. Sind die Malaria-Parasiten erstmal im Körper, beginnt ein zerstörerischer Kreislauf, der mit dem Befall  der roten Blutkörperchen endet. Wesentliche Schutzmaßnahmen beschränken sich auf die Expositionsprophylaxe (z.B. Repellents, Moskitonetze) und vorbeugende Medikamenteneinnahme (z.B. Chloroquine). Doch inzwischen habe viele Parasitenstämme Resistenzen gegen die Arzneien entwickelt. Einen Impfstoff gegen Malaria gibt es noch nicht, wenngleich daran Forscher wie beispielsweise Peter Seeberger seit Jahren daran forschen (mehr...). 

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Im Profil: Peter Seeberger - süßer Angriff auf Malaria

News: Wenn Parasiten rote Blutkörperchen auffressen

Auch Wissenschaftler am Bernhard-Nocht-Institut in Hamburg beschäftigen sich mit der Tropenkrankenheit. Dort ist jetzt gelungen, die Funktion eines für den Parasiten wichtigen Eiweißes näher zu charakterisieren. Wie die Forscher um Tim-Wolf Gilberger  im Fachmagazin PLoS Pathogens (2009, 6. März, Online-Veröffentlichung) berichten, muss sich das "Apikale Membran-Antigen-1" (AMA-1) für kurze Zeit auf der Oberfläche der Parasiten zeigen, damit er in die Blutkörperchen eindringen kann. Doch offenbar verfügen einzelne Erregerstämme über sehr unterschliedliche Ausprägungen dieses Eiweißstoffes und verwirren auf diese Weise das menschliche Immunsystem, das eigentlich gegen die Parasiten kämpfen sollte. "Ein Mensch in Kenia kann gegen den dort vorherrschenden Stamm immun sein, nicht jedoch gegen einen anderen Stamm in Angola", erläutern die Malariaexperten aus Hamburg. Für diese Variation spielt offenbar das Anhängen eines chemischen Bausteines, organische Phosphate, an den nicht veränderbaren Bereich des AMA-1 Proteins eine entscheidende Rolle. "Gelänge es mit Hilfe von spezifischen Medikamenten dieses Anheften von Phosphaten zu verhindern, könnte ein Eindringen in rote Blutkörperchen und damit das Überleben der Parasiten verhindert werden", resümieren die Forscher. Solche Medikamente werden bereits in der Krebstherapie eingesetzt.

Potenzial von heimischen Pflanzen für Medizin ausschöpfen

Zwiebeln enthalten Schwefelstoffe, die für Mediziner interressant sein könnten.Lightbox-Link
Zwiebeln enthalten Schwefelstoffe, die für Mediziner interressant sein könnten.Quelle: P. Kierchhoff/pixelio.de

Wie man Schädlinge mit Inhaltsstoffen aus Zwiebeln bekämpfen oder das Immunsystem mit Wirkstoffen aus Blaubeeren stärken kann, das wollen nun Wissenschaftler im neuen europäischen Konsortium „Natural Products and related Redox Catalysts” (Red Cat) herausfinden.

Unter der Leitung von Juniorprofessor Claus Jacob von der Universität des Saarlandes ist Red Cat im März gestartet worden und läuft über vier Jahre. Seit Dezember 2008 fließen 2,4 Millionen Euro von der Europäischen Kommission. Zehn Projektpartner und weitere acht assoziierte Partner aus ganz Europa sind mit im Boot, darunter die Universitäten in Metz, Nancy, Aachen und Kaiserslautern sowie die Firma Ursapharm aus Güdingen, das Deutsche Krebsforschungszentrum in Heidelberg, die Universität Exeter und das John Innes Research Centre in Großbritannien, eine Krebsforschungsstiftung in Luxemburg sowie die Universität von Aveiro in Portugal. Im Mittelpunkt des grenzüberschreitenden Vorhabens stehen Wirkstoffe und Arzneimittel aus heimischen Pflanzen, beispielsweise bestimmte Schwefelverbindungen (Thiosulfinate) aus Knoblauch, Zwiebeln oder Pilzen, die antibakterielle oder fungizide Eigenschaften besitzen und als ‚grüne Chemikalien’ in Landwirtschaft und Medizin genutzt werden könnten.  Neben der Forschung wollen die Netzwerkpartner aber auch eine gemeinsame Ausbildung von Nachwuchswissenschaftlern etablieren. Ende März findet ein erstes Treffen aller Beteiligten in Saarbrücken statt.

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Fettarme Lebensmittel im Visier

Ob Diabetes, Atherosklerose oder Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems – eine Vielzahl von Krankheiten werden inzwischen mit der Ernährung beziehungsweise mit Ernährungsgewohnheiten in Zusammenhang gebracht.

Diese haben sich in den vergangenen Jahren enorm verändert und tragen letztlich  auch dazu bei, dass  es immer mehr und immer Patienten gibt, die am Risikofaktor Übergewicht leiden. Dass der übermäßige Verzehr von energie- und fettreichen Nahrungsmitteln zu Übergewicht führen kann, ist längst bekannt. Welche Stoffe dabei auf molekularer Ebene für die Fettwahrnehmung zuständig sind, weiß bisher aber noch niemand. Unklar ist zudem, welche Inhaltststoffe in fetthaltigen Produkten eigentlich unser Sättigungsgeführl steuern.

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News: Die Wege von Fetten sichtbar machen

Dossier: Gene geben Gewicht

Ein Konsortium unter dem Dach des Forschungskreises der Ernährungsindustrie hat sich jetzt zum Ziel gesetzt, diese Fragen zu klären. Unter dem Titel „Fettwahrnehmung und Sättigungsregulation: Ansatz zur Entwicklung fettreduzierter Lebensmittel“ haben  dabei elf Wissenschaftlergruppen renommierter Forschungseinrichtungen aus ganz Deutschland - Lebensmittelchemiker, Mediziner, Ernährungswissenschaftler, Molekularbiologen und Technologen unter der Leitung von Peter Schieberle vom Lehrstuhl für Lebensmittelchemie an der TU. Vier Teilprojekte werden dabei vom Bundeswirtschaftsministerium über die Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungseinrichtungen gefördert, vier weitere erhalten finanzielle Unterstützung von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). „Ohne den Input der Grundlagenforschung wird es auf dem Gebiet gesundheitsfördernder Lebenmitel keine Fortschritte geben“, sagte Joachim Schmitt, Leiter des projektbegleitenden Ausschusses und Produktentwickler bei Lorenz Snack World in Neu-Isenburg. 

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Genetische Ursache für Lippen-Kiefer-Gaumenspalte entdeckt

Eine Lippen-Kiefer-Gaumenspalte gehört zu den angeborenen Spaltfehlbildungen und tritt verhältnismäßig häufig auf, bei einem von 700 Neugeborenen. Auf welchen Ursachen diese Erkrankung zurückführen ist, war bisher nicht bekannt.

Vermutet wurden sowohl genetische Faktoren als auch Umwelteinflüsse wie Rauchen, Alkohol- oder Drogenkonsum der Mutter in der Frühschwangerschaft. Nun haben Wissenschaftler um  Elisabeth Mangold von der Universität Bonn herausgefunden, dass die Gene offenbar doch mehr Gewicht haben als bislang angenommen. Wie die Forscher im Fachmagazin Nature Genetics (2009, 8. März, Online-Vorabveröffentlichung) berichten, sind etwa 40 Prozent aller Lippen-Kiefer-Gaumenspalten auf eine genetische Veränderung auf dem Chromosom 8 zurückzuführen. Die Wissenschaftler hatten dabei 460 Personen mit Lippen-Kiefer-Gaumenspalte untersucht sowie rund 500.000 Genvariationen analysiert. Dabei stießen sie dem langen Arm des Chromosom 8 auf eine bestimmte Abweichung (rs987525), die bei Menschen mit Lippen-Kiefer-Gaumenspalte sehr viel häufiger auftrat als bei Personen ohne diese Beeinträchtigung. Welche Funktion das damit verbundende Gen hat, müssen die Forscher noch herausfinden. Mangold vermutet, dass es sich dabei um einen Transkriptionsfaktor handelt, der die Wirkung anderer Gene steuert. Therapeutisches Potenzial sehen die Forscher durch ihre Entdeckung allerdings kaum, da es sich um Mutationen handelt, zu denen es während Embryonalentwicklung kommt.

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Grüne Gentechnik: Zwischen Einfuhrerlaubnis und Feldbesetzung

Die von Bayer CropScience entwickelte, gentechnisch veränderte (gv) Rapssorte T45 wird seit zehn Jahren in Kanada angebaut, dem weltweit führenden Raps-Anbauland. Die Pflanzen sind gegen ein spezielles Pflanzenschutzmittel resistent. Die EU-Kommission hat nun die Einfuhr dieser Sorte in Europa für die Verarbeitung zu Lebens- und Futtermitteln genehmigt.

Zuvor hatten sich die Umweltminister der EU-Mitgliedstaaten erneut nicht einigen können, obwohl die wissenschaftliche Bewertung durch die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) keine Hinweise auf Sicherheitsmängel gefunden hatte.  Derweil betonte EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso nach einem Gespräch mit Österreichs Bundeskanzler Werner Faymann kürzlich in Wien, dass die EU-Kommission keine prinzipielle Position gegen oder für ein Verbot des Anbaus von gv-Pflanzen habe. Derzeit analysiere man, wie Vorstöße behandelt werden sollen, die sich für einzelstaatliche Anbauverbote einsetzen. Zuletzt scheiterte die EU-Kommission im Umweltministerrat, nationale Anbauverbote von Eu-weit zugelassenen gv-Sorten (wie sie unter anderem auch in Österreich praktiziert werden) von EU-Seite zu kippen (mehr...).

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Förderbeispiel: Raps ohne bitteren Nachgeschmack 

News: Nationale GVO-Anbauverbote in EU zulässig

News: Weltweiter Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen wächst

Rubrik Video/Kategorie Landwirtschaft: Bekämpfung von Schädlingen bei Kartoffeln

In Deutschland lassen Gentechnik-Kritiker derweil nicht locker. Zwar hält Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) ein generelles Anbauverbot von gv-Pflanzen in Deutschland derzeit politisch nicht für durchsetzbar, lässt die aktuelle Genehmigung für den gv-Mais MON 810 aber dennoch prüfen. Manche Aktivisten geht das nicht weit genug. So waren Anti-Gentechnik-Aktivisten in der Nacht zum Freitag (13. März) auf das abgezäunte Gelände des Schaugartens Üplingen eingedrungen, hatten dort ein Zelt errichtet und einen Beobachtungsturm besetzt. Am Tag darauf musste die Polizei die Feldbesetzer vom Gelände räumen. Der Schaugarten exisiert seit Sommer 2008 und wird von der BioTechFarm GmbH betrieben. Der insgesamt fünf Hektar große Schaugarten zeigt Freisetzungsversuche mit verschiedenen gentechnisch veränderten Mais- und Kartoffelsorten - darunter auch solche, die in Europa noch nicht für den Anbau zugelassen sind. An ihnen lassen sich unter anderem die jahrzehntelangen Bemühungen der Pflanzenzüchter um Kartoffelsorten nachvollziehen, die neben den Eigenschaften einer guten, ertragreichen Sorte auch eine dauerhafte Resistenz gegen die berüchtigte Kraut- und Knollenfäule (Phytophthora) besitzen sollen.